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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.

Frankreich hat nur wenige Plattner von Bedeutung hervor-
gebracht, aber seit Ludwig XI. waren die französischen Könige be-
müht, fremde Meister der Waffenschmiedekunst in ihr Land zu ziehen.
Die meisten derselben waren Mailänder, die nach Frankreich aus-
wanderten. Der berühmteste Plattner Ludwigs XI. war Thomas de
Milan
, der 1466 bis 1471 für ihn in Lyon arbeitete. Nicolo Spi-
nelli
, auch Nicolas de Florence genannt, fertigte ebenfalls zu Lyon
um 1485 kostbare Degengriffe. Unter König Franz I. arbeitete Am-
broise Caron
aus Mailand als Plattner zu Bordeaux und Franzesco
Forcia
als Tausiator (1537 und 1538) zu Lyon. Berühmt als Tausia-
toren waren die Glieder der Familie Gambeo in Mailand, Lyon und
Paris. Die beiden Brüder Battista und Cesare, die besonders
wegen ihrer Degengriffe renommiert waren, verliessen 1549 Lyon,
um in Paris in den Dienst des Königs zu treten. Um dieselbe Zeit
lebte in Paris ein tüchtiger Tausiator Germain Pilon.

Von viel grösserer Bedeutung für die Entwickelung der Plattner-
kunst waren die burgundischen Meister, welche die prachtliebenden
und streitbaren Herzöge Philipp der Gute und Karl der Kühne an
ihren Hof gezogen hatten, und welche die Gründer einer niederländi-
schen Plattnerschule wurden, die in Brüssel ihren Hauptsitz hatte.
Chastel Thierry zu Brüssel war Hofplattner Philipps des Guten
1432/33, neben ihm arbeitete Jehan Wisseron 1423 bis 1440 eben-
falls für den Herzog und ebenso wird Massin de Fromont 1438
bis 1440 als Hofplattner genannt. Guerart de Haynau war Waffen-
schmied Herzog Philipps 1444. Bei dem Regierungsantritte Karls des
Kühnen zählte Burgund eine Reihe hervorragender Plattner; da waren
um 1460 Lancelot de Vestale und Lancelot de Gindertale Hof-
plattner zu Brüssel und andere. Von der berühmten Plattnerfamilie Du
Cornet
arbeiteten um 1468 für den Herzog Baltasar zu Brügge und
Valentin zu Valenciennes. Ambroise Ruphin war um 1470 ein
berühmter Plattner in Brüssel. Durch den Sturz Karls des Kühnen
erlitt das blühende Gewerbe der Waffenschmiede in Burgund einen
Stoss. Aber nachdem Maximilian Erbe des nördlichen burgundischen
Reiches, wo diese Industrie ihren Sitz hatte, geworden war, blühte es
wieder empor. Um ihm aufzuhelfen, veranlasste der Kaiser zwei Brüder
aus der Plattnerfamilie Merate in Mailand, Gabriel und Franzesco,
in seinen Dienst 1495 nach Flandern auszuwandern, und waren die-
selben bis 1509 in Arbois thätig. Neben diesen werden Pierre
Wambaix
und Jehan Watt 1496 als Plattner in Brüssel genannt.
Hervorragend aber war Francis Scroo von 1480 bis 1496 Hofplattner

Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.

Frankreich hat nur wenige Plattner von Bedeutung hervor-
gebracht, aber seit Ludwig XI. waren die französischen Könige be-
müht, fremde Meister der Waffenschmiedekunst in ihr Land zu ziehen.
Die meisten derselben waren Mailänder, die nach Frankreich aus-
wanderten. Der berühmteste Plattner Ludwigs XI. war Thomas de
Milan
, der 1466 bis 1471 für ihn in Lyon arbeitete. Nicolo Spi-
nelli
, auch Nicolas de Florence genannt, fertigte ebenfalls zu Lyon
um 1485 kostbare Degengriffe. Unter König Franz I. arbeitete Am-
broise Caron
aus Mailand als Plattner zu Bordeaux und Franzesco
Forcia
als Tausiator (1537 und 1538) zu Lyon. Berühmt als Tausia-
toren waren die Glieder der Familie Gambeo in Mailand, Lyon und
Paris. Die beiden Brüder Battista und Cesare, die besonders
wegen ihrer Degengriffe renommiert waren, verlieſsen 1549 Lyon,
um in Paris in den Dienst des Königs zu treten. Um dieselbe Zeit
lebte in Paris ein tüchtiger Tausiator Germain Pilon.

Von viel gröſserer Bedeutung für die Entwickelung der Plattner-
kunst waren die burgundischen Meister, welche die prachtliebenden
und streitbaren Herzöge Philipp der Gute und Karl der Kühne an
ihren Hof gezogen hatten, und welche die Gründer einer niederländi-
schen Plattnerschule wurden, die in Brüssel ihren Hauptsitz hatte.
Chastel Thierry zu Brüssel war Hofplattner Philipps des Guten
1432/33, neben ihm arbeitete Jehan Wisseron 1423 bis 1440 eben-
falls für den Herzog und ebenso wird Massin de Fromont 1438
bis 1440 als Hofplattner genannt. Guérart de Haynau war Waffen-
schmied Herzog Philipps 1444. Bei dem Regierungsantritte Karls des
Kühnen zählte Burgund eine Reihe hervorragender Plattner; da waren
um 1460 Lancelot de Vestale und Lancelot de Gindertale Hof-
plattner zu Brüssel und andere. Von der berühmten Plattnerfamilie Du
Cornet
arbeiteten um 1468 für den Herzog Baltasar zu Brügge und
Valentin zu Valenciennes. Ambroise Ruphin war um 1470 ein
berühmter Plattner in Brüssel. Durch den Sturz Karls des Kühnen
erlitt das blühende Gewerbe der Waffenschmiede in Burgund einen
Stoſs. Aber nachdem Maximilian Erbe des nördlichen burgundischen
Reiches, wo diese Industrie ihren Sitz hatte, geworden war, blühte es
wieder empor. Um ihm aufzuhelfen, veranlaſste der Kaiser zwei Brüder
aus der Plattnerfamilie Merate in Mailand, Gabriel und Franzesco,
in seinen Dienst 1495 nach Flandern auszuwandern, und waren die-
selben bis 1509 in Arbois thätig. Neben diesen werden Pierre
Wambaix
und Jehan Watt 1496 als Plattner in Brüssel genannt.
Hervorragend aber war Francis Scroo von 1480 bis 1496 Hofplattner

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[373/0393] Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert. Frankreich hat nur wenige Plattner von Bedeutung hervor- gebracht, aber seit Ludwig XI. waren die französischen Könige be- müht, fremde Meister der Waffenschmiedekunst in ihr Land zu ziehen. Die meisten derselben waren Mailänder, die nach Frankreich aus- wanderten. Der berühmteste Plattner Ludwigs XI. war Thomas de Milan, der 1466 bis 1471 für ihn in Lyon arbeitete. Nicolo Spi- nelli, auch Nicolas de Florence genannt, fertigte ebenfalls zu Lyon um 1485 kostbare Degengriffe. Unter König Franz I. arbeitete Am- broise Caron aus Mailand als Plattner zu Bordeaux und Franzesco Forcia als Tausiator (1537 und 1538) zu Lyon. Berühmt als Tausia- toren waren die Glieder der Familie Gambeo in Mailand, Lyon und Paris. Die beiden Brüder Battista und Cesare, die besonders wegen ihrer Degengriffe renommiert waren, verlieſsen 1549 Lyon, um in Paris in den Dienst des Königs zu treten. Um dieselbe Zeit lebte in Paris ein tüchtiger Tausiator Germain Pilon. Von viel gröſserer Bedeutung für die Entwickelung der Plattner- kunst waren die burgundischen Meister, welche die prachtliebenden und streitbaren Herzöge Philipp der Gute und Karl der Kühne an ihren Hof gezogen hatten, und welche die Gründer einer niederländi- schen Plattnerschule wurden, die in Brüssel ihren Hauptsitz hatte. Chastel Thierry zu Brüssel war Hofplattner Philipps des Guten 1432/33, neben ihm arbeitete Jehan Wisseron 1423 bis 1440 eben- falls für den Herzog und ebenso wird Massin de Fromont 1438 bis 1440 als Hofplattner genannt. Guérart de Haynau war Waffen- schmied Herzog Philipps 1444. Bei dem Regierungsantritte Karls des Kühnen zählte Burgund eine Reihe hervorragender Plattner; da waren um 1460 Lancelot de Vestale und Lancelot de Gindertale Hof- plattner zu Brüssel und andere. Von der berühmten Plattnerfamilie Du Cornet arbeiteten um 1468 für den Herzog Baltasar zu Brügge und Valentin zu Valenciennes. Ambroise Ruphin war um 1470 ein berühmter Plattner in Brüssel. Durch den Sturz Karls des Kühnen erlitt das blühende Gewerbe der Waffenschmiede in Burgund einen Stoſs. Aber nachdem Maximilian Erbe des nördlichen burgundischen Reiches, wo diese Industrie ihren Sitz hatte, geworden war, blühte es wieder empor. Um ihm aufzuhelfen, veranlaſste der Kaiser zwei Brüder aus der Plattnerfamilie Merate in Mailand, Gabriel und Franzesco, in seinen Dienst 1495 nach Flandern auszuwandern, und waren die- selben bis 1509 in Arbois thätig. Neben diesen werden Pierre Wambaix und Jehan Watt 1496 als Plattner in Brüssel genannt. Hervorragend aber war Francis Scroo von 1480 bis 1496 Hofplattner

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/393>, abgerufen am 25.11.2024.