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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
von Harnisch, eisenhut, pantzer, goller, prust-krebsz oder schurtz, vnd
zu der streit-axt oder hellenparten ein gut werlich messer oder
schwert."

Gegen die Mitte des 16. Jahrhunderts wurden in Deutschland
bei einem Fähnlein von 400 Mann 200 Hakenbüchsen für notwendig
erachtet. Ebenso machten bei den Spaniern und Niederländern die
Feuerschützen die Hälfte der Compagnie aus, zu Ende des 16. Jahr-
hunderts stieg aber dieses Verhältnis schon bis auf zwei Dritteil.
Ein wichtiger Fortschritt war die Einführung der Musketen. Es
waren dies Gewehre mit längerem Lauf, stärkerer Ladung und
grösserer Wirkung, sowohl in Bezug auf Schussweite als Durchschlag-
kraft. Konstruktiv bieten sie nichts besonders Neues. Sie entwickelten
sich aus den Hakenbüchsen und wurden wie diese sowohl mit Lunten-
schloss als wie mit Rad- und Schnappschloss versehen. Sie waren
schwerer als die halben Haken und hatten längere Rohre als die
einfache Hakenbüchse, man bezeichnet sie deshalb am richtigsten als
kleinere Doppelhaken. Ihres Gewichtes wegen musste man sich der
Gabel (forquine, fourquine) zur Auflage beim Schiessen bedienen.
Fasst man die Muskete als starkes Gewehr mit langem Rohr auf, so
kommt diese Waffe im Gegensatz zu den kurzen Faustrohren in
Deutschland schon im 14. Jahrhundert vor. Augsburg stellte 1381
in dem Kriege der Städte gegen den fränkischen, schwäbischen und
bayerischen Adel 30 so bewaffnete Büchsenschützen. Sie fanden
hauptsächlich in den deutschen und italienischen Städten Verbreitung
und standen im Ruf, dass ihnen kein Harnisch widerstand. Als Herzog
Wilhelm von Sachsen 1447 bei Erfurt vorbeizog, eilten die Bürger
mit weiten Handbüchsen zur Verteidigung auf die Mauern 1). Andere
Nachrichten geben wieder an, die Musketen seien 1430 in Augsburg
erfunden worden.

Äneas Sylvius sagt: sclopetum (die Muskete, das Feuergewehr)
in Germania primum nostra aetate repertum 2). Aber schon 1423
werden im Hussitenkriege unter den Hülfstruppen des Bischofs von
Olmütz kaiserliche Musketiere (Büchsenschützen) aufgeführt. Bei
Murten schossen 1477 die Schweizer die flüchtigen Burgunder, die
sich auf die Bäume geflüchtet hatten, gleich Vögeln mit Feuerröhren
oder Büchsen (pixidibus) herunter. Der Name Muskete wird vielfach
von dem sicheren Fernschuss, mit dem man Vögel aus der Luft

1) Menkenii scriptor. rer. Germanicar. praecipue Saxonic. fol. Lips. 1730.
Tom I, 1195.
2) Commentar, Lib. IV, p. 304.
28*

Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
von Harnisch, eisenhut, pantzer, goller, prust-krebsz oder schurtz, vnd
zu der streit-axt oder hellenparten ein gut werlich messer oder
schwert.“

Gegen die Mitte des 16. Jahrhunderts wurden in Deutschland
bei einem Fähnlein von 400 Mann 200 Hakenbüchsen für notwendig
erachtet. Ebenso machten bei den Spaniern und Niederländern die
Feuerschützen die Hälfte der Compagnie aus, zu Ende des 16. Jahr-
hunderts stieg aber dieses Verhältnis schon bis auf zwei Dritteil.
Ein wichtiger Fortschritt war die Einführung der Musketen. Es
waren dies Gewehre mit längerem Lauf, stärkerer Ladung und
gröſserer Wirkung, sowohl in Bezug auf Schuſsweite als Durchschlag-
kraft. Konstruktiv bieten sie nichts besonders Neues. Sie entwickelten
sich aus den Hakenbüchsen und wurden wie diese sowohl mit Lunten-
schloſs als wie mit Rad- und Schnappschloſs versehen. Sie waren
schwerer als die halben Haken und hatten längere Rohre als die
einfache Hakenbüchse, man bezeichnet sie deshalb am richtigsten als
kleinere Doppelhaken. Ihres Gewichtes wegen muſste man sich der
Gabel (forquine, fourquine) zur Auflage beim Schieſsen bedienen.
Faſst man die Muskete als starkes Gewehr mit langem Rohr auf, so
kommt diese Waffe im Gegensatz zu den kurzen Faustrohren in
Deutschland schon im 14. Jahrhundert vor. Augsburg stellte 1381
in dem Kriege der Städte gegen den fränkischen, schwäbischen und
bayerischen Adel 30 so bewaffnete Büchsenschützen. Sie fanden
hauptsächlich in den deutschen und italienischen Städten Verbreitung
und standen im Ruf, daſs ihnen kein Harnisch widerstand. Als Herzog
Wilhelm von Sachsen 1447 bei Erfurt vorbeizog, eilten die Bürger
mit weiten Handbüchsen zur Verteidigung auf die Mauern 1). Andere
Nachrichten geben wieder an, die Musketen seien 1430 in Augsburg
erfunden worden.

Äneas Sylvius sagt: sclopetum (die Muskete, das Feuergewehr)
in Germania primum nostra aetate repertum 2). Aber schon 1423
werden im Hussitenkriege unter den Hülfstruppen des Bischofs von
Olmütz kaiserliche Musketiere (Büchsenschützen) aufgeführt. Bei
Murten schossen 1477 die Schweizer die flüchtigen Burgunder, die
sich auf die Bäume geflüchtet hatten, gleich Vögeln mit Feuerröhren
oder Büchsen (pixidibus) herunter. Der Name Muskete wird vielfach
von dem sicheren Fernschuſs, mit dem man Vögel aus der Luft

1) Menkenii scriptor. rer. Germanicar. praecipue Saxonic. fol. Lips. 1730.
Tom I, 1195.
2) Commentar, Lib. IV, p. 304.
28*
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[435/0455] Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert. von Harnisch, eisenhut, pantzer, goller, prust-krebsz oder schurtz, vnd zu der streit-axt oder hellenparten ein gut werlich messer oder schwert.“ Gegen die Mitte des 16. Jahrhunderts wurden in Deutschland bei einem Fähnlein von 400 Mann 200 Hakenbüchsen für notwendig erachtet. Ebenso machten bei den Spaniern und Niederländern die Feuerschützen die Hälfte der Compagnie aus, zu Ende des 16. Jahr- hunderts stieg aber dieses Verhältnis schon bis auf zwei Dritteil. Ein wichtiger Fortschritt war die Einführung der Musketen. Es waren dies Gewehre mit längerem Lauf, stärkerer Ladung und gröſserer Wirkung, sowohl in Bezug auf Schuſsweite als Durchschlag- kraft. Konstruktiv bieten sie nichts besonders Neues. Sie entwickelten sich aus den Hakenbüchsen und wurden wie diese sowohl mit Lunten- schloſs als wie mit Rad- und Schnappschloſs versehen. Sie waren schwerer als die halben Haken und hatten längere Rohre als die einfache Hakenbüchse, man bezeichnet sie deshalb am richtigsten als kleinere Doppelhaken. Ihres Gewichtes wegen muſste man sich der Gabel (forquine, fourquine) zur Auflage beim Schieſsen bedienen. Faſst man die Muskete als starkes Gewehr mit langem Rohr auf, so kommt diese Waffe im Gegensatz zu den kurzen Faustrohren in Deutschland schon im 14. Jahrhundert vor. Augsburg stellte 1381 in dem Kriege der Städte gegen den fränkischen, schwäbischen und bayerischen Adel 30 so bewaffnete Büchsenschützen. Sie fanden hauptsächlich in den deutschen und italienischen Städten Verbreitung und standen im Ruf, daſs ihnen kein Harnisch widerstand. Als Herzog Wilhelm von Sachsen 1447 bei Erfurt vorbeizog, eilten die Bürger mit weiten Handbüchsen zur Verteidigung auf die Mauern 1). Andere Nachrichten geben wieder an, die Musketen seien 1430 in Augsburg erfunden worden. Äneas Sylvius sagt: sclopetum (die Muskete, das Feuergewehr) in Germania primum nostra aetate repertum 2). Aber schon 1423 werden im Hussitenkriege unter den Hülfstruppen des Bischofs von Olmütz kaiserliche Musketiere (Büchsenschützen) aufgeführt. Bei Murten schossen 1477 die Schweizer die flüchtigen Burgunder, die sich auf die Bäume geflüchtet hatten, gleich Vögeln mit Feuerröhren oder Büchsen (pixidibus) herunter. Der Name Muskete wird vielfach von dem sicheren Fernschuſs, mit dem man Vögel aus der Luft 1) Menkenii scriptor. rer. Germanicar. praecipue Saxonic. fol. Lips. 1730. Tom I, 1195. 2) Commentar, Lib. IV, p. 304. 28*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/455>, abgerufen am 22.11.2024.