einem ansehnlichen Dorf empor. In den nahegelegenen Gebirgen ge- wann man Eisenerze und verschmolz dieselben. Das erzeugte Schmiede- eisen führte man 1436 in grossen Quantitäten nach Erfurt. Nach einer erhaltenen Urkunde aus diesem Jahre bezeugten zwei Suhler Eisengewerke von 60 Jahren, dass weder sie noch ihre Väter jemals Geleitsgeld für ihr Eisen nach Erfurt bezahlt hätten (29. Juni 1436 1).
Vornehmlich wurde am Dellberg viel Eisenstein gefördert, und nach einer Urkunde von 1462 hat Graf Wilhelm der damaligen Ge- werkschaft gewisse Gesetze vorgeschrieben, nach welchen sie sich bei diesem Bergbau richten sollten.
1474 bestand bereits in Suhl ein Berggericht, dem damals auch der hallenbergische Bezirk unterstellt wurde, ein Beweis für die grosse Bedeutung von Suhl als Bergstadt. 1487 wurde Suhl infolge seiner zahlreichen Bergknappenbevölkerung von der Pfarrei Ebertshausen abgetrennt und musste sich eine eigene Kirche bauen, welche 1491 vollendet wurde 2). Alter Bergbau bestand bei Vesser um den Krux her, wo auch zahlreiche Eisenhämmer lagen. Suhl hatte schon 1509 ein Rathaus und einen Rat. 1517 verlieh Graf Wilhelm VII. von Henneberg Suhl städtische Vorrechte und erhob es 1527 förmlich zu einer Stadt mit eigenen Munizipalrechten und wirkte ihr 1544 bei Kaiser Karl V. das Jahrmarktsprivileg aus. Es erhielt drei Jahrmärkte mit kaiserlichem Schutz und Geleit. Die Stadt trägt von alters her den Berg- mannshammer im Wappen. Diese Vorrechte wurden Suhl erteilt wegen seiner Gewehrfabrikation, welche sich schon damals eines weitver- breiteten Ruhms erfreute. Durch die spanischen und italienischen regulären Truppen kamen die Musketen in Deutschland auf und gerade diese Art Gewehre wurden in Suhl fabrikmässig hergestellt. Dies geschah um 1530. Auch in Wasungen wurde schon damals die Gewehrfabrikation aufgenommen, die aber später durch den 30jährigen Krieg zu Grunde ging. Die Bergleute und die Eisenarbeiter wandten sich auch zu Suhl früh dem Protestantismus zu. 1544 wurde Fürst Georg Ernst zu Henneberg lutherisch. 1583 starb das Haus Henne- berg aus und Suhl fiel an Sachsen. 1590 brannte ein grosser Teil der Stadt nieder, aber der schwungvolle Bergbau und namentlich die blühende Gewehrfabrik veranlassten den raschen Wiederaufbau der Stadt. Deshalb konnte Wendel, der im Jahre 1600 ein vor- treffliches lateinisches Lobgedicht auf Suhl schrieb, sagen: Der Krieg
1) Siehe historisch-statistische Beschreibung der Grafschaft Henneberg-Hilde- burghausen 1799, S. 206.
2) J. A. Anschütz, Kurze Geschichte der Stadt Suhl 1796.
Thüringen.
einem ansehnlichen Dorf empor. In den nahegelegenen Gebirgen ge- wann man Eisenerze und verschmolz dieselben. Das erzeugte Schmiede- eisen führte man 1436 in groſsen Quantitäten nach Erfurt. Nach einer erhaltenen Urkunde aus diesem Jahre bezeugten zwei Suhler Eisengewerke von 60 Jahren, daſs weder sie noch ihre Väter jemals Geleitsgeld für ihr Eisen nach Erfurt bezahlt hätten (29. Juni 1436 1).
Vornehmlich wurde am Dellberg viel Eisenstein gefördert, und nach einer Urkunde von 1462 hat Graf Wilhelm der damaligen Ge- werkschaft gewisse Gesetze vorgeschrieben, nach welchen sie sich bei diesem Bergbau richten sollten.
1474 bestand bereits in Suhl ein Berggericht, dem damals auch der hallenbergische Bezirk unterstellt wurde, ein Beweis für die groſse Bedeutung von Suhl als Bergstadt. 1487 wurde Suhl infolge seiner zahlreichen Bergknappenbevölkerung von der Pfarrei Ebertshausen abgetrennt und muſste sich eine eigene Kirche bauen, welche 1491 vollendet wurde 2). Alter Bergbau bestand bei Vesser um den Krux her, wo auch zahlreiche Eisenhämmer lagen. Suhl hatte schon 1509 ein Rathaus und einen Rat. 1517 verlieh Graf Wilhelm VII. von Henneberg Suhl städtische Vorrechte und erhob es 1527 förmlich zu einer Stadt mit eigenen Munizipalrechten und wirkte ihr 1544 bei Kaiser Karl V. das Jahrmarktsprivileg aus. Es erhielt drei Jahrmärkte mit kaiserlichem Schutz und Geleit. Die Stadt trägt von alters her den Berg- mannshammer im Wappen. Diese Vorrechte wurden Suhl erteilt wegen seiner Gewehrfabrikation, welche sich schon damals eines weitver- breiteten Ruhms erfreute. Durch die spanischen und italienischen regulären Truppen kamen die Musketen in Deutschland auf und gerade diese Art Gewehre wurden in Suhl fabrikmäſsig hergestellt. Dies geschah um 1530. Auch in Wasungen wurde schon damals die Gewehrfabrikation aufgenommen, die aber später durch den 30jährigen Krieg zu Grunde ging. Die Bergleute und die Eisenarbeiter wandten sich auch zu Suhl früh dem Protestantismus zu. 1544 wurde Fürst Georg Ernst zu Henneberg lutherisch. 1583 starb das Haus Henne- berg aus und Suhl fiel an Sachsen. 1590 brannte ein groſser Teil der Stadt nieder, aber der schwungvolle Bergbau und namentlich die blühende Gewehrfabrik veranlaſsten den raschen Wiederaufbau der Stadt. Deshalb konnte Wendel, der im Jahre 1600 ein vor- treffliches lateinisches Lobgedicht auf Suhl schrieb, sagen: Der Krieg
1) Siehe historisch-statistische Beschreibung der Grafschaft Henneberg-Hilde- burghausen 1799, S. 206.
2) J. A. Anschütz, Kurze Geschichte der Stadt Suhl 1796.
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Thüringen.
einem ansehnlichen Dorf empor. In den nahegelegenen Gebirgen ge-
wann man Eisenerze und verschmolz dieselben. Das erzeugte Schmiede-
eisen führte man 1436 in groſsen Quantitäten nach Erfurt. Nach
einer erhaltenen Urkunde aus diesem Jahre bezeugten zwei Suhler
Eisengewerke von 60 Jahren, daſs weder sie noch ihre Väter jemals
Geleitsgeld für ihr Eisen nach Erfurt bezahlt hätten (29. Juni 1436 1).
Vornehmlich wurde am Dellberg viel Eisenstein gefördert, und
nach einer Urkunde von 1462 hat Graf Wilhelm der damaligen Ge-
werkschaft gewisse Gesetze vorgeschrieben, nach welchen sie sich bei
diesem Bergbau richten sollten.
1474 bestand bereits in Suhl ein Berggericht, dem damals auch
der hallenbergische Bezirk unterstellt wurde, ein Beweis für die groſse
Bedeutung von Suhl als Bergstadt. 1487 wurde Suhl infolge seiner
zahlreichen Bergknappenbevölkerung von der Pfarrei Ebertshausen
abgetrennt und muſste sich eine eigene Kirche bauen, welche 1491
vollendet wurde 2). Alter Bergbau bestand bei Vesser um den Krux
her, wo auch zahlreiche Eisenhämmer lagen. Suhl hatte schon 1509
ein Rathaus und einen Rat. 1517 verlieh Graf Wilhelm VII. von
Henneberg Suhl städtische Vorrechte und erhob es 1527 förmlich zu
einer Stadt mit eigenen Munizipalrechten und wirkte ihr 1544 bei Kaiser
Karl V. das Jahrmarktsprivileg aus. Es erhielt drei Jahrmärkte mit
kaiserlichem Schutz und Geleit. Die Stadt trägt von alters her den Berg-
mannshammer im Wappen. Diese Vorrechte wurden Suhl erteilt wegen
seiner Gewehrfabrikation, welche sich schon damals eines weitver-
breiteten Ruhms erfreute. Durch die spanischen und italienischen
regulären Truppen kamen die Musketen in Deutschland auf und
gerade diese Art Gewehre wurden in Suhl fabrikmäſsig hergestellt.
Dies geschah um 1530. Auch in Wasungen wurde schon damals die
Gewehrfabrikation aufgenommen, die aber später durch den 30jährigen
Krieg zu Grunde ging. Die Bergleute und die Eisenarbeiter wandten
sich auch zu Suhl früh dem Protestantismus zu. 1544 wurde Fürst
Georg Ernst zu Henneberg lutherisch. 1583 starb das Haus Henne-
berg aus und Suhl fiel an Sachsen. 1590 brannte ein groſser Teil
der Stadt nieder, aber der schwungvolle Bergbau und namentlich
die blühende Gewehrfabrik veranlaſsten den raschen Wiederaufbau
der Stadt. Deshalb konnte Wendel, der im Jahre 1600 ein vor-
treffliches lateinisches Lobgedicht auf Suhl schrieb, sagen: Der Krieg
1) Siehe historisch-statistische Beschreibung der Grafschaft Henneberg-Hilde-
burghausen 1799, S. 206.
2) J. A. Anschütz, Kurze Geschichte der Stadt Suhl 1796.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 758. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/778>, abgerufen am 22.11.2024.
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