Aus den in seinem Buche zerstreuten Stellen über sich selbst geht hervor, dass er in jüngeren Jahren die Bergwerke und Eisenwerke des Fürsten Pandolfo im Thale von Boccheggiano zu leiten hatte und daselbst bedeutende Maschinenanlagen ausführte. Denn in dem Kapitel über die Eisenerze (Lib. I, Cap. VI) sagt er: "Die meisten Eisenerze sind so sehr mit andern Metallen vermischt, dass sie sich nur mit Mühe davon befreien lassen, wie ich solches in unserer Gegend bei Siena, als ich noch ein junger Mann war, erfahren habe, und zwar in dem Thale von Boccheggiano, wo sich mehrere Fabriken für Eisenbereitung des mächtigen Fürsten Pandolfo, deren Betrieb ich zu leiten hatte, befanden. Ich nahm zu den Eisenerzen von Elba noch diejenigen, welche in der Nachbarschaft gefunden wurden, hinzu und mit dem einen und dem andern habe ich schöne Erfah- rungen gemacht." In einem andern Kapitel, wo er von den Blase- bälgen und den Übertragungen spricht, erzählt er, dass er in dem genannten Thale von Boccheggiano eine grosse Maschinenanlage ge- macht habe, bestehend aus einem grossen Kübelrad, das eine Anzahl Bälge in Bewegung setzte, so dass diese vier Feuer gleichzeitig be- dienen konnten, wofür man sonst vier Wasserräder nötig hatte. Er fügt bescheiden hinzu: "Ich kann Euch dies nicht durch eine Zeich- nung deutlich machen, denn es wäre für mich eine zu schwierige Sache, es zu zeichnen."
Ferner erfahren wir von Biringuccio, dass er zu seiner Aus- bildung grosse Reisen, besonders nach Deutschland gemacht und dass er in diesem Lande seine Kenntnisse vom Erzschmelzen sehr erweitert hat.
Da, wo er in dem Kapitel "von den Öfen" vom Ausschmelzen der Kupfer- und Silbererze spricht, sagt er: "Ich erinnere mich, in Deutschland, wo solche Kunst vielleicht am meisten in der ganzen Christenheit geübt wird und blüht, nicht allein diese Anordnung der Schachtöfen, sondern auch die Vorbereitung zum Schmelzen gesehen zu haben." Er schildert sodann das in Deutschland übliche Ver- fahren, silberhaltige Kupfererze in Schachtöfen zu schmelzen und fügt hinzu, dass er sich desselben selbst bedient habe.
Ebenso bemerkt er bei den Flammöfen, dass solche in Deutschland auch zum Schmelzen von Erzen in Anwendung seien, dass er zwar selbst keine gesehen habe, dass sie ihm aber dort mit Worten so gut erklärt worden seien, dass er eine Beschreibung davon liefern könne.
Besondere Erfahrung hatte er in dem Guss, sowie in dem Aus- bohren der Geschütze, welche Künste er meisterlich beschrieben hat.
Vanuccio Biringuccio.
Aus den in seinem Buche zerstreuten Stellen über sich selbst geht hervor, daſs er in jüngeren Jahren die Bergwerke und Eisenwerke des Fürsten Pandolfo im Thale von Boccheggiano zu leiten hatte und daselbst bedeutende Maschinenanlagen ausführte. Denn in dem Kapitel über die Eisenerze (Lib. I, Cap. VI) sagt er: „Die meisten Eisenerze sind so sehr mit andern Metallen vermischt, daſs sie sich nur mit Mühe davon befreien lassen, wie ich solches in unserer Gegend bei Siena, als ich noch ein junger Mann war, erfahren habe, und zwar in dem Thale von Boccheggiano, wo sich mehrere Fabriken für Eisenbereitung des mächtigen Fürsten Pandolfo, deren Betrieb ich zu leiten hatte, befanden. Ich nahm zu den Eisenerzen von Elba noch diejenigen, welche in der Nachbarschaft gefunden wurden, hinzu und mit dem einen und dem andern habe ich schöne Erfah- rungen gemacht.“ In einem andern Kapitel, wo er von den Blase- bälgen und den Übertragungen spricht, erzählt er, daſs er in dem genannten Thale von Boccheggiano eine groſse Maschinenanlage ge- macht habe, bestehend aus einem groſsen Kübelrad, das eine Anzahl Bälge in Bewegung setzte, so daſs diese vier Feuer gleichzeitig be- dienen konnten, wofür man sonst vier Wasserräder nötig hatte. Er fügt bescheiden hinzu: „Ich kann Euch dies nicht durch eine Zeich- nung deutlich machen, denn es wäre für mich eine zu schwierige Sache, es zu zeichnen.“
Ferner erfahren wir von Biringuccio, daſs er zu seiner Aus- bildung groſse Reisen, besonders nach Deutschland gemacht und daſs er in diesem Lande seine Kenntnisse vom Erzschmelzen sehr erweitert hat.
Da, wo er in dem Kapitel „von den Öfen“ vom Ausschmelzen der Kupfer- und Silbererze spricht, sagt er: „Ich erinnere mich, in Deutschland, wo solche Kunst vielleicht am meisten in der ganzen Christenheit geübt wird und blüht, nicht allein diese Anordnung der Schachtöfen, sondern auch die Vorbereitung zum Schmelzen gesehen zu haben.“ Er schildert sodann das in Deutschland übliche Ver- fahren, silberhaltige Kupfererze in Schachtöfen zu schmelzen und fügt hinzu, daſs er sich desſelben selbst bedient habe.
Ebenso bemerkt er bei den Flammöfen, daſs solche in Deutschland auch zum Schmelzen von Erzen in Anwendung seien, daſs er zwar selbst keine gesehen habe, daſs sie ihm aber dort mit Worten so gut erklärt worden seien, daſs er eine Beschreibung davon liefern könne.
Besondere Erfahrung hatte er in dem Guſs, sowie in dem Aus- bohren der Geschütze, welche Künste er meisterlich beschrieben hat.
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Vanuccio Biringuccio.
Aus den in seinem Buche zerstreuten Stellen über sich selbst geht
hervor, daſs er in jüngeren Jahren die Bergwerke und Eisenwerke
des Fürsten Pandolfo im Thale von Boccheggiano zu leiten hatte
und daselbst bedeutende Maschinenanlagen ausführte. Denn in dem
Kapitel über die Eisenerze (Lib. I, Cap. VI) sagt er: „Die meisten
Eisenerze sind so sehr mit andern Metallen vermischt, daſs sie sich
nur mit Mühe davon befreien lassen, wie ich solches in unserer
Gegend bei Siena, als ich noch ein junger Mann war, erfahren habe,
und zwar in dem Thale von Boccheggiano, wo sich mehrere Fabriken
für Eisenbereitung des mächtigen Fürsten Pandolfo, deren Betrieb
ich zu leiten hatte, befanden. Ich nahm zu den Eisenerzen von
Elba noch diejenigen, welche in der Nachbarschaft gefunden wurden,
hinzu und mit dem einen und dem andern habe ich schöne Erfah-
rungen gemacht.“ In einem andern Kapitel, wo er von den Blase-
bälgen und den Übertragungen spricht, erzählt er, daſs er in dem
genannten Thale von Boccheggiano eine groſse Maschinenanlage ge-
macht habe, bestehend aus einem groſsen Kübelrad, das eine Anzahl
Bälge in Bewegung setzte, so daſs diese vier Feuer gleichzeitig be-
dienen konnten, wofür man sonst vier Wasserräder nötig hatte. Er
fügt bescheiden hinzu: „Ich kann Euch dies nicht durch eine Zeich-
nung deutlich machen, denn es wäre für mich eine zu schwierige
Sache, es zu zeichnen.“
Ferner erfahren wir von Biringuccio, daſs er zu seiner Aus-
bildung groſse Reisen, besonders nach Deutschland gemacht und
daſs er in diesem Lande seine Kenntnisse vom Erzschmelzen sehr
erweitert hat.
Da, wo er in dem Kapitel „von den Öfen“ vom Ausschmelzen
der Kupfer- und Silbererze spricht, sagt er: „Ich erinnere mich, in
Deutschland, wo solche Kunst vielleicht am meisten in der ganzen
Christenheit geübt wird und blüht, nicht allein diese Anordnung der
Schachtöfen, sondern auch die Vorbereitung zum Schmelzen gesehen
zu haben.“ Er schildert sodann das in Deutschland übliche Ver-
fahren, silberhaltige Kupfererze in Schachtöfen zu schmelzen und
fügt hinzu, daſs er sich desſelben selbst bedient habe.
Ebenso bemerkt er bei den Flammöfen, daſs solche in Deutschland
auch zum Schmelzen von Erzen in Anwendung seien, daſs er zwar
selbst keine gesehen habe, daſs sie ihm aber dort mit Worten so gut
erklärt worden seien, daſs er eine Beschreibung davon liefern könne.
Besondere Erfahrung hatte er in dem Guſs, sowie in dem Aus-
bohren der Geschütze, welche Künste er meisterlich beschrieben hat.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/68>, abgerufen am 25.11.2024.
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