mals aus einem Schmelz- und Schmiedewerk und der 1591 erbauten Blechschmiede bestand, an sich. Von den Schmelzhütten bei Aalen und Königsbronn stammen schöne Ofenplatten, z. B. die oben (S. 304) erwähnte, Coriolan und seine Mutter darstellend.
Baden.
In verschiedenen Gegenden Badens blühte die Eisenindustrie im Mittelalter. Es waren namentlich die Bohnerze und andere Braun- eisensteine der Juraformation, welche verhüttet wurden.
Eine uralte Eisengewinnung bestand im Breisgau. Bei Kandern (Chandro) scheint schon in vorrömischer Zeit Eisen gewonnen wor- den zu sein 1). Die Römer setzten diese fort. Die grosse Kriegs- strasse von Augst nach Windisch machte eine beständige Besetzung des Landstrichs nötig und es war den Römern von Wichtigkeit, den grossen Eisenbedarf ihrer Garnisonen aus der Nähe decken zu können. Auch die Sage bestätigt dies. Die römischen Türme am Landhag im südlichen Schwarzwald sollen durch unterirdische Gänge zusammen- hängen. Das sind aber Reste alter Bergwerke. Ein Platz bei dem römischen Turme Wiladingen heisst noch jetzt die Heidenschmiede. Dass im 9. Jahrhundert Eisenwerke bei Kandern betrieben wurden, ist urkundlich festgestellt.
In der Güterbeschreibung des Stiftes Lorsch über die Einkünfte im Breisgau heisst es: In Chandera est huoba, quae solvit de ferro 4 solidos, d. h. ein Hofgut bei Kandern entrichtete von einer Eisen- hütte jährlich 4 Schillinge an das Stift. Ebenso gab es schon im frühen Mittelalter Eisenschmelzen bei Säckingen. In einem Vertrage des Fridolinsstiftes zu Säckingen mit dem Grafen Rudolf von Habs- burg vom Jahre 1207 wird bestimmt: ne conflatoribus massarum ferri succis ad opus suum ulterius concedatur 2), den Eisenschmelzen soll der Holzhieb (in den Klosterwaldungen) nicht weiter gestattet werden. Von ebenfalls sehr hohem Alter und von noch grösserer
1) Siehe F. J. Mone, Gewerkschaften von Eisen, Glas und Salz vom 11. bis 17. Jahrhundert. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 1861, S. 385 und J. B. Trenkle, Geschichte der Schwarzwälder Industrie 1874, S. 104.
2) Siehe Herrgott, dipl. Habsb., Bd. I, S. 210.
Baden.
mals aus einem Schmelz- und Schmiedewerk und der 1591 erbauten Blechschmiede bestand, an sich. Von den Schmelzhütten bei Aalen und Königsbronn stammen schöne Ofenplatten, z. B. die oben (S. 304) erwähnte, Coriolan und seine Mutter darstellend.
Baden.
In verschiedenen Gegenden Badens blühte die Eisenindustrie im Mittelalter. Es waren namentlich die Bohnerze und andere Braun- eisensteine der Juraformation, welche verhüttet wurden.
Eine uralte Eisengewinnung bestand im Breisgau. Bei Kandern (Chandro) scheint schon in vorrömischer Zeit Eisen gewonnen wor- den zu sein 1). Die Römer setzten diese fort. Die groſse Kriegs- straſse von Augst nach Windisch machte eine beständige Besetzung des Landstrichs nötig und es war den Römern von Wichtigkeit, den groſsen Eisenbedarf ihrer Garnisonen aus der Nähe decken zu können. Auch die Sage bestätigt dies. Die römischen Türme am Landhag im südlichen Schwarzwald sollen durch unterirdische Gänge zusammen- hängen. Das sind aber Reste alter Bergwerke. Ein Platz bei dem römischen Turme Wiladingen heiſst noch jetzt die Heidenschmiede. Daſs im 9. Jahrhundert Eisenwerke bei Kandern betrieben wurden, ist urkundlich festgestellt.
In der Güterbeschreibung des Stiftes Lorsch über die Einkünfte im Breisgau heiſst es: In Chandera est huoba, quae solvit de ferro 4 solidos, d. h. ein Hofgut bei Kandern entrichtete von einer Eisen- hütte jährlich 4 Schillinge an das Stift. Ebenso gab es schon im frühen Mittelalter Eisenschmelzen bei Säckingen. In einem Vertrage des Fridolinsstiftes zu Säckingen mit dem Grafen Rudolf von Habs- burg vom Jahre 1207 wird bestimmt: ne conflatoribus massarum ferri succis ad opus suum ulterius concedatur 2), den Eisenschmelzen soll der Holzhieb (in den Klosterwaldungen) nicht weiter gestattet werden. Von ebenfalls sehr hohem Alter und von noch gröſserer
1) Siehe F. J. Mone, Gewerkschaften von Eisen, Glas und Salz vom 11. bis 17. Jahrhundert. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 1861, S. 385 und J. B. Trenkle, Geschichte der Schwarzwälder Industrie 1874, S. 104.
2) Siehe Herrgott, dipl. Habsb., Bd. I, S. 210.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0713"n="693"/><fwplace="top"type="header">Baden.</fw><lb/>
mals aus einem Schmelz- und Schmiedewerk und der 1591 erbauten<lb/>
Blechschmiede bestand, an sich. Von den Schmelzhütten bei Aalen<lb/>
und Königsbronn stammen schöne Ofenplatten, z. B. die oben (S. 304)<lb/>
erwähnte, Coriolan und seine Mutter darstellend.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="4"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Baden</hi>.</hi></head><lb/><p>In verschiedenen Gegenden Badens blühte die Eisenindustrie im<lb/>
Mittelalter. Es waren namentlich die Bohnerze und andere Braun-<lb/>
eisensteine der Juraformation, welche verhüttet wurden.</p><lb/><p>Eine uralte Eisengewinnung bestand im Breisgau. Bei Kandern<lb/>
(Chandro) scheint schon in vorrömischer Zeit Eisen gewonnen wor-<lb/>
den zu sein <noteplace="foot"n="1)">Siehe F. J. <hirendition="#g">Mone</hi>, Gewerkschaften von Eisen, Glas und Salz vom 11. bis<lb/>
17. Jahrhundert. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 1861, S. 385 und<lb/>
J. B. <hirendition="#g">Trenkle</hi>, Geschichte der Schwarzwälder Industrie 1874, S. 104.</note>. Die Römer setzten diese fort. Die groſse Kriegs-<lb/>
straſse von Augst nach Windisch machte eine beständige Besetzung<lb/>
des Landstrichs nötig und es war den Römern von Wichtigkeit, den<lb/>
groſsen Eisenbedarf ihrer Garnisonen aus der Nähe decken zu können.<lb/>
Auch die Sage bestätigt dies. Die römischen Türme am Landhag im<lb/>
südlichen Schwarzwald sollen durch unterirdische Gänge zusammen-<lb/>
hängen. Das sind aber Reste alter Bergwerke. Ein Platz bei dem<lb/>
römischen Turme Wiladingen heiſst noch jetzt die Heidenschmiede.<lb/>
Daſs im 9. Jahrhundert Eisenwerke bei Kandern betrieben wurden,<lb/>
ist urkundlich festgestellt.</p><lb/><p>In der Güterbeschreibung des Stiftes Lorsch über die Einkünfte<lb/>
im Breisgau heiſst es: In Chandera est huoba, quae solvit de ferro<lb/>
4 solidos, d. h. ein Hofgut bei Kandern entrichtete von einer Eisen-<lb/>
hütte jährlich 4 Schillinge an das Stift. Ebenso gab es schon im<lb/>
frühen Mittelalter Eisenschmelzen bei Säckingen. In einem Vertrage<lb/>
des Fridolinsstiftes zu Säckingen mit dem Grafen Rudolf von Habs-<lb/>
burg vom Jahre 1207 wird bestimmt: ne conflatoribus massarum<lb/>
ferri succis ad opus suum ulterius concedatur <noteplace="foot"n="2)">Siehe <hirendition="#g">Herrgott</hi>, dipl. Habsb., Bd. I, S. 210.</note>, den Eisenschmelzen<lb/>
soll der Holzhieb (in den Klosterwaldungen) nicht weiter gestattet<lb/>
werden. Von ebenfalls sehr hohem Alter und von noch gröſserer<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[693/0713]
Baden.
mals aus einem Schmelz- und Schmiedewerk und der 1591 erbauten
Blechschmiede bestand, an sich. Von den Schmelzhütten bei Aalen
und Königsbronn stammen schöne Ofenplatten, z. B. die oben (S. 304)
erwähnte, Coriolan und seine Mutter darstellend.
Baden.
In verschiedenen Gegenden Badens blühte die Eisenindustrie im
Mittelalter. Es waren namentlich die Bohnerze und andere Braun-
eisensteine der Juraformation, welche verhüttet wurden.
Eine uralte Eisengewinnung bestand im Breisgau. Bei Kandern
(Chandro) scheint schon in vorrömischer Zeit Eisen gewonnen wor-
den zu sein 1). Die Römer setzten diese fort. Die groſse Kriegs-
straſse von Augst nach Windisch machte eine beständige Besetzung
des Landstrichs nötig und es war den Römern von Wichtigkeit, den
groſsen Eisenbedarf ihrer Garnisonen aus der Nähe decken zu können.
Auch die Sage bestätigt dies. Die römischen Türme am Landhag im
südlichen Schwarzwald sollen durch unterirdische Gänge zusammen-
hängen. Das sind aber Reste alter Bergwerke. Ein Platz bei dem
römischen Turme Wiladingen heiſst noch jetzt die Heidenschmiede.
Daſs im 9. Jahrhundert Eisenwerke bei Kandern betrieben wurden,
ist urkundlich festgestellt.
In der Güterbeschreibung des Stiftes Lorsch über die Einkünfte
im Breisgau heiſst es: In Chandera est huoba, quae solvit de ferro
4 solidos, d. h. ein Hofgut bei Kandern entrichtete von einer Eisen-
hütte jährlich 4 Schillinge an das Stift. Ebenso gab es schon im
frühen Mittelalter Eisenschmelzen bei Säckingen. In einem Vertrage
des Fridolinsstiftes zu Säckingen mit dem Grafen Rudolf von Habs-
burg vom Jahre 1207 wird bestimmt: ne conflatoribus massarum
ferri succis ad opus suum ulterius concedatur 2), den Eisenschmelzen
soll der Holzhieb (in den Klosterwaldungen) nicht weiter gestattet
werden. Von ebenfalls sehr hohem Alter und von noch gröſserer
1) Siehe F. J. Mone, Gewerkschaften von Eisen, Glas und Salz vom 11. bis
17. Jahrhundert. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 1861, S. 385 und
J. B. Trenkle, Geschichte der Schwarzwälder Industrie 1874, S. 104.
2) Siehe Herrgott, dipl. Habsb., Bd. I, S. 210.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 693. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/713>, abgerufen am 17.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.