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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Zünfte der Eisenarbeiter.
keine Handwerksgewohnheiten mitmachen, keinen wirklichen Gesellen
duzen, mit keinem Gesellen um Geld spielen, keinem Gesellen zur
rechten Seite gehen u. s. w.

Die Gesellenbruderschaften kamen öfter in Gegnerschaft zu den
Meistern und wenn auch auf Ehre und Sitte streng gesehen wurde,
so führte doch die einseitige Verfolgung ihrer Interessen zu Unruhen
und Arbeitseinstellungen. Über dieses "Auftreiben" der Gesellen,
unsern heutigen Streiks entsprechend, haben wir Bd. I, S. 883 bereits
Mitteilung gemacht. Das Einstellen der Arbeit nannte man bei den
Schmieden "den Meistern den Hammer legen".

Die Gesellen oder "Knappen" wurden gewöhnlich auf ein Jahr
eingestellt und war es jedem Meister bei Strafe verboten, einem Mit-
meister seine Knappen abwendig zu machen und in seinen Dienst
zu locken.

Nicht jeder Geselle wurde ein Meister, vielmehr war das Meister-
werden sehr erschwert. Ausser der Erfüllung seiner Lehrlings- und
Gesellenpflichten verlangte man von ihm, dass er erst sein "Mutjahr"
in der Stadt, in welcher er sich als Meister niederlassen wollte, ab-
arbeitete. Dann musste er eine "ehrbare Jungfer" als künftige Lebens-
gefährtin bereits bezeichnen können. "Meisterwerden und Heiraten
gehörte zusammen, wie der Löffel zur Suppe." Dann musste er sein
Meisterstück machen (s. Bd. I, S. 880 bis 882; Bd. II, S. 409, 418, 498).
Dieses war in verschiedenen Städten verschieden. Die Meisterstücke
der Huf- und Grobschmiede zu Koblenz wurden bereits erwähnt. Die
Schlosser, welche in Koblenz Meister werden wollten1), mussten ein
Stubenschloss, ein Gewölbschloss und ein Kistenschloss mit vorge-
schriebenen Riegeln, ein Salzmass mit zwei Schlüsseln, einen Schlüssel
mit Kreuzkrücken und eingeschweiftem Bogen und eine Eisenhaltung
verfertigen, die im Feuer 24, fertig aber nur 18 Pfund wiegen sollte.

Ein Nagelschmied, der daselbst Meister werden wollte, war ver-
bunden, am ersten Tage 1500 kleine Nägelchen, die in eine gemeine
Hühnerschale gelegt werden konnten, anzufertigen; am andern Tage
die Nagelformlöcher und zwar ein ganzes Saumspeicherloch, ein halbes
Saumspeicherloch, ein Mastspeicherloch und am dritten Tage aus
14 Pfund Eisen 1000 Sandellen zu verarbeiten, die dann doch nur
10 Pfund wiegen durften.

Das Meisterstück eines Büchsenschäfters bestand in einem deut-
schen Schloss mit einem Rade, das dreimal herumschlug, in einem

1) Siehe W. A. Günther, Topographische Geschichte der Stadt Koblenz 1813,
S. 243.

Zünfte der Eisenarbeiter.
keine Handwerksgewohnheiten mitmachen, keinen wirklichen Gesellen
duzen, mit keinem Gesellen um Geld spielen, keinem Gesellen zur
rechten Seite gehen u. s. w.

Die Gesellenbruderschaften kamen öfter in Gegnerschaft zu den
Meistern und wenn auch auf Ehre und Sitte streng gesehen wurde,
so führte doch die einseitige Verfolgung ihrer Interessen zu Unruhen
und Arbeitseinstellungen. Über dieses „Auftreiben“ der Gesellen,
unsern heutigen Streiks entsprechend, haben wir Bd. I, S. 883 bereits
Mitteilung gemacht. Das Einstellen der Arbeit nannte man bei den
Schmieden „den Meistern den Hammer legen“.

Die Gesellen oder „Knappen“ wurden gewöhnlich auf ein Jahr
eingestellt und war es jedem Meister bei Strafe verboten, einem Mit-
meister seine Knappen abwendig zu machen und in seinen Dienst
zu locken.

Nicht jeder Geselle wurde ein Meister, vielmehr war das Meister-
werden sehr erschwert. Auſser der Erfüllung seiner Lehrlings- und
Gesellenpflichten verlangte man von ihm, daſs er erst sein „Mutjahr“
in der Stadt, in welcher er sich als Meister niederlassen wollte, ab-
arbeitete. Dann muſste er eine „ehrbare Jungfer“ als künftige Lebens-
gefährtin bereits bezeichnen können. „Meisterwerden und Heiraten
gehörte zusammen, wie der Löffel zur Suppe.“ Dann muſste er sein
Meisterstück machen (s. Bd. I, S. 880 bis 882; Bd. II, S. 409, 418, 498).
Dieses war in verschiedenen Städten verschieden. Die Meisterstücke
der Huf- und Grobschmiede zu Koblenz wurden bereits erwähnt. Die
Schlosser, welche in Koblenz Meister werden wollten1), muſsten ein
Stubenschloſs, ein Gewölbschloſs und ein Kistenschloſs mit vorge-
schriebenen Riegeln, ein Salzmaſs mit zwei Schlüsseln, einen Schlüssel
mit Kreuzkrücken und eingeschweiftem Bogen und eine Eisenhaltung
verfertigen, die im Feuer 24, fertig aber nur 18 Pfund wiegen sollte.

Ein Nagelschmied, der daselbst Meister werden wollte, war ver-
bunden, am ersten Tage 1500 kleine Nägelchen, die in eine gemeine
Hühnerschale gelegt werden konnten, anzufertigen; am andern Tage
die Nagelformlöcher und zwar ein ganzes Saumspeicherloch, ein halbes
Saumspeicherloch, ein Mastspeicherloch und am dritten Tage aus
14 Pfund Eisen 1000 Sandellen zu verarbeiten, die dann doch nur
10 Pfund wiegen durften.

Das Meisterstück eines Büchsenschäfters bestand in einem deut-
schen Schloſs mit einem Rade, das dreimal herumschlug, in einem

1) Siehe W. A. Günther, Topographische Geschichte der Stadt Koblenz 1813,
S. 243.
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[565/0585] Zünfte der Eisenarbeiter. keine Handwerksgewohnheiten mitmachen, keinen wirklichen Gesellen duzen, mit keinem Gesellen um Geld spielen, keinem Gesellen zur rechten Seite gehen u. s. w. Die Gesellenbruderschaften kamen öfter in Gegnerschaft zu den Meistern und wenn auch auf Ehre und Sitte streng gesehen wurde, so führte doch die einseitige Verfolgung ihrer Interessen zu Unruhen und Arbeitseinstellungen. Über dieses „Auftreiben“ der Gesellen, unsern heutigen Streiks entsprechend, haben wir Bd. I, S. 883 bereits Mitteilung gemacht. Das Einstellen der Arbeit nannte man bei den Schmieden „den Meistern den Hammer legen“. Die Gesellen oder „Knappen“ wurden gewöhnlich auf ein Jahr eingestellt und war es jedem Meister bei Strafe verboten, einem Mit- meister seine Knappen abwendig zu machen und in seinen Dienst zu locken. Nicht jeder Geselle wurde ein Meister, vielmehr war das Meister- werden sehr erschwert. Auſser der Erfüllung seiner Lehrlings- und Gesellenpflichten verlangte man von ihm, daſs er erst sein „Mutjahr“ in der Stadt, in welcher er sich als Meister niederlassen wollte, ab- arbeitete. Dann muſste er eine „ehrbare Jungfer“ als künftige Lebens- gefährtin bereits bezeichnen können. „Meisterwerden und Heiraten gehörte zusammen, wie der Löffel zur Suppe.“ Dann muſste er sein Meisterstück machen (s. Bd. I, S. 880 bis 882; Bd. II, S. 409, 418, 498). Dieses war in verschiedenen Städten verschieden. Die Meisterstücke der Huf- und Grobschmiede zu Koblenz wurden bereits erwähnt. Die Schlosser, welche in Koblenz Meister werden wollten 1), muſsten ein Stubenschloſs, ein Gewölbschloſs und ein Kistenschloſs mit vorge- schriebenen Riegeln, ein Salzmaſs mit zwei Schlüsseln, einen Schlüssel mit Kreuzkrücken und eingeschweiftem Bogen und eine Eisenhaltung verfertigen, die im Feuer 24, fertig aber nur 18 Pfund wiegen sollte. Ein Nagelschmied, der daselbst Meister werden wollte, war ver- bunden, am ersten Tage 1500 kleine Nägelchen, die in eine gemeine Hühnerschale gelegt werden konnten, anzufertigen; am andern Tage die Nagelformlöcher und zwar ein ganzes Saumspeicherloch, ein halbes Saumspeicherloch, ein Mastspeicherloch und am dritten Tage aus 14 Pfund Eisen 1000 Sandellen zu verarbeiten, die dann doch nur 10 Pfund wiegen durften. Das Meisterstück eines Büchsenschäfters bestand in einem deut- schen Schloſs mit einem Rade, das dreimal herumschlug, in einem 1) Siehe W. A. Günther, Topographische Geschichte der Stadt Koblenz 1813, S. 243.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 565. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/585>, abgerufen am 22.11.2024.