an, welche den Eisenstein des 1583 schon vorkommenden Bergwerkes zu Hohenkirchen verhüttete. In Südhessen bestanden zu Butzbach und Bieber ältere Hütten, die aber wohl erst im 17. Jahrhundert entstanden sind. -- Über die Frankenauer Hütte und die Ludwigs- hütte bei Biedenkopf, welche sich bis heute in Betrieb erhalten haben, liegen noch einige Nachrichten vor. Aus obiger Nachricht der Hospitalverwaltung von Haina scheint hervorzugehen, dass der Hoch- ofen bei Biedenkopf im Jahre 1587 schon im Betriebe war, weil die Hämmer dort kein Masseleisen mehr bezogen.
Nach Klipstein1) befand sich aber zu Biedenkopf damals nur ein Hammer, welcher sein Eisen von der Frankenauer Hütte bezog. Über diese liegen Betriebsnotizen von 1589 bis 1597 vor. Die Frankenauer Hütte erhielt ihre Eisensteine von verschiedenen ein- zelnen Gewerken und Gruben, den teuersten zu 24 Albus das Fuder, nach jetzigem Werte etwa 2,40 Mk. Das Holz kam aus den Itterschen Wäldern, die Klafter 4 Albus 6 Pfg., Hauer- und Brennerlohn 16 Albus das Reuss. In 24 Stunden fielen:
1589 aus 3 39/48 Fuder Eisenstein mit 41/4 Fuder Kohlen 9 17/48 Ctr. Eisen
1590 " 3 111/123 " " " 3 43/123 " " 10 38/123 " "
1595 " 5 6/67 " " " 4 36/67 " " 10 31/67 " "
1596 " 4 17/84 " " " 5 " " 7 43/84 " "
1597 " 4 61/63 " " " 4 31/63 " " 15 41/63 " "
Der Nenner des Bruches ist zugleich die Zahl der Tage, binnen welcher der Hochofen im Gange war. Der Schmelzer bekam für die Zeit von 24 Stunden 10 alb. Lohn, der Aufgeber 61/2 alb., der Stein- pocher 6 alb. Des Hüttenschreibers und Hüttenvogts Besoldung be- stand vornehmlich in "Pfennigsgeld" und betrug nicht mehr als 26 Gulden.
Das Wascheisen wurde nach Scheffel, der Scheffel zu 21/2 "Woge" oder 300 Pfund bezahlt. Der Scheffel "Sinner- und Knippenpocher- lohn" kostete 16 Albus.
Das Roheisen wurde nach Chor oder Cor berechnet, ein Cor zu 12 Centner, der Centner zu 108 Pfund. Der Preis war 10 bis 11 Thlr. der Cor; Gusswaren, Töpfe u. dergl. 1 Albus das Pfund; Öfen 11/2 fl. und Büchsenkugeln 2 fl. 10 alb. der Centner.
Geschmiedetes Eisen kostete 3 fl. (zu 27 Albus) die Woge = 120 Pfd. und Sturzblech wurde produziert, der Centner zu 4 Gulden. Nach heutigem Werte ungefähr berechnet, kostete die Tonne (1000 kg)
1)Klipstein, Mineralogischer Briefwechsel Bd. II, S. 93.
Hessen.
an, welche den Eisenstein des 1583 schon vorkommenden Bergwerkes zu Hohenkirchen verhüttete. In Südhessen bestanden zu Butzbach und Bieber ältere Hütten, die aber wohl erst im 17. Jahrhundert entstanden sind. — Über die Frankenauer Hütte und die Ludwigs- hütte bei Biedenkopf, welche sich bis heute in Betrieb erhalten haben, liegen noch einige Nachrichten vor. Aus obiger Nachricht der Hospitalverwaltung von Haina scheint hervorzugehen, daſs der Hoch- ofen bei Biedenkopf im Jahre 1587 schon im Betriebe war, weil die Hämmer dort kein Masseleisen mehr bezogen.
Nach Klipstein1) befand sich aber zu Biedenkopf damals nur ein Hammer, welcher sein Eisen von der Frankenauer Hütte bezog. Über diese liegen Betriebsnotizen von 1589 bis 1597 vor. Die Frankenauer Hütte erhielt ihre Eisensteine von verschiedenen ein- zelnen Gewerken und Gruben, den teuersten zu 24 Albus das Fuder, nach jetzigem Werte etwa 2,40 Mk. Das Holz kam aus den Itterschen Wäldern, die Klafter 4 Albus 6 Pfg., Hauer- und Brennerlohn 16 Albus das Reuſs. In 24 Stunden fielen:
1589 aus 3 39/48 Fuder Eisenstein mit 4¼ Fuder Kohlen 9 17/48 Ctr. Eisen
1590 „ 3 111/123 „ „ „ 3 43/123 „ „ 10 38/123 „ „
1595 „ 5 6/67 „ „ „ 4 36/67 „ „ 10 31/67 „ „
1596 „ 4 17/84 „ „ „ 5 „ „ 7 43/84 „ „
1597 „ 4 61/63 „ „ „ 4 31/63 „ „ 15 41/63 „ „
Der Nenner des Bruches ist zugleich die Zahl der Tage, binnen welcher der Hochofen im Gange war. Der Schmelzer bekam für die Zeit von 24 Stunden 10 alb. Lohn, der Aufgeber 6½ alb., der Stein- pocher 6 alb. Des Hüttenschreibers und Hüttenvogts Besoldung be- stand vornehmlich in „Pfennigsgeld“ und betrug nicht mehr als 26 Gulden.
Das Wascheisen wurde nach Scheffel, der Scheffel zu 2½ „Woge“ oder 300 Pfund bezahlt. Der Scheffel „Sinner- und Knippenpocher- lohn“ kostete 16 Albus.
Das Roheisen wurde nach Chor oder Cor berechnet, ein Cor zu 12 Centner, der Centner zu 108 Pfund. Der Preis war 10 bis 11 Thlr. der Cor; Guſswaren, Töpfe u. dergl. 1 Albus das Pfund; Öfen 1½ fl. und Büchsenkugeln 2 fl. 10 alb. der Centner.
Geschmiedetes Eisen kostete 3 fl. (zu 27 Albus) die Woge = 120 Pfd. und Sturzblech wurde produziert, der Centner zu 4 Gulden. Nach heutigem Werte ungefähr berechnet, kostete die Tonne (1000 kg)
1)Klipstein, Mineralogischer Briefwechsel Bd. II, S. 93.
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Hessen.
an, welche den Eisenstein des 1583 schon vorkommenden Bergwerkes
zu Hohenkirchen verhüttete. In Südhessen bestanden zu Butzbach
und Bieber ältere Hütten, die aber wohl erst im 17. Jahrhundert
entstanden sind. — Über die Frankenauer Hütte und die Ludwigs-
hütte bei Biedenkopf, welche sich bis heute in Betrieb erhalten haben,
liegen noch einige Nachrichten vor. Aus obiger Nachricht der
Hospitalverwaltung von Haina scheint hervorzugehen, daſs der Hoch-
ofen bei Biedenkopf im Jahre 1587 schon im Betriebe war, weil die
Hämmer dort kein Masseleisen mehr bezogen.
Nach Klipstein 1) befand sich aber zu Biedenkopf damals nur
ein Hammer, welcher sein Eisen von der Frankenauer Hütte bezog.
Über diese liegen Betriebsnotizen von 1589 bis 1597 vor. Die
Frankenauer Hütte erhielt ihre Eisensteine von verschiedenen ein-
zelnen Gewerken und Gruben, den teuersten zu 24 Albus das Fuder,
nach jetzigem Werte etwa 2,40 Mk. Das Holz kam aus den Itterschen
Wäldern, die Klafter 4 Albus 6 Pfg., Hauer- und Brennerlohn 16 Albus
das Reuſs. In 24 Stunden fielen:
1589 aus 3 39/48 Fuder Eisenstein mit 4¼ Fuder Kohlen 9 17/48 Ctr. Eisen
1590 „ 3 111/123 „ „ „ 3 43/123 „ „ 10 38/123 „ „
1595 „ 5 6/67 „ „ „ 4 36/67 „ „ 10 31/67 „ „
1596 „ 4 17/84 „ „ „ 5 „ „ 7 43/84 „ „
1597 „ 4 61/63 „ „ „ 4 31/63 „ „ 15 41/63 „ „
Der Nenner des Bruches ist zugleich die Zahl der Tage, binnen
welcher der Hochofen im Gange war. Der Schmelzer bekam für die
Zeit von 24 Stunden 10 alb. Lohn, der Aufgeber 6½ alb., der Stein-
pocher 6 alb. Des Hüttenschreibers und Hüttenvogts Besoldung be-
stand vornehmlich in „Pfennigsgeld“ und betrug nicht mehr als
26 Gulden.
Das Wascheisen wurde nach Scheffel, der Scheffel zu 2½ „Woge“
oder 300 Pfund bezahlt. Der Scheffel „Sinner- und Knippenpocher-
lohn“ kostete 16 Albus.
Das Roheisen wurde nach Chor oder Cor berechnet, ein Cor zu
12 Centner, der Centner zu 108 Pfund. Der Preis war 10 bis 11 Thlr.
der Cor; Guſswaren, Töpfe u. dergl. 1 Albus das Pfund; Öfen 1½ fl.
und Büchsenkugeln 2 fl. 10 alb. der Centner.
Geschmiedetes Eisen kostete 3 fl. (zu 27 Albus) die Woge =
120 Pfd. und Sturzblech wurde produziert, der Centner zu 4 Gulden.
Nach heutigem Werte ungefähr berechnet, kostete die Tonne (1000 kg)
1) Klipstein, Mineralogischer Briefwechsel Bd. II, S. 93.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 751. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/771>, abgerufen am 22.11.2024.
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