Schlagfläche der Batterie gerippt war. Mit der Anwendung des Feuer- steins (Flint, daher der Name Flinte) wurde glatte Schlagfläche not- wendig. Das niederländische Schnappschloss ist als eine Verbesserung des spanischen anzusehen. Aber auch das Schnapp- schlossgewehr fand ebensowenig wie das Radschlossgewehr allgemeine Anwendung, wahrscheinlich auch, weil seine Konstruktion zu teuer war und zu verwickelt schien. Der Eigensinn der Büchsenmacher
[Abbildung]
Fig. 149.
und die Gewohnheit der Schützen widerstand lange der Einführung dieser Verbesserungen.
Ähnlich verhielt es sich auch mit den gezogenen Läufen, die zwar erfunden, doch nirgends in den Kriegsgebrauch eingeführt wurden. Dagegen kamen ge- zogene Läufe bei den Scheiben- schützen in Aufnahme und bereits im Jahre 1498 sollen gezogene Handrohre bei einem Scheiben- schiessen in Leipzig in Anwendung gekommen sein. Selbstverständ- lich war die Erfindung des Ausbohrens der Rohre der des Ziehens vorausgegangen. Die Windung der Züge nannte man den "Drall"; ihre Anzahl und Gestalt war verschieden; nach ihrer Form unter- schied man Flachzüge, Stern- und Rosenzüge, welche letzteren der Nürnberger Büchsenmacher August Kotter (1620) erfunden haben soll, sowie Haarzüge, wobei viele flache Züge nebeneinander lagen. Zöllner in Wien und Danner in Nürnberg erwarben sich im 16. Jahr- hundert besondere Verdienste um die Verbesserung des gezogenen Ge- wehres. Dieses nannte man später in Deutschland vorzugsweise Büchse.
Die aus jener Zeit stammenden vielläufigen Gewehre, wie Laden- und Orgelgeschütze hatten nur eine vorübergehende Bedeutung, doch waren sie die Vorläufer der Revolver und Mitrailleusen. Wie sehr die Bedeutung der Handfeuerwaffen fortwährend zunahm, ergiebt sich aus folgenden Angaben: Das Aufgebot von Zürich bestand im Jahre 1444 aus 2770 Mann, hiervon waren 1604 mit Hellebarten, 649 mit Spiessen, 458 mit Armbrusten und nur 61 mit Feuergewehren bewaffnet. 1477 befiehlt bereits Albrecht Achilles für das märkische Aufgebot: "Die Trabanten sollen geteilt werden in drei Haufen, nemlich ein viertel, die sollen Buchsenn-schutzen sein, ein viertel armbrost-schutzenn, vnd der Halbteyl sollen haben Streitaxt oder Hellenparten; die mit den Streitaxtenn vnd Hellenparten sollen haben
Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
Schlagfläche der Batterie gerippt war. Mit der Anwendung des Feuer- steins (Flint, daher der Name Flinte) wurde glatte Schlagfläche not- wendig. Das niederländische Schnappschloſs ist als eine Verbesserung des spanischen anzusehen. Aber auch das Schnapp- schloſsgewehr fand ebensowenig wie das Radschloſsgewehr allgemeine Anwendung, wahrscheinlich auch, weil seine Konstruktion zu teuer war und zu verwickelt schien. Der Eigensinn der Büchsenmacher
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Fig. 149.
und die Gewohnheit der Schützen widerstand lange der Einführung dieser Verbesserungen.
Ähnlich verhielt es sich auch mit den gezogenen Läufen, die zwar erfunden, doch nirgends in den Kriegsgebrauch eingeführt wurden. Dagegen kamen ge- zogene Läufe bei den Scheiben- schützen in Aufnahme und bereits im Jahre 1498 sollen gezogene Handrohre bei einem Scheiben- schieſsen in Leipzig in Anwendung gekommen sein. Selbstverständ- lich war die Erfindung des Ausbohrens der Rohre der des Ziehens vorausgegangen. Die Windung der Züge nannte man den „Drall“; ihre Anzahl und Gestalt war verschieden; nach ihrer Form unter- schied man Flachzüge, Stern- und Rosenzüge, welche letzteren der Nürnberger Büchsenmacher August Kotter (1620) erfunden haben soll, sowie Haarzüge, wobei viele flache Züge nebeneinander lagen. Zöllner in Wien und Danner in Nürnberg erwarben sich im 16. Jahr- hundert besondere Verdienste um die Verbesserung des gezogenen Ge- wehres. Dieses nannte man später in Deutschland vorzugsweise Büchse.
Die aus jener Zeit stammenden vielläufigen Gewehre, wie Laden- und Orgelgeschütze hatten nur eine vorübergehende Bedeutung, doch waren sie die Vorläufer der Revolver und Mitrailleusen. Wie sehr die Bedeutung der Handfeuerwaffen fortwährend zunahm, ergiebt sich aus folgenden Angaben: Das Aufgebot von Zürich bestand im Jahre 1444 aus 2770 Mann, hiervon waren 1604 mit Hellebarten, 649 mit Spieſsen, 458 mit Armbrusten und nur 61 mit Feuergewehren bewaffnet. 1477 befiehlt bereits Albrecht Achilles für das märkische Aufgebot: „Die Trabanten sollen geteilt werden in drei Haufen, nemlich ein viertel, die sollen Buchsenn-schutzen sein, ein viertel armbrost-schutzenn, vnd der Halbteyl sollen haben Streitaxt oder Hellenparten; die mit den Streitaxtenn vnd Hellenparten sollen haben
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Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
Schlagfläche der Batterie gerippt war. Mit der Anwendung des Feuer-
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wendig. Das niederländische Schnappschloſs ist als eine
Verbesserung des spanischen anzusehen. Aber auch das Schnapp-
schloſsgewehr fand ebensowenig wie das Radschloſsgewehr allgemeine
Anwendung, wahrscheinlich auch, weil seine Konstruktion zu teuer
war und zu verwickelt schien. Der Eigensinn der Büchsenmacher
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widerstand lange der Einführung
dieser Verbesserungen.
Ähnlich verhielt es sich auch
mit den gezogenen Läufen,
die zwar erfunden, doch nirgends
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schützen in Aufnahme und bereits
im Jahre 1498 sollen gezogene Handrohre bei einem Scheiben-
schieſsen in Leipzig in Anwendung gekommen sein. Selbstverständ-
lich war die Erfindung des Ausbohrens der Rohre der des Ziehens
vorausgegangen. Die Windung der Züge nannte man den „Drall“;
ihre Anzahl und Gestalt war verschieden; nach ihrer Form unter-
schied man Flachzüge, Stern- und Rosenzüge, welche letzteren der
Nürnberger Büchsenmacher August Kotter (1620) erfunden haben
soll, sowie Haarzüge, wobei viele flache Züge nebeneinander lagen.
Zöllner in Wien und Danner in Nürnberg erwarben sich im 16. Jahr-
hundert besondere Verdienste um die Verbesserung des gezogenen Ge-
wehres. Dieses nannte man später in Deutschland vorzugsweise Büchse.
Die aus jener Zeit stammenden vielläufigen Gewehre, wie Laden-
und Orgelgeschütze hatten nur eine vorübergehende Bedeutung, doch
waren sie die Vorläufer der Revolver und Mitrailleusen. Wie sehr
die Bedeutung der Handfeuerwaffen fortwährend zunahm, ergiebt
sich aus folgenden Angaben: Das Aufgebot von Zürich bestand im
Jahre 1444 aus 2770 Mann, hiervon waren 1604 mit Hellebarten,
649 mit Spieſsen, 458 mit Armbrusten und nur 61 mit Feuergewehren
bewaffnet. 1477 befiehlt bereits Albrecht Achilles für das märkische
Aufgebot: „Die Trabanten sollen geteilt werden in drei Haufen,
nemlich ein viertel, die sollen Buchsenn-schutzen sein, ein viertel
armbrost-schutzenn, vnd der Halbteyl sollen haben Streitaxt oder
Hellenparten; die mit den Streitaxtenn vnd Hellenparten sollen haben
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/454>, abgerufen am 22.11.2024.
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