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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Der Oberharz.
Hauptstollen, wie der Oberwildemanns- und getroste Hewigstollen, an
denen sich Heinrich seiner Zeit vergeblich versucht hatte, wurden
mit besserem Erfolge hergestellt. Im Rammelsberge wurde 1585 der
tiefe Stollen durchgeschlagen und dadurch die Ausbeute ansehnlich er-
höht. Nicht minder erfreuten sich die Eisensteinbergwerke bei Gittelde
und Osterode der eifrigsten Förderung seitens des Herzogs. Bald
wurde der Harz als das ergiebigste Bergwerk in Deutschland be-
rühmt. Herzog Julius gestand in einem Schreiben bereits 1576 zu,
dass er den jährlichen Überschuss schon 84000 Gulden höher als sein
Vater gebracht habe. Sein erster Berghauptmann (um 1570) war
Burchard von Steinberg. Algermann, des Herzogs Geheim-
schreiber, berichtet: "Dieweil die Bergwerke eine besondere Gabe und
Geschenk des Allmächtigen, bei dem getreulich gehandelt werden muss:
also hat der löbliche Fürst als ein geübter, emsiger und fleissiger
Haushalter ein sonderlich fleissiges wachendes Auge auf dieselbe und
dabei getreue Bergverständige und fleissige Räte ..." "Diese mussten
ihm alle Donnerstag einen richtigen Extrakt aller Berg-Register und
-Sachen allhier überreichen und von dem Zustande der Bergwerke
Bescheid geben 1)." Wie denn auch aus allen Ämtern jeden Samstag
ein Amtsauszug in fürstliche Kammer geliefert werden musste, dass
man von Woche zu Woche, was auf einem jeden Bergwerke an Erz,
Galmey, Vitriol und Blei und von jeder Art Vieh, Korn etc. Vorrat war,
ersehen konnte; aus welchen Auszügen dann in der Thesorien-Zahl-
kammer allemal eine Pergamentrolle angefertigt werden musste, welche
Se. Fürstl. Gnaden in zwei silbernen Röllchen am Halse trugen und
daraus wussten, was sie tägliches einzukommen und zu haben hatten (!).
Und habe von Sr. Fürstl. Gnaden ich oft selbst gehört, dass derselbe
die Bergwerke bei währender Regierung auf 20000 Thlr. jährliches
Einkommen höher gebracht, als Se. Fürstl. Gnaden, sein Vater, sie
gelassen. Er pflegte zu sagen: "Spartam nactus est hanc orna! und
wollen wir nicht einen Fuss breit ununtersucht lassen." In diesem
Sinne liess der Herzog im Jahre 1586 eine noch viel umfangreichere
geognostische Aufnahme seines ganzen Landes vornehmen, und zwar
von dem aus Heidelberg berufenen, von Pfalzgraf Casimir erbetenen,
berühmten Bergmeister Hans Fischer. Diesem stand der herzog-
liche obere Bergbeamte Erasmus Ebener aus Nürnberg, der schon
unter Heinrich dem Jüngeren die Leitung des Bergbaues im Rammels-

1) Hardanus Hacke in seiner zu Wildemann auf Herzog Julius gehaltenen
Leichenpredigt.

Der Oberharz.
Hauptstollen, wie der Oberwildemanns- und getroste Hewigstollen, an
denen sich Heinrich seiner Zeit vergeblich versucht hatte, wurden
mit besserem Erfolge hergestellt. Im Rammelsberge wurde 1585 der
tiefe Stollen durchgeschlagen und dadurch die Ausbeute ansehnlich er-
höht. Nicht minder erfreuten sich die Eisensteinbergwerke bei Gittelde
und Osterode der eifrigsten Förderung seitens des Herzogs. Bald
wurde der Harz als das ergiebigste Bergwerk in Deutschland be-
rühmt. Herzog Julius gestand in einem Schreiben bereits 1576 zu,
daſs er den jährlichen Überschuſs schon 84000 Gulden höher als sein
Vater gebracht habe. Sein erster Berghauptmann (um 1570) war
Burchard von Steinberg. Algermann, des Herzogs Geheim-
schreiber, berichtet: „Dieweil die Bergwerke eine besondere Gabe und
Geschenk des Allmächtigen, bei dem getreulich gehandelt werden muſs:
also hat der löbliche Fürst als ein geübter, emsiger und fleiſsiger
Haushalter ein sonderlich fleiſsiges wachendes Auge auf dieselbe und
dabei getreue Bergverständige und fleiſsige Räte …“ „Diese muſsten
ihm alle Donnerstag einen richtigen Extrakt aller Berg-Register und
-Sachen allhier überreichen und von dem Zustande der Bergwerke
Bescheid geben 1).“ Wie denn auch aus allen Ämtern jeden Samstag
ein Amtsauszug in fürstliche Kammer geliefert werden muſste, daſs
man von Woche zu Woche, was auf einem jeden Bergwerke an Erz,
Galmey, Vitriol und Blei und von jeder Art Vieh, Korn etc. Vorrat war,
ersehen konnte; aus welchen Auszügen dann in der Thesorien-Zahl-
kammer allemal eine Pergamentrolle angefertigt werden muſste, welche
Se. Fürstl. Gnaden in zwei silbernen Röllchen am Halse trugen und
daraus wuſsten, was sie tägliches einzukommen und zu haben hatten (!).
Und habe von Sr. Fürstl. Gnaden ich oft selbst gehört, daſs derselbe
die Bergwerke bei währender Regierung auf 20000 Thlr. jährliches
Einkommen höher gebracht, als Se. Fürstl. Gnaden, sein Vater, sie
gelassen. Er pflegte zu sagen: „Spartam nactus est hanc orna! und
wollen wir nicht einen Fuſs breit ununtersucht lassen.“ In diesem
Sinne lieſs der Herzog im Jahre 1586 eine noch viel umfangreichere
geognostische Aufnahme seines ganzen Landes vornehmen, und zwar
von dem aus Heidelberg berufenen, von Pfalzgraf Casimir erbetenen,
berühmten Bergmeister Hans Fischer. Diesem stand der herzog-
liche obere Bergbeamte Erasmus Ebener aus Nürnberg, der schon
unter Heinrich dem Jüngeren die Leitung des Bergbaues im Rammels-

1) Hardanus Hacke in seiner zu Wildemann auf Herzog Julius gehaltenen
Leichenpredigt.
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[781/0801] Der Oberharz. Hauptstollen, wie der Oberwildemanns- und getroste Hewigstollen, an denen sich Heinrich seiner Zeit vergeblich versucht hatte, wurden mit besserem Erfolge hergestellt. Im Rammelsberge wurde 1585 der tiefe Stollen durchgeschlagen und dadurch die Ausbeute ansehnlich er- höht. Nicht minder erfreuten sich die Eisensteinbergwerke bei Gittelde und Osterode der eifrigsten Förderung seitens des Herzogs. Bald wurde der Harz als das ergiebigste Bergwerk in Deutschland be- rühmt. Herzog Julius gestand in einem Schreiben bereits 1576 zu, daſs er den jährlichen Überschuſs schon 84000 Gulden höher als sein Vater gebracht habe. Sein erster Berghauptmann (um 1570) war Burchard von Steinberg. Algermann, des Herzogs Geheim- schreiber, berichtet: „Dieweil die Bergwerke eine besondere Gabe und Geschenk des Allmächtigen, bei dem getreulich gehandelt werden muſs: also hat der löbliche Fürst als ein geübter, emsiger und fleiſsiger Haushalter ein sonderlich fleiſsiges wachendes Auge auf dieselbe und dabei getreue Bergverständige und fleiſsige Räte …“ „Diese muſsten ihm alle Donnerstag einen richtigen Extrakt aller Berg-Register und -Sachen allhier überreichen und von dem Zustande der Bergwerke Bescheid geben 1).“ Wie denn auch aus allen Ämtern jeden Samstag ein Amtsauszug in fürstliche Kammer geliefert werden muſste, daſs man von Woche zu Woche, was auf einem jeden Bergwerke an Erz, Galmey, Vitriol und Blei und von jeder Art Vieh, Korn etc. Vorrat war, ersehen konnte; aus welchen Auszügen dann in der Thesorien-Zahl- kammer allemal eine Pergamentrolle angefertigt werden muſste, welche Se. Fürstl. Gnaden in zwei silbernen Röllchen am Halse trugen und daraus wuſsten, was sie tägliches einzukommen und zu haben hatten (!). Und habe von Sr. Fürstl. Gnaden ich oft selbst gehört, daſs derselbe die Bergwerke bei währender Regierung auf 20000 Thlr. jährliches Einkommen höher gebracht, als Se. Fürstl. Gnaden, sein Vater, sie gelassen. Er pflegte zu sagen: „Spartam nactus est hanc orna! und wollen wir nicht einen Fuſs breit ununtersucht lassen.“ In diesem Sinne lieſs der Herzog im Jahre 1586 eine noch viel umfangreichere geognostische Aufnahme seines ganzen Landes vornehmen, und zwar von dem aus Heidelberg berufenen, von Pfalzgraf Casimir erbetenen, berühmten Bergmeister Hans Fischer. Diesem stand der herzog- liche obere Bergbeamte Erasmus Ebener aus Nürnberg, der schon unter Heinrich dem Jüngeren die Leitung des Bergbaues im Rammels- 1) Hardanus Hacke in seiner zu Wildemann auf Herzog Julius gehaltenen Leichenpredigt.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 781. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/801>, abgerufen am 22.11.2024.