Bedeutung waren die Eisenwerke im Frickthal, früher im Breisgau, jetzt in dem schweizerischen Kanton Aarau gelegen.
Der uralte Bergbau auf Eisenerz im Frickthal 1), welcher 1241 zuerst urkundlich erwähnt wird, während die Eisenschmelzen zu Säckingen und Laufenburg, welche diese Erze verhütteten, sogar schon im Jahre 1207 genannt werden, stand anfangs des 16. Jahr- hunderts in hoher Blüte. Die Eisenerzgruben, deren bedeutendste bei Wölfliswyl 2) lagen, wurden von einer Bergwerksgenossenschaft, wahrscheinlich der ansässigen Bauern, welche die "Ernzergemeinde im Frickthal" hiess, betrieben. Sie wurde urkundlich erst im Jahre 1520 anlässlich eines zu Ensisheim zwischen ihren Vorstehern und den Vertretern des im Jahre 1494 in Laufenberg gegründeten "Eisen- bundes" genannt, obgleich ihr Ursprung weit älter sein muss. Da- mals erstreckte sich die Ernzergemeinde auf die vier Vogteien Wölfliswyl, Wittnau, Frick mit Gipf und Oberfrick und Herznach. Sie zählte an 400 Glieder ("etwo vierhundert so sich vss gemeltem berg ernerten) und stand unter einem "Meier", dem Stellvertreter oder "Verweser" des königlichen Bergrichters, einem Vogt und Ge- schworenen. Die Landeshoheit stand Österreich zu und wurde aus- geübt durch die vorderösterreichische Regierung, welche auch am 30. April 1517 eine Bergordnung erliess, die "Berg-Ordnung in denen vier Landen Breyssgau, Sunggau, Ölsass vnd Schwarzwald". Die Enzer- gemeinde verschmolz ihre Erze selbst und zwar in Stücköfen, Playen (entsprechend den steirischen Plaaen, Plaaöfen) genannt, wofür sie die Kohlen, welche im eigenen Gebiete nicht mehr beschafft werden konnten, kaufen mussten und zwar im Jahre 1520 aus der benach- barten bernischen Herrschaft Urgitz. Dies gab die Veranlassung zu dem Rechtsstreite mit dem Eisenbunde.
Dieser Eisenbund war von den altangesessenen Hammer- schmieden der Herrschaften Laufenberg und Rheinfelden, welche ihr Massel- oder Stückeisen hauptsächlich aus dem Frickthale bezogen, am St. Antonientage (21. Januar) 1494 zu Laufenberg errichtet worden. In der Meisterversammlung "der hammerschmiden des issen- gewerbs so man nennt die grossschmiede, von allen Orten, wo die im Lande gesessen seindt", beschlossen die 33 Hammerschmiede mit Einmut die Aufstellung einer Ordnung zur Abstellung der Missbräuche
1) Vergl. Arnold Münch, Die Erzgruben und Hammerwerke im Frickthal und am Oberrhein. Aarau 1893.
2) "Die Erzgruben ze Wil gen Wülfiswilr genant, im Banne ob dem Frick- thal", heisst es in einer Urkunde vom 29. Jan. 1411.
Baden.
Bedeutung waren die Eisenwerke im Frickthal, früher im Breisgau, jetzt in dem schweizerischen Kanton Aarau gelegen.
Der uralte Bergbau auf Eisenerz im Frickthal 1), welcher 1241 zuerst urkundlich erwähnt wird, während die Eisenschmelzen zu Säckingen und Laufenburg, welche diese Erze verhütteten, sogar schon im Jahre 1207 genannt werden, stand anfangs des 16. Jahr- hunderts in hoher Blüte. Die Eisenerzgruben, deren bedeutendste bei Wölfliswyl 2) lagen, wurden von einer Bergwerksgenossenschaft, wahrscheinlich der ansässigen Bauern, welche die „Ernzergemeinde im Frickthal“ hieſs, betrieben. Sie wurde urkundlich erst im Jahre 1520 anläſslich eines zu Ensisheim zwischen ihren Vorstehern und den Vertretern des im Jahre 1494 in Laufenberg gegründeten „Eisen- bundes“ genannt, obgleich ihr Ursprung weit älter sein muſs. Da- mals erstreckte sich die Ernzergemeinde auf die vier Vogteien Wölfliswyl, Wittnau, Frick mit Gipf und Oberfrick und Herznach. Sie zählte an 400 Glieder („etwo vierhundert so sich vſs gemeltem berg ernerten) und stand unter einem „Meier“, dem Stellvertreter oder „Verweser“ des königlichen Bergrichters, einem Vogt und Ge- schworenen. Die Landeshoheit stand Österreich zu und wurde aus- geübt durch die vorderösterreichische Regierung, welche auch am 30. April 1517 eine Bergordnung erlieſs, die „Berg-Ordnung in denen vier Landen Breyſsgau, Sunggau, Ölsaſs vnd Schwarzwald“. Die Enzer- gemeinde verschmolz ihre Erze selbst und zwar in Stücköfen, Playen (entsprechend den steirischen Plaaen, Plaaöfen) genannt, wofür sie die Kohlen, welche im eigenen Gebiete nicht mehr beschafft werden konnten, kaufen muſsten und zwar im Jahre 1520 aus der benach- barten bernischen Herrschaft Urgitz. Dies gab die Veranlassung zu dem Rechtsstreite mit dem Eisenbunde.
Dieser Eisenbund war von den altangesessenen Hammer- schmieden der Herrschaften Laufenberg und Rheinfelden, welche ihr Massel- oder Stückeisen hauptsächlich aus dem Frickthale bezogen, am St. Antonientage (21. Januar) 1494 zu Laufenberg errichtet worden. In der Meisterversammlung „der hammerschmiden des issen- gewerbs so man nennt die groſsschmiede, von allen Orten, wo die im Lande gesessen seindt“, beschlossen die 33 Hammerschmiede mit Einmut die Aufstellung einer Ordnung zur Abstellung der Miſsbräuche
1) Vergl. Arnold Münch, Die Erzgruben und Hammerwerke im Frickthal und am Oberrhein. Aarau 1893.
2) „Die Erzgruben ze Wil gen Wülfiswilr genant, im Banne ob dem Frick- thal“, heiſst es in einer Urkunde vom 29. Jan. 1411.
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Baden.
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zuerst urkundlich erwähnt wird, während die Eisenschmelzen zu
Säckingen und Laufenburg, welche diese Erze verhütteten, sogar
schon im Jahre 1207 genannt werden, stand anfangs des 16. Jahr-
hunderts in hoher Blüte. Die Eisenerzgruben, deren bedeutendste
bei Wölfliswyl 2) lagen, wurden von einer Bergwerksgenossenschaft,
wahrscheinlich der ansässigen Bauern, welche die „Ernzergemeinde
im Frickthal“ hieſs, betrieben. Sie wurde urkundlich erst im Jahre
1520 anläſslich eines zu Ensisheim zwischen ihren Vorstehern und
den Vertretern des im Jahre 1494 in Laufenberg gegründeten „Eisen-
bundes“ genannt, obgleich ihr Ursprung weit älter sein muſs. Da-
mals erstreckte sich die Ernzergemeinde auf die vier Vogteien
Wölfliswyl, Wittnau, Frick mit Gipf und Oberfrick und Herznach.
Sie zählte an 400 Glieder („etwo vierhundert so sich vſs gemeltem
berg ernerten) und stand unter einem „Meier“, dem Stellvertreter
oder „Verweser“ des königlichen Bergrichters, einem Vogt und Ge-
schworenen. Die Landeshoheit stand Österreich zu und wurde aus-
geübt durch die vorderösterreichische Regierung, welche auch am
30. April 1517 eine Bergordnung erlieſs, die „Berg-Ordnung in denen
vier Landen Breyſsgau, Sunggau, Ölsaſs vnd Schwarzwald“. Die Enzer-
gemeinde verschmolz ihre Erze selbst und zwar in Stücköfen, Playen
(entsprechend den steirischen Plaaen, Plaaöfen) genannt, wofür sie
die Kohlen, welche im eigenen Gebiete nicht mehr beschafft werden
konnten, kaufen muſsten und zwar im Jahre 1520 aus der benach-
barten bernischen Herrschaft Urgitz. Dies gab die Veranlassung zu
dem Rechtsstreite mit dem Eisenbunde.
Dieser Eisenbund war von den altangesessenen Hammer-
schmieden der Herrschaften Laufenberg und Rheinfelden, welche
ihr Massel- oder Stückeisen hauptsächlich aus dem Frickthale bezogen,
am St. Antonientage (21. Januar) 1494 zu Laufenberg errichtet
worden. In der Meisterversammlung „der hammerschmiden des issen-
gewerbs so man nennt die groſsschmiede, von allen Orten, wo die
im Lande gesessen seindt“, beschlossen die 33 Hammerschmiede mit
Einmut die Aufstellung einer Ordnung zur Abstellung der Miſsbräuche
1) Vergl. Arnold Münch, Die Erzgruben und Hammerwerke im Frickthal
und am Oberrhein. Aarau 1893.
2) „Die Erzgruben ze Wil gen Wülfiswilr genant, im Banne ob dem Frick-
thal“, heiſst es in einer Urkunde vom 29. Jan. 1411.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 694. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/714>, abgerufen am 22.11.2024.
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