Die Platinen waren flache Schienen von etwa 1 m Länge, 10 bis 12 mm Dicke und 101/2 cm am Kopf, 12 cm am Ende Breite. Sie mussten durchgehends aus zähem, sehnigem, vollkommen ganzem Eisen be- stehen. Das Ausschmieden derselben zu Musketen oder Büchsen- rohren geschah im 16. Jahrhundert allerdings noch meistens mit der Hand. Sobald Massendarstellung, Arbeitsteilung, Billigkeit unumgäng- liche Forderungen der Gewehrfabrikation wurden, zog sich aber das Gewerbe aus den teuren Städten fort in solche Gegenden, wo gutes Eisen, Holzkohlen und billige Arbeitskräfte zu haben waren. Dies alles fand sich auf das beste in dem Städtchen Suhl oder Suhla in der gefürsteten Grafschaft Henneberg im Thüringer Walde vereinigt. Suhl war ein alter Waffenschmiedeplatz, der schon im 15. Jahr- hundert besonders die fränkische Ritterschaft mit Panzern und Schwertern versehen hatte. 1536 gründeten die Eisenarbeiter, welche sich in Schlosser, Windenmacher, Sporer und Büchsenschmiede ein- teilten, die erste Innung. Von der Mitte des 16. Jahrhunderts an nahm die Gewehrfabrikation einen solchen Aufschwung, dass von da ab bis zum Jahre 1634 Suhl das "Zeughaus Deutschlands" genannt wurde. Sebastian Münster schreibt schon in seiner Kosmo- graphey (1550):
"Saull ein schöner Marktflecken, allwo ist in dem Düringer Wald gelegen, darbey gräbt man zu jetziger Zeit vberauss treffenlich viel Eisenerzt, besonders auff den Dellberg und Donnberg .... Noch ein berühmter Berg, auff dem Nitz genannt, da gibt es vberflüssig viel Eisenerzt, vnd hat man allda ein kunstreich Wasserrad zugericht, dass das Wasser ohne Mühe in Kanäle geschöpfft, vnd hindan ge- leitet wird, so damithin auff dem Schmidfeld auch ein Eysen Erzt- werk gefunden. Zu dem hat man bey diesen gemeldeten Erztwerken über die 20 Schmelzhütten, da schmiedet man allerlei Waffen, be- sonders über die Massen viel Büchsen, sonderlich dieser gattung so man pflegt Muschketen zu nennen und Handrohr, klein und gross, aller gattung und grosse anzahl und viel Feuerschloss, auch andere notwendige Waaffen mehr, so in Teutschen und Welschen Landen, auch in Ungarn, Polen, allenthalben weit und breit geführt werden."
Valentin und Stephan Klett und Claus Reitz hatten schon im Jahre 1586 zwei so bedeutende Fabriken, dass sie der Schweiz 2000 verschiedene Feuergewehre und 500 Präzisionsmusketen auf einmal zu liefern vermochten. Georg Klett übernahm grosse Lieferungen nach Ungarn und nach Krakau. Simon Storc lieferte im Jahre 1600 6000 Rohre mit dem königlichen Wappen nach Dänemark.
Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
Die Platinen waren flache Schienen von etwa 1 m Länge, 10 bis 12 mm Dicke und 10½ cm am Kopf, 12 cm am Ende Breite. Sie muſsten durchgehends aus zähem, sehnigem, vollkommen ganzem Eisen be- stehen. Das Ausschmieden derselben zu Musketen oder Büchsen- rohren geschah im 16. Jahrhundert allerdings noch meistens mit der Hand. Sobald Massendarstellung, Arbeitsteilung, Billigkeit unumgäng- liche Forderungen der Gewehrfabrikation wurden, zog sich aber das Gewerbe aus den teuren Städten fort in solche Gegenden, wo gutes Eisen, Holzkohlen und billige Arbeitskräfte zu haben waren. Dies alles fand sich auf das beste in dem Städtchen Suhl oder Suhla in der gefürsteten Grafschaft Henneberg im Thüringer Walde vereinigt. Suhl war ein alter Waffenschmiedeplatz, der schon im 15. Jahr- hundert besonders die fränkische Ritterschaft mit Panzern und Schwertern versehen hatte. 1536 gründeten die Eisenarbeiter, welche sich in Schlosser, Windenmacher, Sporer und Büchsenschmiede ein- teilten, die erste Innung. Von der Mitte des 16. Jahrhunderts an nahm die Gewehrfabrikation einen solchen Aufschwung, daſs von da ab bis zum Jahre 1634 Suhl das „Zeughaus Deutschlands“ genannt wurde. Sebastian Münster schreibt schon in seiner Kosmo- graphey (1550):
„Saull ein schöner Marktflecken, allwo ist in dem Düringer Wald gelegen, darbey gräbt man zu jetziger Zeit vberauſs treffenlich viel Eisenerzt, besonders auff den Dellberg und Donnberg .... Noch ein berühmter Berg, auff dem Nitz genannt, da gibt es vberflüssig viel Eisenerzt, vnd hat man allda ein kunstreich Wasserrad zugericht, daſs das Wasser ohne Mühe in Kanäle geschöpfft, vnd hindan ge- leitet wird, so damithin auff dem Schmidfeld auch ein Eysen Erzt- werk gefunden. Zu dem hat man bey diesen gemeldeten Erztwerken über die 20 Schmelzhütten, da schmiedet man allerlei Waffen, be- sonders über die Massen viel Büchsen, sonderlich dieser gattung so man pflegt Muschketen zu nennen und Handrohr, klein und groſs, aller gattung und groſse anzahl und viel Feuerschloſs, auch andere notwendige Waaffen mehr, so in Teutschen und Welschen Landen, auch in Ungarn, Polen, allenthalben weit und breit geführt werden.“
Valentin und Stephan Klett und Claus Reitz hatten schon im Jahre 1586 zwei so bedeutende Fabriken, daſs sie der Schweiz 2000 verschiedene Feuergewehre und 500 Präzisionsmusketen auf einmal zu liefern vermochten. Georg Klett übernahm groſse Lieferungen nach Ungarn und nach Krakau. Simon Storc lieferte im Jahre 1600 6000 Rohre mit dem königlichen Wappen nach Dänemark.
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Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
Die Platinen waren flache Schienen von etwa 1 m Länge, 10 bis 12 mm
Dicke und 10½ cm am Kopf, 12 cm am Ende Breite. Sie muſsten
durchgehends aus zähem, sehnigem, vollkommen ganzem Eisen be-
stehen. Das Ausschmieden derselben zu Musketen oder Büchsen-
rohren geschah im 16. Jahrhundert allerdings noch meistens mit der
Hand. Sobald Massendarstellung, Arbeitsteilung, Billigkeit unumgäng-
liche Forderungen der Gewehrfabrikation wurden, zog sich aber das
Gewerbe aus den teuren Städten fort in solche Gegenden, wo gutes
Eisen, Holzkohlen und billige Arbeitskräfte zu haben waren. Dies
alles fand sich auf das beste in dem Städtchen Suhl oder Suhla in
der gefürsteten Grafschaft Henneberg im Thüringer Walde vereinigt.
Suhl war ein alter Waffenschmiedeplatz, der schon im 15. Jahr-
hundert besonders die fränkische Ritterschaft mit Panzern und
Schwertern versehen hatte. 1536 gründeten die Eisenarbeiter, welche
sich in Schlosser, Windenmacher, Sporer und Büchsenschmiede ein-
teilten, die erste Innung. Von der Mitte des 16. Jahrhunderts an
nahm die Gewehrfabrikation einen solchen Aufschwung, daſs von da
ab bis zum Jahre 1634 Suhl das „Zeughaus Deutschlands“ genannt
wurde. Sebastian Münster schreibt schon in seiner Kosmo-
graphey (1550):
„Saull ein schöner Marktflecken, allwo ist in dem Düringer Wald
gelegen, darbey gräbt man zu jetziger Zeit vberauſs treffenlich viel
Eisenerzt, besonders auff den Dellberg und Donnberg .... Noch
ein berühmter Berg, auff dem Nitz genannt, da gibt es vberflüssig
viel Eisenerzt, vnd hat man allda ein kunstreich Wasserrad zugericht,
daſs das Wasser ohne Mühe in Kanäle geschöpfft, vnd hindan ge-
leitet wird, so damithin auff dem Schmidfeld auch ein Eysen Erzt-
werk gefunden. Zu dem hat man bey diesen gemeldeten Erztwerken
über die 20 Schmelzhütten, da schmiedet man allerlei Waffen, be-
sonders über die Massen viel Büchsen, sonderlich dieser gattung so
man pflegt Muschketen zu nennen und Handrohr, klein und groſs,
aller gattung und groſse anzahl und viel Feuerschloſs, auch andere
notwendige Waaffen mehr, so in Teutschen und Welschen Landen,
auch in Ungarn, Polen, allenthalben weit und breit geführt werden.“
Valentin und Stephan Klett und Claus Reitz hatten schon
im Jahre 1586 zwei so bedeutende Fabriken, daſs sie der Schweiz 2000
verschiedene Feuergewehre und 500 Präzisionsmusketen auf einmal zu
liefern vermochten. Georg Klett übernahm groſse Lieferungen nach
Ungarn und nach Krakau. Simon Storc lieferte im Jahre 1600
6000 Rohre mit dem königlichen Wappen nach Dänemark.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/460>, abgerufen am 22.11.2024.
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