Etwa zwei Jahrzehnte nach Errichtung des Eisenbundes -- wahr- scheinlich um 1519/20 -- war in der aus Frickthal angrenzenden bernischen Herrschaft Urgitz eine Hammerschmiede errichtet und der- selben aus dem nahegelegenen Wölfliswyler Bergwerke freundnachbar- lich Erz und Masseln verabreicht worden. Da der Eisenbund, unter Berufung auf seinen Stiftungsbrief, gegen diese Lieferung Einsprache erhob, das Bergwerk aber gleichwohl zu liefern fortfuhr, so wurde ersterer bei der Regierung zu Ensisheim klagbar. Über den Verlauf dieses Handels ist noch ein ausführliches Spruchprotokoll vom 18. Juni 1520 von 30 Folioseiten im Laufenberger Gemeindearchiv vorhanden, woraus A. Münch in seiner angeführten Abhandlung einen Auszug mitteilt. Das Urteil fiel zu Gunsten des Eisenbundes aus und wurde zu Recht erkannt: "Das vorgen. vogt, geschworenen vnnd ganze ge- meinde in Frickthal in crafft vnnd nach vermöge der obberüerten ordnung vnnd darüber losgegangenen confirmation das ernz, massen vnnd clingen, so sy hinfür machen, nit vss der herrschaft, sondern in dersselben vnnd nur an die schmieden vnnd hemer so in der ordnung begriffen, verkhauffen vnnd begeben vnnd sich fürer dheins vsslendi- schen hamer noch zu khauffen gebruchen so lang bis das die ob- gemelt ordnung vnnd confirmation bey jetz dem regierenden herren vnnd landesfürsten widerumben abtrieben, vnnd dazue denn hammer- schmidten den costen jnen disser sachen halber vfferloffen nach muet- masigung vnnd tax der rathen bekhennen vnnd abtragen solln."
Aus den Prozessverhandlungen ergiebt sich, dass der Bergbau im Frickthale in früherer Zeit noch ausgiebiger war, indem vor der Gründung des Eisenbundes "der Berg" dem Landesherrn jährlich 150 Pfund eingetragen hatte, jetzt aber kaum 88 Pfund. Dagegen erreichte der Eisenbund um 1509 den Höhepunkt seiner Entwickelung, indem in diesem Jahre die Zahl der Hammerwerke auf 36 stieg. Dass dieser blühende Zustand der vorderösterreichischen Eisenindustrie um die Mitte des 16. Jahrhunderts noch bestand, beweist die Angabe des Sebastian Münster in seiner Kosmographie von 1544, wo er von Laufenberg berichtet: "Die Einwohner ernehren sich zum guten teil von dem Eysen, das man dort schmelzt, aber das Ertz gräbt man im Frickthal auss einem Berg; trägt ein jahr und alle jahr bey 20000 gul- den. Es gibt gemeldter Berg so viel Ertz, dass man dreyzehn Häm- mer dazu braucht."
Sonst sind die Nachrichten über die Eisenindustrie der Herr- schaft Laufenberg im 16. Jahrhundert bis 1596 nur spärlich, von letztgenanntem Jahre ab sind Zollrechnungen vorhanden.
Baden.
Etwa zwei Jahrzehnte nach Errichtung des Eisenbundes — wahr- scheinlich um 1519/20 — war in der aus Frickthal angrenzenden bernischen Herrschaft Urgitz eine Hammerschmiede errichtet und der- selben aus dem nahegelegenen Wölfliswyler Bergwerke freundnachbar- lich Erz und Masseln verabreicht worden. Da der Eisenbund, unter Berufung auf seinen Stiftungsbrief, gegen diese Lieferung Einsprache erhob, das Bergwerk aber gleichwohl zu liefern fortfuhr, so wurde ersterer bei der Regierung zu Ensisheim klagbar. Über den Verlauf dieses Handels ist noch ein ausführliches Spruchprotokoll vom 18. Juni 1520 von 30 Folioseiten im Laufenberger Gemeindearchiv vorhanden, woraus A. Münch in seiner angeführten Abhandlung einen Auszug mitteilt. Das Urteil fiel zu Gunsten des Eisenbundes aus und wurde zu Recht erkannt: „Das vorgen. vogt, geschworenen vnnd ganze ge- meinde in Frickthal in crafft vnnd nach vermöge der obberüerten ordnung vnnd darüber losgegangenen confirmation das ernz, maſsen vnnd clingen, so sy hinfür machen, nit vſs der herrschaft, sondern in derſselben vnnd nur an die schmieden vnnd hemer so in der ordnung begriffen, verkhauffen vnnd begeben vnnd sich fürer dheins vſslendi- schen hamer noch zu khauffen gebruchen so lang bis das die ob- gemelt ordnung vnnd confirmation bey jetz dem regierenden herren vnnd landesfürsten widerumben abtrieben, vnnd dazue denn hammer- schmidten den costen jnen diſser sachen halber vfferloffen nach muet- masigung vnnd tax der rathen bekhennen vnnd abtragen solln.“
Aus den Prozeſsverhandlungen ergiebt sich, daſs der Bergbau im Frickthale in früherer Zeit noch ausgiebiger war, indem vor der Gründung des Eisenbundes „der Berg“ dem Landesherrn jährlich 150 Pfund eingetragen hatte, jetzt aber kaum 88 Pfund. Dagegen erreichte der Eisenbund um 1509 den Höhepunkt seiner Entwickelung, indem in diesem Jahre die Zahl der Hammerwerke auf 36 stieg. Daſs dieser blühende Zustand der vorderösterreichischen Eisenindustrie um die Mitte des 16. Jahrhunderts noch bestand, beweist die Angabe des Sebastian Münster in seiner Kosmographie von 1544, wo er von Laufenberg berichtet: „Die Einwohner ernehren sich zum guten teil von dem Eysen, das man dort schmelzt, aber das Ertz gräbt man im Frickthal auſs einem Berg; trägt ein jahr und alle jahr bey 20000 gul- den. Es gibt gemeldter Berg so viel Ertz, daſs man dreyzehn Häm- mer dazu braucht.“
Sonst sind die Nachrichten über die Eisenindustrie der Herr- schaft Laufenberg im 16. Jahrhundert bis 1596 nur spärlich, von letztgenanntem Jahre ab sind Zollrechnungen vorhanden.
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Etwa zwei Jahrzehnte nach Errichtung des Eisenbundes — wahr-
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bernischen Herrschaft Urgitz eine Hammerschmiede errichtet und der-
selben aus dem nahegelegenen Wölfliswyler Bergwerke freundnachbar-
lich Erz und Masseln verabreicht worden. Da der Eisenbund, unter
Berufung auf seinen Stiftungsbrief, gegen diese Lieferung Einsprache
erhob, das Bergwerk aber gleichwohl zu liefern fortfuhr, so wurde
ersterer bei der Regierung zu Ensisheim klagbar. Über den Verlauf
dieses Handels ist noch ein ausführliches Spruchprotokoll vom 18. Juni
1520 von 30 Folioseiten im Laufenberger Gemeindearchiv vorhanden,
woraus A. Münch in seiner angeführten Abhandlung einen Auszug
mitteilt. Das Urteil fiel zu Gunsten des Eisenbundes aus und wurde
zu Recht erkannt: „Das vorgen. vogt, geschworenen vnnd ganze ge-
meinde in Frickthal in crafft vnnd nach vermöge der obberüerten
ordnung vnnd darüber losgegangenen confirmation das ernz, maſsen
vnnd clingen, so sy hinfür machen, nit vſs der herrschaft, sondern in
derſselben vnnd nur an die schmieden vnnd hemer so in der ordnung
begriffen, verkhauffen vnnd begeben vnnd sich fürer dheins vſslendi-
schen hamer noch zu khauffen gebruchen so lang bis das die ob-
gemelt ordnung vnnd confirmation bey jetz dem regierenden herren
vnnd landesfürsten widerumben abtrieben, vnnd dazue denn hammer-
schmidten den costen jnen diſser sachen halber vfferloffen nach muet-
masigung vnnd tax der rathen bekhennen vnnd abtragen solln.“
Aus den Prozeſsverhandlungen ergiebt sich, daſs der Bergbau im
Frickthale in früherer Zeit noch ausgiebiger war, indem vor der
Gründung des Eisenbundes „der Berg“ dem Landesherrn jährlich
150 Pfund eingetragen hatte, jetzt aber kaum 88 Pfund. Dagegen
erreichte der Eisenbund um 1509 den Höhepunkt seiner Entwickelung,
indem in diesem Jahre die Zahl der Hammerwerke auf 36 stieg. Daſs
dieser blühende Zustand der vorderösterreichischen Eisenindustrie um
die Mitte des 16. Jahrhunderts noch bestand, beweist die Angabe des
Sebastian Münster in seiner Kosmographie von 1544, wo er von
Laufenberg berichtet: „Die Einwohner ernehren sich zum guten teil
von dem Eysen, das man dort schmelzt, aber das Ertz gräbt man im
Frickthal auſs einem Berg; trägt ein jahr und alle jahr bey 20000 gul-
den. Es gibt gemeldter Berg so viel Ertz, daſs man dreyzehn Häm-
mer dazu braucht.“
Sonst sind die Nachrichten über die Eisenindustrie der Herr-
schaft Laufenberg im 16. Jahrhundert bis 1596 nur spärlich, von
letztgenanntem Jahre ab sind Zollrechnungen vorhanden.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 698. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/718>, abgerufen am 22.11.2024.
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