Biringuccio findet es ganz selbstverständlich, wie wir oben gesehen haben, dass ein geschickter Schmied mit dem Polieren, Brunieren, Ätzen, Versilbern und Vergolden, dem Plattieren, Tauschieren und Damaszieren wohl vertraut sei, Arbeiten, die man heutzutage von keinem Eisenschmied erwartet. Dazu kam noch das Ziselieren, Stechen, Schneiden, die Niello-Arbeit und das Emaillieren. Diese Kunstübungen entwickelten sich in Italien durch die im 15. Jahr- hundert nach Italien geflüchteten griechischen Künstler, welche bei den reichen und prachtliebenden Fürsten Aufnahme und Unter- stützung fanden, besonders bei den Medicäern in Florenz, denen aus dem Hause Este in Ferrara, sowie den Visconti und Sforza in Mai- land. Nicht minder fand dieses Kunstgewerbe in der reichen Repu- blik Venedig eine Heimstätte.
In Spanien war es zum Teil maurischer Einfluss, der den Sinn für Pracht und glanzvollen Waffenschmuck veranlasste. Dies zeigt sich deutlich an den herrlichen Rüstungen in der Armeria real zu Madrid, welche man dem letzten maurischen Könige Boabdill zu- schreibt und den prunkvollen Waffen Ferdinands des Katholischen und seiner Gemahlin Isabella.
Nach der Entdeckung Amerikas wuchs der Reichtum in ganz Europa, besonders in Spanien und Deutschland, und dies trug viel dazu bei, die Prachtliebe in der Bewaffnung zu steigern und diesen Zweig der Kunstschmiederei zu fördern. Karl V. hatte die Vorliebe für schöne Waffen von seinen beiden Grossvätern Kaiser Maximilian und König Ferdinand dem Katholischen geerbt, und unter seiner Herrschaft entwickelte sich die Plattnerkunst zur höchsten Blüte, am allermeisten in Deutschland. Namentlich war es die Kunst des Treibens in Eisen, welche Werke hervorbrachte, die unerreicht da- stehen. Man begnügte sich nicht mehr mit dem Austreiben von Zierlinien, Buckeln, Arabesken, man ging dazu über, geradezu Ge- mälde in Eisen zu treiben, Bildwerke von solcher Fülle, Schönheit und Zartheit, wie sie der Goldschmied nicht schöner hervorzubringen vermochte, und die uns zur Bewunderung um so mehr hinreissen, wenn wir die Sprödigkeit des Materials und die Einfachheit der Hilfs- mittel bedenken. Kein Wunder, dass die fürstlichen Zeitgenossen Kaiser Karls seine Vorliebe für diese Art Kunstgebilde teilten, und dass sie sich auf seine Nachkommen vererbte. Besonders war es der ritterliche Franz I. von Frankreich, sowie die reichen Fürsten aus den Häusern Farnese und Este in Italien, die sich an schönem Waffenschmuck erfreuten und die berühmtesten Plattner beschäftigten.
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Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
Biringuccio findet es ganz selbstverständlich, wie wir oben gesehen haben, daſs ein geschickter Schmied mit dem Polieren, Brunieren, Ätzen, Versilbern und Vergolden, dem Plattieren, Tauschieren und Damaszieren wohl vertraut sei, Arbeiten, die man heutzutage von keinem Eisenschmied erwartet. Dazu kam noch das Ziselieren, Stechen, Schneiden, die Niello-Arbeit und das Emaillieren. Diese Kunstübungen entwickelten sich in Italien durch die im 15. Jahr- hundert nach Italien geflüchteten griechischen Künstler, welche bei den reichen und prachtliebenden Fürsten Aufnahme und Unter- stützung fanden, besonders bei den Medicäern in Florenz, denen aus dem Hause Este in Ferrara, sowie den Visconti und Sforza in Mai- land. Nicht minder fand dieses Kunstgewerbe in der reichen Repu- blik Venedig eine Heimstätte.
In Spanien war es zum Teil maurischer Einfluſs, der den Sinn für Pracht und glanzvollen Waffenschmuck veranlaſste. Dies zeigt sich deutlich an den herrlichen Rüstungen in der Armeria real zu Madrid, welche man dem letzten maurischen Könige Boabdill zu- schreibt und den prunkvollen Waffen Ferdinands des Katholischen und seiner Gemahlin Isabella.
Nach der Entdeckung Amerikas wuchs der Reichtum in ganz Europa, besonders in Spanien und Deutschland, und dies trug viel dazu bei, die Prachtliebe in der Bewaffnung zu steigern und diesen Zweig der Kunstschmiederei zu fördern. Karl V. hatte die Vorliebe für schöne Waffen von seinen beiden Groſsvätern Kaiser Maximilian und König Ferdinand dem Katholischen geerbt, und unter seiner Herrschaft entwickelte sich die Plattnerkunst zur höchsten Blüte, am allermeisten in Deutschland. Namentlich war es die Kunst des Treibens in Eisen, welche Werke hervorbrachte, die unerreicht da- stehen. Man begnügte sich nicht mehr mit dem Austreiben von Zierlinien, Buckeln, Arabesken, man ging dazu über, geradezu Ge- mälde in Eisen zu treiben, Bildwerke von solcher Fülle, Schönheit und Zartheit, wie sie der Goldschmied nicht schöner hervorzubringen vermochte, und die uns zur Bewunderung um so mehr hinreiſsen, wenn wir die Sprödigkeit des Materials und die Einfachheit der Hilfs- mittel bedenken. Kein Wunder, daſs die fürstlichen Zeitgenossen Kaiser Karls seine Vorliebe für diese Art Kunstgebilde teilten, und daſs sie sich auf seine Nachkommen vererbte. Besonders war es der ritterliche Franz I. von Frankreich, sowie die reichen Fürsten aus den Häusern Farnese und Este in Italien, die sich an schönem Waffenschmuck erfreuten und die berühmtesten Plattner beschäftigten.
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Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
Biringuccio findet es ganz selbstverständlich, wie wir oben gesehen
haben, daſs ein geschickter Schmied mit dem Polieren, Brunieren,
Ätzen, Versilbern und Vergolden, dem Plattieren, Tauschieren und
Damaszieren wohl vertraut sei, Arbeiten, die man heutzutage von
keinem Eisenschmied erwartet. Dazu kam noch das Ziselieren,
Stechen, Schneiden, die Niello-Arbeit und das Emaillieren. Diese
Kunstübungen entwickelten sich in Italien durch die im 15. Jahr-
hundert nach Italien geflüchteten griechischen Künstler, welche bei
den reichen und prachtliebenden Fürsten Aufnahme und Unter-
stützung fanden, besonders bei den Medicäern in Florenz, denen aus
dem Hause Este in Ferrara, sowie den Visconti und Sforza in Mai-
land. Nicht minder fand dieses Kunstgewerbe in der reichen Repu-
blik Venedig eine Heimstätte.
In Spanien war es zum Teil maurischer Einfluſs, der den Sinn
für Pracht und glanzvollen Waffenschmuck veranlaſste. Dies zeigt
sich deutlich an den herrlichen Rüstungen in der Armeria real zu
Madrid, welche man dem letzten maurischen Könige Boabdill zu-
schreibt und den prunkvollen Waffen Ferdinands des Katholischen
und seiner Gemahlin Isabella.
Nach der Entdeckung Amerikas wuchs der Reichtum in ganz
Europa, besonders in Spanien und Deutschland, und dies trug viel
dazu bei, die Prachtliebe in der Bewaffnung zu steigern und diesen
Zweig der Kunstschmiederei zu fördern. Karl V. hatte die Vorliebe
für schöne Waffen von seinen beiden Groſsvätern Kaiser Maximilian
und König Ferdinand dem Katholischen geerbt, und unter seiner
Herrschaft entwickelte sich die Plattnerkunst zur höchsten Blüte,
am allermeisten in Deutschland. Namentlich war es die Kunst des
Treibens in Eisen, welche Werke hervorbrachte, die unerreicht da-
stehen. Man begnügte sich nicht mehr mit dem Austreiben von
Zierlinien, Buckeln, Arabesken, man ging dazu über, geradezu Ge-
mälde in Eisen zu treiben, Bildwerke von solcher Fülle, Schönheit
und Zartheit, wie sie der Goldschmied nicht schöner hervorzubringen
vermochte, und die uns zur Bewunderung um so mehr hinreiſsen,
wenn wir die Sprödigkeit des Materials und die Einfachheit der Hilfs-
mittel bedenken. Kein Wunder, daſs die fürstlichen Zeitgenossen
Kaiser Karls seine Vorliebe für diese Art Kunstgebilde teilten, und
daſs sie sich auf seine Nachkommen vererbte. Besonders war es der
ritterliche Franz I. von Frankreich, sowie die reichen Fürsten aus
den Häusern Farnese und Este in Italien, die sich an schönem
Waffenschmuck erfreuten und die berühmtesten Plattner beschäftigten.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/375>, abgerufen am 25.11.2024.
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