"Gezeug" gefüllt und die Halbkugeln durch ein Band zusammen- geschlossen.
Die Herstellung dieser Hohlkugeln ist ein glänzender Beweis für die Leistungsfähigkeit der Eisengiesskunst des 16. Jahrhunderts. Die Aufgabe war, einen bis auf eine kleine Öffnung rings geschlossenen hohlen Körper zu giessen. Dies wurde durch einen hängenden Lehm- kern, welcher über eine eiserne Spindel angefertigt war, erreicht (Fig. 92 1). Die Spindel hatte der Länge nach eine Rinne, die so- genannte Luftfuge, zur Abführung der Luft aus dem Inneren des Kerns. In dieselbe wurde ein Draht eingelegt. Die auf der Lehm- drehbank aufgespannte Spindel umwickelte man an der Stelle, wo der Lehmkern angesetzt werden sollte, mit einem Strohseil, und bildete damit den inneren Körper des Kerns (Fig. 92 a), diesen über- strich man mit Lehm und liess ihn trocknen. Alsdann überzog man ihn zum zweiten Male mit Lehm und drehte ihn mit Hilfe einer Schablone auf der Drehbank glatt und genau nach der Gestalt, die er erhalten sollte (Fig. 92 b, c). Nun nahm man die Spindel mit dem kugelförmigen Kern ab, verschmierte die von der Schraubenspitze am Boden zurückgebliebene Öffnung, zog den Luftdraht heraus und trocknete ihn. Nachdem man die hierbei entstandenen Risse mit feinem Schlichtlehm verstrichen hatte, brannte man den Kern. Dies
[Abbildung]
Fig. 94.
geschah auf einer mit Löchern versehenen eisernen Platte, in welche man mehrere Kerne zugleich einsteckte (Fig. 93, a. v. S.), dieselben mit Holzkohlen überschüttete und das Brennen so lange fortsetzte, bis das Stroh im Inneren ausgebrannt war. Hierauf wurden die Kerne geschwärzt.
Die Modelle, mittels welcher die äussere Form der Bomben hergestellt wurde, bestanden aus zwei sauber gearbeiteten Halbkugeln aus Messing, welche im Inneren Griffe zum Heraus- nehmen hatten (Fig. 94). Die obere Schale enthielt die Kernmarken. Bei schweren Kugeln wurden geschmiedete Henkel mit eingegossen. Beim Einformen bediente man sich eines Rah- mens oder Formkastens (Fig. 95 a, b, c, a. f. S.). Durch diesen gingen die Spindeln der Lehmkerne, welche in dem mittels der Modelle her-
1) Siehe Karsten, Handbuch der Eisenhüttenkunde 1841, Bd. III, S. 453.
Die Feuerwaffen im 16. Jahrhundert.
„Gezeug“ gefüllt und die Halbkugeln durch ein Band zusammen- geschlossen.
Die Herstellung dieser Hohlkugeln ist ein glänzender Beweis für die Leistungsfähigkeit der Eisengieſskunst des 16. Jahrhunderts. Die Aufgabe war, einen bis auf eine kleine Öffnung rings geschlossenen hohlen Körper zu gieſsen. Dies wurde durch einen hängenden Lehm- kern, welcher über eine eiserne Spindel angefertigt war, erreicht (Fig. 92 1). Die Spindel hatte der Länge nach eine Rinne, die so- genannte Luftfuge, zur Abführung der Luft aus dem Inneren des Kerns. In dieselbe wurde ein Draht eingelegt. Die auf der Lehm- drehbank aufgespannte Spindel umwickelte man an der Stelle, wo der Lehmkern angesetzt werden sollte, mit einem Strohseil, und bildete damit den inneren Körper des Kerns (Fig. 92 a), diesen über- strich man mit Lehm und lieſs ihn trocknen. Alsdann überzog man ihn zum zweiten Male mit Lehm und drehte ihn mit Hilfe einer Schablone auf der Drehbank glatt und genau nach der Gestalt, die er erhalten sollte (Fig. 92 b, c). Nun nahm man die Spindel mit dem kugelförmigen Kern ab, verschmierte die von der Schraubenspitze am Boden zurückgebliebene Öffnung, zog den Luftdraht heraus und trocknete ihn. Nachdem man die hierbei entstandenen Risse mit feinem Schlichtlehm verstrichen hatte, brannte man den Kern. Dies
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Fig. 94.
geschah auf einer mit Löchern versehenen eisernen Platte, in welche man mehrere Kerne zugleich einsteckte (Fig. 93, a. v. S.), dieselben mit Holzkohlen überschüttete und das Brennen so lange fortsetzte, bis das Stroh im Inneren ausgebrannt war. Hierauf wurden die Kerne geschwärzt.
Die Modelle, mittels welcher die äuſsere Form der Bomben hergestellt wurde, bestanden aus zwei sauber gearbeiteten Halbkugeln aus Messing, welche im Inneren Griffe zum Heraus- nehmen hatten (Fig. 94). Die obere Schale enthielt die Kernmarken. Bei schweren Kugeln wurden geschmiedete Henkel mit eingegossen. Beim Einformen bediente man sich eines Rah- mens oder Formkastens (Fig. 95 a, b, c, a. f. S.). Durch diesen gingen die Spindeln der Lehmkerne, welche in dem mittels der Modelle her-
1) Siehe Karsten, Handbuch der Eisenhüttenkunde 1841, Bd. III, S. 453.
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Die Feuerwaffen im 16. Jahrhundert.
„Gezeug“ gefüllt und die Halbkugeln durch ein Band zusammen-
geschlossen.
Die Herstellung dieser Hohlkugeln ist ein glänzender Beweis
für die Leistungsfähigkeit der Eisengieſskunst des 16. Jahrhunderts.
Die Aufgabe war, einen bis auf eine kleine Öffnung rings geschlossenen
hohlen Körper zu gieſsen. Dies wurde durch einen hängenden Lehm-
kern, welcher über eine eiserne Spindel angefertigt war, erreicht
(Fig. 92 1). Die Spindel hatte der Länge nach eine Rinne, die so-
genannte Luftfuge, zur Abführung der Luft aus dem Inneren des
Kerns. In dieselbe wurde ein Draht eingelegt. Die auf der Lehm-
drehbank aufgespannte Spindel umwickelte man an der Stelle, wo
der Lehmkern angesetzt werden sollte, mit einem Strohseil, und
bildete damit den inneren Körper des Kerns (Fig. 92 a), diesen über-
strich man mit Lehm und lieſs ihn trocknen. Alsdann überzog man
ihn zum zweiten Male mit Lehm und drehte ihn mit Hilfe einer
Schablone auf der Drehbank glatt und genau nach der Gestalt, die
er erhalten sollte (Fig. 92 b, c). Nun nahm man die Spindel mit dem
kugelförmigen Kern ab, verschmierte die von der Schraubenspitze
am Boden zurückgebliebene Öffnung, zog den Luftdraht heraus und
trocknete ihn. Nachdem man die hierbei entstandenen Risse mit
feinem Schlichtlehm verstrichen hatte, brannte man den Kern. Dies
[Abbildung Fig. 94.]
geschah auf einer mit Löchern versehenen
eisernen Platte, in welche man mehrere Kerne
zugleich einsteckte (Fig. 93, a. v. S.), dieselben
mit Holzkohlen überschüttete und das Brennen
so lange fortsetzte, bis das Stroh im Inneren
ausgebrannt war. Hierauf wurden die Kerne
geschwärzt.
Die Modelle, mittels welcher die äuſsere
Form der Bomben hergestellt wurde, bestanden
aus zwei sauber gearbeiteten Halbkugeln aus
Messing, welche im Inneren Griffe zum Heraus-
nehmen hatten (Fig. 94). Die obere Schale
enthielt die Kernmarken. Bei schweren Kugeln
wurden geschmiedete Henkel mit eingegossen.
Beim Einformen bediente man sich eines Rah-
mens oder Formkastens (Fig. 95 a, b, c, a. f. S.). Durch diesen gingen die
Spindeln der Lehmkerne, welche in dem mittels der Modelle her-
1) Siehe Karsten, Handbuch der Eisenhüttenkunde 1841, Bd. III, S. 453.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/361>, abgerufen am 22.11.2024.
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