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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Feuerwaffen im 16. Jahrhundert.
das Schweissen und für das Härten hat, sowie auch für das Schärfen
auf dem Schleifrade. Deshalb muss man daran denken, wie man es
sich erleichtert, und zu diesem Zwecke macht man einen Bohrkopf von
Bronze, ein wenig dünner als der Durchmesser der Kugel und in diesen
macht man vier oder höchstens sechs Kanäle, welche auf dem Grunde
schwalbenschwanzförmig stehen und da hinein werden vier stählerne,
gut gehärtete und geschliffene Messer gesetzt (siehe Fig. 300, Bd. I), und
zwar sage ich vier, weil vier besser arbeiten, als wenn es mehr sind,
in anbetracht, dass man sich um so mehr ermüdet, je mehr solcher
Messer angreifen. Nachdem dann dieser Bohrkopf in eine viereckige
Eisenstange oder dicke Holzstange von genügender Länge eingesetzt
und oben eine Schliesse quer durchgetrieben ist, damit sie nicht
herausgehen kann, bohrt man vermittelst des Hebelarmes eines grossen
Handrades, oder eines Tretrades, in oder auf dem Menschen gehen
oder ein Pferd oder Wasser. Also bohrt man nicht nur in Geschütze,
wie man sie heutzutage gewöhnt ist, sondern auch in Mörser und
nimmt alles Überflüssige und jedes Hindernis weg, welches die
Kugel im Herausgehen hindern könnte. Dieses sind die Arten des
Bohrens der Geschütze, welche angewendet werden und welche ich
angewendet habe oder gesehen oder gehört habe, dass sie angewendet
werden."

Aus dieser ausführlichen Schilderung ersehen wir, dass auch die
Bearbeitung des Gusses bereits in der ersten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts auf hoher Stufe stand. Der Bedarf an Geschützmaterial
wuchs im Verlaufe des 16. Jahrhunderts ganz ausserordentlich und da
die Bronze teuer war, wendete man sich mehr und mehr dem Guss-
eisen zu. In den nordischen, eisenreichen Ländern, in Schweden und
in England, war dies namentlich der Fall, indem man die schweren
Schiffskanonen vorzugsweise aus dem billigeren Eisen goss. Nach
alter Überlieferung 1) wäre es ein Franzose Peter Baude gewesen,
der im Jahre 1547, im ersten Jahre der Regierung Eduards VI., die
ersten eisernen Kanonen in England gegossen haben soll, während
Ralph Page bereits um 1540 bei Buckstead in Sussex Geschütze
von Bronze gegossen haben soll. Mallet nennt dagegen John
Owen
als denjenigen, der in demselben Jahre die erste Eisenkanone
goss. Wahrscheinlich war Peter Baude im Dienst des John
Owen
. Wie die Königin Elisabeth alles that, um die englische
Marine zu heben, so war sie auch eifrig für die Förderung der Ge-

1) English Worthies in Church and State 1684.

Die Feuerwaffen im 16. Jahrhundert.
das Schweiſsen und für das Härten hat, sowie auch für das Schärfen
auf dem Schleifrade. Deshalb muſs man daran denken, wie man es
sich erleichtert, und zu diesem Zwecke macht man einen Bohrkopf von
Bronze, ein wenig dünner als der Durchmesser der Kugel und in diesen
macht man vier oder höchstens sechs Kanäle, welche auf dem Grunde
schwalbenschwanzförmig stehen und da hinein werden vier stählerne,
gut gehärtete und geschliffene Messer gesetzt (siehe Fig. 300, Bd. I), und
zwar sage ich vier, weil vier besser arbeiten, als wenn es mehr sind,
in anbetracht, daſs man sich um so mehr ermüdet, je mehr solcher
Messer angreifen. Nachdem dann dieser Bohrkopf in eine viereckige
Eisenstange oder dicke Holzstange von genügender Länge eingesetzt
und oben eine Schlieſse quer durchgetrieben ist, damit sie nicht
herausgehen kann, bohrt man vermittelst des Hebelarmes eines groſsen
Handrades, oder eines Tretrades, in oder auf dem Menschen gehen
oder ein Pferd oder Wasser. Also bohrt man nicht nur in Geschütze,
wie man sie heutzutage gewöhnt ist, sondern auch in Mörser und
nimmt alles Überflüssige und jedes Hindernis weg, welches die
Kugel im Herausgehen hindern könnte. Dieses sind die Arten des
Bohrens der Geschütze, welche angewendet werden und welche ich
angewendet habe oder gesehen oder gehört habe, daſs sie angewendet
werden.“

Aus dieser ausführlichen Schilderung ersehen wir, daſs auch die
Bearbeitung des Gusses bereits in der ersten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts auf hoher Stufe stand. Der Bedarf an Geschützmaterial
wuchs im Verlaufe des 16. Jahrhunderts ganz auſserordentlich und da
die Bronze teuer war, wendete man sich mehr und mehr dem Guſs-
eisen zu. In den nordischen, eisenreichen Ländern, in Schweden und
in England, war dies namentlich der Fall, indem man die schweren
Schiffskanonen vorzugsweise aus dem billigeren Eisen goſs. Nach
alter Überlieferung 1) wäre es ein Franzose Peter Baude gewesen,
der im Jahre 1547, im ersten Jahre der Regierung Eduards VI., die
ersten eisernen Kanonen in England gegossen haben soll, während
Ralph Page bereits um 1540 bei Buckstead in Sussex Geschütze
von Bronze gegossen haben soll. Mallet nennt dagegen John
Owen
als denjenigen, der in demselben Jahre die erste Eisenkanone
goſs. Wahrscheinlich war Peter Baude im Dienst des John
Owen
. Wie die Königin Elisabeth alles that, um die englische
Marine zu heben, so war sie auch eifrig für die Förderung der Ge-

1) English Worthies in Church and State 1684.
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[333/0353] Die Feuerwaffen im 16. Jahrhundert. das Schweiſsen und für das Härten hat, sowie auch für das Schärfen auf dem Schleifrade. Deshalb muſs man daran denken, wie man es sich erleichtert, und zu diesem Zwecke macht man einen Bohrkopf von Bronze, ein wenig dünner als der Durchmesser der Kugel und in diesen macht man vier oder höchstens sechs Kanäle, welche auf dem Grunde schwalbenschwanzförmig stehen und da hinein werden vier stählerne, gut gehärtete und geschliffene Messer gesetzt (siehe Fig. 300, Bd. I), und zwar sage ich vier, weil vier besser arbeiten, als wenn es mehr sind, in anbetracht, daſs man sich um so mehr ermüdet, je mehr solcher Messer angreifen. Nachdem dann dieser Bohrkopf in eine viereckige Eisenstange oder dicke Holzstange von genügender Länge eingesetzt und oben eine Schlieſse quer durchgetrieben ist, damit sie nicht herausgehen kann, bohrt man vermittelst des Hebelarmes eines groſsen Handrades, oder eines Tretrades, in oder auf dem Menschen gehen oder ein Pferd oder Wasser. Also bohrt man nicht nur in Geschütze, wie man sie heutzutage gewöhnt ist, sondern auch in Mörser und nimmt alles Überflüssige und jedes Hindernis weg, welches die Kugel im Herausgehen hindern könnte. Dieses sind die Arten des Bohrens der Geschütze, welche angewendet werden und welche ich angewendet habe oder gesehen oder gehört habe, daſs sie angewendet werden.“ Aus dieser ausführlichen Schilderung ersehen wir, daſs auch die Bearbeitung des Gusses bereits in der ersten Hälfte des 16. Jahr- hunderts auf hoher Stufe stand. Der Bedarf an Geschützmaterial wuchs im Verlaufe des 16. Jahrhunderts ganz auſserordentlich und da die Bronze teuer war, wendete man sich mehr und mehr dem Guſs- eisen zu. In den nordischen, eisenreichen Ländern, in Schweden und in England, war dies namentlich der Fall, indem man die schweren Schiffskanonen vorzugsweise aus dem billigeren Eisen goſs. Nach alter Überlieferung 1) wäre es ein Franzose Peter Baude gewesen, der im Jahre 1547, im ersten Jahre der Regierung Eduards VI., die ersten eisernen Kanonen in England gegossen haben soll, während Ralph Page bereits um 1540 bei Buckstead in Sussex Geschütze von Bronze gegossen haben soll. Mallet nennt dagegen John Owen als denjenigen, der in demselben Jahre die erste Eisenkanone goſs. Wahrscheinlich war Peter Baude im Dienst des John Owen. Wie die Königin Elisabeth alles that, um die englische Marine zu heben, so war sie auch eifrig für die Förderung der Ge- 1) English Worthies in Church and State 1684.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/353>, abgerufen am 22.11.2024.