Nicht würde je das leichte Rad durch den leeren Erdkreis dahineilen, Wenn es nicht zuvor meine Arbeit kennen gelernt hätte. Und nimmer würde das freie Pferd je dahinfliegen im jagenden Riemenzeug, Wenn nicht seine Hufe zuvor meine Faust gefühlt hätten. Dazu noch erleichtere ich weislich die Krankheiten der Pferde, Mein Hammer erweicht ein jegliches Eisen.
So schildert ihn Schopperus; schlichter lässt Hans Sachs den Hufschmied sprechen:
Ich Huffschmied kan die pferd beschlagen, Darzu die Räder, Karn vnd Wagn, Schwäntzen und Lassen ich wohl kan, Den Pferden, die auch Schäden han, Ich kann Heyln, Retzen vnd Reiden, Den Feyfel vnd die Angstel schneidn, Zu den Ciclopen trag ich Gunst, Die erfunden des Schmidwercks Kunst.
Von den Plattnern und Panzermachern haben wir bereits ge- sprochen, von den Büchsenschmieden und Sporern, den Naglern und Nadlern werden wir noch zu reden haben.
Das Schmieden der Hauben und Helme war eine der wichtigsten Aufgaben der Plattner, doch werden die Helm- und Hauben- schmiede zuweilen als selbständige Gewerbetreibende neben den Plattnern genannt, namentlich in Nürnberg und Augsburg. Schon 1348 wird in Nürnberg H. Hagen, ein Haubensmit, als Bürge er- wähnt, und als in demselben Jahre der Aufstand der Zünfte gegen den Rat und Kaiser Karl IV. ausbrach, spielten die Haubenschmiede eine hervorragende Rolle. Hermann, wegen seines langen Bartes "der Geissbart" genannt, und sein Bruder Ulrich, beide Hauben- schmiede, gehörten zu den Hauptanführern. Unter denen, die es am tollsten trieben, werden die Haubenschmiede Vingerlein und Hainz erwähnt und in dem neuen Rat, den die siegreichen Aufständigen wählten, sassen fünf Haubenschmiede. Als hervorragende Meister werden im Mittelalter noch genannt: Hilpolt 1359 und Hans Pfeil 1424, beide in Nürnberg. Die Innung bestand noch bis 1624. In Augsburg erscheint ein Martin Helmschmied 1371. Die Familie Kolman in Augsburg legte sich wohl infolge ihres Gewerbes den Namen Helmschmied bei. Die Haube wurde aus dem Ganzen ge- trieben, also nicht wie in neueren Zeiten aus zwei Hälften zu-
Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
Nicht würde je das leichte Rad durch den leeren Erdkreis dahineilen, Wenn es nicht zuvor meine Arbeit kennen gelernt hätte. Und nimmer würde das freie Pferd je dahinfliegen im jagenden Riemenzeug, Wenn nicht seine Hufe zuvor meine Faust gefühlt hätten. Dazu noch erleichtere ich weislich die Krankheiten der Pferde, Mein Hammer erweicht ein jegliches Eisen.
So schildert ihn Schopperus; schlichter läſst Hans Sachs den Hufschmied sprechen:
Ich Huffschmied kan die pferd beschlagen, Darzu die Räder, Karn vnd Wagn, Schwäntzen und Lassen ich wohl kan, Den Pferden, die auch Schäden han, Ich kann Heyln, Retzen vnd Reiden, Den Feyfel vnd die Angstel schneidn, Zu den Ciclopen trag ich Gunst, Die erfunden des Schmidwercks Kunst.
Von den Plattnern und Panzermachern haben wir bereits ge- sprochen, von den Büchsenschmieden und Sporern, den Naglern und Nadlern werden wir noch zu reden haben.
Das Schmieden der Hauben und Helme war eine der wichtigsten Aufgaben der Plattner, doch werden die Helm- und Hauben- schmiede zuweilen als selbständige Gewerbetreibende neben den Plattnern genannt, namentlich in Nürnberg und Augsburg. Schon 1348 wird in Nürnberg H. Hagen, ein Haubensmit, als Bürge er- wähnt, und als in demselben Jahre der Aufstand der Zünfte gegen den Rat und Kaiser Karl IV. ausbrach, spielten die Haubenschmiede eine hervorragende Rolle. Hermann, wegen seines langen Bartes „der Geiſsbart“ genannt, und sein Bruder Ulrich, beide Hauben- schmiede, gehörten zu den Hauptanführern. Unter denen, die es am tollsten trieben, werden die Haubenschmiede Vingerlein und Hainz erwähnt und in dem neuen Rat, den die siegreichen Aufständigen wählten, saſsen fünf Haubenschmiede. Als hervorragende Meister werden im Mittelalter noch genannt: Hilpolt 1359 und Hans Pfeil 1424, beide in Nürnberg. Die Innung bestand noch bis 1624. In Augsburg erscheint ein Martin Helmschmied 1371. Die Familie Kolman in Augsburg legte sich wohl infolge ihres Gewerbes den Namen Helmschmied bei. Die Haube wurde aus dem Ganzen ge- trieben, also nicht wie in neueren Zeiten aus zwei Hälften zu-
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Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
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Wenn es nicht zuvor meine Arbeit kennen gelernt hätte.
Und nimmer würde das freie Pferd je dahinfliegen im jagenden
Riemenzeug,
Wenn nicht seine Hufe zuvor meine Faust gefühlt hätten.
Dazu noch erleichtere ich weislich die Krankheiten der Pferde,
Mein Hammer erweicht ein jegliches Eisen.
So schildert ihn Schopperus; schlichter läſst Hans Sachs den
Hufschmied sprechen:
Ich Huffschmied kan die pferd beschlagen,
Darzu die Räder, Karn vnd Wagn,
Schwäntzen und Lassen ich wohl kan,
Den Pferden, die auch Schäden han,
Ich kann Heyln, Retzen vnd Reiden,
Den Feyfel vnd die Angstel schneidn,
Zu den Ciclopen trag ich Gunst,
Die erfunden des Schmidwercks Kunst.
Von den Plattnern und Panzermachern haben wir bereits ge-
sprochen, von den Büchsenschmieden und Sporern, den Naglern und
Nadlern werden wir noch zu reden haben.
Das Schmieden der Hauben und Helme war eine der wichtigsten
Aufgaben der Plattner, doch werden die Helm- und Hauben-
schmiede zuweilen als selbständige Gewerbetreibende neben den
Plattnern genannt, namentlich in Nürnberg und Augsburg. Schon
1348 wird in Nürnberg H. Hagen, ein Haubensmit, als Bürge er-
wähnt, und als in demselben Jahre der Aufstand der Zünfte gegen
den Rat und Kaiser Karl IV. ausbrach, spielten die Haubenschmiede
eine hervorragende Rolle. Hermann, wegen seines langen Bartes
„der Geiſsbart“ genannt, und sein Bruder Ulrich, beide Hauben-
schmiede, gehörten zu den Hauptanführern. Unter denen, die es am
tollsten trieben, werden die Haubenschmiede Vingerlein und Hainz
erwähnt und in dem neuen Rat, den die siegreichen Aufständigen
wählten, saſsen fünf Haubenschmiede. Als hervorragende Meister
werden im Mittelalter noch genannt: Hilpolt 1359 und Hans Pfeil
1424, beide in Nürnberg. Die Innung bestand noch bis 1624. In
Augsburg erscheint ein Martin Helmschmied 1371. Die Familie
Kolman in Augsburg legte sich wohl infolge ihres Gewerbes den
Namen Helmschmied bei. Die Haube wurde aus dem Ganzen ge-
trieben, also nicht wie in neueren Zeiten aus zwei Hälften zu-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/408>, abgerufen am 25.11.2024.
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