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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Nassau.
[Tabelle]

Der Eisenhandel war in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
noch Privilegium der Landesfürsten. Erst am 12. September 1555
erfolgte die Abtretung des Rechtes zum alleinigen Eisenhandel seitens
des Grafen Wilhelm von Nassau an seine Unterthanen 1).

Ihren Absatz hatten die siegenschen Schmiede, welche in älterer
Zeit nur ordinäres Stab- und Zaineisen und Schienen (16 bis 18 auf
die Wag) machten, an den Rhein, die Weser und nach Hessen. Ins-
besondere besuchten sie auch die Messen zu Frankfurt, die Märkte
in Worms und andere grosse Jahrmärkte. Besonders gut ging der
Handel 1567 bis 1587 nicht nur in Frankfurt, sondern die Schmiede
übernahmen vorteilhafte Akkorde direkt nach dem Oberland zwischen
den Messen zu liefern. Der Hauptabsatz folgte aber dem Siegthal
und ging nach Köln und Brabant.

Die Gusswaren des Siegerlandes hatten ebenfalls guten Absatz.
So liess sich 1562 Herzog Wilhelm von Sachsen von der ernestinischen
Linie eine grosse Sendung gusseiserner Öfen kommen und bittet des-
halb den Landgrafen von Hessen, dieselben frei durch sein Land
passieren zu lassen.

Südlich von Siegen im Grunde von Seel und Burbach, dem
Freiengrund, auch "Hickengrund" 2) genannt, befanden sich fünf
Eisen- und Stahlhütten, die eine den siegenschen Hütten überein-
stimmende Verfassung hatten. Die Eisengewinnung wurde dort
bereits im 15. Jahrhundert schwunghaft betrieben. Dies wird urkund-

1) Die betreffende Verordnung findet sich im Staatsarchiv zu Münster.
2) "Hicke" = Zigeuner, weil im freien Grunde von Burbach sich früher
Zigeuner wohl als Schmiede angesiedelt haben sollen.
Nassau.
[Tabelle]

Der Eisenhandel war in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
noch Privilegium der Landesfürsten. Erst am 12. September 1555
erfolgte die Abtretung des Rechtes zum alleinigen Eisenhandel seitens
des Grafen Wilhelm von Nassau an seine Unterthanen 1).

Ihren Absatz hatten die siegenschen Schmiede, welche in älterer
Zeit nur ordinäres Stab- und Zaineisen und Schienen (16 bis 18 auf
die Wag) machten, an den Rhein, die Weser und nach Hessen. Ins-
besondere besuchten sie auch die Messen zu Frankfurt, die Märkte
in Worms und andere groſse Jahrmärkte. Besonders gut ging der
Handel 1567 bis 1587 nicht nur in Frankfurt, sondern die Schmiede
übernahmen vorteilhafte Akkorde direkt nach dem Oberland zwischen
den Messen zu liefern. Der Hauptabsatz folgte aber dem Siegthal
und ging nach Köln und Brabant.

Die Guſswaren des Siegerlandes hatten ebenfalls guten Absatz.
So lieſs sich 1562 Herzog Wilhelm von Sachsen von der ernestinischen
Linie eine groſse Sendung guſseiserner Öfen kommen und bittet des-
halb den Landgrafen von Hessen, dieselben frei durch sein Land
passieren zu lassen.

Südlich von Siegen im Grunde von Seel und Burbach, dem
Freiengrund, auch „Hickengrund“ 2) genannt, befanden sich fünf
Eisen- und Stahlhütten, die eine den siegenschen Hütten überein-
stimmende Verfassung hatten. Die Eisengewinnung wurde dort
bereits im 15. Jahrhundert schwunghaft betrieben. Dies wird urkund-

1) Die betreffende Verordnung findet sich im Staatsarchiv zu Münster.
2) „Hicke“ = Zigeuner, weil im freien Grunde von Burbach sich früher
Zigeuner wohl als Schmiede angesiedelt haben sollen.
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[733/0753] Nassau. Der Eisenhandel war in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts noch Privilegium der Landesfürsten. Erst am 12. September 1555 erfolgte die Abtretung des Rechtes zum alleinigen Eisenhandel seitens des Grafen Wilhelm von Nassau an seine Unterthanen 1). Ihren Absatz hatten die siegenschen Schmiede, welche in älterer Zeit nur ordinäres Stab- und Zaineisen und Schienen (16 bis 18 auf die Wag) machten, an den Rhein, die Weser und nach Hessen. Ins- besondere besuchten sie auch die Messen zu Frankfurt, die Märkte in Worms und andere groſse Jahrmärkte. Besonders gut ging der Handel 1567 bis 1587 nicht nur in Frankfurt, sondern die Schmiede übernahmen vorteilhafte Akkorde direkt nach dem Oberland zwischen den Messen zu liefern. Der Hauptabsatz folgte aber dem Siegthal und ging nach Köln und Brabant. Die Guſswaren des Siegerlandes hatten ebenfalls guten Absatz. So lieſs sich 1562 Herzog Wilhelm von Sachsen von der ernestinischen Linie eine groſse Sendung guſseiserner Öfen kommen und bittet des- halb den Landgrafen von Hessen, dieselben frei durch sein Land passieren zu lassen. Südlich von Siegen im Grunde von Seel und Burbach, dem Freiengrund, auch „Hickengrund“ 2) genannt, befanden sich fünf Eisen- und Stahlhütten, die eine den siegenschen Hütten überein- stimmende Verfassung hatten. Die Eisengewinnung wurde dort bereits im 15. Jahrhundert schwunghaft betrieben. Dies wird urkund- 1) Die betreffende Verordnung findet sich im Staatsarchiv zu Münster. 2) „Hicke“ = Zigeuner, weil im freien Grunde von Burbach sich früher Zigeuner wohl als Schmiede angesiedelt haben sollen.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 733. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/753>, abgerufen am 22.11.2024.