Die Grenze zwischen dem Innern- und dem Vordernberge sollte der Gebirgskamm, "die Ebenhöhe", bilden, doch wurde dieselbe oft bestritten. Erst durch die Bergordnung für die österreichischen Kammergüter, den Innern- und Vordernberg, welche Ferdinand im Jahre 1524 erliess, wurde "die Ebenhöhe" bestimmt festgesetzt.
Um diese Zeit gewann der Protestantismus unter den Bergleuten zahlreiche Anhänger, und im Jahre 1525 brach der Bauernkrieg in Steiermark aus.
Wie wir aus den verschiedenen Ordnungen schon ersehen haben, lagen die Radwerke, d. h. die Schmelzhütten mit Stucköfen, deren Blasebälge durch Wasserräder bewegt wurden, auf der Innernberger Seite in Eisenerz, auf der Vordernberger Seite in Vordernberg und Leoben.
Das Eisenerz wurde teils in Rennfeuern, teils in Stucköfen ver- schmolzen. Erstere lieferten namentlich das geringere "Waldeisen", während im letzteren die Massen und Halbmassen erzeugt wurden. Den Betrieb der steierischen Öfen haben wir oben (S. 168) ausführ- lich beschrieben. Am Erzberge und in dessen Umgebung wurden auch viele Kriegswaffen gemacht. Bei den grossen Rüstungen im Jahre 1538 wurden "Eisenzeug, Haggen- und andere Büchsen vom steierischen Erzberge, den Hämmern und insbesondere von den Hammergewerken Peter Hofkircher zu Mürzzuschlag geliefert".
Im Jahre 1529 verkaufte Christoph Dauchenberger, Bürger zu Salzberg, einen Eisenhammer an der oberen Donawitz (bei Leoben) an Sebald Pögl1).
Dieser Sebald Pögl, Freiherr von Reiffenstein und Arberg, war ein sehr reicher Gewerke 2), Besitzer von fünf Wallischhämmern um Leoben, in der Aue, im Törl und an der Laming, und dreier Radwerke am vorderen Erzberge, und daher ungemein einflussvoll auf das Erzbergwesen selbst. Unter angemassten Privilegien und Bürgerrechten zu Leoben, Bruck und Vordernberg entledigte er sich aller landesfürstlichen Mautgebühren, umging mit seinen Eisenerzeug- nissen alle für dieselben bezeichneten Strassen, missachtete die Frei- heiten der Stadt Leoben beim Verkehr mit seinem Roheisen und beeinträchtigte auf allen Seiten die landesfürstlichen Kammergefälle. Auf vielfache Beschwerden hin wurde er 1539 nach Wien citiert, wo er der Bestrafung durch einen Vergleich entging. Danach sollte er
1) Siehe Mosch, a. a. O., S. 132.
2) Siehe v. Muchar, a. a. O., Bd. VIII, S. 443.
Steiermark.
Die Grenze zwischen dem Innern- und dem Vordernberge sollte der Gebirgskamm, „die Ebenhöhe“, bilden, doch wurde dieselbe oft bestritten. Erst durch die Bergordnung für die österreichischen Kammergüter, den Innern- und Vordernberg, welche Ferdinand im Jahre 1524 erlieſs, wurde „die Ebenhöhe“ bestimmt festgesetzt.
Um diese Zeit gewann der Protestantismus unter den Bergleuten zahlreiche Anhänger, und im Jahre 1525 brach der Bauernkrieg in Steiermark aus.
Wie wir aus den verschiedenen Ordnungen schon ersehen haben, lagen die Radwerke, d. h. die Schmelzhütten mit Stucköfen, deren Blasebälge durch Wasserräder bewegt wurden, auf der Innernberger Seite in Eisenerz, auf der Vordernberger Seite in Vordernberg und Leoben.
Das Eisenerz wurde teils in Rennfeuern, teils in Stucköfen ver- schmolzen. Erstere lieferten namentlich das geringere „Waldeisen“, während im letzteren die Massen und Halbmassen erzeugt wurden. Den Betrieb der steierischen Öfen haben wir oben (S. 168) ausführ- lich beschrieben. Am Erzberge und in dessen Umgebung wurden auch viele Kriegswaffen gemacht. Bei den groſsen Rüstungen im Jahre 1538 wurden „Eisenzeug, Haggen- und andere Büchsen vom steierischen Erzberge, den Hämmern und insbesondere von den Hammergewerken Peter Hofkircher zu Mürzzuschlag geliefert“.
Im Jahre 1529 verkaufte Christoph Dauchenberger, Bürger zu Salzberg, einen Eisenhammer an der oberen Donawitz (bei Leoben) an Sebald Pögl1).
Dieser Sebald Pögl, Freiherr von Reiffenstein und Arberg, war ein sehr reicher Gewerke 2), Besitzer von fünf Wallischhämmern um Leoben, in der Aue, im Törl und an der Laming, und dreier Radwerke am vorderen Erzberge, und daher ungemein einfluſsvoll auf das Erzbergwesen selbst. Unter angemaſsten Privilegien und Bürgerrechten zu Leoben, Bruck und Vordernberg entledigte er sich aller landesfürstlichen Mautgebühren, umging mit seinen Eisenerzeug- nissen alle für dieselben bezeichneten Straſsen, miſsachtete die Frei- heiten der Stadt Leoben beim Verkehr mit seinem Roheisen und beeinträchtigte auf allen Seiten die landesfürstlichen Kammergefälle. Auf vielfache Beschwerden hin wurde er 1539 nach Wien citiert, wo er der Bestrafung durch einen Vergleich entging. Danach sollte er
1) Siehe Mosch, a. a. O., S. 132.
2) Siehe v. Muchar, a. a. O., Bd. VIII, S. 443.
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Die Grenze zwischen dem Innern- und dem Vordernberge sollte
der Gebirgskamm, „die Ebenhöhe“, bilden, doch wurde dieselbe oft
bestritten. Erst durch die Bergordnung für die österreichischen
Kammergüter, den Innern- und Vordernberg, welche Ferdinand im
Jahre 1524 erlieſs, wurde „die Ebenhöhe“ bestimmt festgesetzt.
Um diese Zeit gewann der Protestantismus unter den Bergleuten
zahlreiche Anhänger, und im Jahre 1525 brach der Bauernkrieg in
Steiermark aus.
Wie wir aus den verschiedenen Ordnungen schon ersehen haben,
lagen die Radwerke, d. h. die Schmelzhütten mit Stucköfen, deren
Blasebälge durch Wasserräder bewegt wurden, auf der Innernberger
Seite in Eisenerz, auf der Vordernberger Seite in Vordernberg und
Leoben.
Das Eisenerz wurde teils in Rennfeuern, teils in Stucköfen ver-
schmolzen. Erstere lieferten namentlich das geringere „Waldeisen“,
während im letzteren die Massen und Halbmassen erzeugt wurden.
Den Betrieb der steierischen Öfen haben wir oben (S. 168) ausführ-
lich beschrieben. Am Erzberge und in dessen Umgebung wurden
auch viele Kriegswaffen gemacht. Bei den groſsen Rüstungen im
Jahre 1538 wurden „Eisenzeug, Haggen- und andere Büchsen vom
steierischen Erzberge, den Hämmern und insbesondere von den
Hammergewerken Peter Hofkircher zu Mürzzuschlag geliefert“.
Im Jahre 1529 verkaufte Christoph Dauchenberger,
Bürger zu Salzberg, einen Eisenhammer an der oberen Donawitz
(bei Leoben) an Sebald Pögl 1).
Dieser Sebald Pögl, Freiherr von Reiffenstein und Arberg,
war ein sehr reicher Gewerke 2), Besitzer von fünf Wallischhämmern
um Leoben, in der Aue, im Törl und an der Laming, und dreier
Radwerke am vorderen Erzberge, und daher ungemein einfluſsvoll
auf das Erzbergwesen selbst. Unter angemaſsten Privilegien und
Bürgerrechten zu Leoben, Bruck und Vordernberg entledigte er sich
aller landesfürstlichen Mautgebühren, umging mit seinen Eisenerzeug-
nissen alle für dieselben bezeichneten Straſsen, miſsachtete die Frei-
heiten der Stadt Leoben beim Verkehr mit seinem Roheisen und
beeinträchtigte auf allen Seiten die landesfürstlichen Kammergefälle.
Auf vielfache Beschwerden hin wurde er 1539 nach Wien citiert, wo
er der Bestrafung durch einen Vergleich entging. Danach sollte er
1) Siehe Mosch, a. a. O., S. 132.
2) Siehe v. Muchar, a. a. O., Bd. VIII, S. 443.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/639>, abgerufen am 22.11.2024.
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