diesen sind sie ursprünglich entstanden. So schreibt auch gleicher- massen Dioskorides, dass sich Hämatit in der roten sinopischen Erde fände. Ferner erzeugt Spanien Schistos; Arabien, Ägypten, Afrika und Äthiopien Hämatit. Die verschiedenen Steinarten weichen aber in der Farbe ab. Denn entweder sehen sie aus wie verdichtetes Blut und daher eben haben sie den Namen Hämatite: oder sie haben die Farbe des Eisens und dann wieder sind die äusseren Teile von gelber Farbe: wie sie Müsen (oder Meissen? Misena) erzeugt (brauner Glaskopf). Oder sie sind ganz schwarz, wie diejenigen, welche an dem oben erwähnten Berge "Kalte Birke" gegraben werden. Wie denn auch, wie Sotacus berichtet, in Afrika ein schwarzer Schistos wächst, den sie wegen der Farbe wie Holzkohlen Anthrazit nennen." .....
Agricola fährt dann fort, die einzelnen Varietäten des Schistos zu beschreiben, wobei er besonders den weichen Eisenrahm und Eisen- glimmer dem harten Eisenglanz, wie er besonders bei Müsen vor- komme, gegenüberstellt. Dann wendet er sich zu den Farben, welche man durch Mahlen oder Brennen aus diesen Steinarten gewinnt, dem roten, gelben und schwärzlichen Ocker. Dabei hebt er hervor, dass die Farben des gebrannten Schistos lichter sind, als die des unge- brannten. Er unterscheidet die vielen Varietäten in klarer Weise. Er schreibt nicht nur dem Hämatit, sondern auch dem Schistos einen adstringierenden Geschmack zu; kommt sodann auf die verschiedene Härte der einzelnen Arten, wobei im allgemeinen zu bemerken sei, dass der Schistos um so härter sei, je mehr er wie Eisen glänze. Er erwähnt seine vorzüglichen Eigenschaften als Polierstein für die Goldschmiede. Danach führt er die verschiedenartigen eigentümlichen Formen auf, in denen besonders die Glasköpfe gefunden werden. Endlich wendet er sich eingehend zur Verwendung des Hämatites und Schistos in der Heilkunde.
Die Beschreibung des Agricola ist eine durchaus mineralogische. Von der Verwendung dieser Steinarten als Erze zur Gewinnung des Eisens spricht er nicht. Dennoch ist sie auch für uns von grossem Interesse ihrer Gründlichkeit und Klarheit wegen.
Über das Eisen als Metall, seine Eigenschaften und seine Ver- wendung handelt er dagegen ausführlich in einem interessanten und für uns sehr wichtigen Kapitel des achten Buches "de natura fossilium" folgendermassen:
Ich wende mich zu dem Eisen, von dem die Alten nirgends be- richten, dass es gediegen vorkomme. Solches, das seine Farbe trägt, wird allerdings im Sand der Flüsse gegraben und gefunden, wenn
Georg Agricola.
diesen sind sie ursprünglich entstanden. So schreibt auch gleicher- maſsen Dioskorides, daſs sich Hämatit in der roten sinopischen Erde fände. Ferner erzeugt Spanien Schistos; Arabien, Ägypten, Afrika und Äthiopien Hämatit. Die verschiedenen Steinarten weichen aber in der Farbe ab. Denn entweder sehen sie aus wie verdichtetes Blut und daher eben haben sie den Namen Hämatite: oder sie haben die Farbe des Eisens und dann wieder sind die äuſseren Teile von gelber Farbe: wie sie Müsen (oder Meiſsen? Misena) erzeugt (brauner Glaskopf). Oder sie sind ganz schwarz, wie diejenigen, welche an dem oben erwähnten Berge „Kalte Birke“ gegraben werden. Wie denn auch, wie Sotacus berichtet, in Afrika ein schwarzer Schistos wächst, den sie wegen der Farbe wie Holzkohlen Anthrazit nennen.“ .....
Agricola fährt dann fort, die einzelnen Varietäten des Schistos zu beschreiben, wobei er besonders den weichen Eisenrahm und Eisen- glimmer dem harten Eisenglanz, wie er besonders bei Müsen vor- komme, gegenüberstellt. Dann wendet er sich zu den Farben, welche man durch Mahlen oder Brennen aus diesen Steinarten gewinnt, dem roten, gelben und schwärzlichen Ocker. Dabei hebt er hervor, daſs die Farben des gebrannten Schistos lichter sind, als die des unge- brannten. Er unterscheidet die vielen Varietäten in klarer Weise. Er schreibt nicht nur dem Hämatit, sondern auch dem Schistos einen adstringierenden Geschmack zu; kommt sodann auf die verschiedene Härte der einzelnen Arten, wobei im allgemeinen zu bemerken sei, daſs der Schistos um so härter sei, je mehr er wie Eisen glänze. Er erwähnt seine vorzüglichen Eigenschaften als Polierstein für die Goldschmiede. Danach führt er die verschiedenartigen eigentümlichen Formen auf, in denen besonders die Glasköpfe gefunden werden. Endlich wendet er sich eingehend zur Verwendung des Hämatites und Schistos in der Heilkunde.
Die Beschreibung des Agricola ist eine durchaus mineralogische. Von der Verwendung dieser Steinarten als Erze zur Gewinnung des Eisens spricht er nicht. Dennoch ist sie auch für uns von groſsem Interesse ihrer Gründlichkeit und Klarheit wegen.
Über das Eisen als Metall, seine Eigenschaften und seine Ver- wendung handelt er dagegen ausführlich in einem interessanten und für uns sehr wichtigen Kapitel des achten Buches „de natura fossilium“ folgendermaſsen:
Ich wende mich zu dem Eisen, von dem die Alten nirgends be- richten, daſs es gediegen vorkomme. Solches, das seine Farbe trägt, wird allerdings im Sand der Flüsse gegraben und gefunden, wenn
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0060"n="40"/><fwplace="top"type="header">Georg Agricola.</fw><lb/>
diesen sind sie ursprünglich entstanden. So schreibt auch gleicher-<lb/>
maſsen <hirendition="#g">Dioskorides</hi>, daſs sich Hämatit in der roten sinopischen<lb/>
Erde fände. Ferner erzeugt Spanien Schistos; Arabien, Ägypten,<lb/>
Afrika und Äthiopien Hämatit. Die verschiedenen Steinarten weichen<lb/>
aber in der Farbe ab. Denn entweder sehen sie aus wie verdichtetes<lb/>
Blut und daher eben haben sie den Namen Hämatite: oder sie haben<lb/>
die Farbe des Eisens und dann wieder sind die äuſseren Teile von<lb/>
gelber Farbe: wie sie Müsen (oder Meiſsen? Misena) erzeugt (brauner<lb/>
Glaskopf). Oder sie sind ganz schwarz, wie diejenigen, welche an<lb/>
dem oben erwähnten Berge „Kalte Birke“ gegraben werden. Wie<lb/>
denn auch, wie <hirendition="#g">Sotacus</hi> berichtet, in Afrika ein schwarzer Schistos<lb/>
wächst, den sie wegen der Farbe wie Holzkohlen Anthrazit nennen.“ .....</p><lb/><p><hirendition="#g">Agricola</hi> fährt dann fort, die einzelnen Varietäten des Schistos<lb/>
zu beschreiben, wobei er besonders den weichen Eisenrahm und Eisen-<lb/>
glimmer dem harten Eisenglanz, wie er besonders bei Müsen vor-<lb/>
komme, gegenüberstellt. Dann wendet er sich zu den Farben, welche<lb/>
man durch Mahlen oder Brennen aus diesen Steinarten gewinnt, dem<lb/>
roten, gelben und schwärzlichen Ocker. Dabei hebt er hervor, daſs<lb/>
die Farben des gebrannten Schistos lichter sind, als die des unge-<lb/>
brannten. Er unterscheidet die vielen Varietäten in klarer Weise.<lb/>
Er schreibt nicht nur dem Hämatit, sondern auch dem Schistos einen<lb/>
adstringierenden Geschmack zu; kommt sodann auf die verschiedene<lb/>
Härte der einzelnen Arten, wobei im allgemeinen zu bemerken<lb/>
sei, daſs der Schistos um so härter sei, je mehr er wie Eisen glänze.<lb/>
Er erwähnt seine vorzüglichen Eigenschaften als Polierstein für die<lb/>
Goldschmiede. Danach führt er die verschiedenartigen eigentümlichen<lb/>
Formen auf, in denen besonders die Glasköpfe gefunden werden.<lb/>
Endlich wendet er sich eingehend zur Verwendung des Hämatites<lb/>
und Schistos in der Heilkunde.</p><lb/><p>Die Beschreibung des <hirendition="#g">Agricola</hi> ist eine durchaus mineralogische.<lb/>
Von der Verwendung dieser Steinarten als Erze zur Gewinnung des<lb/>
Eisens spricht er nicht. Dennoch ist sie auch für uns von groſsem<lb/>
Interesse ihrer Gründlichkeit und Klarheit wegen.</p><lb/><p>Über das Eisen als Metall, seine Eigenschaften und seine Ver-<lb/>
wendung handelt er dagegen ausführlich in einem interessanten und<lb/>
für uns sehr wichtigen Kapitel des achten Buches „de natura fossilium“<lb/>
folgendermaſsen:</p><lb/><p>Ich wende mich zu dem Eisen, von dem die Alten nirgends be-<lb/>
richten, daſs es gediegen vorkomme. Solches, das seine Farbe trägt,<lb/>
wird allerdings im Sand der Flüsse gegraben und gefunden, wenn<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[40/0060]
Georg Agricola.
diesen sind sie ursprünglich entstanden. So schreibt auch gleicher-
maſsen Dioskorides, daſs sich Hämatit in der roten sinopischen
Erde fände. Ferner erzeugt Spanien Schistos; Arabien, Ägypten,
Afrika und Äthiopien Hämatit. Die verschiedenen Steinarten weichen
aber in der Farbe ab. Denn entweder sehen sie aus wie verdichtetes
Blut und daher eben haben sie den Namen Hämatite: oder sie haben
die Farbe des Eisens und dann wieder sind die äuſseren Teile von
gelber Farbe: wie sie Müsen (oder Meiſsen? Misena) erzeugt (brauner
Glaskopf). Oder sie sind ganz schwarz, wie diejenigen, welche an
dem oben erwähnten Berge „Kalte Birke“ gegraben werden. Wie
denn auch, wie Sotacus berichtet, in Afrika ein schwarzer Schistos
wächst, den sie wegen der Farbe wie Holzkohlen Anthrazit nennen.“ .....
Agricola fährt dann fort, die einzelnen Varietäten des Schistos
zu beschreiben, wobei er besonders den weichen Eisenrahm und Eisen-
glimmer dem harten Eisenglanz, wie er besonders bei Müsen vor-
komme, gegenüberstellt. Dann wendet er sich zu den Farben, welche
man durch Mahlen oder Brennen aus diesen Steinarten gewinnt, dem
roten, gelben und schwärzlichen Ocker. Dabei hebt er hervor, daſs
die Farben des gebrannten Schistos lichter sind, als die des unge-
brannten. Er unterscheidet die vielen Varietäten in klarer Weise.
Er schreibt nicht nur dem Hämatit, sondern auch dem Schistos einen
adstringierenden Geschmack zu; kommt sodann auf die verschiedene
Härte der einzelnen Arten, wobei im allgemeinen zu bemerken
sei, daſs der Schistos um so härter sei, je mehr er wie Eisen glänze.
Er erwähnt seine vorzüglichen Eigenschaften als Polierstein für die
Goldschmiede. Danach führt er die verschiedenartigen eigentümlichen
Formen auf, in denen besonders die Glasköpfe gefunden werden.
Endlich wendet er sich eingehend zur Verwendung des Hämatites
und Schistos in der Heilkunde.
Die Beschreibung des Agricola ist eine durchaus mineralogische.
Von der Verwendung dieser Steinarten als Erze zur Gewinnung des
Eisens spricht er nicht. Dennoch ist sie auch für uns von groſsem
Interesse ihrer Gründlichkeit und Klarheit wegen.
Über das Eisen als Metall, seine Eigenschaften und seine Ver-
wendung handelt er dagegen ausführlich in einem interessanten und
für uns sehr wichtigen Kapitel des achten Buches „de natura fossilium“
folgendermaſsen:
Ich wende mich zu dem Eisen, von dem die Alten nirgends be-
richten, daſs es gediegen vorkomme. Solches, das seine Farbe trägt,
wird allerdings im Sand der Flüsse gegraben und gefunden, wenn
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/60>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.