b) Das Ziehen von mittlerem Draht mit der Zange mittels eines horizontalen Haspels auf einer Bank, das Zieheisen ist in die Bank eingelassen, die Zange ist an ein Band befestigt, welches sich auf dem Haspelbaume aufrollt. Diese beiden Arten von Zügen sind als Schlepp- züge zu betrachten, welche den alten Handzügen, wie Bd. I, S. 888 beschrieben, nachgebildet sind.
c) stellt das Ziehen des Drahtes ohne Zange auf horizontalen Scheiben dar, welche auf einer Bank befestigt sind. In der Mitte zwischen beiden befindet sich das Zieheisen.
Bei den Schleppzügen ist jeder Zug so lang, als der Abstand zwischen Zieheisen und Haspel, abzüglich der Länge der Zange. Ist dieser Weg zurückgelegt, so muss die Zange gelöst und wieder bis zum Zieheisen vorgeschoben werden, um den Draht von neuem dicht am Ziehloch zu fassen. Bei jedem neuen Zufassen der Zange entstehen durch das gezahnte Maul der Zange Eindrücke, sogenannte Zangenbisse, welche die Schönheit des Drahtes beeinträchtigen. Man wird also, um diese zu vermindern, und um die Arbeit, welche durch das Um- spannen der Zange jedesmal unterbrochen wird, zu beschleunigen, die Zuglänge so gross wie möglich machen. Doch nimmt man die Zug- länge bei grobem Draht kürzer als bei feinem, weil der grobe Draht grösseren Kraftaufwand zum Ziehen erfordert und bei langem Zug leichter reisst. Während bei ganz grobem Draht die Zuglänge nur etwa 25 cm betrug, konnte dieselbe bei den feinsten Drähten bis 1,20 m betragen.
In Deutschland blühte die Drahtfabrikation in Nürnberg, wo die Drahtmühlen erfunden worden waren, und im Sauerland (westfälische Mark), besonders in den drei verbündeten Städten Altena, Lüdenscheid und Iserlohn. Im Sauerland hatten die Zangen der Drahtzüge nach den verschiedenen Dicken verschiedene Namen. Die "Rumpelzangen" zogen den gröbsten Draht, dann folgten "Schumback, Bänkelzangen und Schockenzangen".
Zum Ziehen auf den Scheiben (Rollen oder Leiern) konnte man nur den feinen Draht verwenden, welcher mit den Zangen vor- gezogen war.
Das wichtigste Instrument für alle Arten von Drahtzügen war das Zieheisen, in welchem sich die Löcher befanden, welche der Draht passieren musste und welche seine Stärke bestimmten. Die Zieheisen müssen von vorzüglicher Härte und die Löcher vollständig rund sein. Hiervon hängt die Schönheit und Gleichmässigkeit des gezogenen Drahtes ab. Heutzutage verwendet man hierzu den Guss-
Draht- und Nadelfabrikation.
b) Das Ziehen von mittlerem Draht mit der Zange mittels eines horizontalen Haspels auf einer Bank, das Zieheisen ist in die Bank eingelassen, die Zange ist an ein Band befestigt, welches sich auf dem Haspelbaume aufrollt. Diese beiden Arten von Zügen sind als Schlepp- züge zu betrachten, welche den alten Handzügen, wie Bd. I, S. 888 beschrieben, nachgebildet sind.
c) stellt das Ziehen des Drahtes ohne Zange auf horizontalen Scheiben dar, welche auf einer Bank befestigt sind. In der Mitte zwischen beiden befindet sich das Zieheisen.
Bei den Schleppzügen ist jeder Zug so lang, als der Abstand zwischen Zieheisen und Haspel, abzüglich der Länge der Zange. Ist dieser Weg zurückgelegt, so muſs die Zange gelöst und wieder bis zum Zieheisen vorgeschoben werden, um den Draht von neuem dicht am Ziehloch zu fassen. Bei jedem neuen Zufassen der Zange entstehen durch das gezahnte Maul der Zange Eindrücke, sogenannte Zangenbisse, welche die Schönheit des Drahtes beeinträchtigen. Man wird also, um diese zu vermindern, und um die Arbeit, welche durch das Um- spannen der Zange jedesmal unterbrochen wird, zu beschleunigen, die Zuglänge so groſs wie möglich machen. Doch nimmt man die Zug- länge bei grobem Draht kürzer als bei feinem, weil der grobe Draht gröſseren Kraftaufwand zum Ziehen erfordert und bei langem Zug leichter reiſst. Während bei ganz grobem Draht die Zuglänge nur etwa 25 cm betrug, konnte dieselbe bei den feinsten Drähten bis 1,20 m betragen.
In Deutschland blühte die Drahtfabrikation in Nürnberg, wo die Drahtmühlen erfunden worden waren, und im Sauerland (westfälische Mark), besonders in den drei verbündeten Städten Altena, Lüdenscheid und Iserlohn. Im Sauerland hatten die Zangen der Drahtzüge nach den verschiedenen Dicken verschiedene Namen. Die „Rumpelzangen“ zogen den gröbsten Draht, dann folgten „Schumback, Bänkelzangen und Schockenzangen“.
Zum Ziehen auf den Scheiben (Rollen oder Leiern) konnte man nur den feinen Draht verwenden, welcher mit den Zangen vor- gezogen war.
Das wichtigste Instrument für alle Arten von Drahtzügen war das Zieheisen, in welchem sich die Löcher befanden, welche der Draht passieren muſste und welche seine Stärke bestimmten. Die Zieheisen müssen von vorzüglicher Härte und die Löcher vollständig rund sein. Hiervon hängt die Schönheit und Gleichmäſsigkeit des gezogenen Drahtes ab. Heutzutage verwendet man hierzu den Guſs-
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Draht- und Nadelfabrikation.
b) Das Ziehen von mittlerem Draht mit der Zange mittels eines
horizontalen Haspels auf einer Bank, das Zieheisen ist in die Bank
eingelassen, die Zange ist an ein Band befestigt, welches sich auf dem
Haspelbaume aufrollt. Diese beiden Arten von Zügen sind als Schlepp-
züge zu betrachten, welche den alten Handzügen, wie Bd. I, S. 888
beschrieben, nachgebildet sind.
c) stellt das Ziehen des Drahtes ohne Zange auf horizontalen
Scheiben dar, welche auf einer Bank befestigt sind. In der Mitte
zwischen beiden befindet sich das Zieheisen.
Bei den Schleppzügen ist jeder Zug so lang, als der Abstand
zwischen Zieheisen und Haspel, abzüglich der Länge der Zange. Ist
dieser Weg zurückgelegt, so muſs die Zange gelöst und wieder bis
zum Zieheisen vorgeschoben werden, um den Draht von neuem dicht
am Ziehloch zu fassen. Bei jedem neuen Zufassen der Zange entstehen
durch das gezahnte Maul der Zange Eindrücke, sogenannte Zangenbisse,
welche die Schönheit des Drahtes beeinträchtigen. Man wird also,
um diese zu vermindern, und um die Arbeit, welche durch das Um-
spannen der Zange jedesmal unterbrochen wird, zu beschleunigen, die
Zuglänge so groſs wie möglich machen. Doch nimmt man die Zug-
länge bei grobem Draht kürzer als bei feinem, weil der grobe Draht
gröſseren Kraftaufwand zum Ziehen erfordert und bei langem Zug
leichter reiſst. Während bei ganz grobem Draht die Zuglänge nur
etwa 25 cm betrug, konnte dieselbe bei den feinsten Drähten bis 1,20 m
betragen.
In Deutschland blühte die Drahtfabrikation in Nürnberg, wo die
Drahtmühlen erfunden worden waren, und im Sauerland (westfälische
Mark), besonders in den drei verbündeten Städten Altena, Lüdenscheid
und Iserlohn. Im Sauerland hatten die Zangen der Drahtzüge nach
den verschiedenen Dicken verschiedene Namen. Die „Rumpelzangen“
zogen den gröbsten Draht, dann folgten „Schumback, Bänkelzangen
und Schockenzangen“.
Zum Ziehen auf den Scheiben (Rollen oder Leiern) konnte man
nur den feinen Draht verwenden, welcher mit den Zangen vor-
gezogen war.
Das wichtigste Instrument für alle Arten von Drahtzügen war
das Zieheisen, in welchem sich die Löcher befanden, welche der
Draht passieren muſste und welche seine Stärke bestimmten. Die
Zieheisen müssen von vorzüglicher Härte und die Löcher vollständig
rund sein. Hiervon hängt die Schönheit und Gleichmäſsigkeit des
gezogenen Drahtes ab. Heutzutage verwendet man hierzu den Guſs-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 510. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/530>, abgerufen am 25.11.2024.
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