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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
Perckhamer in Innsbruck zugeschrieben. "Das Kunstwerk" be-
zeichnet die Höhe der Epoche der Plattnerei, als man begann, die
Harnische durch Kombination einzelner Teile zu den unterschied-
lichen Turnierformen, wie zum Feldgebrauch, je nach Bedarf zu ver-
wenden. Durch die beigegebenen Wechselstücke war man im stande,
sechs bis sieben verschiedene Harnische zusammenzustellen. Diese
[Abbildung] Fig. 102.
Methode der Wechselstücke kam
schon zur Zeit Kaiser Maximilians
auf und wahrscheinlich hat er selbst
die Anregung dazu gegeben. Ausser
als Prunkharnisch liess sich der Har-
nisch Erzherzog Ferdinands durch
die verschiedenen Wechselstücke für
folgende Kampfarten umstellen: für
das "Gestech über das Dill", für das
"Freiturnier", für das "Fussturnier"
und für das "Realgestech". Der
deutsche Fusskampf kam bekanntlich
um die Mitte des 16. Jahrhunderts
ab, doch ist er bei unserer Rüstung
noch berücksichtigt. Es würde zu
weit führen, den komplizierten Har-
nisch mit seinen Wechselstücken hier
zu beschreiben und verweisen wir des-
halb auf Boeheims Abhandlung.
Wir erwähnen nur, dass der Kürass
stark gewölbt, den Übergang zum
"Gamsbauch" zeigt. Der Helm ist
burgundisch (bourgignot), und läuft
sein unterer gewulsteter Rand in den
aufgeworfenen Kanten des Kragens
um. Der Harnisch für den Fuss-
kampf trägt die Jahreszahl 1547, als
Plattnerzeichen einen Stechhelm mit aufgesetztem S, das Meister-
zeichen von Hans Seusenhofer, dem Vater von Jörg, und als
Beschauzeichen den österreichischen Bindeschild (Fig. 103).

Reich und prächtig ist der von Quirin Leitner Tab. LVI ab-
gebildete Prunkharnisch Karls V. von ganz blauem Stahlgrunde, von
dem sich die aufgelegten ornamentalen Streifen von stark vergoldetem
Kupfer effektvoll abheben.


Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
Perckhamer in Innsbruck zugeschrieben. „Das Kunstwerk“ be-
zeichnet die Höhe der Epoche der Plattnerei, als man begann, die
Harnische durch Kombination einzelner Teile zu den unterschied-
lichen Turnierformen, wie zum Feldgebrauch, je nach Bedarf zu ver-
wenden. Durch die beigegebenen Wechselstücke war man im stande,
sechs bis sieben verschiedene Harnische zusammenzustellen. Diese
[Abbildung] Fig. 102.
Methode der Wechselstücke kam
schon zur Zeit Kaiser Maximilians
auf und wahrscheinlich hat er selbst
die Anregung dazu gegeben. Auſser
als Prunkharnisch lieſs sich der Har-
nisch Erzherzog Ferdinands durch
die verschiedenen Wechselstücke für
folgende Kampfarten umstellen: für
das „Gestech über das Dill“, für das
„Freiturnier“, für das „Fuſsturnier“
und für das „Realgestech“. Der
deutsche Fuſskampf kam bekanntlich
um die Mitte des 16. Jahrhunderts
ab, doch ist er bei unserer Rüstung
noch berücksichtigt. Es würde zu
weit führen, den komplizierten Har-
nisch mit seinen Wechselstücken hier
zu beschreiben und verweisen wir des-
halb auf Boeheims Abhandlung.
Wir erwähnen nur, daſs der Küraſs
stark gewölbt, den Übergang zum
„Gamsbauch“ zeigt. Der Helm ist
burgundisch (bourgignot), und läuft
sein unterer gewulsteter Rand in den
aufgeworfenen Kanten des Kragens
um. Der Harnisch für den Fuſs-
kampf trägt die Jahreszahl 1547, als
Plattnerzeichen einen Stechhelm mit aufgesetztem S, das Meister-
zeichen von Hans Seusenhofer, dem Vater von Jörg, und als
Beschauzeichen den österreichischen Bindeschild (Fig. 103).

Reich und prächtig ist der von Quirin Leitner Tab. LVI ab-
gebildete Prunkharnisch Karls V. von ganz blauem Stahlgrunde, von
dem sich die aufgelegten ornamentalen Streifen von stark vergoldetem
Kupfer effektvoll abheben.


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[364/0384] Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert. Perckhamer in Innsbruck zugeschrieben. „Das Kunstwerk“ be- zeichnet die Höhe der Epoche der Plattnerei, als man begann, die Harnische durch Kombination einzelner Teile zu den unterschied- lichen Turnierformen, wie zum Feldgebrauch, je nach Bedarf zu ver- wenden. Durch die beigegebenen Wechselstücke war man im stande, sechs bis sieben verschiedene Harnische zusammenzustellen. Diese [Abbildung Fig. 102.] Methode der Wechselstücke kam schon zur Zeit Kaiser Maximilians auf und wahrscheinlich hat er selbst die Anregung dazu gegeben. Auſser als Prunkharnisch lieſs sich der Har- nisch Erzherzog Ferdinands durch die verschiedenen Wechselstücke für folgende Kampfarten umstellen: für das „Gestech über das Dill“, für das „Freiturnier“, für das „Fuſsturnier“ und für das „Realgestech“. Der deutsche Fuſskampf kam bekanntlich um die Mitte des 16. Jahrhunderts ab, doch ist er bei unserer Rüstung noch berücksichtigt. Es würde zu weit führen, den komplizierten Har- nisch mit seinen Wechselstücken hier zu beschreiben und verweisen wir des- halb auf Boeheims Abhandlung. Wir erwähnen nur, daſs der Küraſs stark gewölbt, den Übergang zum „Gamsbauch“ zeigt. Der Helm ist burgundisch (bourgignot), und läuft sein unterer gewulsteter Rand in den aufgeworfenen Kanten des Kragens um. Der Harnisch für den Fuſs- kampf trägt die Jahreszahl 1547, als Plattnerzeichen einen Stechhelm mit aufgesetztem S, das Meister- zeichen von Hans Seusenhofer, dem Vater von Jörg, und als Beschauzeichen den österreichischen Bindeschild (Fig. 103). Reich und prächtig ist der von Quirin Leitner Tab. LVI ab- gebildete Prunkharnisch Karls V. von ganz blauem Stahlgrunde, von dem sich die aufgelegten ornamentalen Streifen von stark vergoldetem Kupfer effektvoll abheben.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/384>, abgerufen am 22.11.2024.