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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
sonders verdient um das Radschloss und seine Verbesserung machten
sich die Nürnberger Büchsenmacher Wolf Danner, Georg Kuhfuss
im Jahre 1517 und später Kaspar Recknagel (+ 1632). Das Radschloss
hatte nun allerdings den Vorzug, dass es das Mitführen der Lunte über-
flüssig machte, auch im Regen funktionierte und eine ruhigere und sichere
Entzündung gewährte. Letzterer Vorteil ging indessen nach wenigen
aufeinander folgenden Schüssen verloren, da das Rad, infolge seiner
unmittelbaren Berührung mit dem Pulver, bald verschmandete und
[Abbildung] Fig. 148.
dann den Dienst ver-
sagte. Nicht selten
wurden daher die Ge-
wehre ausser mit dem
Radschloss auch noch
mit einem Lunten-
schloss versehen. Aus
diesen Gründen, sowie
des zeitraubenden Auf-
ziehens und überhaupt
der komplizierten und kostspieligen Konstruktion wegen fand das
Radschloss nie allgemeine Annahme. Seine Anfertigung und seine
Anwendung beschränkten sich fast nur auf Deutschland, wo es
vorzugsweise zu den Feuerwaffen der Reiterei, namentlich bei den in
Aufnahme kommenden Pistolen (Fäustlinge, Puffer), sowie für
Scheiben, Jagd- und Luxuswaffen benutzt wurde. Die Fussschützen
im Felde trugen dagegen meistens Luntenschlösser.

Wichtiger wurde die Erfindung des Schnapphahnschlosses
(Fig. 149, a. f. S.) gegen Mitte des 16. Jahrhunderts, aus welchem das
spätere Feuerschloss oder Steinschloss entstanden ist. Das älteste
deutsche mit der Jahreszahl 1540 befindet sich in der Waffensamm-
lung auf Ettersburg bei Weimar, am häufigsten kommt es aber an
spanischen und orientalischen Gewehren jener Zeit vor. Das spani-
sche Schnappschloss
bestand aus dem Schlossblech, dem Hahn mit
einem Schwefelkies oder Feuerstein in den Lippen und sichelförmig
gekrümmtem Fusse, der Studel, der Batterie, der Batteriefeder, der
Pfanne, der Abzugsvorrichtung mit der ersten Rast und endlich der
Abzugsfeder mit der zweiten Rast. Beim Losdrücken wird die Schlag-
feder des Hahnes frei und schlägt diesen mit dem Feuerstein gegen
die auf der Pfanne liegende Batterie, um den zündenden Funken
hervorzubringen. Bei den ältesten spanischen Schnappschlössern wurde,
wie bei dem Radschlosse, Schwefelkies angewendet, weswegen die

Beck, Geschichte des Eisens. 28

Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
sonders verdient um das Radschloſs und seine Verbesserung machten
sich die Nürnberger Büchsenmacher Wolf Danner, Georg Kuhfuſs
im Jahre 1517 und später Kaspar Recknagel († 1632). Das Radschloſs
hatte nun allerdings den Vorzug, daſs es das Mitführen der Lunte über-
flüssig machte, auch im Regen funktionierte und eine ruhigere und sichere
Entzündung gewährte. Letzterer Vorteil ging indessen nach wenigen
aufeinander folgenden Schüssen verloren, da das Rad, infolge seiner
unmittelbaren Berührung mit dem Pulver, bald verschmandete und
[Abbildung] Fig. 148.
dann den Dienst ver-
sagte. Nicht selten
wurden daher die Ge-
wehre auſser mit dem
Radschloſs auch noch
mit einem Lunten-
schloſs versehen. Aus
diesen Gründen, sowie
des zeitraubenden Auf-
ziehens und überhaupt
der komplizierten und kostspieligen Konstruktion wegen fand das
Radschloſs nie allgemeine Annahme. Seine Anfertigung und seine
Anwendung beschränkten sich fast nur auf Deutschland, wo es
vorzugsweise zu den Feuerwaffen der Reiterei, namentlich bei den in
Aufnahme kommenden Pistolen (Fäustlinge, Puffer), sowie für
Scheiben, Jagd- und Luxuswaffen benutzt wurde. Die Fuſsschützen
im Felde trugen dagegen meistens Luntenschlösser.

Wichtiger wurde die Erfindung des Schnapphahnschlosses
(Fig. 149, a. f. S.) gegen Mitte des 16. Jahrhunderts, aus welchem das
spätere Feuerschloſs oder Steinschloſs entstanden ist. Das älteste
deutsche mit der Jahreszahl 1540 befindet sich in der Waffensamm-
lung auf Ettersburg bei Weimar, am häufigsten kommt es aber an
spanischen und orientalischen Gewehren jener Zeit vor. Das spani-
sche Schnappschloſs
bestand aus dem Schloſsblech, dem Hahn mit
einem Schwefelkies oder Feuerstein in den Lippen und sichelförmig
gekrümmtem Fuſse, der Studel, der Batterie, der Batteriefeder, der
Pfanne, der Abzugsvorrichtung mit der ersten Rast und endlich der
Abzugsfeder mit der zweiten Rast. Beim Losdrücken wird die Schlag-
feder des Hahnes frei und schlägt diesen mit dem Feuerstein gegen
die auf der Pfanne liegende Batterie, um den zündenden Funken
hervorzubringen. Bei den ältesten spanischen Schnappschlössern wurde,
wie bei dem Radschlosse, Schwefelkies angewendet, weswegen die

Beck, Geschichte des Eisens. 28
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[433/0453] Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert. sonders verdient um das Radschloſs und seine Verbesserung machten sich die Nürnberger Büchsenmacher Wolf Danner, Georg Kuhfuſs im Jahre 1517 und später Kaspar Recknagel († 1632). Das Radschloſs hatte nun allerdings den Vorzug, daſs es das Mitführen der Lunte über- flüssig machte, auch im Regen funktionierte und eine ruhigere und sichere Entzündung gewährte. Letzterer Vorteil ging indessen nach wenigen aufeinander folgenden Schüssen verloren, da das Rad, infolge seiner unmittelbaren Berührung mit dem Pulver, bald verschmandete und [Abbildung Fig. 148.] dann den Dienst ver- sagte. Nicht selten wurden daher die Ge- wehre auſser mit dem Radschloſs auch noch mit einem Lunten- schloſs versehen. Aus diesen Gründen, sowie des zeitraubenden Auf- ziehens und überhaupt der komplizierten und kostspieligen Konstruktion wegen fand das Radschloſs nie allgemeine Annahme. Seine Anfertigung und seine Anwendung beschränkten sich fast nur auf Deutschland, wo es vorzugsweise zu den Feuerwaffen der Reiterei, namentlich bei den in Aufnahme kommenden Pistolen (Fäustlinge, Puffer), sowie für Scheiben, Jagd- und Luxuswaffen benutzt wurde. Die Fuſsschützen im Felde trugen dagegen meistens Luntenschlösser. Wichtiger wurde die Erfindung des Schnapphahnschlosses (Fig. 149, a. f. S.) gegen Mitte des 16. Jahrhunderts, aus welchem das spätere Feuerschloſs oder Steinschloſs entstanden ist. Das älteste deutsche mit der Jahreszahl 1540 befindet sich in der Waffensamm- lung auf Ettersburg bei Weimar, am häufigsten kommt es aber an spanischen und orientalischen Gewehren jener Zeit vor. Das spani- sche Schnappschloſs bestand aus dem Schloſsblech, dem Hahn mit einem Schwefelkies oder Feuerstein in den Lippen und sichelförmig gekrümmtem Fuſse, der Studel, der Batterie, der Batteriefeder, der Pfanne, der Abzugsvorrichtung mit der ersten Rast und endlich der Abzugsfeder mit der zweiten Rast. Beim Losdrücken wird die Schlag- feder des Hahnes frei und schlägt diesen mit dem Feuerstein gegen die auf der Pfanne liegende Batterie, um den zündenden Funken hervorzubringen. Bei den ältesten spanischen Schnappschlössern wurde, wie bei dem Radschlosse, Schwefelkies angewendet, weswegen die Beck, Geschichte des Eisens. 28

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/453>, abgerufen am 22.11.2024.