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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Der Eisenhandel und die deutsche Hansa.
über Krakau, welches den Stapel hatte mit Vorkaufsrecht. Dies wurde,
da es zum Nachteile Thorns war, von den Preussen nicht anerkannt
und führte zu vielen Zwistigkeiten. Thorn wurde von Preussen mit
grossen Vorrechten ausgestattet. Alle fremden Kaufleute, die aus
Polen kamen, mussten ihren Weg über Thorn nehmen. Englisches
Gewand durften sie nur in Thorn kaufen. Die Polen brachten dahin
Pelzwaren, dann Erze und selbst ungemünztes Silber und Gold.
Eine ähnliche Herrschaft wie Krakau für die obere Weichsel hatte
Breslau für Schlesien an sich gerissen.

In Thorn war der grosse Jahrmarkt, wohin Polen und Schlesier
kamen, besonders Händler von Posen, Krakau und Breslau. Eisen,
Blei und Kupfer kam ausschliesslich über Krakau. Flandrische und
englische Tuche gingen auf diesem Wege bis Konstantinopel.

Die Nürnberger erschienen auf diesen Märkten als "Landfahrer",
besonders mit Gewürzen und Spezereien, die sie aus Italien brachten
und die deshalb "Venediger Ware" hiessen. Sie kauften besonders
Wachs und Pelzwerk. Nach Westdeutschland führten von Danzig
drei Hauptstrassen, ein Seeweg, ein Landweg und ein kombinierter
Weg. Der erste ging nach den Häfen der Ost- und Nordsee, durch
den Sund und wurde besonders für Holz, Getreide und Salz benutzt.
Wichtiger war der Weg zur See bis Lübeck und von da auf "dem
Graben", d. h. dem 1398 eröffneten Strecknitzkanale nach Hamburg,
von wo es zur See oder zu Lande weiter ging.

Für leichtere Ware wählte man den Landweg, der über Stolpe,
Kolberg, Stettin, Greifswalde, Stralsund, Rostock, Wismar, Lübeck,
Hamburg nach Bremen und von da in das Gebiet des Bischofs von
Münster führte. Von hier ging es weiter nach den westfälischen und
rheinischen Städten, von diesen nach den Niederlanden, insbesondere
nach Utrecht und Brügge. Lübeck und Hamburg waren die Haupt-
knotenpunkte dieses wichtigen Handelsweges.

Mit den Städten am Rhein und in Westfalen bestand ein
intimer Verkehr, es bestanden sogar viele verwandtschaftliche Be-
ziehungen. Hierzu trugen die grossen Pilgerfahrten nach Aachen
viel bei. Am häufigsten wird Köln genannt. Kölnische Familien
waren in Danzig ansässig, sodann werden Bonn und Wesel aufgeführt;
von westfälischen Städten: Brilon, Altendorn, Iserlohn, Lippstadt,
Lemgo, Unna und Steinheim; wichtiger war Hamm, sodann Münster,
Hildesheim, Arnsberg, Göttingen und Hameln. Den bedeutendsten
Verkehr mit Danzig scheinen aber Dortmund und Soest gehabt zu
haben. Auch hierbei spielte das Eisen eine Hauptrolle.


Der Eisenhandel und die deutsche Hansa.
über Krakau, welches den Stapel hatte mit Vorkaufsrecht. Dies wurde,
da es zum Nachteile Thorns war, von den Preuſsen nicht anerkannt
und führte zu vielen Zwistigkeiten. Thorn wurde von Preuſsen mit
groſsen Vorrechten ausgestattet. Alle fremden Kaufleute, die aus
Polen kamen, muſsten ihren Weg über Thorn nehmen. Englisches
Gewand durften sie nur in Thorn kaufen. Die Polen brachten dahin
Pelzwaren, dann Erze und selbst ungemünztes Silber und Gold.
Eine ähnliche Herrschaft wie Krakau für die obere Weichsel hatte
Breslau für Schlesien an sich gerissen.

In Thorn war der groſse Jahrmarkt, wohin Polen und Schlesier
kamen, besonders Händler von Posen, Krakau und Breslau. Eisen,
Blei und Kupfer kam ausschlieſslich über Krakau. Flandrische und
englische Tuche gingen auf diesem Wege bis Konstantinopel.

Die Nürnberger erschienen auf diesen Märkten als „Landfahrer“,
besonders mit Gewürzen und Spezereien, die sie aus Italien brachten
und die deshalb „Venediger Ware“ hieſsen. Sie kauften besonders
Wachs und Pelzwerk. Nach Westdeutschland führten von Danzig
drei Hauptstraſsen, ein Seeweg, ein Landweg und ein kombinierter
Weg. Der erste ging nach den Häfen der Ost- und Nordsee, durch
den Sund und wurde besonders für Holz, Getreide und Salz benutzt.
Wichtiger war der Weg zur See bis Lübeck und von da auf „dem
Graben“, d. h. dem 1398 eröffneten Strecknitzkanale nach Hamburg,
von wo es zur See oder zu Lande weiter ging.

Für leichtere Ware wählte man den Landweg, der über Stolpe,
Kolberg, Stettin, Greifswalde, Stralsund, Rostock, Wismar, Lübeck,
Hamburg nach Bremen und von da in das Gebiet des Bischofs von
Münster führte. Von hier ging es weiter nach den westfälischen und
rheinischen Städten, von diesen nach den Niederlanden, insbesondere
nach Utrecht und Brügge. Lübeck und Hamburg waren die Haupt-
knotenpunkte dieses wichtigen Handelsweges.

Mit den Städten am Rhein und in Westfalen bestand ein
intimer Verkehr, es bestanden sogar viele verwandtschaftliche Be-
ziehungen. Hierzu trugen die groſsen Pilgerfahrten nach Aachen
viel bei. Am häufigsten wird Köln genannt. Kölnische Familien
waren in Danzig ansässig, sodann werden Bonn und Wesel aufgeführt;
von westfälischen Städten: Brilon, Altendorn, Iserlohn, Lippstadt,
Lemgo, Unna und Steinheim; wichtiger war Hamm, sodann Münster,
Hildesheim, Arnsberg, Göttingen und Hameln. Den bedeutendsten
Verkehr mit Danzig scheinen aber Dortmund und Soest gehabt zu
haben. Auch hierbei spielte das Eisen eine Hauptrolle.


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[592/0612] Der Eisenhandel und die deutsche Hansa. über Krakau, welches den Stapel hatte mit Vorkaufsrecht. Dies wurde, da es zum Nachteile Thorns war, von den Preuſsen nicht anerkannt und führte zu vielen Zwistigkeiten. Thorn wurde von Preuſsen mit groſsen Vorrechten ausgestattet. Alle fremden Kaufleute, die aus Polen kamen, muſsten ihren Weg über Thorn nehmen. Englisches Gewand durften sie nur in Thorn kaufen. Die Polen brachten dahin Pelzwaren, dann Erze und selbst ungemünztes Silber und Gold. Eine ähnliche Herrschaft wie Krakau für die obere Weichsel hatte Breslau für Schlesien an sich gerissen. In Thorn war der groſse Jahrmarkt, wohin Polen und Schlesier kamen, besonders Händler von Posen, Krakau und Breslau. Eisen, Blei und Kupfer kam ausschlieſslich über Krakau. Flandrische und englische Tuche gingen auf diesem Wege bis Konstantinopel. Die Nürnberger erschienen auf diesen Märkten als „Landfahrer“, besonders mit Gewürzen und Spezereien, die sie aus Italien brachten und die deshalb „Venediger Ware“ hieſsen. Sie kauften besonders Wachs und Pelzwerk. Nach Westdeutschland führten von Danzig drei Hauptstraſsen, ein Seeweg, ein Landweg und ein kombinierter Weg. Der erste ging nach den Häfen der Ost- und Nordsee, durch den Sund und wurde besonders für Holz, Getreide und Salz benutzt. Wichtiger war der Weg zur See bis Lübeck und von da auf „dem Graben“, d. h. dem 1398 eröffneten Strecknitzkanale nach Hamburg, von wo es zur See oder zu Lande weiter ging. Für leichtere Ware wählte man den Landweg, der über Stolpe, Kolberg, Stettin, Greifswalde, Stralsund, Rostock, Wismar, Lübeck, Hamburg nach Bremen und von da in das Gebiet des Bischofs von Münster führte. Von hier ging es weiter nach den westfälischen und rheinischen Städten, von diesen nach den Niederlanden, insbesondere nach Utrecht und Brügge. Lübeck und Hamburg waren die Haupt- knotenpunkte dieses wichtigen Handelsweges. Mit den Städten am Rhein und in Westfalen bestand ein intimer Verkehr, es bestanden sogar viele verwandtschaftliche Be- ziehungen. Hierzu trugen die groſsen Pilgerfahrten nach Aachen viel bei. Am häufigsten wird Köln genannt. Kölnische Familien waren in Danzig ansässig, sodann werden Bonn und Wesel aufgeführt; von westfälischen Städten: Brilon, Altendorn, Iserlohn, Lippstadt, Lemgo, Unna und Steinheim; wichtiger war Hamm, sodann Münster, Hildesheim, Arnsberg, Göttingen und Hameln. Den bedeutendsten Verkehr mit Danzig scheinen aber Dortmund und Soest gehabt zu haben. Auch hierbei spielte das Eisen eine Hauptrolle.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 592. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/612>, abgerufen am 22.11.2024.