Tänzern, zwei Pfeifern, einem Trommler und zwei Hanswürsten aus- geführt, welche mit dem Spruch auftraten:
"Wir treten herein ganz edel und fest, Und grüssen alle anwesenden Zuschauer aufs Best; Grüssten wir einen und den anderen nicht, So möchtens meinen, wir wären die rechten Schwerttänzer nicht; Die rechten Schwerttänzer sind wir genannt, Wir tragen das Schwert in unserer Hand; Spielmann mach auf den rechten Schwerttanz!"
Hierauf tanzten sie, indem jeder die Spitze des Schwertes von seinem Nebenmann anfasste, eine Ronde, sprangen über die Säbel, legten sie nieder, tanzten herum, hoben sie wieder auf und bildeten eine Schnecke, aus welcher sich die Tänzer wieder herauswinden mussten, ohne die Schwertspitze los zu lassen. Dann trat ein Hans- wurst in den Kreis und kniete nieder, die Tänzer aber legten ihre Schwerter auf ihn und der Vortänzer hielt, nachdem er auf die Schwerter gesprungen, von da herunter den Spruch:
"Da bin ich heraufgestiegen, Wär' besser, ich wär' unten geblieben; Der Fasching ist ein verthulicher Mann, Hat all sein Hab und Gut verthan, Er hat verthan sein Hab und Gut, Bis auf einen alten, zerrissenen Hut. Er reist das Land wohl auf und nieder, Was er bekommt, versauft er wieder; So spring ich aus dem grünen Kranz, Spielmann mach auf den lustigen Schwerttanz!"
Nun tanzen die Tänzer abermals eine Ronde, jedoch schneller als die frühere, während dessen einer nach dem andern unvermerkt abtritt, so dass endlich nur der Vor- und Nachtänzer übrig bleiben, welche sich ein paarmal mit den Schwertern herumdrehen und end- lich unter einem jubelnden Vivat die Schwerter mit denen der andern zuschlagen, womit der Tanz schliesst.
Aber nicht nur dem Frohsinn huldigten die Bergleute, ein ebenso ausgeprägter Zug war ihre tiefe Frömmigkeit. Dieselbe entsprang aus dem Ernst ihres gefährlichen Berufes. Nach der Reformation, der sich die Bergleute fast überall begeistert anschlossen, fand die- selbe ihren charakteristischen Ausdruck in den Bergpredigten. Vor- dem hatten die Gewerke und Knappen in guten Zeiten es sich zum
Bergbau.
Tänzern, zwei Pfeifern, einem Trommler und zwei Hanswürsten aus- geführt, welche mit dem Spruch auftraten:
„Wir treten herein ganz edel und fest, Und grüſsen alle anwesenden Zuschauer aufs Best; Grüſsten wir einen und den anderen nicht, So möchtens meinen, wir wären die rechten Schwerttänzer nicht; Die rechten Schwerttänzer sind wir genannt, Wir tragen das Schwert in unserer Hand; Spielmann mach auf den rechten Schwerttanz!“
Hierauf tanzten sie, indem jeder die Spitze des Schwertes von seinem Nebenmann anfaſste, eine Ronde, sprangen über die Säbel, legten sie nieder, tanzten herum, hoben sie wieder auf und bildeten eine Schnecke, aus welcher sich die Tänzer wieder herauswinden muſsten, ohne die Schwertspitze los zu lassen. Dann trat ein Hans- wurst in den Kreis und kniete nieder, die Tänzer aber legten ihre Schwerter auf ihn und der Vortänzer hielt, nachdem er auf die Schwerter gesprungen, von da herunter den Spruch:
„Da bin ich heraufgestiegen, Wär’ besser, ich wär’ unten geblieben; Der Fasching ist ein verthulicher Mann, Hat all sein Hab und Gut verthan, Er hat verthan sein Hab und Gut, Bis auf einen alten, zerrissenen Hut. Er reist das Land wohl auf und nieder, Was er bekommt, versauft er wieder; So spring ich aus dem grünen Kranz, Spielmann mach auf den lustigen Schwerttanz!“
Nun tanzen die Tänzer abermals eine Ronde, jedoch schneller als die frühere, während dessen einer nach dem andern unvermerkt abtritt, so daſs endlich nur der Vor- und Nachtänzer übrig bleiben, welche sich ein paarmal mit den Schwertern herumdrehen und end- lich unter einem jubelnden Vivat die Schwerter mit denen der andern zuschlagen, womit der Tanz schlieſst.
Aber nicht nur dem Frohsinn huldigten die Bergleute, ein ebenso ausgeprägter Zug war ihre tiefe Frömmigkeit. Dieselbe entsprang aus dem Ernst ihres gefährlichen Berufes. Nach der Reformation, der sich die Bergleute fast überall begeistert anschlossen, fand die- selbe ihren charakteristischen Ausdruck in den Bergpredigten. Vor- dem hatten die Gewerke und Knappen in guten Zeiten es sich zum
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Bergbau.
Tänzern, zwei Pfeifern, einem Trommler und zwei Hanswürsten aus-
geführt, welche mit dem Spruch auftraten:
„Wir treten herein ganz edel und fest,
Und grüſsen alle anwesenden Zuschauer aufs Best;
Grüſsten wir einen und den anderen nicht,
So möchtens meinen, wir wären die rechten Schwerttänzer nicht;
Die rechten Schwerttänzer sind wir genannt,
Wir tragen das Schwert in unserer Hand;
Spielmann mach auf den rechten Schwerttanz!“
Hierauf tanzten sie, indem jeder die Spitze des Schwertes von
seinem Nebenmann anfaſste, eine Ronde, sprangen über die Säbel,
legten sie nieder, tanzten herum, hoben sie wieder auf und bildeten
eine Schnecke, aus welcher sich die Tänzer wieder herauswinden
muſsten, ohne die Schwertspitze los zu lassen. Dann trat ein Hans-
wurst in den Kreis und kniete nieder, die Tänzer aber legten ihre
Schwerter auf ihn und der Vortänzer hielt, nachdem er auf die
Schwerter gesprungen, von da herunter den Spruch:
„Da bin ich heraufgestiegen,
Wär’ besser, ich wär’ unten geblieben;
Der Fasching ist ein verthulicher Mann,
Hat all sein Hab und Gut verthan,
Er hat verthan sein Hab und Gut,
Bis auf einen alten, zerrissenen Hut.
Er reist das Land wohl auf und nieder,
Was er bekommt, versauft er wieder;
So spring ich aus dem grünen Kranz,
Spielmann mach auf den lustigen Schwerttanz!“
Nun tanzen die Tänzer abermals eine Ronde, jedoch schneller
als die frühere, während dessen einer nach dem andern unvermerkt
abtritt, so daſs endlich nur der Vor- und Nachtänzer übrig bleiben,
welche sich ein paarmal mit den Schwertern herumdrehen und end-
lich unter einem jubelnden Vivat die Schwerter mit denen der
andern zuschlagen, womit der Tanz schlieſst.
Aber nicht nur dem Frohsinn huldigten die Bergleute, ein ebenso
ausgeprägter Zug war ihre tiefe Frömmigkeit. Dieselbe entsprang
aus dem Ernst ihres gefährlichen Berufes. Nach der Reformation,
der sich die Bergleute fast überall begeistert anschlossen, fand die-
selbe ihren charakteristischen Ausdruck in den Bergpredigten. Vor-
dem hatten die Gewerke und Knappen in guten Zeiten es sich zum
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/568>, abgerufen am 25.11.2024.
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