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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Nassau.
lich erwiesen durch einen Vertrag 1) zwischen dem Grafen Gerhard von
Sayn und dem Grafen Johann zu Nassau: des Grundes Sele und Burbach
halber etc. 1478 auf donnerstag nach unsrer lieben Frauen thag
Assumpcionis (20. August). Aus dem Inhalt dieses Vertrags lässt
sich schliessen, dass die Eisenindustrie in beider Herren Länder schon
lange zuvor blühte. In diesem Vertrage, der Mittwoch nach Andreas
aufs neue bestätigt wurde, übernehmen die Fürsten die gegenseitige
Verpflichtung, dass ein Eisensteinverkauf von einem Land in das
andere nicht stattfinden und der Bestand der Hütten nicht vermehrt
werden soll, dagegen sollen die Meister die Arbeiter von beiden Graf-
schaften anlernen u. s. w.

Die betreffenden Paragraphen lauten:

§. 6: "Es ist auch mehr beredt als vmb die Schmeltzunge, huitten,
steyne vnd kolen zusschent vnser beider landschaft vnd ist die mey-
nunge, das wir es von beiden teilen darmit gutlichen vnd freunt-
lichen helte, so das die meister von den huitten vss der grafschaft
Nassauwe jn der grafschaft von Seyne arbeiten, vnd die vnderthanen
da leren mögen vnd das man uss der grafschaft von Seyne weder
steyne vnd kolen jn die grafschaft von Nassauwe vnd weder uss der
grafschaft von Nassauwe jn die grafschaft von Seyne verkeuffe, doch
also welcher von vns vorgenannte Heren vor sich selbst steyne oder
kolen behoven werden, das vnser iglicher der in syne lande den vor-
stant mit dem kauffe habe vor jedermann. Es soll auch eyn iglicher
vnser beider vntersaisse der die Kunst geleirt wirt, vnser iglichem
vnder wilchem er sesshafftlich ist, geloben vnd sweren, die Kunst
nimmer buyssen (ausserhalb) vnser beyder grafschaft von Seyne vnd
Nassauwe zun lern oder brengen, were aber das eynicher also übel-
tedich würde, die gelobte vnd eyde neyet heilde, vnd die Kunst
buyssen die grafschaft von Seyne vnd Nassauwe leirte, der solde
synem heren, vnder deme er gewesen ist, verfallen syn vor lyp
vnd gut.

§. 7: Voirter ist insunderheit bereidt vertadingt, das wir beyde
heren vorgenant nu vort me nach Datum diess brieffs keine neuwe
hütten jn beiden vnsern landen machen vnd bauwen sollen, sonder
die huitten, itzund jn vnsern landen synt, bauwelich halten oder ver-
gahen laissen, nach vnsern gefallen etc.


1) Aus den Privatakten des Oberberghauptmanns A. Achenbach in Claus-
thal; abgedruckt in A. Ribbentrop, Beschreibung des Bergreviers Daaden-
Kirchen 1882, S. 73 etc.

Nassau.
lich erwiesen durch einen Vertrag 1) zwischen dem Grafen Gerhard von
Sayn und dem Grafen Johann zu Nassau: des Grundes Sele und Burbach
halber etc. 1478 auf donnerstag nach unsrer lieben Frauen thag
Assumpcionis (20. August). Aus dem Inhalt dieses Vertrags läſst
sich schlieſsen, daſs die Eisenindustrie in beider Herren Länder schon
lange zuvor blühte. In diesem Vertrage, der Mittwoch nach Andreas
aufs neue bestätigt wurde, übernehmen die Fürsten die gegenseitige
Verpflichtung, daſs ein Eisensteinverkauf von einem Land in das
andere nicht stattfinden und der Bestand der Hütten nicht vermehrt
werden soll, dagegen sollen die Meister die Arbeiter von beiden Graf-
schaften anlernen u. s. w.

Die betreffenden Paragraphen lauten:

§. 6: „Es ist auch mehr beredt als vmb die Schmeltzunge, huitten,
steyne vnd kolen zusschent vnser beider landschaft vnd ist die mey-
nunge, das wir es von beiden teilen darmit gutlichen vnd freunt-
lichen helte, so das die meister von den huitten vſs der grafschaft
Nassauwe jn der grafschaft von Seyne arbeiten, vnd die vnderthanen
da leren mögen vnd das man uſs der grafschaft von Seyne weder
steyne vnd kolen jn die grafschaft von Nassauwe vnd weder uſs der
grafschaft von Nassauwe jn die grafschaft von Seyne verkeuffe, doch
also welcher von vns vorgenannte Heren vor sich selbst steyne oder
kolen behoven werden, das vnser iglicher der in syne lande den vor-
stant mit dem kauffe habe vor jedermann. Es soll auch eyn iglicher
vnser beider vntersaisse der die Kunst geleirt wirt, vnser iglichem
vnder wilchem er seſshafftlich ist, geloben vnd sweren, die Kunst
nimmer buyssen (auſserhalb) vnser beyder grafschaft von Seyne vnd
Nassauwe zun lern oder brengen, were aber das eynicher also übel-
tedich würde, die gelobte vnd eyde neyet heilde, vnd die Kunst
buyssen die grafschaft von Seyne vnd Nassauwe leirte, der solde
synem heren, vnder deme er gewesen ist, verfallen syn vor lyp
vnd gut.

§. 7: Voirter ist insunderheit bereidt vertadingt, das wir beyde
heren vorgenant nu vort me nach Datum dieſs brieffs keine neuwe
hütten jn beiden vnsern landen machen vnd bauwen sollen, sonder
die huitten, itzund jn vnsern landen synt, bauwelich halten oder ver-
gahen laissen, nach vnsern gefallen etc.


1) Aus den Privatakten des Oberberghauptmanns A. Achenbach in Claus-
thal; abgedruckt in A. Ribbentrop, Beschreibung des Bergreviers Daaden-
Kirchen 1882, S. 73 etc.
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[734/0754] Nassau. lich erwiesen durch einen Vertrag 1) zwischen dem Grafen Gerhard von Sayn und dem Grafen Johann zu Nassau: des Grundes Sele und Burbach halber etc. 1478 auf donnerstag nach unsrer lieben Frauen thag Assumpcionis (20. August). Aus dem Inhalt dieses Vertrags läſst sich schlieſsen, daſs die Eisenindustrie in beider Herren Länder schon lange zuvor blühte. In diesem Vertrage, der Mittwoch nach Andreas aufs neue bestätigt wurde, übernehmen die Fürsten die gegenseitige Verpflichtung, daſs ein Eisensteinverkauf von einem Land in das andere nicht stattfinden und der Bestand der Hütten nicht vermehrt werden soll, dagegen sollen die Meister die Arbeiter von beiden Graf- schaften anlernen u. s. w. Die betreffenden Paragraphen lauten: §. 6: „Es ist auch mehr beredt als vmb die Schmeltzunge, huitten, steyne vnd kolen zusschent vnser beider landschaft vnd ist die mey- nunge, das wir es von beiden teilen darmit gutlichen vnd freunt- lichen helte, so das die meister von den huitten vſs der grafschaft Nassauwe jn der grafschaft von Seyne arbeiten, vnd die vnderthanen da leren mögen vnd das man uſs der grafschaft von Seyne weder steyne vnd kolen jn die grafschaft von Nassauwe vnd weder uſs der grafschaft von Nassauwe jn die grafschaft von Seyne verkeuffe, doch also welcher von vns vorgenannte Heren vor sich selbst steyne oder kolen behoven werden, das vnser iglicher der in syne lande den vor- stant mit dem kauffe habe vor jedermann. Es soll auch eyn iglicher vnser beider vntersaisse der die Kunst geleirt wirt, vnser iglichem vnder wilchem er seſshafftlich ist, geloben vnd sweren, die Kunst nimmer buyssen (auſserhalb) vnser beyder grafschaft von Seyne vnd Nassauwe zun lern oder brengen, were aber das eynicher also übel- tedich würde, die gelobte vnd eyde neyet heilde, vnd die Kunst buyssen die grafschaft von Seyne vnd Nassauwe leirte, der solde synem heren, vnder deme er gewesen ist, verfallen syn vor lyp vnd gut. §. 7: Voirter ist insunderheit bereidt vertadingt, das wir beyde heren vorgenant nu vort me nach Datum dieſs brieffs keine neuwe hütten jn beiden vnsern landen machen vnd bauwen sollen, sonder die huitten, itzund jn vnsern landen synt, bauwelich halten oder ver- gahen laissen, nach vnsern gefallen etc. 1) Aus den Privatakten des Oberberghauptmanns A. Achenbach in Claus- thal; abgedruckt in A. Ribbentrop, Beschreibung des Bergreviers Daaden- Kirchen 1882, S. 73 etc.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 734. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/754>, abgerufen am 22.11.2024.