Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
am natürlichsten und bildet sich von selbst bei jedem reduzierenden
Glühen, wie es beispielsweise bei der Herstellung der Schwarzbleche
geschieht. Die schwarze Farbe wird hierbei durch das Eisenoxydul-
oxyd hervorgebracht. Dies erreichte man am einfachsten durch
das Glühen in Holzkohlenpulver; ein beliebtes Mittel war aber auch
Ochsengalle, welche dem Stahl nach dem Ausglühen einen Moschus-
geruch verlieh. Eine intensivere Schwärze erreichte man durch die
Erzeugung eines schwachen Überzuges von Schwefeleisen, wofür man
vielerlei Rezepte hatte, z. B. ein Gemisch von Kalk und Schwefel,
oder Spiessglanz für sich aufgetragen u. s. w. Die Farbe liess sich
glänzender hervorheben durch einen Firnis von Leinöl oder durch
Bernsteinlack. -- Schwarze Rüstungen, mit vergoldeten Knöpfen ge-
ziert, waren in Italien, besonders in Venedig, schon gegen Ende des
15. Jahrhunderts Mode. Im Laufe des 16. Jahrhunderts, besonders
gegen Ende desselben, wurden sie auch in Deutschland beliebt. Die
Dresdener Sammlung ist besonders reich an schwarzen Rüstungen
aus dieser Zeit.

Das Brunieren oder Braunbeizen des Stahles geschah mit der
sogenannten "Spiessglanzbutter", einer Lösung von Schwefelantimon
in Salzsäure. Der weiche, ungehärtete Stahl wurde mit dem Polier-
stahl glatt gerieben, und dann die Spiessglanzbutter mit Baumöl ver-
mischt auf die völlig trockene Fläche mit einem Pinsel dünn und
gleichmässig aufgetragen. Die Geräte wurden in einem warmen
Raume abtrocknen gelassen und dann mit Öl und einem wollenen
Lappen abgerieben. Von diesen blauen, schwarzen oder braunen
Grundflächen hoben sich die goldenen, silbernen oder kupfernen
Verzierungen prächtig ab. Auf die einfache Vergoldung und Ver-
silberung brauchen wir nicht näher einzugehen, sie sind genügend in
dem angeführten Kapitel des Biringuccio beschrieben.

Hieran reiht sich unmittelbar die Ätzmalerei, welche im Jahre
1512 von Albrecht Dürer erfunden wurde und im 16. Jahr-
hundert sich zur höchsten Vollendung entwickelte. Ätzmaler nannte
man diejenigen Künstler, welche es verstanden, die reichen Arabesken,
Friese u. s. w., zu welchen häufig die bedeutendsten Maler jener Zeit,
wie Dürer, Albrecht Altorfer, Sebald Beham, Jost Ammon,
Virgil Solis, Peter Flötner
und vor allem Heinrich Alde-
grewer
die Entwürfe gemacht hatten, auf den Stahlgrund zu über-
tragen. Hierüber erschien bereits 1567 ein Kunstbüchlein, "wie man
auf Marmelstein, Kupfer, Messing, Zihn, Stahl, Eisen, Harnisch und
Waffen etc. etzen und künstlich vergülden soll etc., durch Andream

Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
am natürlichsten und bildet sich von selbst bei jedem reduzierenden
Glühen, wie es beispielsweise bei der Herstellung der Schwarzbleche
geschieht. Die schwarze Farbe wird hierbei durch das Eisenoxydul-
oxyd hervorgebracht. Dies erreichte man am einfachsten durch
das Glühen in Holzkohlenpulver; ein beliebtes Mittel war aber auch
Ochsengalle, welche dem Stahl nach dem Ausglühen einen Moschus-
geruch verlieh. Eine intensivere Schwärze erreichte man durch die
Erzeugung eines schwachen Überzuges von Schwefeleisen, wofür man
vielerlei Rezepte hatte, z. B. ein Gemisch von Kalk und Schwefel,
oder Spieſsglanz für sich aufgetragen u. s. w. Die Farbe lieſs sich
glänzender hervorheben durch einen Firnis von Leinöl oder durch
Bernsteinlack. — Schwarze Rüstungen, mit vergoldeten Knöpfen ge-
ziert, waren in Italien, besonders in Venedig, schon gegen Ende des
15. Jahrhunderts Mode. Im Laufe des 16. Jahrhunderts, besonders
gegen Ende desſelben, wurden sie auch in Deutschland beliebt. Die
Dresdener Sammlung ist besonders reich an schwarzen Rüstungen
aus dieser Zeit.

Das Brunieren oder Braunbeizen des Stahles geschah mit der
sogenannten „Spieſsglanzbutter“, einer Lösung von Schwefelantimon
in Salzsäure. Der weiche, ungehärtete Stahl wurde mit dem Polier-
stahl glatt gerieben, und dann die Spieſsglanzbutter mit Baumöl ver-
mischt auf die völlig trockene Fläche mit einem Pinsel dünn und
gleichmäſsig aufgetragen. Die Geräte wurden in einem warmen
Raume abtrocknen gelassen und dann mit Öl und einem wollenen
Lappen abgerieben. Von diesen blauen, schwarzen oder braunen
Grundflächen hoben sich die goldenen, silbernen oder kupfernen
Verzierungen prächtig ab. Auf die einfache Vergoldung und Ver-
silberung brauchen wir nicht näher einzugehen, sie sind genügend in
dem angeführten Kapitel des Biringuccio beschrieben.

Hieran reiht sich unmittelbar die Ätzmalerei, welche im Jahre
1512 von Albrecht Dürer erfunden wurde und im 16. Jahr-
hundert sich zur höchsten Vollendung entwickelte. Ätzmaler nannte
man diejenigen Künstler, welche es verstanden, die reichen Arabesken,
Friese u. s. w., zu welchen häufig die bedeutendsten Maler jener Zeit,
wie Dürer, Albrecht Altorfer, Sebald Beham, Jost Ammon,
Virgil Solis, Peter Flötner
und vor allem Heinrich Alde-
grewer
die Entwürfe gemacht hatten, auf den Stahlgrund zu über-
tragen. Hierüber erschien bereits 1567 ein Kunstbüchlein, „wie man
auf Marmelstein, Kupfer, Messing, Zihn, Stahl, Eisen, Harnisch und
Waffen etc. etzen und künstlich vergülden soll etc., durch Andream

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0387" n="367"/><fw place="top" type="header">Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.</fw><lb/>
am natürlichsten und bildet sich von selbst bei jedem reduzierenden<lb/>
Glühen, wie es beispielsweise bei der Herstellung der Schwarzbleche<lb/>
geschieht. Die schwarze Farbe wird hierbei durch das Eisenoxydul-<lb/>
oxyd hervorgebracht. Dies erreichte man am einfachsten durch<lb/>
das Glühen in Holzkohlenpulver; ein beliebtes Mittel war aber auch<lb/>
Ochsengalle, welche dem Stahl nach dem Ausglühen einen Moschus-<lb/>
geruch verlieh. Eine intensivere Schwärze erreichte man durch die<lb/>
Erzeugung eines schwachen Überzuges von Schwefeleisen, wofür man<lb/>
vielerlei Rezepte hatte, z. B. ein Gemisch von Kalk und Schwefel,<lb/>
oder Spie&#x017F;sglanz für sich aufgetragen u. s. w. Die Farbe lie&#x017F;s sich<lb/>
glänzender hervorheben durch einen Firnis von Leinöl oder durch<lb/>
Bernsteinlack. &#x2014; Schwarze Rüstungen, mit vergoldeten Knöpfen ge-<lb/>
ziert, waren in Italien, besonders in Venedig, schon gegen Ende des<lb/>
15. Jahrhunderts Mode. Im Laufe des 16. Jahrhunderts, besonders<lb/>
gegen Ende des&#x017F;elben, wurden sie auch in Deutschland beliebt. Die<lb/>
Dresdener Sammlung ist besonders reich an schwarzen Rüstungen<lb/>
aus dieser Zeit.</p><lb/>
            <p>Das <hi rendition="#g">Brunieren</hi> oder Braunbeizen des Stahles geschah mit der<lb/>
sogenannten &#x201E;Spie&#x017F;sglanzbutter&#x201C;, einer Lösung von Schwefelantimon<lb/>
in Salzsäure. Der weiche, ungehärtete Stahl wurde mit dem Polier-<lb/>
stahl glatt gerieben, und dann die Spie&#x017F;sglanzbutter mit Baumöl ver-<lb/>
mischt auf die völlig trockene Fläche mit einem Pinsel dünn und<lb/>
gleichmä&#x017F;sig aufgetragen. Die Geräte wurden in einem warmen<lb/>
Raume abtrocknen gelassen und dann mit Öl und einem wollenen<lb/>
Lappen abgerieben. Von diesen blauen, schwarzen oder braunen<lb/>
Grundflächen hoben sich die goldenen, silbernen oder kupfernen<lb/>
Verzierungen prächtig ab. Auf die einfache Vergoldung und Ver-<lb/>
silberung brauchen wir nicht näher einzugehen, sie sind genügend in<lb/>
dem angeführten Kapitel des <hi rendition="#g">Biringuccio</hi> beschrieben.</p><lb/>
            <p>Hieran reiht sich unmittelbar die <hi rendition="#g">Ätzmalerei</hi>, welche im Jahre<lb/>
1512 von <hi rendition="#g">Albrecht Dürer</hi> erfunden wurde und im 16. Jahr-<lb/>
hundert sich zur höchsten Vollendung entwickelte. Ätzmaler nannte<lb/>
man diejenigen Künstler, welche es verstanden, die reichen Arabesken,<lb/>
Friese u. s. w., zu welchen häufig die bedeutendsten Maler jener Zeit,<lb/>
wie <hi rendition="#g">Dürer, Albrecht Altorfer, Sebald Beham, Jost Ammon,<lb/>
Virgil Solis, Peter Flötner</hi> und vor allem <hi rendition="#g">Heinrich Alde-<lb/>
grewer</hi> die Entwürfe gemacht hatten, auf den Stahlgrund zu über-<lb/>
tragen. Hierüber erschien bereits 1567 ein Kunstbüchlein, &#x201E;wie man<lb/>
auf Marmelstein, Kupfer, Messing, Zihn, Stahl, Eisen, Harnisch und<lb/>
Waffen etc. etzen und künstlich vergülden soll etc., durch <hi rendition="#g">Andream</hi><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[367/0387] Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert. am natürlichsten und bildet sich von selbst bei jedem reduzierenden Glühen, wie es beispielsweise bei der Herstellung der Schwarzbleche geschieht. Die schwarze Farbe wird hierbei durch das Eisenoxydul- oxyd hervorgebracht. Dies erreichte man am einfachsten durch das Glühen in Holzkohlenpulver; ein beliebtes Mittel war aber auch Ochsengalle, welche dem Stahl nach dem Ausglühen einen Moschus- geruch verlieh. Eine intensivere Schwärze erreichte man durch die Erzeugung eines schwachen Überzuges von Schwefeleisen, wofür man vielerlei Rezepte hatte, z. B. ein Gemisch von Kalk und Schwefel, oder Spieſsglanz für sich aufgetragen u. s. w. Die Farbe lieſs sich glänzender hervorheben durch einen Firnis von Leinöl oder durch Bernsteinlack. — Schwarze Rüstungen, mit vergoldeten Knöpfen ge- ziert, waren in Italien, besonders in Venedig, schon gegen Ende des 15. Jahrhunderts Mode. Im Laufe des 16. Jahrhunderts, besonders gegen Ende desſelben, wurden sie auch in Deutschland beliebt. Die Dresdener Sammlung ist besonders reich an schwarzen Rüstungen aus dieser Zeit. Das Brunieren oder Braunbeizen des Stahles geschah mit der sogenannten „Spieſsglanzbutter“, einer Lösung von Schwefelantimon in Salzsäure. Der weiche, ungehärtete Stahl wurde mit dem Polier- stahl glatt gerieben, und dann die Spieſsglanzbutter mit Baumöl ver- mischt auf die völlig trockene Fläche mit einem Pinsel dünn und gleichmäſsig aufgetragen. Die Geräte wurden in einem warmen Raume abtrocknen gelassen und dann mit Öl und einem wollenen Lappen abgerieben. Von diesen blauen, schwarzen oder braunen Grundflächen hoben sich die goldenen, silbernen oder kupfernen Verzierungen prächtig ab. Auf die einfache Vergoldung und Ver- silberung brauchen wir nicht näher einzugehen, sie sind genügend in dem angeführten Kapitel des Biringuccio beschrieben. Hieran reiht sich unmittelbar die Ätzmalerei, welche im Jahre 1512 von Albrecht Dürer erfunden wurde und im 16. Jahr- hundert sich zur höchsten Vollendung entwickelte. Ätzmaler nannte man diejenigen Künstler, welche es verstanden, die reichen Arabesken, Friese u. s. w., zu welchen häufig die bedeutendsten Maler jener Zeit, wie Dürer, Albrecht Altorfer, Sebald Beham, Jost Ammon, Virgil Solis, Peter Flötner und vor allem Heinrich Alde- grewer die Entwürfe gemacht hatten, auf den Stahlgrund zu über- tragen. Hierüber erschien bereits 1567 ein Kunstbüchlein, „wie man auf Marmelstein, Kupfer, Messing, Zihn, Stahl, Eisen, Harnisch und Waffen etc. etzen und künstlich vergülden soll etc., durch Andream

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/387
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/387>, abgerufen am 22.11.2024.