ständigen Arbeiten1). Die Schmiede sollten allein fertigen: Haken, Bronnen- und Kuhketten, Schwanenhälse, Reifspalter und was zum Mauerhandwerk gehörte; die Schlosser allein: gebrochene Bänder, Bandhaken, Thor-, Thür- und Ladenbänder, Schlingen und Riegel, Kutschen-Trüchlein und Kisten, Fassthürlein und Schrauben, Stiegen- geländer, Gitter an Stiegen und an Öfen, Spangnägel, eiserne Thürlein, Fensterstänglein und überhaupt alles, was zu Gebäuden und Woh- nungen gehörte und wozu man die Feile gebrauchte. Beiden Hand- werken zugleich war erlaubt: die Verfertigung von Bronnenrinnen, Gartenkübeln, Beschlägen an Kummethölzern und Kutschentruchen, Fassreifen, inneren Ofengittern, Zapfen an Wellbäumen, Schleudern, Schliessen, Schrauben, Hängbändern und Nägeln.
Neben den Zunftverbänden bestanden vor der Reformation allge- mein, nach derselben in den katholischen Ländern noch geistige Bruder- schaften der Gewerbetreibenden. Die St. Eulogiuszunft der Schmiede in Sarbrücken haben wir bereits erwähnt. In Lübeck waren die Schmiedemeister in der St. Brandani-Bruderschaft vereinigt. Ihren Altar hatten sie in der Peterskirche, bei welcher eine vom Domkapitel 1450 bestätigte Vicarie eingerichtet war, die immer einem Schmiede- sohn übertragen werden sollte2).
Die Schmiede gehörten in den meisten grösseren deutschen Städten zu den ratsfähigen Hankwerkern, so z. B. in Frankfurt a. M., Augsburg, Zürich u. s. w., in Nürnberg waren sie dagegen ausgeschlossen.
Eine sehr wichtige Einrichtung bei den Innungen war die Ver- pflichtung der Zunftmeister, die abzuliefernden, für den Handel be- stimmten Handwerksartikel zu beschauen, d. h. auf Güte, Solidität und Zunftmässigkeit zu prüfen. Dies geschah oft durch besondere Schaumeister und Schauämter.
Die Schauämter waren wichtig für die Erhaltung der Tüchtig- keit und Solidität des Gewerbes, vor allem aber dienten sie dem Handel, denn das Beschauen gewährte dem Abnehmer Garantie für die Güte seiner Ware, und so führen sie uns zur Betrachtung des Eisenhandels.
1)Pfaff, Geschichte der Reichsstadt Esslingen, S. 702.
2) Siehe Melle, gründliche Nachricht von Lübeck.
Zünfte der Eisenarbeiter.
ständigen Arbeiten1). Die Schmiede sollten allein fertigen: Haken, Bronnen- und Kuhketten, Schwanenhälse, Reifspalter und was zum Mauerhandwerk gehörte; die Schlosser allein: gebrochene Bänder, Bandhaken, Thor-, Thür- und Ladenbänder, Schlingen und Riegel, Kutschen-Trüchlein und Kisten, Faſsthürlein und Schrauben, Stiegen- geländer, Gitter an Stiegen und an Öfen, Spangnägel, eiserne Thürlein, Fensterstänglein und überhaupt alles, was zu Gebäuden und Woh- nungen gehörte und wozu man die Feile gebrauchte. Beiden Hand- werken zugleich war erlaubt: die Verfertigung von Bronnenrinnen, Gartenkübeln, Beschlägen an Kummethölzern und Kutschentruchen, Faſsreifen, inneren Ofengittern, Zapfen an Wellbäumen, Schleudern, Schlieſsen, Schrauben, Hängbändern und Nägeln.
Neben den Zunftverbänden bestanden vor der Reformation allge- mein, nach derselben in den katholischen Ländern noch geistige Bruder- schaften der Gewerbetreibenden. Die St. Eulogiuszunft der Schmiede in Sarbrücken haben wir bereits erwähnt. In Lübeck waren die Schmiedemeister in der St. Brandani-Bruderschaft vereinigt. Ihren Altar hatten sie in der Peterskirche, bei welcher eine vom Domkapitel 1450 bestätigte Vicarie eingerichtet war, die immer einem Schmiede- sohn übertragen werden sollte2).
Die Schmiede gehörten in den meisten gröſseren deutschen Städten zu den ratsfähigen Hankwerkern, so z. B. in Frankfurt a. M., Augsburg, Zürich u. s. w., in Nürnberg waren sie dagegen ausgeschlossen.
Eine sehr wichtige Einrichtung bei den Innungen war die Ver- pflichtung der Zunftmeister, die abzuliefernden, für den Handel be- stimmten Handwerksartikel zu beschauen, d. h. auf Güte, Solidität und Zunftmäſsigkeit zu prüfen. Dies geschah oft durch besondere Schaumeister und Schauämter.
Die Schauämter waren wichtig für die Erhaltung der Tüchtig- keit und Solidität des Gewerbes, vor allem aber dienten sie dem Handel, denn das Beschauen gewährte dem Abnehmer Garantie für die Güte seiner Ware, und so führen sie uns zur Betrachtung des Eisenhandels.
1)Pfaff, Geschichte der Reichsstadt Eſslingen, S. 702.
2) Siehe Melle, gründliche Nachricht von Lübeck.
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Zünfte der Eisenarbeiter.
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Bronnen- und Kuhketten, Schwanenhälse, Reifspalter und was zum
Mauerhandwerk gehörte; die Schlosser allein: gebrochene Bänder,
Bandhaken, Thor-, Thür- und Ladenbänder, Schlingen und Riegel,
Kutschen-Trüchlein und Kisten, Faſsthürlein und Schrauben, Stiegen-
geländer, Gitter an Stiegen und an Öfen, Spangnägel, eiserne Thürlein,
Fensterstänglein und überhaupt alles, was zu Gebäuden und Woh-
nungen gehörte und wozu man die Feile gebrauchte. Beiden Hand-
werken zugleich war erlaubt: die Verfertigung von Bronnenrinnen,
Gartenkübeln, Beschlägen an Kummethölzern und Kutschentruchen,
Faſsreifen, inneren Ofengittern, Zapfen an Wellbäumen, Schleudern,
Schlieſsen, Schrauben, Hängbändern und Nägeln.
Neben den Zunftverbänden bestanden vor der Reformation allge-
mein, nach derselben in den katholischen Ländern noch geistige Bruder-
schaften der Gewerbetreibenden. Die St. Eulogiuszunft der Schmiede
in Sarbrücken haben wir bereits erwähnt. In Lübeck waren die
Schmiedemeister in der St. Brandani-Bruderschaft vereinigt. Ihren
Altar hatten sie in der Peterskirche, bei welcher eine vom Domkapitel
1450 bestätigte Vicarie eingerichtet war, die immer einem Schmiede-
sohn übertragen werden sollte 2).
Die Schmiede gehörten in den meisten gröſseren deutschen
Städten zu den ratsfähigen Hankwerkern, so z. B. in Frankfurt a. M.,
Augsburg, Zürich u. s. w., in Nürnberg waren sie dagegen ausgeschlossen.
Eine sehr wichtige Einrichtung bei den Innungen war die Ver-
pflichtung der Zunftmeister, die abzuliefernden, für den Handel be-
stimmten Handwerksartikel zu beschauen, d. h. auf Güte, Solidität
und Zunftmäſsigkeit zu prüfen. Dies geschah oft durch besondere
Schaumeister und Schauämter.
Die Schauämter waren wichtig für die Erhaltung der Tüchtig-
keit und Solidität des Gewerbes, vor allem aber dienten sie dem
Handel, denn das Beschauen gewährte dem Abnehmer Garantie
für die Güte seiner Ware, und so führen sie uns zur Betrachtung
des Eisenhandels.
1) Pfaff, Geschichte der Reichsstadt Eſslingen, S. 702.
2) Siehe Melle, gründliche Nachricht von Lübeck.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 567. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/587>, abgerufen am 22.11.2024.
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