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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Der Eisenhandel und die deutsche Hansa.

Der Handel mit Norwegen ging durch das grosse Kontor zu
Bergen. Auch in Danzig gab es eine "Bergenfahrer-Gesellschaft",
die besonders französische Weine, Poitou und Romanyen dorthin ein-
führte.

Schon in früher Zeit stand Danzig mit Russland, d. h. mit Now-
gorod, in Verbindung. Der Verkehr bewegte sich meistens zur See
(Wasserfahrer), und man unterschied Sommer- und Winterfahrer.
Der Wasserweg der Gotlandfahrer ging durch den Finnischen Meer-
busen, die Newa (Nu) hinauf nach dem Ladogasee in den Wolchow
(die Wolga) hinauf bis Nowgorod. Später wurde in Riga und Reval
angelaufen. Haupteinfuhrartikel waren polnische und oberländische
(besonders flandrische) Tuche. In dem Warenverzeichnisse eines
1430 für Reval beladenen Schiffes werden folgende Eisenwaren auf-
geführt: Brotmesser, ein Fass, eiserne "Stegrechen" (Steigbügel),
Eisendraht und Harnische.

Mit Littauen war der Verkehr sehr lebhaft, seitdem Herzog
Witow (Witold) sich unter dem Namen Alexander am 12. Oktober
1398 hatte taufen lassen und mit dem deutschen Orden Frieden
schloss. Der Handel ging durch das Kontor in Kauen (Kowno), die
"Weichselkähne" mit Salz beladen gingen gegen Sommer und Herbst
von Danzig ab. Ferner wurden eingeführt: Tuche, Seidenzeuge,
Häringe, Osemund, Zucker, allerlei Spezereien und mannigfache
Industrieerzeugnisse. "Es gab nicht ein Handwerk in Preussen, das
nicht davon Nutzen zog." Dagegen lieferte Littauen Holz, Asche,
Wachs und Pelzwerk.

Mit Polen stand Danzig schon durch seine Lage an der Weichsel-
mündung in engster Handelsverbindung. Aus Polen kam das Holz,
welches einen Hauptartikel des Danziger Handels bildete, und zwar
kam es auf dem Strome in Flossen, Driften oder Traften (struges
lignorum) genannt. Die platten Fahrzeuge der Polen hiessen Dubassen.
Am Abladungsplatze wurden die Traften und Dubassen auseinander
genommen und die Ladung samt den Schiffen resp. Flossen verkauft.
Polen lieferte namentlich das Eiben- oder Bogenholz, welches in
England so beliebt war. Es kam aus den Karpathen, besonders von
Krakau und Wislica an der Weichsel und Neu-Szandeck an der
Dunajez. Der Hauptflossverkehr war mit dem Herzogtume Masovien,
seit 1381 geteilt in die Fürstentümer Plock und Warschau. Die
Handelsverbindungen gingen bis zum Orient; Juden und selbst
Armenier nahmen daran teil. Das Holz wurde vielfach schon im
Polnischen geschnitten. Kupfer, Eisen und Blei kamen von Ungarn

Der Eisenhandel und die deutsche Hansa.

Der Handel mit Norwegen ging durch das groſse Kontor zu
Bergen. Auch in Danzig gab es eine „Bergenfahrer-Gesellschaft“,
die besonders französische Weine, Poitou und Romanyen dorthin ein-
führte.

Schon in früher Zeit stand Danzig mit Ruſsland, d. h. mit Now-
gorod, in Verbindung. Der Verkehr bewegte sich meistens zur See
(Wasserfahrer), und man unterschied Sommer- und Winterfahrer.
Der Wasserweg der Gotlandfahrer ging durch den Finnischen Meer-
busen, die Newa (Nu) hinauf nach dem Ladogasee in den Wolchow
(die Wolga) hinauf bis Nowgorod. Später wurde in Riga und Reval
angelaufen. Haupteinfuhrartikel waren polnische und oberländische
(besonders flandrische) Tuche. In dem Warenverzeichnisse eines
1430 für Reval beladenen Schiffes werden folgende Eisenwaren auf-
geführt: Brotmesser, ein Faſs, eiserne „Stegrechen“ (Steigbügel),
Eisendraht und Harnische.

Mit Littauen war der Verkehr sehr lebhaft, seitdem Herzog
Witow (Witold) sich unter dem Namen Alexander am 12. Oktober
1398 hatte taufen lassen und mit dem deutschen Orden Frieden
schloſs. Der Handel ging durch das Kontor in Kauen (Kowno), die
„Weichselkähne“ mit Salz beladen gingen gegen Sommer und Herbst
von Danzig ab. Ferner wurden eingeführt: Tuche, Seidenzeuge,
Häringe, Osemund, Zucker, allerlei Spezereien und mannigfache
Industrieerzeugnisse. „Es gab nicht ein Handwerk in Preuſsen, das
nicht davon Nutzen zog.“ Dagegen lieferte Littauen Holz, Asche,
Wachs und Pelzwerk.

Mit Polen stand Danzig schon durch seine Lage an der Weichsel-
mündung in engster Handelsverbindung. Aus Polen kam das Holz,
welches einen Hauptartikel des Danziger Handels bildete, und zwar
kam es auf dem Strome in Flossen, Driften oder Traften (struges
lignorum) genannt. Die platten Fahrzeuge der Polen hieſsen Dubassen.
Am Abladungsplatze wurden die Traften und Dubassen auseinander
genommen und die Ladung samt den Schiffen resp. Flossen verkauft.
Polen lieferte namentlich das Eiben- oder Bogenholz, welches in
England so beliebt war. Es kam aus den Karpathen, besonders von
Krakau und Wislica an der Weichsel und Neu-Szandeck an der
Dunajez. Der Hauptfloſsverkehr war mit dem Herzogtume Masovien,
seit 1381 geteilt in die Fürstentümer Plock und Warschau. Die
Handelsverbindungen gingen bis zum Orient; Juden und selbst
Armenier nahmen daran teil. Das Holz wurde vielfach schon im
Polnischen geschnitten. Kupfer, Eisen und Blei kamen von Ungarn

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[591/0611] Der Eisenhandel und die deutsche Hansa. Der Handel mit Norwegen ging durch das groſse Kontor zu Bergen. Auch in Danzig gab es eine „Bergenfahrer-Gesellschaft“, die besonders französische Weine, Poitou und Romanyen dorthin ein- führte. Schon in früher Zeit stand Danzig mit Ruſsland, d. h. mit Now- gorod, in Verbindung. Der Verkehr bewegte sich meistens zur See (Wasserfahrer), und man unterschied Sommer- und Winterfahrer. Der Wasserweg der Gotlandfahrer ging durch den Finnischen Meer- busen, die Newa (Nu) hinauf nach dem Ladogasee in den Wolchow (die Wolga) hinauf bis Nowgorod. Später wurde in Riga und Reval angelaufen. Haupteinfuhrartikel waren polnische und oberländische (besonders flandrische) Tuche. In dem Warenverzeichnisse eines 1430 für Reval beladenen Schiffes werden folgende Eisenwaren auf- geführt: Brotmesser, ein Faſs, eiserne „Stegrechen“ (Steigbügel), Eisendraht und Harnische. Mit Littauen war der Verkehr sehr lebhaft, seitdem Herzog Witow (Witold) sich unter dem Namen Alexander am 12. Oktober 1398 hatte taufen lassen und mit dem deutschen Orden Frieden schloſs. Der Handel ging durch das Kontor in Kauen (Kowno), die „Weichselkähne“ mit Salz beladen gingen gegen Sommer und Herbst von Danzig ab. Ferner wurden eingeführt: Tuche, Seidenzeuge, Häringe, Osemund, Zucker, allerlei Spezereien und mannigfache Industrieerzeugnisse. „Es gab nicht ein Handwerk in Preuſsen, das nicht davon Nutzen zog.“ Dagegen lieferte Littauen Holz, Asche, Wachs und Pelzwerk. Mit Polen stand Danzig schon durch seine Lage an der Weichsel- mündung in engster Handelsverbindung. Aus Polen kam das Holz, welches einen Hauptartikel des Danziger Handels bildete, und zwar kam es auf dem Strome in Flossen, Driften oder Traften (struges lignorum) genannt. Die platten Fahrzeuge der Polen hieſsen Dubassen. Am Abladungsplatze wurden die Traften und Dubassen auseinander genommen und die Ladung samt den Schiffen resp. Flossen verkauft. Polen lieferte namentlich das Eiben- oder Bogenholz, welches in England so beliebt war. Es kam aus den Karpathen, besonders von Krakau und Wislica an der Weichsel und Neu-Szandeck an der Dunajez. Der Hauptfloſsverkehr war mit dem Herzogtume Masovien, seit 1381 geteilt in die Fürstentümer Plock und Warschau. Die Handelsverbindungen gingen bis zum Orient; Juden und selbst Armenier nahmen daran teil. Das Holz wurde vielfach schon im Polnischen geschnitten. Kupfer, Eisen und Blei kamen von Ungarn

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 591. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/611>, abgerufen am 22.11.2024.