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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Steiermark.
die sie nach Preussen und Russland vertrieben1). Ende des Mittel-
alters war der Ruhm dieser Eisen- und Stahlwaren unbestritten.

Fassen wir zunächst Steiermark ins Auge. Der Erzberg bei
Eisenerz
war von der Natur für eine leichte, bequeme Eisen-
gewinnung geschaffen -- "ein Geschenk der Götter!"

Cotta2) schreibt darüber:

Der Erzberg, zwischen Eisenerz und Vordernberg in Steiermark,
erhebt sich als ein mächtiger Kegel wohl 1000 Fuss über den Boden
des Erzbachthales, in welches er herein ragt, und dieser Berg besteht
auf seiner Nordwestseite vom Gipfel bis beinahe zum Fuss fast ganz
aus mehr oder weniger reinem Spateisenstein. Seine Oberfläche ist
deshalb hier überall von Tagebauen und unterirdischen Abbauen
durchwühlt, aber nur erst ein sehr kleiner Teil der vorhandenen
kolossalen Erzmasse ist bis jetzt abgebaut. Doch nicht der ganze
Berg, nicht sein Inneres besteht aus Eisenstein, sondern vielmehr nur
eine dicke, äussere Hülle desselben. Die Tiefe, bis zu welcher der
Eisenstein in den Berg hinein reicht, beträgt oft horizontal gemessen
gegen 100 Lachter. Darunter folgt dann aber entweder Kalkstein
oder Grauwackenschiefer. Der Kalkstein, welcher zuweilen Krinoideen-
reste enthält, ist nicht recht bestimmt gegen den Spateisenstein ab-
gegrenzt, er verzweigt sich gleichsam in denselben und geht durch
Beimengung von Eisenspat (erzführender Kalkstein, Rohwand) in
denselben über. Durch Umwandlung ist zuweilen Brauneisenerz oder
wenigstens eine braune Färbung des Spateisensteines entstanden,
dieser Masse ist stellenweise Quarz, Kalkspat, seltener auch Eisen-
glanz, Eisenkies, Arsenkies, Kupferkies und noch seltener Antimon-
glanz oder Zinnober beigemengt.

Die Erze des Erzberges enthalten im grossen Durchschnitt 37 bis
38 Proz. Eisen. Sie sind um so leichter schmelzbar, je weniger Thon
und Magnesia sie enthalten, doch ist ihre Schmelzbarkeit auch be-
dingt durch den Grad der Verwitterung. Man unterscheidet drei
Gattungen Erz:

1. Pflinze oder roher, unverwitterter Spateisenstein;
2. Braun- und Blauerz (Brauneisenstein durch Verwitterung aus
Spateisenstein entstanden);
3. Ocker -- das teilweise ausgeschlämmte Endprodukt der Ver-
witterung.

1) Klemm, Kulturgeschichte, Bd. IX, S. 159.
2) B. von Cotta, Die Lehre von den Erzlagerstätten, S. 360.

Steiermark.
die sie nach Preuſsen und Ruſsland vertrieben1). Ende des Mittel-
alters war der Ruhm dieser Eisen- und Stahlwaren unbestritten.

Fassen wir zunächst Steiermark ins Auge. Der Erzberg bei
Eisenerz
war von der Natur für eine leichte, bequeme Eisen-
gewinnung geschaffen — „ein Geschenk der Götter!“

Cotta2) schreibt darüber:

Der Erzberg, zwischen Eisenerz und Vordernberg in Steiermark,
erhebt sich als ein mächtiger Kegel wohl 1000 Fuſs über den Boden
des Erzbachthales, in welches er herein ragt, und dieser Berg besteht
auf seiner Nordwestseite vom Gipfel bis beinahe zum Fuſs fast ganz
aus mehr oder weniger reinem Spateisenstein. Seine Oberfläche ist
deshalb hier überall von Tagebauen und unterirdischen Abbauen
durchwühlt, aber nur erst ein sehr kleiner Teil der vorhandenen
kolossalen Erzmasse ist bis jetzt abgebaut. Doch nicht der ganze
Berg, nicht sein Inneres besteht aus Eisenstein, sondern vielmehr nur
eine dicke, äuſsere Hülle desſelben. Die Tiefe, bis zu welcher der
Eisenstein in den Berg hinein reicht, beträgt oft horizontal gemessen
gegen 100 Lachter. Darunter folgt dann aber entweder Kalkstein
oder Grauwackenschiefer. Der Kalkstein, welcher zuweilen Krinoideen-
reste enthält, ist nicht recht bestimmt gegen den Spateisenstein ab-
gegrenzt, er verzweigt sich gleichsam in denselben und geht durch
Beimengung von Eisenspat (erzführender Kalkstein, Rohwand) in
denselben über. Durch Umwandlung ist zuweilen Brauneisenerz oder
wenigstens eine braune Färbung des Spateisensteines entstanden,
dieser Masse ist stellenweise Quarz, Kalkspat, seltener auch Eisen-
glanz, Eisenkies, Arsenkies, Kupferkies und noch seltener Antimon-
glanz oder Zinnober beigemengt.

Die Erze des Erzberges enthalten im groſsen Durchschnitt 37 bis
38 Proz. Eisen. Sie sind um so leichter schmelzbar, je weniger Thon
und Magnesia sie enthalten, doch ist ihre Schmelzbarkeit auch be-
dingt durch den Grad der Verwitterung. Man unterscheidet drei
Gattungen Erz:

1. Pflinze oder roher, unverwitterter Spateisenstein;
2. Braun- und Blauerz (Brauneisenstein durch Verwitterung aus
Spateisenstein entstanden);
3. Ocker — das teilweise ausgeschlämmte Endprodukt der Ver-
witterung.

1) Klemm, Kulturgeschichte, Bd. IX, S. 159.
2) B. von Cotta, Die Lehre von den Erzlagerstätten, S. 360.
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[599/0619] Steiermark. die sie nach Preuſsen und Ruſsland vertrieben 1). Ende des Mittel- alters war der Ruhm dieser Eisen- und Stahlwaren unbestritten. Fassen wir zunächst Steiermark ins Auge. Der Erzberg bei Eisenerz war von der Natur für eine leichte, bequeme Eisen- gewinnung geschaffen — „ein Geschenk der Götter!“ Cotta 2) schreibt darüber: Der Erzberg, zwischen Eisenerz und Vordernberg in Steiermark, erhebt sich als ein mächtiger Kegel wohl 1000 Fuſs über den Boden des Erzbachthales, in welches er herein ragt, und dieser Berg besteht auf seiner Nordwestseite vom Gipfel bis beinahe zum Fuſs fast ganz aus mehr oder weniger reinem Spateisenstein. Seine Oberfläche ist deshalb hier überall von Tagebauen und unterirdischen Abbauen durchwühlt, aber nur erst ein sehr kleiner Teil der vorhandenen kolossalen Erzmasse ist bis jetzt abgebaut. Doch nicht der ganze Berg, nicht sein Inneres besteht aus Eisenstein, sondern vielmehr nur eine dicke, äuſsere Hülle desſelben. Die Tiefe, bis zu welcher der Eisenstein in den Berg hinein reicht, beträgt oft horizontal gemessen gegen 100 Lachter. Darunter folgt dann aber entweder Kalkstein oder Grauwackenschiefer. Der Kalkstein, welcher zuweilen Krinoideen- reste enthält, ist nicht recht bestimmt gegen den Spateisenstein ab- gegrenzt, er verzweigt sich gleichsam in denselben und geht durch Beimengung von Eisenspat (erzführender Kalkstein, Rohwand) in denselben über. Durch Umwandlung ist zuweilen Brauneisenerz oder wenigstens eine braune Färbung des Spateisensteines entstanden, dieser Masse ist stellenweise Quarz, Kalkspat, seltener auch Eisen- glanz, Eisenkies, Arsenkies, Kupferkies und noch seltener Antimon- glanz oder Zinnober beigemengt. Die Erze des Erzberges enthalten im groſsen Durchschnitt 37 bis 38 Proz. Eisen. Sie sind um so leichter schmelzbar, je weniger Thon und Magnesia sie enthalten, doch ist ihre Schmelzbarkeit auch be- dingt durch den Grad der Verwitterung. Man unterscheidet drei Gattungen Erz: 1. Pflinze oder roher, unverwitterter Spateisenstein; 2. Braun- und Blauerz (Brauneisenstein durch Verwitterung aus Spateisenstein entstanden); 3. Ocker — das teilweise ausgeschlämmte Endprodukt der Ver- witterung. 1) Klemm, Kulturgeschichte, Bd. IX, S. 159. 2) B. von Cotta, Die Lehre von den Erzlagerstätten, S. 360.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 599. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/619>, abgerufen am 26.11.2024.