der Mühen verzehrt, welche sie Tag und Nacht zu ertragen hatten, und sie aufs neue in lange Dürftigkeit versetzt. Aber warum sich erstaunen? Thun sie doch nichts, als den Gewohnheiten und Sitten der Grossen nachzuahmen; denn wenn die Hirten schlafen, verirrt sich die Herde; aber täuschen wir uns nicht, ich will ja nicht sagen, dass ihre Habgier schläft; denn nichts lässt sich vergleichen, ihren Fleiss und ihren Eifer, ihre Einkünfte zu vermehren, die Ungerechtig- keiten zu verteidigen, welche keinen andern Zweck haben, als das arme Volk in ihr Garn fallen zu lassen und sie zum Opfer ihrer ver- brecherischen Ränke zu machen. Doch welche Unklugheit! Warum, armer Bourbon, sprichst du dich aus über diese kühne Freibeuterei? Warum, Unsinniger, suchst du dir nicht die Gunst der Grossen zu fangen? ......
Was mich anlangt, so habe ich bis dahin meinen Gegenstand ausgemalt, ich bin aus Klugheit bei dem Kapitel des Eisens über manche Dinge hinweggegangen, welche wohl unser Interesse verdien- ten; ich habe zahlreiche Einzelheiten weggelassen, die mir einen älteren Dichter als mich und ein umfangreicheres Werk fordern würden. Was die Dinge anlangt, die ich bekannt gegeben habe, so habe ich sie nur leichthin behandelt für den einzigen Zweck, die Jugend zu unterrichten; deshalb, ihr jungen Leute, nehmt dieses kleine Gedicht mit Wohlwollen an, das Gedicht eines Kindes, dieses soll die Einleitung unserer Lieder sein.
Einleitung.
der Mühen verzehrt, welche sie Tag und Nacht zu ertragen hatten, und sie aufs neue in lange Dürftigkeit versetzt. Aber warum sich erstaunen? Thun sie doch nichts, als den Gewohnheiten und Sitten der Groſsen nachzuahmen; denn wenn die Hirten schlafen, verirrt sich die Herde; aber täuschen wir uns nicht, ich will ja nicht sagen, daſs ihre Habgier schläft; denn nichts läſst sich vergleichen, ihren Fleiſs und ihren Eifer, ihre Einkünfte zu vermehren, die Ungerechtig- keiten zu verteidigen, welche keinen andern Zweck haben, als das arme Volk in ihr Garn fallen zu lassen und sie zum Opfer ihrer ver- brecherischen Ränke zu machen. Doch welche Unklugheit! Warum, armer Bourbon, sprichst du dich aus über diese kühne Freibeuterei? Warum, Unsinniger, suchst du dir nicht die Gunst der Groſsen zu fangen? ......
Was mich anlangt, so habe ich bis dahin meinen Gegenstand ausgemalt, ich bin aus Klugheit bei dem Kapitel des Eisens über manche Dinge hinweggegangen, welche wohl unser Interesse verdien- ten; ich habe zahlreiche Einzelheiten weggelassen, die mir einen älteren Dichter als mich und ein umfangreicheres Werk fordern würden. Was die Dinge anlangt, die ich bekannt gegeben habe, so habe ich sie nur leichthin behandelt für den einzigen Zweck, die Jugend zu unterrichten; deshalb, ihr jungen Leute, nehmt dieses kleine Gedicht mit Wohlwollen an, das Gedicht eines Kindes, dieses soll die Einleitung unserer Lieder sein.
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Einleitung.
der Mühen verzehrt, welche sie Tag und Nacht zu ertragen hatten,
und sie aufs neue in lange Dürftigkeit versetzt. Aber warum sich
erstaunen? Thun sie doch nichts, als den Gewohnheiten und Sitten
der Groſsen nachzuahmen; denn wenn die Hirten schlafen, verirrt
sich die Herde; aber täuschen wir uns nicht, ich will ja nicht sagen,
daſs ihre Habgier schläft; denn nichts läſst sich vergleichen, ihren
Fleiſs und ihren Eifer, ihre Einkünfte zu vermehren, die Ungerechtig-
keiten zu verteidigen, welche keinen andern Zweck haben, als das
arme Volk in ihr Garn fallen zu lassen und sie zum Opfer ihrer ver-
brecherischen Ränke zu machen. Doch welche Unklugheit! Warum,
armer Bourbon, sprichst du dich aus über diese kühne Freibeuterei?
Warum, Unsinniger, suchst du dir nicht die Gunst der Groſsen zu
fangen? ......
Was mich anlangt, so habe ich bis dahin meinen Gegenstand
ausgemalt, ich bin aus Klugheit bei dem Kapitel des Eisens über
manche Dinge hinweggegangen, welche wohl unser Interesse verdien-
ten; ich habe zahlreiche Einzelheiten weggelassen, die mir einen
älteren Dichter als mich und ein umfangreicheres Werk fordern
würden. Was die Dinge anlangt, die ich bekannt gegeben habe, so
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/41>, abgerufen am 24.11.2024.
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