38 Meister, 2 Herren und 2 Witwen, der Scherschmiede 21 Meister und 6 Witwen, der Kleinschmiede 20 Meister und 1 Witwe, der Huf- schmiede 39 Meister und 11 Witwen, der Nagelschmiede 7 Meister und 2 Witwen. Ferner bestanden zu jener Zeit 12 Eisenhämmer an der Schmalkalde zum Schmelzen und Schmieden des am Stahlberge gewonnenen Erzes, und zwei Hämmer zu Asbach. Diese waren Eigen- tum der steitzischen Gewerkschaft, jene betrieb die alte Innung der Stahlschmiede 1). Von beiden Gewerkschaften konnten nur Verwandte oder ein dritter Gewerke gegen einen von der Gewerkschaft zu be- stimmenden Preis den Anteil eines andern an sich bringen. Die Stahlschmiedezunft hing lediglich von Hessen, die steitzische Gewerk- schaft von Henneberg ab. Durch die 1575 errichtete vollkommene Gemeinschaft zwischen beiden fürstlichen Häusern aber wurden sie mit einander vereinigt. Die beiden Gewerke A. Steitz und Dr. Mar- hold wurden in die alte Innung aufgenommen mit der Bedingung, dass in den 12 Stahlschmiedehämmern jährlich 2100 Centner Stahl, in den steitzischen aber nur 800 Centner gemacht werden sollten. -- Die Hammerschmiede durften auf ihren Rennwerken nur einheimi- schen Stein verschmelzen.
Bei der Mutung und Belehnung der Stahl- und Hammerschmiede hatten sich die Landesregenten früher den zehnten Centner Stahl und Eisen und das Vorkaufsrecht vorbehalten. Später wurde dies in eine jährliche Abgabe von 580 Thaler, in die Schmalkaldener Renterei zu zahlen, umgewandelt.
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts scheinen noch neue Blauöfen im Schmalkaldischen errichtet worden zu sein, wenigstens werden 1575 mehrere Hochöfen erwähnt 2). Gusswerk machten die- selben aber nicht, solches bezog man nach wie vor von Haina. Als 1565 unter Landgraf Wilhelm auf der Saigerhütte zu Schmalkalden eine "lurtsch", d. h. eine Grundplatte des Saigerherdes, unbrauchbar wurde, sollte "ein seigerer oder ein verstendiger knecht" nach Haina reisen und angeben, wie eine neue gemacht werden müsse. Der Ofen im Riesensaal der Wilhelmsburg zu Schmalkalden, welcher erst 1590 gesetzt ist, wurde gleichfalls in Haina gegossen 3).
Zur selben Zeit, wie in Schmalkalden, erblühte die Eisenindustrie in Suhl. Suhla, welches 1406 mit Heinrichs nur als Zubehör des Amtes Schleusingen genannt wird, wuchs um diese Zeit rasch zu
1) Siehe Weinrich, Pentas. S. 431 und Häfner, a. a. O., Bd. III, S. 61.
2)Häfner, Geschichte der Herrschaft Schmalkalden, Bd. III, S. 62.
3) Siehe Bickell, a. a. O., S. 6.
Thüringen.
38 Meister, 2 Herren und 2 Witwen, der Scherschmiede 21 Meister und 6 Witwen, der Kleinschmiede 20 Meister und 1 Witwe, der Huf- schmiede 39 Meister und 11 Witwen, der Nagelschmiede 7 Meister und 2 Witwen. Ferner bestanden zu jener Zeit 12 Eisenhämmer an der Schmalkalde zum Schmelzen und Schmieden des am Stahlberge gewonnenen Erzes, und zwei Hämmer zu Asbach. Diese waren Eigen- tum der steitzischen Gewerkschaft, jene betrieb die alte Innung der Stahlschmiede 1). Von beiden Gewerkschaften konnten nur Verwandte oder ein dritter Gewerke gegen einen von der Gewerkschaft zu be- stimmenden Preis den Anteil eines andern an sich bringen. Die Stahlschmiedezunft hing lediglich von Hessen, die steitzische Gewerk- schaft von Henneberg ab. Durch die 1575 errichtete vollkommene Gemeinschaft zwischen beiden fürstlichen Häusern aber wurden sie mit einander vereinigt. Die beiden Gewerke A. Steitz und Dr. Mar- hold wurden in die alte Innung aufgenommen mit der Bedingung, daſs in den 12 Stahlschmiedehämmern jährlich 2100 Centner Stahl, in den steitzischen aber nur 800 Centner gemacht werden sollten. — Die Hammerschmiede durften auf ihren Rennwerken nur einheimi- schen Stein verschmelzen.
Bei der Mutung und Belehnung der Stahl- und Hammerschmiede hatten sich die Landesregenten früher den zehnten Centner Stahl und Eisen und das Vorkaufsrecht vorbehalten. Später wurde dies in eine jährliche Abgabe von 580 Thaler, in die Schmalkaldener Renterei zu zahlen, umgewandelt.
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts scheinen noch neue Blauöfen im Schmalkaldischen errichtet worden zu sein, wenigstens werden 1575 mehrere Hochöfen erwähnt 2). Guſswerk machten die- selben aber nicht, solches bezog man nach wie vor von Haina. Als 1565 unter Landgraf Wilhelm auf der Saigerhütte zu Schmalkalden eine „lurtsch“, d. h. eine Grundplatte des Saigerherdes, unbrauchbar wurde, sollte „ein seigerer oder ein verstendiger knecht“ nach Haina reisen und angeben, wie eine neue gemacht werden müsse. Der Ofen im Riesensaal der Wilhelmsburg zu Schmalkalden, welcher erst 1590 gesetzt ist, wurde gleichfalls in Haina gegossen 3).
Zur selben Zeit, wie in Schmalkalden, erblühte die Eisenindustrie in Suhl. Suhla, welches 1406 mit Heinrichs nur als Zubehör des Amtes Schleusingen genannt wird, wuchs um diese Zeit rasch zu
1) Siehe Weinrich, Pentas. S. 431 und Häfner, a. a. O., Bd. III, S. 61.
2)Häfner, Geschichte der Herrschaft Schmalkalden, Bd. III, S. 62.
3) Siehe Bickell, a. a. O., S. 6.
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Thüringen.
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schmiede 39 Meister und 11 Witwen, der Nagelschmiede 7 Meister
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der Schmalkalde zum Schmelzen und Schmieden des am Stahlberge
gewonnenen Erzes, und zwei Hämmer zu Asbach. Diese waren Eigen-
tum der steitzischen Gewerkschaft, jene betrieb die alte Innung der
Stahlschmiede 1). Von beiden Gewerkschaften konnten nur Verwandte
oder ein dritter Gewerke gegen einen von der Gewerkschaft zu be-
stimmenden Preis den Anteil eines andern an sich bringen. Die
Stahlschmiedezunft hing lediglich von Hessen, die steitzische Gewerk-
schaft von Henneberg ab. Durch die 1575 errichtete vollkommene
Gemeinschaft zwischen beiden fürstlichen Häusern aber wurden sie
mit einander vereinigt. Die beiden Gewerke A. Steitz und Dr. Mar-
hold wurden in die alte Innung aufgenommen mit der Bedingung,
daſs in den 12 Stahlschmiedehämmern jährlich 2100 Centner Stahl,
in den steitzischen aber nur 800 Centner gemacht werden sollten. —
Die Hammerschmiede durften auf ihren Rennwerken nur einheimi-
schen Stein verschmelzen.
Bei der Mutung und Belehnung der Stahl- und Hammerschmiede
hatten sich die Landesregenten früher den zehnten Centner Stahl
und Eisen und das Vorkaufsrecht vorbehalten. Später wurde dies
in eine jährliche Abgabe von 580 Thaler, in die Schmalkaldener
Renterei zu zahlen, umgewandelt.
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts scheinen noch neue
Blauöfen im Schmalkaldischen errichtet worden zu sein, wenigstens
werden 1575 mehrere Hochöfen erwähnt 2). Guſswerk machten die-
selben aber nicht, solches bezog man nach wie vor von Haina. Als
1565 unter Landgraf Wilhelm auf der Saigerhütte zu Schmalkalden
eine „lurtsch“, d. h. eine Grundplatte des Saigerherdes, unbrauchbar
wurde, sollte „ein seigerer oder ein verstendiger knecht“ nach Haina
reisen und angeben, wie eine neue gemacht werden müsse. Der Ofen
im Riesensaal der Wilhelmsburg zu Schmalkalden, welcher erst 1590
gesetzt ist, wurde gleichfalls in Haina gegossen 3).
Zur selben Zeit, wie in Schmalkalden, erblühte die Eisenindustrie
in Suhl. Suhla, welches 1406 mit Heinrichs nur als Zubehör des
Amtes Schleusingen genannt wird, wuchs um diese Zeit rasch zu
1) Siehe Weinrich, Pentas. S. 431 und Häfner, a. a. O., Bd. III, S. 61.
2) Häfner, Geschichte der Herrschaft Schmalkalden, Bd. III, S. 62.
3) Siehe Bickell, a. a. O., S. 6.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 757. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/777>, abgerufen am 22.11.2024.
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