gungen auf Kosten desselben genossen. Diese wurden bei der Ein- ziehung des Klosters aufgehoben und in andere, z. B. den Vorkauf und eine begünstigte Taxe bei Hüttenwaren, umgewandelt. Diese Vorzugspreise mögen bei der erhöhten Produktion einen Betrag er- reicht haben, der dem Hospital unbequem wurde, vielleicht that- sächlich den Wert der ursprünglichen Verpflichtungen überstieg. Daraus entstanden Differenzen. -- Landgraf Wilhelm bestellte z. B. 3000 Kugeln zu "straugeschoss" und beschwert sich in einem Schreiben an den Obervorsteher vom 30. Dezember 1587, man schiene ihm diese nicht liefern zu wollen und mache Ausflüchte. Der letztere antwortet: Am Kaltenborn habe sich dies Jahr der Eisenstein "mehrenteils gar abgeschnitten", ohne dessen Zusatz die andern Steine "zu Gusswerk unduchtig" seien. Das in einem "Gebläs" erzielte wäre in die Hospitale, die Festung Ziegenhain gekommen und "10 Woog habe Landgraf Ludwig zu erbawung eines newen Eisenhammers gen Biede- kop erhalten." Das andere aber sei um baar Geld zu erlangen, trotzdem es zum Unterhalt der Hütte nötig gewesen, verkauft. -- Wegen Steinmangels habe Landgraf Ludwig den Hammer angelegt, damit das Hospital mit Abholung Eisens verschont werden möge.
Dass man an die Qualität des Eisens und an das technische Geschick der Hüttenleute damals schon ganz bedeutende Anforderungen stellte, geht aus folgenden Bestellungen Landgraf Wilhelms hervor: am 1. Juli 1582 bestellt er 12 Röste und 10 Träger aus "sovill mög- lich wie der Fluss erleiden will kalt trächtigen stein geblasen" und am 9. April 1586 einige dreissig Stuck Buchsen (Kanonen), jede 11/2 bis 2 Centner aus bestem Eckenfelder Stein zu giessen und gut zu feilen. Sie fallen nach des Hüttenschreibers Bericht so aus, dass sie sich feilen und mit dem Hammer treiben lassen, wie man will. Die Büchsen giessen die dazu nach Haina gesandten Büchsengiesser Martin Hase und Jacob Bethe.
Letzterer war wohl der Sohn des Martin Bete, Büchsenmeisters Philipps des Grossmütigen, welcher diesem eine grosse Menge Kanonen und Büchsen mit der Aufschrift V. D. M. I. Ae. (verbum Dei manet in aeternum) goss.
Unter diesen befanden sich auch eiserne.
Die in Hessen aus Eisen gegossenen Geschütze erfreuten sich eines grossen Rufes. Im Jahre 1564 schreibt Herzog Albrecht zu Mecklenburg an Philipp den Grossmütigen 1), er habe vernommen, der
1) Siehe Bickell, a. a. O., S. 8.
Hessen.
gungen auf Kosten desſelben genossen. Diese wurden bei der Ein- ziehung des Klosters aufgehoben und in andere, z. B. den Vorkauf und eine begünstigte Taxe bei Hüttenwaren, umgewandelt. Diese Vorzugspreise mögen bei der erhöhten Produktion einen Betrag er- reicht haben, der dem Hospital unbequem wurde, vielleicht that- sächlich den Wert der ursprünglichen Verpflichtungen überstieg. Daraus entstanden Differenzen. — Landgraf Wilhelm bestellte z. B. 3000 Kugeln zu „straugeschoſs“ und beschwert sich in einem Schreiben an den Obervorsteher vom 30. Dezember 1587, man schiene ihm diese nicht liefern zu wollen und mache Ausflüchte. Der letztere antwortet: Am Kaltenborn habe sich dies Jahr der Eisenstein „mehrenteils gar abgeschnitten“, ohne dessen Zusatz die andern Steine „zu Guſswerk unduchtig“ seien. Das in einem „Gebläs“ erzielte wäre in die Hospitale, die Festung Ziegenhain gekommen und „10 Woog habe Landgraf Ludwig zu erbawung eines newen Eisenhammers gen Biede- kop erhalten.“ Das andere aber sei um baar Geld zu erlangen, trotzdem es zum Unterhalt der Hütte nötig gewesen, verkauft. — Wegen Steinmangels habe Landgraf Ludwig den Hammer angelegt, damit das Hospital mit Abholung Eisens verschont werden möge.
Daſs man an die Qualität des Eisens und an das technische Geschick der Hüttenleute damals schon ganz bedeutende Anforderungen stellte, geht aus folgenden Bestellungen Landgraf Wilhelms hervor: am 1. Juli 1582 bestellt er 12 Röste und 10 Träger aus „sovill mög- lich wie der Fluſs erleiden will kalt trächtigen stein geblasen“ und am 9. April 1586 einige dreiſsig Stuck Buchsen (Kanonen), jede 1½ bis 2 Centner aus bestem Eckenfelder Stein zu gieſsen und gut zu feilen. Sie fallen nach des Hüttenschreibers Bericht so aus, daſs sie sich feilen und mit dem Hammer treiben lassen, wie man will. Die Büchsen gieſsen die dazu nach Haina gesandten Büchsengieſser Martin Hase und Jacob Bethe.
Letzterer war wohl der Sohn des Martin Bete, Büchsenmeisters Philipps des Groſsmütigen, welcher diesem eine groſse Menge Kanonen und Büchsen mit der Aufschrift V. D. M. I. Ae. (verbum Dei manet in aeternum) goſs.
Unter diesen befanden sich auch eiserne.
Die in Hessen aus Eisen gegossenen Geschütze erfreuten sich eines groſsen Rufes. Im Jahre 1564 schreibt Herzog Albrecht zu Mecklenburg an Philipp den Groſsmütigen 1), er habe vernommen, der
1) Siehe Bickell, a. a. O., S. 8.
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Hessen.
gungen auf Kosten desſelben genossen. Diese wurden bei der Ein-
ziehung des Klosters aufgehoben und in andere, z. B. den Vorkauf
und eine begünstigte Taxe bei Hüttenwaren, umgewandelt. Diese
Vorzugspreise mögen bei der erhöhten Produktion einen Betrag er-
reicht haben, der dem Hospital unbequem wurde, vielleicht that-
sächlich den Wert der ursprünglichen Verpflichtungen überstieg.
Daraus entstanden Differenzen. — Landgraf Wilhelm bestellte z. B.
3000 Kugeln zu „straugeschoſs“ und beschwert sich in einem Schreiben
an den Obervorsteher vom 30. Dezember 1587, man schiene ihm diese
nicht liefern zu wollen und mache Ausflüchte. Der letztere antwortet:
Am Kaltenborn habe sich dies Jahr der Eisenstein „mehrenteils gar
abgeschnitten“, ohne dessen Zusatz die andern Steine „zu Guſswerk
unduchtig“ seien. Das in einem „Gebläs“ erzielte wäre in die
Hospitale, die Festung Ziegenhain gekommen und „10 Woog habe
Landgraf Ludwig zu erbawung eines newen Eisenhammers gen Biede-
kop erhalten.“ Das andere aber sei um baar Geld zu erlangen,
trotzdem es zum Unterhalt der Hütte nötig gewesen, verkauft. —
Wegen Steinmangels habe Landgraf Ludwig den Hammer angelegt,
damit das Hospital mit Abholung Eisens verschont werden möge.
Daſs man an die Qualität des Eisens und an das technische
Geschick der Hüttenleute damals schon ganz bedeutende Anforderungen
stellte, geht aus folgenden Bestellungen Landgraf Wilhelms hervor:
am 1. Juli 1582 bestellt er 12 Röste und 10 Träger aus „sovill mög-
lich wie der Fluſs erleiden will kalt trächtigen stein geblasen“ und
am 9. April 1586 einige dreiſsig Stuck Buchsen (Kanonen), jede
1½ bis 2 Centner aus bestem Eckenfelder Stein zu gieſsen und gut
zu feilen. Sie fallen nach des Hüttenschreibers Bericht so aus, daſs
sie sich feilen und mit dem Hammer treiben lassen, wie man will.
Die Büchsen gieſsen die dazu nach Haina gesandten Büchsengieſser
Martin Hase und Jacob Bethe.
Letzterer war wohl der Sohn des Martin Bete, Büchsenmeisters
Philipps des Groſsmütigen, welcher diesem eine groſse Menge Kanonen
und Büchsen mit der Aufschrift V. D. M. I. Ae. (verbum Dei manet
in aeternum) goſs.
Unter diesen befanden sich auch eiserne.
Die in Hessen aus Eisen gegossenen Geschütze erfreuten sich
eines groſsen Rufes. Im Jahre 1564 schreibt Herzog Albrecht zu
Mecklenburg an Philipp den Groſsmütigen 1), er habe vernommen, der
1) Siehe Bickell, a. a. O., S. 8.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 749. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/769>, abgerufen am 22.11.2024.
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