lern, sogar auf ein und dasselbe Eisen von vielen Händlern Geld und Pfennwert entliehen, was sie ausser Stand setzte, ihren Verpflich- tungen nachzukommen und die traurige Folge des gänzlichen Ver- lustes ihrer Häuser, Huben, Höfe und Bergwerksgüter zur Folge hatte, den Händlern selbst empfindliche Verluste und namenloses Elend an die Eisenwurze brachte 1).
Trotz wiederholter feierlicher Erneuerung der Privilegien des Erzstiftes Salzburg, wonach nur die Althofener die Berge mit Eisen- verlag versehen sollten, so noch 1494 und 1496 an die Erzbischöfe Friedrich V. von Schaumburg und Bernhard von Keutschach, beein- trächtigten die St. Veiter die von Altenhofen immer mehr, gestatteten ihnen nicht den Verkauf des Eisens an die Gäste auf den St. Veiter Jahrmärkten, verweigerten die Durchfuhr des Eisens durch ihre Stadt, wollten ihnen kein Eisen, ausser um einen billigeren Preis, als es ihnen selbst mit Hinzurechnung von Maut und Weggebühr zu stehen kam, abkaufen, verboten fremden Leuten den Einkauf in Althofen, wodurch der Althofener Eisenhandel gesperrt, die Händler dem Ver- derben nahe waren.
In dieser Bedrängnis errichteten die Althofener eine "Kommune", d. h. eine Eisenhandelsgesellschaft mit gemeinschaftlichem Einkauf und Verkauf. Alsbald riefen auch die St. Veiter eine gleiche ins Leben.
Für diese Kommunen ergingen landesfürstliche Befehle, laut wel- chen die Althofener alljährlich eine Zahl rauhen und geschlagenen Eisens frei ohne Irrung der St. Veiter verhandeln und verführen durften, alles übrige Eisen nur den St. Veitern verhandelt werden sollte. -- Auch dieser Anordnung fügten sich die St. Veiter keines- wegs und handelten wieder nach Belieben.
Im Jahre 1500 schaffte Kaiser Maximilian sowohl die Althofener als die St. Veiter als überhaupt alle Kommunen des Landes ab und befahl im Lande wie von alters her zu handeln. Die Althofener Kom- mune hatte aber, als sie am 1. Nobr. 1500 aufgelöst wurde, noch 2000 Gulden an die Hüttenberger Radgewerke zu fordern, da aber ein strenger Winter war und die Hütten und Hämmer still standen, konnten die Radmeister nicht zahlen. Um zu ihrem Gelde zu ge- langen, bemühten sich die Althofener, Jahresabschlüsse zu machen, was den Radmeistern "wegen teuren Pfennwerten" Veranlassung gab, eine allgemeine Preissteigerung eintreten zu lassen. Das benutzten die
1) Urkunden aus dem Markt-Archive zu Althofen.
Kärnten.
lern, sogar auf ein und daſselbe Eisen von vielen Händlern Geld und Pfennwert entliehen, was sie auſser Stand setzte, ihren Verpflich- tungen nachzukommen und die traurige Folge des gänzlichen Ver- lustes ihrer Häuser, Huben, Höfe und Bergwerksgüter zur Folge hatte, den Händlern selbst empfindliche Verluste und namenloses Elend an die Eisenwurze brachte 1).
Trotz wiederholter feierlicher Erneuerung der Privilegien des Erzstiftes Salzburg, wonach nur die Althofener die Berge mit Eisen- verlag versehen sollten, so noch 1494 und 1496 an die Erzbischöfe Friedrich V. von Schaumburg und Bernhard von Keutschach, beein- trächtigten die St. Veiter die von Altenhofen immer mehr, gestatteten ihnen nicht den Verkauf des Eisens an die Gäste auf den St. Veiter Jahrmärkten, verweigerten die Durchfuhr des Eisens durch ihre Stadt, wollten ihnen kein Eisen, auſser um einen billigeren Preis, als es ihnen selbst mit Hinzurechnung von Maut und Weggebühr zu stehen kam, abkaufen, verboten fremden Leuten den Einkauf in Althofen, wodurch der Althofener Eisenhandel gesperrt, die Händler dem Ver- derben nahe waren.
In dieser Bedrängnis errichteten die Althofener eine „Kommune“, d. h. eine Eisenhandelsgesellschaft mit gemeinschaftlichem Einkauf und Verkauf. Alsbald riefen auch die St. Veiter eine gleiche ins Leben.
Für diese Kommunen ergingen landesfürstliche Befehle, laut wel- chen die Althofener alljährlich eine Zahl rauhen und geschlagenen Eisens frei ohne Irrung der St. Veiter verhandeln und verführen durften, alles übrige Eisen nur den St. Veitern verhandelt werden sollte. — Auch dieser Anordnung fügten sich die St. Veiter keines- wegs und handelten wieder nach Belieben.
Im Jahre 1500 schaffte Kaiser Maximilian sowohl die Althofener als die St. Veiter als überhaupt alle Kommunen des Landes ab und befahl im Lande wie von alters her zu handeln. Die Althofener Kom- mune hatte aber, als sie am 1. Nobr. 1500 aufgelöst wurde, noch 2000 Gulden an die Hüttenberger Radgewerke zu fordern, da aber ein strenger Winter war und die Hütten und Hämmer still standen, konnten die Radmeister nicht zahlen. Um zu ihrem Gelde zu ge- langen, bemühten sich die Althofener, Jahresabschlüsse zu machen, was den Radmeistern „wegen teuren Pfennwerten“ Veranlassung gab, eine allgemeine Preissteigerung eintreten zu lassen. Das benutzten die
1) Urkunden aus dem Markt-Archive zu Althofen.
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Kärnten.
lern, sogar auf ein und daſselbe Eisen von vielen Händlern Geld und
Pfennwert entliehen, was sie auſser Stand setzte, ihren Verpflich-
tungen nachzukommen und die traurige Folge des gänzlichen Ver-
lustes ihrer Häuser, Huben, Höfe und Bergwerksgüter zur Folge hatte,
den Händlern selbst empfindliche Verluste und namenloses Elend
an die Eisenwurze brachte 1).
Trotz wiederholter feierlicher Erneuerung der Privilegien des
Erzstiftes Salzburg, wonach nur die Althofener die Berge mit Eisen-
verlag versehen sollten, so noch 1494 und 1496 an die Erzbischöfe
Friedrich V. von Schaumburg und Bernhard von Keutschach, beein-
trächtigten die St. Veiter die von Altenhofen immer mehr, gestatteten
ihnen nicht den Verkauf des Eisens an die Gäste auf den St. Veiter
Jahrmärkten, verweigerten die Durchfuhr des Eisens durch ihre Stadt,
wollten ihnen kein Eisen, auſser um einen billigeren Preis, als es
ihnen selbst mit Hinzurechnung von Maut und Weggebühr zu stehen
kam, abkaufen, verboten fremden Leuten den Einkauf in Althofen,
wodurch der Althofener Eisenhandel gesperrt, die Händler dem Ver-
derben nahe waren.
In dieser Bedrängnis errichteten die Althofener eine „Kommune“,
d. h. eine Eisenhandelsgesellschaft mit gemeinschaftlichem Einkauf
und Verkauf. Alsbald riefen auch die St. Veiter eine gleiche ins
Leben.
Für diese Kommunen ergingen landesfürstliche Befehle, laut wel-
chen die Althofener alljährlich eine Zahl rauhen und geschlagenen
Eisens frei ohne Irrung der St. Veiter verhandeln und verführen
durften, alles übrige Eisen nur den St. Veitern verhandelt werden
sollte. — Auch dieser Anordnung fügten sich die St. Veiter keines-
wegs und handelten wieder nach Belieben.
Im Jahre 1500 schaffte Kaiser Maximilian sowohl die Althofener
als die St. Veiter als überhaupt alle Kommunen des Landes ab und
befahl im Lande wie von alters her zu handeln. Die Althofener Kom-
mune hatte aber, als sie am 1. Nobr. 1500 aufgelöst wurde, noch
2000 Gulden an die Hüttenberger Radgewerke zu fordern, da aber
ein strenger Winter war und die Hütten und Hämmer still standen,
konnten die Radmeister nicht zahlen. Um zu ihrem Gelde zu ge-
langen, bemühten sich die Althofener, Jahresabschlüsse zu machen, was
den Radmeistern „wegen teuren Pfennwerten“ Veranlassung gab, eine
allgemeine Preissteigerung eintreten zu lassen. Das benutzten die
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 645. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/665>, abgerufen am 22.11.2024.
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