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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Der Oberharz.
das schon 1505 seine eigene Pfarrkirche erbauen konnte; 1535 erhielt
es Stadtrechte. Als Elisabeth alt und schwach wurde, belieh sie ihren
treuen Kanzler Spiegelberg mit den Eisenwerken am Iberge. Dieser
legte in Gittelde eine Faktorei an, durch welche der ganze Eisenhandel
geleitet wurde, und da nun die Herzogin Spiegelberg anfangs scherz-
weise ihren Eisenkanzler nannte und unter diesem Titel an ihn
schrieb, so bekam die Gittelder Faktorei den Namen Eisenkanzlei
und behielt diesen Namen bis gegen Ende des 16. Jahrhunderts. Der
Chronist Hardanus Hacke 1) schreibt darüber, nachdem er gemeldet,
dass die von Stolberg und dem Elrich von der Herzogin herberufenen
Stahlschmiede aus dem Eisenbergwerke am "Ibenberge" gut Eisen
und Stahl machen konnten, es ihnen aber an "Verlag" gemangelt,
und sie die Herzogin um Verlag gebeten hätten: "die gute fromme
Fürstin, die keinen vorteiligen Geniess suchte und haben wollte, hat
den Verlag ihrem Kanzler Spiegelberg überlassen, der es auch dann
aufgenommen und verlegt hat. Daher ist es Kanzelei genannt worden
und hat den Namen bis auf den heutigen Tag behalten." Noch in
den letzten Jahren ihres Lebens weilte Herzogin Elisabeth häufig in
Grund, wo sie Schlackenbäder nahm. Sie starb hochbetagt um 1520,
jedoch ist Tag und Jahr ihres Todes unbekannt. Der Verehrung, die
sie genoss, gab damals der Pfarrer von Ohlenhausen in folgenden
lateinischen Versen Ausdruck:

Elisabetha pia -- De Stolberg Comitessa -- De Brunswig
Ducissa -- Caste et pudica -- Ducis Wilhelmi
relicta -- Junioris vidua -- Mater et nutrix ecclesiae --
Cum magna devotione -- Fautrix Clericorum --
Inventrix Metallorum -- Paupertatis consolatio --
In Domino abdormivit -- In tumulo habitat --
In pace requiescat. -- Amen. --

Der Kanzler Spiegelberg nahm sich der Gruben und Hütten
mit Eifer an und setzte Alles in guten Stand. Zu jener Zeit werden
bereits genannt die Gruben am Schüffelberg, im inneren Hasselbach,
Glück Gottes, wunderlicher Hermen, Königsgrube, in Buche u. s. w.,
auf welchen Eisen- und Kupfererze gefördert wurden. Diese wurden
verschmolzen auf den Hütten Schwickershof vor dem Iberge, der
Schrammenenhütte, Glückshof, der krummen Hütte, Laubhütte, oberen

1) Hardanus Hacke, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts Prediger
der Bergstadt Wildemann, schrieb eine "Historia" von denen im Fürstentum
Braunschweig am Harze belegenen Bergwerken, welche mit dem Jahre 1583 en-
digt und von der Calvör eine Abschrift besass.

Der Oberharz.
das schon 1505 seine eigene Pfarrkirche erbauen konnte; 1535 erhielt
es Stadtrechte. Als Elisabeth alt und schwach wurde, belieh sie ihren
treuen Kanzler Spiegelberg mit den Eisenwerken am Iberge. Dieser
legte in Gittelde eine Faktorei an, durch welche der ganze Eisenhandel
geleitet wurde, und da nun die Herzogin Spiegelberg anfangs scherz-
weise ihren Eisenkanzler nannte und unter diesem Titel an ihn
schrieb, so bekam die Gittelder Faktorei den Namen Eisenkanzlei
und behielt diesen Namen bis gegen Ende des 16. Jahrhunderts. Der
Chronist Hardanus Hacke 1) schreibt darüber, nachdem er gemeldet,
daſs die von Stolberg und dem Elrich von der Herzogin herberufenen
Stahlschmiede aus dem Eisenbergwerke am „Ibenberge“ gut Eisen
und Stahl machen konnten, es ihnen aber an „Verlag“ gemangelt,
und sie die Herzogin um Verlag gebeten hätten: „die gute fromme
Fürstin, die keinen vorteiligen Genieſs suchte und haben wollte, hat
den Verlag ihrem Kanzler Spiegelberg überlassen, der es auch dann
aufgenommen und verlegt hat. Daher ist es Kanzelei genannt worden
und hat den Namen bis auf den heutigen Tag behalten.“ Noch in
den letzten Jahren ihres Lebens weilte Herzogin Elisabeth häufig in
Grund, wo sie Schlackenbäder nahm. Sie starb hochbetagt um 1520,
jedoch ist Tag und Jahr ihres Todes unbekannt. Der Verehrung, die
sie genoſs, gab damals der Pfarrer von Ohlenhausen in folgenden
lateinischen Versen Ausdruck:

Elisabetha pia — De Stolberg Comitessa — De Brunswig
Ducissa — Caste et pudica — Ducis Wilhelmi
relicta — Junioris vidua — Mater et nutrix ecclesiae —
Cum magna devotione — Fautrix Clericorum —
Inventrix Metallorum — Paupertatis consolatio —
In Domino abdormivit — In tumulo habitat —
In pace requiescat. — Amen. —

Der Kanzler Spiegelberg nahm sich der Gruben und Hütten
mit Eifer an und setzte Alles in guten Stand. Zu jener Zeit werden
bereits genannt die Gruben am Schüffelberg, im inneren Hasselbach,
Glück Gottes, wunderlicher Hermen, Königsgrube, in Buche u. s. w.,
auf welchen Eisen- und Kupfererze gefördert wurden. Diese wurden
verschmolzen auf den Hütten Schwickershof vor dem Iberge, der
Schrammenenhütte, Glückshof, der krummen Hütte, Laubhütte, oberen

1) Hardanus Hacke, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts Prediger
der Bergstadt Wildemann, schrieb eine „Historia“ von denen im Fürstentum
Braunschweig am Harze belegenen Bergwerken, welche mit dem Jahre 1583 en-
digt und von der Calvör eine Abschrift besaſs.
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[775/0795] Der Oberharz. das schon 1505 seine eigene Pfarrkirche erbauen konnte; 1535 erhielt es Stadtrechte. Als Elisabeth alt und schwach wurde, belieh sie ihren treuen Kanzler Spiegelberg mit den Eisenwerken am Iberge. Dieser legte in Gittelde eine Faktorei an, durch welche der ganze Eisenhandel geleitet wurde, und da nun die Herzogin Spiegelberg anfangs scherz- weise ihren Eisenkanzler nannte und unter diesem Titel an ihn schrieb, so bekam die Gittelder Faktorei den Namen Eisenkanzlei und behielt diesen Namen bis gegen Ende des 16. Jahrhunderts. Der Chronist Hardanus Hacke 1) schreibt darüber, nachdem er gemeldet, daſs die von Stolberg und dem Elrich von der Herzogin herberufenen Stahlschmiede aus dem Eisenbergwerke am „Ibenberge“ gut Eisen und Stahl machen konnten, es ihnen aber an „Verlag“ gemangelt, und sie die Herzogin um Verlag gebeten hätten: „die gute fromme Fürstin, die keinen vorteiligen Genieſs suchte und haben wollte, hat den Verlag ihrem Kanzler Spiegelberg überlassen, der es auch dann aufgenommen und verlegt hat. Daher ist es Kanzelei genannt worden und hat den Namen bis auf den heutigen Tag behalten.“ Noch in den letzten Jahren ihres Lebens weilte Herzogin Elisabeth häufig in Grund, wo sie Schlackenbäder nahm. Sie starb hochbetagt um 1520, jedoch ist Tag und Jahr ihres Todes unbekannt. Der Verehrung, die sie genoſs, gab damals der Pfarrer von Ohlenhausen in folgenden lateinischen Versen Ausdruck: Elisabetha pia — De Stolberg Comitessa — De Brunswig Ducissa — Caste et pudica — Ducis Wilhelmi relicta — Junioris vidua — Mater et nutrix ecclesiae — Cum magna devotione — Fautrix Clericorum — Inventrix Metallorum — Paupertatis consolatio — In Domino abdormivit — In tumulo habitat — In pace requiescat. — Amen. — Der Kanzler Spiegelberg nahm sich der Gruben und Hütten mit Eifer an und setzte Alles in guten Stand. Zu jener Zeit werden bereits genannt die Gruben am Schüffelberg, im inneren Hasselbach, Glück Gottes, wunderlicher Hermen, Königsgrube, in Buche u. s. w., auf welchen Eisen- und Kupfererze gefördert wurden. Diese wurden verschmolzen auf den Hütten Schwickershof vor dem Iberge, der Schrammenenhütte, Glückshof, der krummen Hütte, Laubhütte, oberen 1) Hardanus Hacke, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts Prediger der Bergstadt Wildemann, schrieb eine „Historia“ von denen im Fürstentum Braunschweig am Harze belegenen Bergwerken, welche mit dem Jahre 1583 en- digt und von der Calvör eine Abschrift besaſs.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 775. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/795>, abgerufen am 22.11.2024.