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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Der Oberharz.
minderte sich nicht, als diesen das schwere Schicksal traf, seine
beiden geliebten ältesten Söhne in der Schlacht von Sievershausen
zu verlieren. Julius floh zuletzt zu seinem Schwager Markgraf
Hans dem Weisen von Brandenburg. Heinrich, Witwer geworden,
schritt zu einer neuen Ehe mit Sophie von Polen in der Hoffnung
auf Nachkommenschaft und fest entschlossen, Julius von der Nach-
folge auszuschliessen. Als sich diese Hoffnung nicht erfüllte, wollte
er seinen unehelichen Sohn (von Eva von Trott) Eitel Heinrich von
Kirchberg legitimieren lassen, aber dieser weigerte sich, darauf ein-
zugehen. Erst als Julius von seiner edlen Gemahlin Hedwig, Tochter
des Kurfürsten Joachim von Brandenburg, selbst ein Sohn geboren
war, milderte sich der harte Sinn des Vaters. Am 11. Juni 1568
schied Herzog Heinrich aus dem Leben, und Julius bestieg den braun-
schweigischen Thron. Mit fester Hand ergriff er die Zügel der Re-
gierung. Er war in einer schweren Schule des Lebens erzogen. Mit
gründlicher Bildung und reichen Kenntnissen war bei ihm ein hervor-
ragender Sinn für Ordnung und ein organisatorisches Genie ver-
bunden. Er begann seine Regierungsthätigkeit damit, auf allen Ge-
bieten strenge Ordnung einzuführen, nicht in pedantischer Weise und
durch gedruckte Reglements, sondern vor Allem durch sein lebendiges
Beispiel. In allen Kollegien arbeitete er selbst mit, und erst nachdem
er den Geschäftsgang gründlich und praktisch kennen gelernt und
seinen Beamten gezeigt hatte, wie man arbeiten müsse, erliess er seine
Ordnungen.

Sein Wirken fiel in die Zeit, in welcher das Ansehen der Kaiser-
macht in Deutschland mehr und mehr schwand, und die Macht der
Territorialherren, die Selbständigkeit der Landesfürsten wuchs 1). Die
Regalität war längst aus der Hand des Kaisers in die der Landes-
herren übergegangen, und der Regalismus wurde von diesen auf Alles
ausgedehnt, nicht nur auf den Besitz von Wald, Mineralschätzen,
Hüttenwerken, sondern auch auf alle Betriebe, auf Gewerbe und Han-
del. Die Landesväterlichkeit erstreckte sich über Alles. In diesem
Sinne erfasste auch Herzog Julius seinen Beruf und er wurde wirk-
lich ein Landesvater im besten Sinne. Sein bekannter Wahlspruch
"Aliis inservando consumor" war auch der Inhalt seines Lebens. Auf
sein vielseitiges Wirken können wir hier nicht eingehen; nur Einzelnes
können wir berühren.


1) Siehe E. Bodemann, die Volkswirtschaft des Herzogs Julius von Braun-
schweig in Dr. J. H. Müllers Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte. Neue
Folge, I. Jahrgang, Hannover 1872, S. 197 etc.

Der Oberharz.
minderte sich nicht, als diesen das schwere Schicksal traf, seine
beiden geliebten ältesten Söhne in der Schlacht von Sievershausen
zu verlieren. Julius floh zuletzt zu seinem Schwager Markgraf
Hans dem Weisen von Brandenburg. Heinrich, Witwer geworden,
schritt zu einer neuen Ehe mit Sophie von Polen in der Hoffnung
auf Nachkommenschaft und fest entschlossen, Julius von der Nach-
folge auszuschlieſsen. Als sich diese Hoffnung nicht erfüllte, wollte
er seinen unehelichen Sohn (von Eva von Trott) Eitel Heinrich von
Kirchberg legitimieren lassen, aber dieser weigerte sich, darauf ein-
zugehen. Erst als Julius von seiner edlen Gemahlin Hedwig, Tochter
des Kurfürsten Joachim von Brandenburg, selbst ein Sohn geboren
war, milderte sich der harte Sinn des Vaters. Am 11. Juni 1568
schied Herzog Heinrich aus dem Leben, und Julius bestieg den braun-
schweigischen Thron. Mit fester Hand ergriff er die Zügel der Re-
gierung. Er war in einer schweren Schule des Lebens erzogen. Mit
gründlicher Bildung und reichen Kenntnissen war bei ihm ein hervor-
ragender Sinn für Ordnung und ein organisatorisches Genie ver-
bunden. Er begann seine Regierungsthätigkeit damit, auf allen Ge-
bieten strenge Ordnung einzuführen, nicht in pedantischer Weise und
durch gedruckte Reglements, sondern vor Allem durch sein lebendiges
Beispiel. In allen Kollegien arbeitete er selbst mit, und erst nachdem
er den Geschäftsgang gründlich und praktisch kennen gelernt und
seinen Beamten gezeigt hatte, wie man arbeiten müsse, erlieſs er seine
Ordnungen.

Sein Wirken fiel in die Zeit, in welcher das Ansehen der Kaiser-
macht in Deutschland mehr und mehr schwand, und die Macht der
Territorialherren, die Selbständigkeit der Landesfürsten wuchs 1). Die
Regalität war längst aus der Hand des Kaisers in die der Landes-
herren übergegangen, und der Regalismus wurde von diesen auf Alles
ausgedehnt, nicht nur auf den Besitz von Wald, Mineralschätzen,
Hüttenwerken, sondern auch auf alle Betriebe, auf Gewerbe und Han-
del. Die Landesväterlichkeit erstreckte sich über Alles. In diesem
Sinne erfaſste auch Herzog Julius seinen Beruf und er wurde wirk-
lich ein Landesvater im besten Sinne. Sein bekannter Wahlspruch
„Aliis inservando consumor“ war auch der Inhalt seines Lebens. Auf
sein vielseitiges Wirken können wir hier nicht eingehen; nur Einzelnes
können wir berühren.


1) Siehe E. Bodemann, die Volkswirtschaft des Herzogs Julius von Braun-
schweig in Dr. J. H. Müllers Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte. Neue
Folge, I. Jahrgang, Hannover 1872, S. 197 etc.
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[778/0798] Der Oberharz. minderte sich nicht, als diesen das schwere Schicksal traf, seine beiden geliebten ältesten Söhne in der Schlacht von Sievershausen zu verlieren. Julius floh zuletzt zu seinem Schwager Markgraf Hans dem Weisen von Brandenburg. Heinrich, Witwer geworden, schritt zu einer neuen Ehe mit Sophie von Polen in der Hoffnung auf Nachkommenschaft und fest entschlossen, Julius von der Nach- folge auszuschlieſsen. Als sich diese Hoffnung nicht erfüllte, wollte er seinen unehelichen Sohn (von Eva von Trott) Eitel Heinrich von Kirchberg legitimieren lassen, aber dieser weigerte sich, darauf ein- zugehen. Erst als Julius von seiner edlen Gemahlin Hedwig, Tochter des Kurfürsten Joachim von Brandenburg, selbst ein Sohn geboren war, milderte sich der harte Sinn des Vaters. Am 11. Juni 1568 schied Herzog Heinrich aus dem Leben, und Julius bestieg den braun- schweigischen Thron. Mit fester Hand ergriff er die Zügel der Re- gierung. Er war in einer schweren Schule des Lebens erzogen. Mit gründlicher Bildung und reichen Kenntnissen war bei ihm ein hervor- ragender Sinn für Ordnung und ein organisatorisches Genie ver- bunden. Er begann seine Regierungsthätigkeit damit, auf allen Ge- bieten strenge Ordnung einzuführen, nicht in pedantischer Weise und durch gedruckte Reglements, sondern vor Allem durch sein lebendiges Beispiel. In allen Kollegien arbeitete er selbst mit, und erst nachdem er den Geschäftsgang gründlich und praktisch kennen gelernt und seinen Beamten gezeigt hatte, wie man arbeiten müsse, erlieſs er seine Ordnungen. Sein Wirken fiel in die Zeit, in welcher das Ansehen der Kaiser- macht in Deutschland mehr und mehr schwand, und die Macht der Territorialherren, die Selbständigkeit der Landesfürsten wuchs 1). Die Regalität war längst aus der Hand des Kaisers in die der Landes- herren übergegangen, und der Regalismus wurde von diesen auf Alles ausgedehnt, nicht nur auf den Besitz von Wald, Mineralschätzen, Hüttenwerken, sondern auch auf alle Betriebe, auf Gewerbe und Han- del. Die Landesväterlichkeit erstreckte sich über Alles. In diesem Sinne erfaſste auch Herzog Julius seinen Beruf und er wurde wirk- lich ein Landesvater im besten Sinne. Sein bekannter Wahlspruch „Aliis inservando consumor“ war auch der Inhalt seines Lebens. Auf sein vielseitiges Wirken können wir hier nicht eingehen; nur Einzelnes können wir berühren. 1) Siehe E. Bodemann, die Volkswirtschaft des Herzogs Julius von Braun- schweig in Dr. J. H. Müllers Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte. Neue Folge, I. Jahrgang, Hannover 1872, S. 197 etc.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 778. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/798>, abgerufen am 22.11.2024.