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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
bewandert, und Burgkmaiers schöne Abbildung der Fechtübungen
des jungen Max mit dem Bidenhander giebt eine charakteristische
Darstellung der Fechtweise. "Diese Waffe hatte den Zweck 1), in die
Massen gefällter Spiesse Bresche zu fegen, indem sie, mit zwei Händen
mächtig geschwungen, durch die Wucht des Hiebes die getroffenen
Stangenwaffen teils zerschlugen, teils wenigstens niederdrückten und
so den den Bidenhandern nachfolgenden Spiessern, Hellebardierern
und Keulenträgern eine Gasse bahnten. Auch zum Angriffe auf ge-
panzerte Ritter dienten die Bidenhander, und zwar wirkten sie hier
in Rotten von 50 bis 100 Mann mit furchtbaren Hieben auf die Flanken
der Ritterhaufen, insbesondere gegen die Pferde, während der Reiter
in der Front von Spiessern beschäftigt wurde. In Deutschland endlich
wurden die Zweihänder mit Vorliebe zur Verteidigung der Mauer gegen
die Leiterersteigung verwendet." In der Regel waren die Klingen, die
oft an drei Ellen lang waren, glatt, zweischneidig, zu einer Bogenspitze
zulaufend, ganz wie die alte Spatha, aus der sie sich entwickelten. Aber
diese Formen erfuhren mancherlei Modifikationen. Zunächst arbeitete
man den unteren Teil des Schwertes gar nicht als Klinge aus, sondern
liess ihn als Vierkanteisen ohne Schneiden stehen. Dieses Eisen, das
auf der einen Seite in das Heft überging, trennte man anderseits von
der eigentlichen Klinge durch zwei angesetzte Dorne, "Parierhaken".
Sodann gab man den Bidenhändern zuweilen eine gezahnte, öfter
eine gewellte Form. Dieses waren die "Flammberge", welche durch
ihre Form besonders gegen Eisenharnische wirkungsvoll waren. Das
Material, aus welchem diese Klingen hergestellt wurden, musste natür-
lich ein gutes sein, doch war es kein ausgesuchtes, sondern ein
guter Schweissstahl, von nicht zu grosser Härte, weil sonst die Klingen
bei den gewaltigen Hieben gegen Stahlpanzer gesprungen wären.

Anders war dies bei den Stossdegen, welche ebenfalls im 16. Jahr-
hundert zu besonderer Anerkennung im ernsten Kampfe gelangten.
Die Deutschen hatten schon im 15. Jahrhundert die "Pörschwerter",
d. h. Bohrschwerter. Lange Degen mit sehr harten Spitzen, welche
dazu dienten, dem mit geschlossenem Plattenpanzer bewehrten Krieger
durch Stoss an den schwachen Stellen zwischen dem Geschiebe in
den Körper einzudringen. Die deutschen Bohrschwerter gingen in
die leichteren Panzerstecher über und wurden in der zweiten Hälfte
des 16. Jahrhunderts verdrängt durch die spanischen Stossdegen und
die Rappiere, die sich über ganz Westeuropa verbreiteten und eine

1) Siehe Jäns, Handbuch einer Geschichte des Kriegswesens, S. 748.

Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
bewandert, und Burgkmaiers schöne Abbildung der Fechtübungen
des jungen Max mit dem Bidenhander giebt eine charakteristische
Darstellung der Fechtweise. „Diese Waffe hatte den Zweck 1), in die
Massen gefällter Spieſse Bresche zu fegen, indem sie, mit zwei Händen
mächtig geschwungen, durch die Wucht des Hiebes die getroffenen
Stangenwaffen teils zerschlugen, teils wenigstens niederdrückten und
so den den Bidenhandern nachfolgenden Spieſsern, Hellebardierern
und Keulenträgern eine Gasse bahnten. Auch zum Angriffe auf ge-
panzerte Ritter dienten die Bidenhander, und zwar wirkten sie hier
in Rotten von 50 bis 100 Mann mit furchtbaren Hieben auf die Flanken
der Ritterhaufen, insbesondere gegen die Pferde, während der Reiter
in der Front von Spieſsern beschäftigt wurde. In Deutschland endlich
wurden die Zweihänder mit Vorliebe zur Verteidigung der Mauer gegen
die Leiterersteigung verwendet.“ In der Regel waren die Klingen, die
oft an drei Ellen lang waren, glatt, zweischneidig, zu einer Bogenspitze
zulaufend, ganz wie die alte Spatha, aus der sie sich entwickelten. Aber
diese Formen erfuhren mancherlei Modifikationen. Zunächst arbeitete
man den unteren Teil des Schwertes gar nicht als Klinge aus, sondern
lieſs ihn als Vierkanteisen ohne Schneiden stehen. Dieses Eisen, das
auf der einen Seite in das Heft überging, trennte man anderseits von
der eigentlichen Klinge durch zwei angesetzte Dorne, „Parierhaken“.
Sodann gab man den Bidenhändern zuweilen eine gezahnte, öfter
eine gewellte Form. Dieses waren die „Flammberge“, welche durch
ihre Form besonders gegen Eisenharnische wirkungsvoll waren. Das
Material, aus welchem diese Klingen hergestellt wurden, muſste natür-
lich ein gutes sein, doch war es kein ausgesuchtes, sondern ein
guter Schweiſsstahl, von nicht zu groſser Härte, weil sonst die Klingen
bei den gewaltigen Hieben gegen Stahlpanzer gesprungen wären.

Anders war dies bei den Stoſsdegen, welche ebenfalls im 16. Jahr-
hundert zu besonderer Anerkennung im ernsten Kampfe gelangten.
Die Deutschen hatten schon im 15. Jahrhundert die „Pörschwerter“,
d. h. Bohrschwerter. Lange Degen mit sehr harten Spitzen, welche
dazu dienten, dem mit geschlossenem Plattenpanzer bewehrten Krieger
durch Stoſs an den schwachen Stellen zwischen dem Geschiebe in
den Körper einzudringen. Die deutschen Bohrschwerter gingen in
die leichteren Panzerstecher über und wurden in der zweiten Hälfte
des 16. Jahrhunderts verdrängt durch die spanischen Stoſsdegen und
die Rappiere, die sich über ganz Westeuropa verbreiteten und eine

1) Siehe Jäns, Handbuch einer Geschichte des Kriegswesens, S. 748.
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[400/0420] Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert. bewandert, und Burgkmaiers schöne Abbildung der Fechtübungen des jungen Max mit dem Bidenhander giebt eine charakteristische Darstellung der Fechtweise. „Diese Waffe hatte den Zweck 1), in die Massen gefällter Spieſse Bresche zu fegen, indem sie, mit zwei Händen mächtig geschwungen, durch die Wucht des Hiebes die getroffenen Stangenwaffen teils zerschlugen, teils wenigstens niederdrückten und so den den Bidenhandern nachfolgenden Spieſsern, Hellebardierern und Keulenträgern eine Gasse bahnten. Auch zum Angriffe auf ge- panzerte Ritter dienten die Bidenhander, und zwar wirkten sie hier in Rotten von 50 bis 100 Mann mit furchtbaren Hieben auf die Flanken der Ritterhaufen, insbesondere gegen die Pferde, während der Reiter in der Front von Spieſsern beschäftigt wurde. In Deutschland endlich wurden die Zweihänder mit Vorliebe zur Verteidigung der Mauer gegen die Leiterersteigung verwendet.“ In der Regel waren die Klingen, die oft an drei Ellen lang waren, glatt, zweischneidig, zu einer Bogenspitze zulaufend, ganz wie die alte Spatha, aus der sie sich entwickelten. Aber diese Formen erfuhren mancherlei Modifikationen. Zunächst arbeitete man den unteren Teil des Schwertes gar nicht als Klinge aus, sondern lieſs ihn als Vierkanteisen ohne Schneiden stehen. Dieses Eisen, das auf der einen Seite in das Heft überging, trennte man anderseits von der eigentlichen Klinge durch zwei angesetzte Dorne, „Parierhaken“. Sodann gab man den Bidenhändern zuweilen eine gezahnte, öfter eine gewellte Form. Dieses waren die „Flammberge“, welche durch ihre Form besonders gegen Eisenharnische wirkungsvoll waren. Das Material, aus welchem diese Klingen hergestellt wurden, muſste natür- lich ein gutes sein, doch war es kein ausgesuchtes, sondern ein guter Schweiſsstahl, von nicht zu groſser Härte, weil sonst die Klingen bei den gewaltigen Hieben gegen Stahlpanzer gesprungen wären. Anders war dies bei den Stoſsdegen, welche ebenfalls im 16. Jahr- hundert zu besonderer Anerkennung im ernsten Kampfe gelangten. Die Deutschen hatten schon im 15. Jahrhundert die „Pörschwerter“, d. h. Bohrschwerter. Lange Degen mit sehr harten Spitzen, welche dazu dienten, dem mit geschlossenem Plattenpanzer bewehrten Krieger durch Stoſs an den schwachen Stellen zwischen dem Geschiebe in den Körper einzudringen. Die deutschen Bohrschwerter gingen in die leichteren Panzerstecher über und wurden in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts verdrängt durch die spanischen Stoſsdegen und die Rappiere, die sich über ganz Westeuropa verbreiteten und eine 1) Siehe Jäns, Handbuch einer Geschichte des Kriegswesens, S. 748.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/420>, abgerufen am 22.11.2024.