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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
Sohne Antonio eine der grossartigsten Werkstätten der Welt, eine
Faktorei von riesiger Leistungsfähigkeit 1). Die Stadt Mailand liess
dem venetianischen Gesandten Giorgio Contarini, der auf seiner
Reise nach Deutschland 1492 diese Stadt berührte, auch die Werk-
stätte der Missaglia als eine hervorragende Sehenswürdigkeit zeigen,
und Contarini erschöpfte sich in Ausdrücken der Bewunderung
über deren Grösse und Leistungsfähigkeit 2).

Mailand wurde der Sammelplatz hervorragender Waffenkünstler,
unter denen wir hier ausser den Nigrolis nur Pietro Cantoni,
der um 1500 für Kaiser Maximilian I. arbeitete, sodann den be-
rühmten Tausiator Giovanni Pietro Figino, den man zuweilen
sogar den Erfinder der Tauschirkunst genannt hat, ferner den aus-
gezeichneten Treibarbeiter und Goldschmied Bartolomeo Campi
nennen, der zugleich Kriegsingenieur war und als solcher der Republik
Venedig, dem Herzog von Urbino, Heinrich II. von Frankreich und zu-
letzt Philipp II. von Spanien diente, in dessen Dienst er 1573 bei der
Belagerung von Harlem starb. Von ihm befindet sich ein prachtvoller
getriebener Schild, gefertigt für Kaiser Karl V. um 1550, in der
Sammlung zu Madrid. Für denselben Kaiser und für Alessandro
Farnese arbeitete (1550 bis 1570) Lucio Piccinino, hervorragend
als Waffenschmied, Treibarbeiter und Tausiator; dasselbe gilt von
Giovanni Serabaglia aus der Familie der Busti, der um 1560 für
Erzherzog Ferdinand von Tirol arbeitete. Im Zeichnen und Entwerfen
von Prunkwaffen zeichneten sich Caradosso, Agostino Busti und
der oben schon erwähnte Ghisi, genannt Mantuano, sowie auch
Bertano aus.

In Florenz machte sich der Einfluss der grossen italienischen
Ornamentisten des Cinquecento besonders geltend. Vermittelt wurden
die phantasievollen Arabesken und Grotesken, welche den Kunst-
arbeitern als Vorbilder dienten, durch zahlreiche Stiche im Verlage
von zumeist römischen Kunsthändlern, so des Lafreri, des Rossi
(Rubeis)
u. a. Durch diese Blätter gelangte auch der italienische
Ornamentenstil nach Deutschland und den Niederlanden, in welchen
beiden Ländern alsbald massenhaft ähnliche Stiche erschienen, in
denen die erhaltenen Vorbilder dem nationalen Geschmacke ent-
sprechend variiert sind, so dass wir von da an von niederländischem
und deutschem Ornamentenstil sprechen können. Hervorragende Meister

1) Siehe Wendelin Boeheim, Das Waffenwesen in seiner historischen
Entwickelung. Leipzig 1890, S. 604.
2) Itinerario di Germania. Mscrpt. Biblio-
theca Trivulziana.

Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
Sohne Antonio eine der groſsartigsten Werkstätten der Welt, eine
Faktorei von riesiger Leistungsfähigkeit 1). Die Stadt Mailand lieſs
dem venetianischen Gesandten Giorgio Contarini, der auf seiner
Reise nach Deutschland 1492 diese Stadt berührte, auch die Werk-
stätte der Missaglia als eine hervorragende Sehenswürdigkeit zeigen,
und Contarini erschöpfte sich in Ausdrücken der Bewunderung
über deren Gröſse und Leistungsfähigkeit 2).

Mailand wurde der Sammelplatz hervorragender Waffenkünstler,
unter denen wir hier auſser den Nigrolis nur Pietro Cantoni,
der um 1500 für Kaiser Maximilian I. arbeitete, sodann den be-
rühmten Tausiator Giovanni Pietro Figino, den man zuweilen
sogar den Erfinder der Tauschirkunst genannt hat, ferner den aus-
gezeichneten Treibarbeiter und Goldschmied Bartolomeo Campi
nennen, der zugleich Kriegsingenieur war und als solcher der Republik
Venedig, dem Herzog von Urbino, Heinrich II. von Frankreich und zu-
letzt Philipp II. von Spanien diente, in dessen Dienst er 1573 bei der
Belagerung von Harlem starb. Von ihm befindet sich ein prachtvoller
getriebener Schild, gefertigt für Kaiser Karl V. um 1550, in der
Sammlung zu Madrid. Für denselben Kaiser und für Alessandro
Farnese arbeitete (1550 bis 1570) Lucio Piccinino, hervorragend
als Waffenschmied, Treibarbeiter und Tausiator; dasſelbe gilt von
Giovanni Serabaglia aus der Familie der Busti, der um 1560 für
Erzherzog Ferdinand von Tirol arbeitete. Im Zeichnen und Entwerfen
von Prunkwaffen zeichneten sich Caradosso, Agostino Busti und
der oben schon erwähnte Ghisi, genannt Mantuano, sowie auch
Bertano aus.

In Florenz machte sich der Einfluſs der groſsen italienischen
Ornamentisten des Cinquecento besonders geltend. Vermittelt wurden
die phantasievollen Arabesken und Grotesken, welche den Kunst-
arbeitern als Vorbilder dienten, durch zahlreiche Stiche im Verlage
von zumeist römischen Kunsthändlern, so des Lafreri, des Rossi
(Rubeis)
u. a. Durch diese Blätter gelangte auch der italienische
Ornamentenstil nach Deutschland und den Niederlanden, in welchen
beiden Ländern alsbald massenhaft ähnliche Stiche erschienen, in
denen die erhaltenen Vorbilder dem nationalen Geschmacke ent-
sprechend variiert sind, so daſs wir von da an von niederländischem
und deutschem Ornamentenstil sprechen können. Hervorragende Meister

1) Siehe Wendelin Boeheim, Das Waffenwesen in seiner historischen
Entwickelung. Leipzig 1890, S. 604.
2) Itinerario di Germania. Mscrpt. Biblio-
theca Trivulziana.
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[349/0369] Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert. Sohne Antonio eine der groſsartigsten Werkstätten der Welt, eine Faktorei von riesiger Leistungsfähigkeit 1). Die Stadt Mailand lieſs dem venetianischen Gesandten Giorgio Contarini, der auf seiner Reise nach Deutschland 1492 diese Stadt berührte, auch die Werk- stätte der Missaglia als eine hervorragende Sehenswürdigkeit zeigen, und Contarini erschöpfte sich in Ausdrücken der Bewunderung über deren Gröſse und Leistungsfähigkeit 2). Mailand wurde der Sammelplatz hervorragender Waffenkünstler, unter denen wir hier auſser den Nigrolis nur Pietro Cantoni, der um 1500 für Kaiser Maximilian I. arbeitete, sodann den be- rühmten Tausiator Giovanni Pietro Figino, den man zuweilen sogar den Erfinder der Tauschirkunst genannt hat, ferner den aus- gezeichneten Treibarbeiter und Goldschmied Bartolomeo Campi nennen, der zugleich Kriegsingenieur war und als solcher der Republik Venedig, dem Herzog von Urbino, Heinrich II. von Frankreich und zu- letzt Philipp II. von Spanien diente, in dessen Dienst er 1573 bei der Belagerung von Harlem starb. Von ihm befindet sich ein prachtvoller getriebener Schild, gefertigt für Kaiser Karl V. um 1550, in der Sammlung zu Madrid. Für denselben Kaiser und für Alessandro Farnese arbeitete (1550 bis 1570) Lucio Piccinino, hervorragend als Waffenschmied, Treibarbeiter und Tausiator; dasſelbe gilt von Giovanni Serabaglia aus der Familie der Busti, der um 1560 für Erzherzog Ferdinand von Tirol arbeitete. Im Zeichnen und Entwerfen von Prunkwaffen zeichneten sich Caradosso, Agostino Busti und der oben schon erwähnte Ghisi, genannt Mantuano, sowie auch Bertano aus. In Florenz machte sich der Einfluſs der groſsen italienischen Ornamentisten des Cinquecento besonders geltend. Vermittelt wurden die phantasievollen Arabesken und Grotesken, welche den Kunst- arbeitern als Vorbilder dienten, durch zahlreiche Stiche im Verlage von zumeist römischen Kunsthändlern, so des Lafreri, des Rossi (Rubeis) u. a. Durch diese Blätter gelangte auch der italienische Ornamentenstil nach Deutschland und den Niederlanden, in welchen beiden Ländern alsbald massenhaft ähnliche Stiche erschienen, in denen die erhaltenen Vorbilder dem nationalen Geschmacke ent- sprechend variiert sind, so daſs wir von da an von niederländischem und deutschem Ornamentenstil sprechen können. Hervorragende Meister 1) Siehe Wendelin Boeheim, Das Waffenwesen in seiner historischen Entwickelung. Leipzig 1890, S. 604. 2) Itinerario di Germania. Mscrpt. Biblio- theca Trivulziana.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/369>, abgerufen am 25.11.2024.