Danzigs Kaufmannschaft im weitesten Umfange bildete eine einzige Korporation, die Artusbrüderschaft, welche in erster Linie gesellige, in zweiter Linie erst gewerbliche Zwecke verfolgte. Da- neben bestand die St. Georgsbrüderschaft, zu welcher die Schöppen und Junker gehörten.
Die Lastadie war die Warenniederlage und Schiffswerft zugleich, auf ihr stand der Krahnen. Die ein- und auslaufenden Schiffe mussten ein "Pfahlgeld" bezahlen. Die Ware wurde dann auf die Nieder- lage gebracht und von dem "Braker" (Kontrolleur) geprüft (gebrakt). Die Niederlagen hiessen selbst Braken, so gab es die Holzbrake, die Aschbrake, Teerbrake, Hopfenbrake u. s. w. Verwogen wurden die Waren auf der Stadtwage durch besondere Beamte. Eisen und Kupfer hatte der "Punder" (geschworener Wäger) vor dem "Wägen" "nach ihrer Würde zu braken". Die Warenmarken wurden ein- getragen auf der "Mercke". Ein jeder Kaufmann führte sein "an- geborenes Zeichen", womit er seine Ware zeichnete. Die Handlungs- gehilfen wurden eingeteilt in "Kaufmannsknechte" (Kommis), denen keine Disposition zustand, und "Liger", Vertreter, welche dispositions- fähig waren.
Von den vielen Waren, welche in Danzig gehandelt wurden, interessieren uns besonders die Eisenwaren, deren Arten und Preise. 1446 kostete ein Stück "Hirschberger" Draht 14 sc.1). Die Haupt- eisensorten waren Osemund (schwedisches), Landeisen, das haupt- sächlich von Bütow kam, ungarisches und spanisches. Über den Wert des ungarischen Eisens, worunter steirisches mit einbegriffen war, findet sich 1424 eine Notiz, nach welcher 2 Last gegen 25 Tonnen Häringe eingetauscht wurden, danach würde sich die Last auf etwa 60 Mark berechnen (1000 kg = 50 Mk.). Spanisches Eisen wurde nach Mille, wahrscheinlich 1000 Pfund, die übrigen Sorten nach Last berechnet. 1 Last = 8 Schiffspfund = 12 Fass.
1) Die preussische Landmünze war die Mark. 1 Mark = 4 Vierdung = 24 Scot = 45 Halbschoter = 60 Schillinge = 180 Vierschen = 720 Pfennige. Der Wert einer Mark nach jetzigem Gelde betrug:
Danzigs Kaufmannschaft im weitesten Umfange bildete eine einzige Korporation, die Artusbrüderschaft, welche in erster Linie gesellige, in zweiter Linie erst gewerbliche Zwecke verfolgte. Da- neben bestand die St. Georgsbrüderschaft, zu welcher die Schöppen und Junker gehörten.
Die Lastadie war die Warenniederlage und Schiffswerft zugleich, auf ihr stand der Krahnen. Die ein- und auslaufenden Schiffe muſsten ein „Pfahlgeld“ bezahlen. Die Ware wurde dann auf die Nieder- lage gebracht und von dem „Braker“ (Kontrolleur) geprüft (gebrakt). Die Niederlagen hieſsen selbst Braken, so gab es die Holzbrake, die Aschbrake, Teerbrake, Hopfenbrake u. s. w. Verwogen wurden die Waren auf der Stadtwage durch besondere Beamte. Eisen und Kupfer hatte der „Punder“ (geschworener Wäger) vor dem „Wägen“ „nach ihrer Würde zu braken“. Die Warenmarken wurden ein- getragen auf der „Mercke“. Ein jeder Kaufmann führte sein „an- geborenes Zeichen“, womit er seine Ware zeichnete. Die Handlungs- gehilfen wurden eingeteilt in „Kaufmannsknechte“ (Kommis), denen keine Disposition zustand, und „Liger“, Vertreter, welche dispositions- fähig waren.
Von den vielen Waren, welche in Danzig gehandelt wurden, interessieren uns besonders die Eisenwaren, deren Arten und Preise. 1446 kostete ein Stück „Hirschberger“ Draht 14 sc.1). Die Haupt- eisensorten waren Osemund (schwedisches), Landeisen, das haupt- sächlich von Bütow kam, ungarisches und spanisches. Über den Wert des ungarischen Eisens, worunter steirisches mit einbegriffen war, findet sich 1424 eine Notiz, nach welcher 2 Last gegen 25 Tonnen Häringe eingetauscht wurden, danach würde sich die Last auf etwa 60 Mark berechnen (1000 kg = 50 Mk.). Spanisches Eisen wurde nach Mille, wahrscheinlich 1000 Pfund, die übrigen Sorten nach Last berechnet. 1 Last = 8 Schiffspfund = 12 Faſs.
1) Die preuſsische Landmünze war die Mark. 1 Mark = 4 Vierdung = 24 Scot = 45 Halbschoter = 60 Schillinge = 180 Vierschen = 720 Pfennige. Der Wert einer Mark nach jetzigem Gelde betrug:
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Der Eisenhandel und die deutsche Hansa.
Danzigs Kaufmannschaft im weitesten Umfange bildete eine
einzige Korporation, die Artusbrüderschaft, welche in erster Linie
gesellige, in zweiter Linie erst gewerbliche Zwecke verfolgte. Da-
neben bestand die St. Georgsbrüderschaft, zu welcher die Schöppen
und Junker gehörten.
Die Lastadie war die Warenniederlage und Schiffswerft zugleich,
auf ihr stand der Krahnen. Die ein- und auslaufenden Schiffe muſsten
ein „Pfahlgeld“ bezahlen. Die Ware wurde dann auf die Nieder-
lage gebracht und von dem „Braker“ (Kontrolleur) geprüft (gebrakt).
Die Niederlagen hieſsen selbst Braken, so gab es die Holzbrake, die
Aschbrake, Teerbrake, Hopfenbrake u. s. w. Verwogen wurden die
Waren auf der Stadtwage durch besondere Beamte. Eisen und
Kupfer hatte der „Punder“ (geschworener Wäger) vor dem „Wägen“
„nach ihrer Würde zu braken“. Die Warenmarken wurden ein-
getragen auf der „Mercke“. Ein jeder Kaufmann führte sein „an-
geborenes Zeichen“, womit er seine Ware zeichnete. Die Handlungs-
gehilfen wurden eingeteilt in „Kaufmannsknechte“ (Kommis), denen
keine Disposition zustand, und „Liger“, Vertreter, welche dispositions-
fähig waren.
Von den vielen Waren, welche in Danzig gehandelt wurden,
interessieren uns besonders die Eisenwaren, deren Arten und Preise.
1446 kostete ein Stück „Hirschberger“ Draht 14 sc. 1). Die Haupt-
eisensorten waren Osemund (schwedisches), Landeisen, das haupt-
sächlich von Bütow kam, ungarisches und spanisches. Über den
Wert des ungarischen Eisens, worunter steirisches mit einbegriffen
war, findet sich 1424 eine Notiz, nach welcher 2 Last gegen 25 Tonnen
Häringe eingetauscht wurden, danach würde sich die Last auf etwa
60 Mark berechnen (1000 kg = 50 Mk.). Spanisches Eisen wurde
nach Mille, wahrscheinlich 1000 Pfund, die übrigen Sorten nach Last
berechnet. 1 Last = 8 Schiffspfund = 12 Faſs.
1) Die preuſsische Landmünze war die Mark. 1 Mark = 4 Vierdung =
24 Scot = 45 Halbschoter = 60 Schillinge = 180 Vierschen = 720 Pfennige.
Der Wert einer Mark nach jetzigem Gelde betrug:
1351 bis 1382 5 Thlr. 5 Sgr.
1422 „ 1449 3 Thlr.
1450 „ 1454 1 Thlr. 26 Sgr.
Beck, Geschichte des Eisens. 38
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 593. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/613>, abgerufen am 22.11.2024.
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