noch mit einem hölzernen Hammer gepritscht, um alle Beulen aus- zugleichen. Dann waren die Bleche fertig und wurden mit einer Schere nach dem Mass beschnitten. Die Masse der Bleche waren sehr verschieden. In einem Teile von Norddeutschland wurden sie 24 x 24 Zoll verlangt und mussten 5 bis 50 Tafeln auf einen Centner gehen, in andern Gegenden waren 24 x auf 18 bis 20 Zoll beliebte Grössen.
Fehlerhafte Bleche wurden zerschnitten und mit den Abschnitteln zu gute gemacht. Dies geschah im Wärmeherd des Schwarzblech- hammers gewöhnlich alle drei Wochen, so dass drei Wochen lang Blech geschmiedet und in der vierten Woche Abschnittel und die kurzen Enden vom Verhauen der Stäbe geschmolzen wurden.
Aus 100 Centner Schwarzblechstäben erhielt man im allgemeinen 60 Ctr. Bleche und 30 Ctr. Abschnittel, so dass an 10 Ctr. Abbrand stattfand. Bei dem Verarbeiten der Abschnittel im Schwarzblech- feuer erfolgten gewöhnlich aus 5 Ctr. Stabeisen 4 Ctr. Bleche und wurden zu 100 Pfund Blech 22 bis 24 Kubikfuss Holzkohlen ver- braucht.
Auch bei sorgfältiger Arbeit hatten die Hammerbleche nie das glatte Ansehen unserer gewalzten Bleche. Beulen waren nie ganz zu vermeiden. Dazu war die Arbeit unvorteilhaft, sowohl wegen des Zeitaufwandes als wegen des Kohlenverbrauchs. Schwere Bleche, wie unsere starken Kesselbleche, liessen sich aber unter dem Wasserhammer überhaupt nicht herstellen. Solche Bleche kannte man damals noch nicht.
Die Blechsorten führten verschiedene Bezeichnungen. Am Harz unterschied man: Kupferblech, Pfannenblech, Eimerbandblech und Salzpfannenblech. Letzteres war das stärkste und im 16. Jahrhundert gerade in der Umgegend des Harzes infolge der Blüte der Salzwerke in grosser Nachfrage. Das Schwarzblech wurde in Bunden verkauft.
Des Bleches bedurfte ein altes zünftiges Gewerbe, das der Fingerhüter. Schon im Jahre 1373 gab es zu Nürnberg zünftige Fingerhutmacher und diese Industrie hat sich bis in unsere Zeit daselbst erhalten. Man schlug die Fingerhüte mit stählernen Punzen aus Blechtafeln von Messing, seltener von Eisenblech mit freier Hand aus. So stellt es auch Jost Ammon (Fig. 182, a. f. S.) dar und Schopperus liefert folgende Verse dazu:
Blechschmiede.
noch mit einem hölzernen Hammer gepritscht, um alle Beulen aus- zugleichen. Dann waren die Bleche fertig und wurden mit einer Schere nach dem Maſs beschnitten. Die Maſse der Bleche waren sehr verschieden. In einem Teile von Norddeutschland wurden sie 24 × 24 Zoll verlangt und muſsten 5 bis 50 Tafeln auf einen Centner gehen, in andern Gegenden waren 24 × auf 18 bis 20 Zoll beliebte Gröſsen.
Fehlerhafte Bleche wurden zerschnitten und mit den Abschnitteln zu gute gemacht. Dies geschah im Wärmeherd des Schwarzblech- hammers gewöhnlich alle drei Wochen, so daſs drei Wochen lang Blech geschmiedet und in der vierten Woche Abschnittel und die kurzen Enden vom Verhauen der Stäbe geschmolzen wurden.
Aus 100 Centner Schwarzblechstäben erhielt man im allgemeinen 60 Ctr. Bleche und 30 Ctr. Abschnittel, so daſs an 10 Ctr. Abbrand stattfand. Bei dem Verarbeiten der Abschnittel im Schwarzblech- feuer erfolgten gewöhnlich aus 5 Ctr. Stabeisen 4 Ctr. Bleche und wurden zu 100 Pfund Blech 22 bis 24 Kubikfuſs Holzkohlen ver- braucht.
Auch bei sorgfältiger Arbeit hatten die Hammerbleche nie das glatte Ansehen unserer gewalzten Bleche. Beulen waren nie ganz zu vermeiden. Dazu war die Arbeit unvorteilhaft, sowohl wegen des Zeitaufwandes als wegen des Kohlenverbrauchs. Schwere Bleche, wie unsere starken Kesselbleche, lieſsen sich aber unter dem Wasserhammer überhaupt nicht herstellen. Solche Bleche kannte man damals noch nicht.
Die Blechsorten führten verschiedene Bezeichnungen. Am Harz unterschied man: Kupferblech, Pfannenblech, Eimerbandblech und Salzpfannenblech. Letzteres war das stärkste und im 16. Jahrhundert gerade in der Umgegend des Harzes infolge der Blüte der Salzwerke in groſser Nachfrage. Das Schwarzblech wurde in Bunden verkauft.
Des Bleches bedurfte ein altes zünftiges Gewerbe, das der Fingerhüter. Schon im Jahre 1373 gab es zu Nürnberg zünftige Fingerhutmacher und diese Industrie hat sich bis in unsere Zeit daselbst erhalten. Man schlug die Fingerhüte mit stählernen Punzen aus Blechtafeln von Messing, seltener von Eisenblech mit freier Hand aus. So stellt es auch Jost Ammon (Fig. 182, a. f. S.) dar und Schopperus liefert folgende Verse dazu:
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[503/0523]
Blechschmiede.
noch mit einem hölzernen Hammer gepritscht, um alle Beulen aus-
zugleichen. Dann waren die Bleche fertig und wurden mit einer
Schere nach dem Maſs beschnitten. Die Maſse der Bleche waren
sehr verschieden. In einem Teile von Norddeutschland wurden sie
24 × 24 Zoll verlangt und muſsten 5 bis 50 Tafeln auf einen
Centner gehen, in andern Gegenden waren 24 × auf 18 bis 20 Zoll
beliebte Gröſsen.
Fehlerhafte Bleche wurden zerschnitten und mit den Abschnitteln
zu gute gemacht. Dies geschah im Wärmeherd des Schwarzblech-
hammers gewöhnlich alle drei Wochen, so daſs drei Wochen lang
Blech geschmiedet und in der vierten Woche Abschnittel und die
kurzen Enden vom Verhauen der Stäbe geschmolzen wurden.
Aus 100 Centner Schwarzblechstäben erhielt man im allgemeinen
60 Ctr. Bleche und 30 Ctr. Abschnittel, so daſs an 10 Ctr. Abbrand
stattfand. Bei dem Verarbeiten der Abschnittel im Schwarzblech-
feuer erfolgten gewöhnlich aus 5 Ctr. Stabeisen 4 Ctr. Bleche und
wurden zu 100 Pfund Blech 22 bis 24 Kubikfuſs Holzkohlen ver-
braucht.
Auch bei sorgfältiger Arbeit hatten die Hammerbleche nie das
glatte Ansehen unserer gewalzten Bleche. Beulen waren nie ganz zu
vermeiden. Dazu war die Arbeit unvorteilhaft, sowohl wegen des
Zeitaufwandes als wegen des Kohlenverbrauchs. Schwere Bleche, wie
unsere starken Kesselbleche, lieſsen sich aber unter dem Wasserhammer
überhaupt nicht herstellen. Solche Bleche kannte man damals
noch nicht.
Die Blechsorten führten verschiedene Bezeichnungen. Am Harz
unterschied man: Kupferblech, Pfannenblech, Eimerbandblech und
Salzpfannenblech. Letzteres war das stärkste und im 16. Jahrhundert
gerade in der Umgegend des Harzes infolge der Blüte der Salzwerke
in groſser Nachfrage. Das Schwarzblech wurde in Bunden verkauft.
Des Bleches bedurfte ein altes zünftiges Gewerbe, das der
Fingerhüter. Schon im Jahre 1373 gab es zu Nürnberg zünftige
Fingerhutmacher und diese Industrie hat sich bis in unsere Zeit
daselbst erhalten. Man schlug die Fingerhüte mit stählernen Punzen
aus Blechtafeln von Messing, seltener von Eisenblech mit freier Hand
aus. So stellt es auch Jost Ammon (Fig. 182, a. f. S.) dar und
Schopperus liefert folgende Verse dazu:
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/523>, abgerufen am 22.11.2024.
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