Schmelzherd soll 31/2 Fuss hoch und an 5 Fuss breit und lang sein: in dessen Mitte sei ein Tiegel 1 Fuss tief und 11/2 Fuss weit. Wie- wohl er höher oder niedriger, breiter oder enger sein kann, je nach- dem mehr oder weniger Eisen aus dem Erz bereitet wird. Dem Meister (Renner) soll ein gewisses Mass Eisenerz gegeben werden, ob er daraus viel oder wenig Eisen schmelzen kann: will dieser seine Arbeit beginnen, so wirft er erst Kohlen in den Tiegel, darauf so viel gepochtes Eisenerz, gemischt mit ungelöschtem Kalk, als eine eiserne Schaufel fassen mag. Dann werfe er abermals Kohlen hinein und dies öfter und streue das Eisenerz darauf und zwar so lange, bis allmählich ein Haufen daraus entstehe, welchen er, nachdem die Kohlen entzündet, mittels Blasebälgen, die künstlich in ein Rohr (die Form) zusammengeführt sind, durch den Wind zur Glut an- facht und so ausschmelzt, welche Arbeit er bald in acht, bald in zehn, manchmal auch in zwölf Stunden vollbringen kann. Damit ihm aber das Feuer das Gesicht nicht verbrenne, wie dies zu ge- schehen pflegt, bedecke er es ganz mit einem Hut, an dem jedoch Löcher angebracht sind, durch welche er sehen und atmen kann. An dem Ofen sei eine Zugstange, mit der er, so oft es die Arbeit verlangt und sie verlangt es, sobald die Bälge zu viel Wind in den Ofen einblasen, oder sobald er selbst die übrigen Erze und Kohlen aufgiebt, oder sobald er die Schlacken abzieht, das Schussgerinne, durch welches das Aufschlagwasser auf das Rad geleitet wird, und die Welle, welche die Bälge niederdrückt, in ihrer Bewegung hemmt oder sich umdrehen lässt: auf diese Weise fliesst das Eisen in eine Masse (Stück) zusammen, von zwei bis drei Zentner Gewicht, je nach der Reichhaltigkeit der Erze. Alsbald öffnet der Meister das Schlacken- loch mit dem Spiess und lässt, nachdem die Schlacken ganz ab- geflossen sind, die Masse erkalten: sodann soll er und die Gesellen dieselbe mit eisernen Brechstangen aus dem Ofen auf den Boden schaffen und sie mit hölzernen Hämmern, die dünne, aber 5 Fuss lange Stiele haben, zusammenschlagen, damit er die Schlacken, welche ihr noch anhängen, abklopfe und sie dieselbe zugleich dicht mache und ausbreite. Denn wenn sie sogleich auf den Amboss gelegt, mit dem grossen Hammer, der von den Hebedaumen der Welle, die das Wasser- rad bewegt, aufgehoben wird, geschlagen würde, flöge sie auseinander: während so kann sie bald mit Zangen aufgehoben unter demselben Hammer mit einem scharfen Eisen (Schrotmeissel) in vier, fünf oder sechs Stücke, je nachdem sie gross oder klein war, geteilt werden: aus diesen, nachdem sie von neuem in einem andern Herd ausgeheizt
Georg Agricola.
Schmelzherd soll 3½ Fuſs hoch und an 5 Fuſs breit und lang sein: in dessen Mitte sei ein Tiegel 1 Fuſs tief und 1½ Fuſs weit. Wie- wohl er höher oder niedriger, breiter oder enger sein kann, je nach- dem mehr oder weniger Eisen aus dem Erz bereitet wird. Dem Meister (Renner) soll ein gewisses Maſs Eisenerz gegeben werden, ob er daraus viel oder wenig Eisen schmelzen kann: will dieser seine Arbeit beginnen, so wirft er erst Kohlen in den Tiegel, darauf so viel gepochtes Eisenerz, gemischt mit ungelöschtem Kalk, als eine eiserne Schaufel fassen mag. Dann werfe er abermals Kohlen hinein und dies öfter und streue das Eisenerz darauf und zwar so lange, bis allmählich ein Haufen daraus entstehe, welchen er, nachdem die Kohlen entzündet, mittels Blasebälgen, die künstlich in ein Rohr (die Form) zusammengeführt sind, durch den Wind zur Glut an- facht und so ausschmelzt, welche Arbeit er bald in acht, bald in zehn, manchmal auch in zwölf Stunden vollbringen kann. Damit ihm aber das Feuer das Gesicht nicht verbrenne, wie dies zu ge- schehen pflegt, bedecke er es ganz mit einem Hut, an dem jedoch Löcher angebracht sind, durch welche er sehen und atmen kann. An dem Ofen sei eine Zugstange, mit der er, so oft es die Arbeit verlangt und sie verlangt es, sobald die Bälge zu viel Wind in den Ofen einblasen, oder sobald er selbst die übrigen Erze und Kohlen aufgiebt, oder sobald er die Schlacken abzieht, das Schuſsgerinne, durch welches das Aufschlagwasser auf das Rad geleitet wird, und die Welle, welche die Bälge niederdrückt, in ihrer Bewegung hemmt oder sich umdrehen läſst: auf diese Weise flieſst das Eisen in eine Masse (Stück) zusammen, von zwei bis drei Zentner Gewicht, je nach der Reichhaltigkeit der Erze. Alsbald öffnet der Meister das Schlacken- loch mit dem Spieſs und läſst, nachdem die Schlacken ganz ab- geflossen sind, die Masse erkalten: sodann soll er und die Gesellen dieselbe mit eisernen Brechstangen aus dem Ofen auf den Boden schaffen und sie mit hölzernen Hämmern, die dünne, aber 5 Fuſs lange Stiele haben, zusammenschlagen, damit er die Schlacken, welche ihr noch anhängen, abklopfe und sie dieselbe zugleich dicht mache und ausbreite. Denn wenn sie sogleich auf den Amboſs gelegt, mit dem groſsen Hammer, der von den Hebedaumen der Welle, die das Wasser- rad bewegt, aufgehoben wird, geschlagen würde, flöge sie auseinander: während so kann sie bald mit Zangen aufgehoben unter demselben Hammer mit einem scharfen Eisen (Schrotmeiſsel) in vier, fünf oder sechs Stücke, je nachdem sie groſs oder klein war, geteilt werden: aus diesen, nachdem sie von neuem in einem andern Herd ausgeheizt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0063"n="43"/><fwplace="top"type="header">Georg Agricola.</fw><lb/>
Schmelzherd soll 3½ Fuſs hoch und an 5 Fuſs breit und lang sein:<lb/>
in dessen Mitte sei ein Tiegel 1 Fuſs tief und 1½ Fuſs weit. Wie-<lb/>
wohl er höher oder niedriger, breiter oder enger sein kann, je nach-<lb/>
dem mehr oder weniger Eisen aus dem Erz bereitet wird. Dem<lb/>
Meister (Renner) soll ein gewisses Maſs Eisenerz gegeben werden, ob<lb/>
er daraus viel oder wenig Eisen schmelzen kann: will dieser seine<lb/>
Arbeit beginnen, so wirft er erst Kohlen in den Tiegel, darauf so viel<lb/>
gepochtes Eisenerz, gemischt mit ungelöschtem Kalk, als eine eiserne<lb/>
Schaufel fassen mag. Dann werfe er abermals Kohlen hinein und<lb/>
dies öfter und streue das Eisenerz darauf und zwar so lange, bis<lb/>
allmählich ein Haufen daraus entstehe, welchen er, nachdem die<lb/>
Kohlen entzündet, mittels Blasebälgen, die künstlich in ein Rohr<lb/>
(die Form) zusammengeführt sind, durch den Wind zur Glut an-<lb/>
facht und so ausschmelzt, welche Arbeit er bald in acht, bald in<lb/>
zehn, manchmal auch in zwölf Stunden vollbringen kann. Damit<lb/>
ihm aber das Feuer das Gesicht nicht verbrenne, wie dies zu ge-<lb/>
schehen pflegt, bedecke er es ganz mit einem Hut, an dem jedoch<lb/>
Löcher angebracht sind, durch welche er sehen und atmen kann.<lb/>
An dem Ofen sei eine Zugstange, mit der er, so oft es die Arbeit<lb/>
verlangt und sie verlangt es, sobald die Bälge zu viel Wind in den<lb/>
Ofen einblasen, oder sobald er selbst die übrigen Erze und Kohlen<lb/>
aufgiebt, oder sobald er die Schlacken abzieht, das Schuſsgerinne,<lb/>
durch welches das Aufschlagwasser auf das Rad geleitet wird, und<lb/>
die Welle, welche die Bälge niederdrückt, in ihrer Bewegung hemmt<lb/>
oder sich umdrehen läſst: auf diese Weise flieſst das Eisen in eine<lb/>
Masse (Stück) zusammen, von zwei bis drei Zentner Gewicht, je nach<lb/>
der Reichhaltigkeit der Erze. Alsbald öffnet der Meister das Schlacken-<lb/>
loch mit dem Spieſs und läſst, nachdem die Schlacken ganz ab-<lb/>
geflossen sind, die Masse erkalten: sodann soll er und die Gesellen<lb/>
dieselbe mit eisernen Brechstangen aus dem Ofen auf den Boden<lb/>
schaffen und sie mit hölzernen Hämmern, die dünne, aber 5 Fuſs<lb/>
lange Stiele haben, zusammenschlagen, damit er die Schlacken, welche<lb/>
ihr noch anhängen, abklopfe und sie dieselbe zugleich dicht mache<lb/>
und ausbreite. Denn wenn sie sogleich auf den Amboſs gelegt, mit dem<lb/>
groſsen Hammer, der von den Hebedaumen der Welle, die das Wasser-<lb/>
rad bewegt, aufgehoben wird, geschlagen würde, flöge sie auseinander:<lb/>
während so kann sie bald mit Zangen aufgehoben unter demselben<lb/>
Hammer mit einem scharfen Eisen (Schrotmeiſsel) in vier, fünf oder<lb/>
sechs Stücke, je nachdem sie groſs oder klein war, geteilt werden:<lb/>
aus diesen, nachdem sie von neuem in einem andern Herd ausgeheizt<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[43/0063]
Georg Agricola.
Schmelzherd soll 3½ Fuſs hoch und an 5 Fuſs breit und lang sein:
in dessen Mitte sei ein Tiegel 1 Fuſs tief und 1½ Fuſs weit. Wie-
wohl er höher oder niedriger, breiter oder enger sein kann, je nach-
dem mehr oder weniger Eisen aus dem Erz bereitet wird. Dem
Meister (Renner) soll ein gewisses Maſs Eisenerz gegeben werden, ob
er daraus viel oder wenig Eisen schmelzen kann: will dieser seine
Arbeit beginnen, so wirft er erst Kohlen in den Tiegel, darauf so viel
gepochtes Eisenerz, gemischt mit ungelöschtem Kalk, als eine eiserne
Schaufel fassen mag. Dann werfe er abermals Kohlen hinein und
dies öfter und streue das Eisenerz darauf und zwar so lange, bis
allmählich ein Haufen daraus entstehe, welchen er, nachdem die
Kohlen entzündet, mittels Blasebälgen, die künstlich in ein Rohr
(die Form) zusammengeführt sind, durch den Wind zur Glut an-
facht und so ausschmelzt, welche Arbeit er bald in acht, bald in
zehn, manchmal auch in zwölf Stunden vollbringen kann. Damit
ihm aber das Feuer das Gesicht nicht verbrenne, wie dies zu ge-
schehen pflegt, bedecke er es ganz mit einem Hut, an dem jedoch
Löcher angebracht sind, durch welche er sehen und atmen kann.
An dem Ofen sei eine Zugstange, mit der er, so oft es die Arbeit
verlangt und sie verlangt es, sobald die Bälge zu viel Wind in den
Ofen einblasen, oder sobald er selbst die übrigen Erze und Kohlen
aufgiebt, oder sobald er die Schlacken abzieht, das Schuſsgerinne,
durch welches das Aufschlagwasser auf das Rad geleitet wird, und
die Welle, welche die Bälge niederdrückt, in ihrer Bewegung hemmt
oder sich umdrehen läſst: auf diese Weise flieſst das Eisen in eine
Masse (Stück) zusammen, von zwei bis drei Zentner Gewicht, je nach
der Reichhaltigkeit der Erze. Alsbald öffnet der Meister das Schlacken-
loch mit dem Spieſs und läſst, nachdem die Schlacken ganz ab-
geflossen sind, die Masse erkalten: sodann soll er und die Gesellen
dieselbe mit eisernen Brechstangen aus dem Ofen auf den Boden
schaffen und sie mit hölzernen Hämmern, die dünne, aber 5 Fuſs
lange Stiele haben, zusammenschlagen, damit er die Schlacken, welche
ihr noch anhängen, abklopfe und sie dieselbe zugleich dicht mache
und ausbreite. Denn wenn sie sogleich auf den Amboſs gelegt, mit dem
groſsen Hammer, der von den Hebedaumen der Welle, die das Wasser-
rad bewegt, aufgehoben wird, geschlagen würde, flöge sie auseinander:
während so kann sie bald mit Zangen aufgehoben unter demselben
Hammer mit einem scharfen Eisen (Schrotmeiſsel) in vier, fünf oder
sechs Stücke, je nachdem sie groſs oder klein war, geteilt werden:
aus diesen, nachdem sie von neuem in einem andern Herd ausgeheizt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/63>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.