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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
Maximilians I. in Brüssel. Jaques Merveilles war 1510 Plattner
in Tours. Nach Maximilians Zeit ging das niederländische Plattner-
gewerbe wieder zurück; die Waffenschmiede verlegten sich mehr auf
die Büchsenmacherei. Dagegen zeichneten sich die Maler Hans Bol
(+ 1583) und Jacob de Gheyn (1565 bis 1615) durch Entwürfe für
Waffendekorationen und Zeichnen von Prunkwaffen aus.

In Deutschland erblühte das Plattnergewerbe, wie wir gesehen
haben, hauptsächlich in den drei Städten Innsbruck, Nürnberg und
Augsburg. In Innsbruck hatte Erzherzog Sigmund von Tirol (1439
bis 1490) die Kunst in Aufnahme gebracht. Die Plattnerfamilie
Treytz [P. Z. 1), Fig. 107 b] lieferte vortreffliche Harnische, die nach
allen Ländern Europas gingen. Sie zeichneten sich bei aller Fein-
heit und Eleganz der Arbeit durch ungewöhnliche Härte aus, so dass
sie bei geringer Schwere den Leib vor den stärksten Pfeilen zu

[Abbildung] Fig. 107

a bis r.

schützen vermochten. Aber diese in der Familie als Geheimnis be-
wahrte Kunst ging, wie im Weiss-Kunig berichtet wird, nach ihrem
Erlöschen verloren und wurde erst wieder durch Maximilian mit
Hilfe seines Leibharnischmachers, der es in seiner Jugend von den
Treytz gelernt hatte, aufgefunden. Von den Treytz war der älteste
Konrad, der schon vor 1469 verstarb, ihm folgte Jörg, der von 1469
bis 1478 thätig war, Christian war um 1484 bedeutend, der Hervor-
ragendste aber war Adrian 1469 bis 1517, dessen Werkzeichen
dieses war: @


1) P. Z. = Plattner-Zeichen.

Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
Maximilians I. in Brüssel. Jaques Merveilles war 1510 Plattner
in Tours. Nach Maximilians Zeit ging das niederländische Plattner-
gewerbe wieder zurück; die Waffenschmiede verlegten sich mehr auf
die Büchsenmacherei. Dagegen zeichneten sich die Maler Hans Bol
(† 1583) und Jacob de Gheyn (1565 bis 1615) durch Entwürfe für
Waffendekorationen und Zeichnen von Prunkwaffen aus.

In Deutschland erblühte das Plattnergewerbe, wie wir gesehen
haben, hauptsächlich in den drei Städten Innsbruck, Nürnberg und
Augsburg. In Innsbruck hatte Erzherzog Sigmund von Tirol (1439
bis 1490) die Kunst in Aufnahme gebracht. Die Plattnerfamilie
Treytz [P. Z. 1), Fig. 107 b] lieferte vortreffliche Harnische, die nach
allen Ländern Europas gingen. Sie zeichneten sich bei aller Fein-
heit und Eleganz der Arbeit durch ungewöhnliche Härte aus, so daſs
sie bei geringer Schwere den Leib vor den stärksten Pfeilen zu

[Abbildung] Fig. 107

a bis r.

schützen vermochten. Aber diese in der Familie als Geheimnis be-
wahrte Kunst ging, wie im Weiſs-Kunig berichtet wird, nach ihrem
Erlöschen verloren und wurde erst wieder durch Maximilian mit
Hilfe seines Leibharnischmachers, der es in seiner Jugend von den
Treytz gelernt hatte, aufgefunden. Von den Treytz war der älteste
Konrad, der schon vor 1469 verstarb, ihm folgte Jörg, der von 1469
bis 1478 thätig war, Christian war um 1484 bedeutend, der Hervor-
ragendste aber war Adrian 1469 bis 1517, dessen Werkzeichen
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1) P. Z. = Plattner-Zeichen.
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[374/0394] Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert. Maximilians I. in Brüssel. Jaques Merveilles war 1510 Plattner in Tours. Nach Maximilians Zeit ging das niederländische Plattner- gewerbe wieder zurück; die Waffenschmiede verlegten sich mehr auf die Büchsenmacherei. Dagegen zeichneten sich die Maler Hans Bol († 1583) und Jacob de Gheyn (1565 bis 1615) durch Entwürfe für Waffendekorationen und Zeichnen von Prunkwaffen aus. In Deutschland erblühte das Plattnergewerbe, wie wir gesehen haben, hauptsächlich in den drei Städten Innsbruck, Nürnberg und Augsburg. In Innsbruck hatte Erzherzog Sigmund von Tirol (1439 bis 1490) die Kunst in Aufnahme gebracht. Die Plattnerfamilie Treytz [P. Z. 1), Fig. 107 b] lieferte vortreffliche Harnische, die nach allen Ländern Europas gingen. Sie zeichneten sich bei aller Fein- heit und Eleganz der Arbeit durch ungewöhnliche Härte aus, so daſs sie bei geringer Schwere den Leib vor den stärksten Pfeilen zu [Abbildung Fig. 107 a bis r.] schützen vermochten. Aber diese in der Familie als Geheimnis be- wahrte Kunst ging, wie im Weiſs-Kunig berichtet wird, nach ihrem Erlöschen verloren und wurde erst wieder durch Maximilian mit Hilfe seines Leibharnischmachers, der es in seiner Jugend von den Treytz gelernt hatte, aufgefunden. Von den Treytz war der älteste Konrad, der schon vor 1469 verstarb, ihm folgte Jörg, der von 1469 bis 1478 thätig war, Christian war um 1484 bedeutend, der Hervor- ragendste aber war Adrian 1469 bis 1517, dessen Werkzeichen dieses war:  1) P. Z. = Plattner-Zeichen.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/394>, abgerufen am 22.11.2024.