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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Feuerwaffen im 16. Jahrhundert.

"Der König hat diejenigen Büchsen, welche Kartaunen genannt
werden und die früher mit grosser Mühe auf Erdböcken liegend ab-
geschossen worden sind, auf Wagen und Räder dergestalt zurichten
lassen, dass man die Kartaunen auf diesen Wagen abgeschossen und
auf denselben auch über Land geführt hat." Kaiser Max taufte
seine Hauptstücke gern mit scherzhaften Namen, wie der Weckauf,
der Burlepaus, die Sirene von Görtz, der Weibel im Haus, Jung-
frau Buhlerin, die schöne Helena, Purrhindurch und Schnurrhin-
durch u. s. w.

Die Kartaunen und Schlangen teilte Kaiser Max anfänglich in
drei Gruppen und fünf Kaliber: in die Grossen: Scharfmetzen und
Kartaunen; in die mittleren: Nachtigallen, Singerinnen und Dorntral,
und in die Kleinen: Falkonetten und Kammerschlangen. Später
schrieb er folgende Kugelgewichte vor: Die Scharfmetzen sollten
80 Pfd., die "Doppel-Quartaunen" 50 Pfd., die einfachen 36 Pfd., die
Singerinnen 25 Pfd. eiserne Kugeln schiessen. Dieses war das schwere
Geschütz, die Mauerbrecher. Als Feldgeschütz dienten Notschlangen,
die 10 Pfd., Falkaunen, die 6 Pfd. und Falkonetten, die 2 Pfd. Eisen
schossen.

Die für Stein- und Brandkugeln (Kunstfeuer) bestimmten Geschütze
hiessen Stein- und Feuerbüchsen, auch Haufnitzen. Eine Haufnitz
warf, wie auch ein Mörser, Steinkugeln von 25 bis 200 Pfd. Gewicht.

Die Bedeutung der Artillerie wuchs im 16. Jahrhundert von Jahr
zu Jahr. Fahrbare Metallgeschütze und eiserne Kugeln verdrängten rasch
die alten steinspeienden Ungeheuer. Als die Venetianer 1515 Verona
belagerten, gaben sie in elf Tagen über 20000 Kanonenschüsse ab
und auf Mezieres wurden 1521 von dem Grafen von Nassau und
Franz von Sickingen 5000 eiserne Kugeln in vier Tagen geschossen.

Die beste Übersicht über die Einteilung der Geschütze, wie sie
zu Karls V. Zeiten üblich war, giebt der sächsische Zeugmeister
Jacob Preuss in seiner "Ordnung, Namen und Regiment alles
Kriegsvolks, vom Geschlecht, Namen und Zahl aller Büchsen in einer
ganzen Arkeley (Artillerie) eines Feldzugs oder Zeughaus gehörig.
Von jedes Gewicht, Schwere, Steyn und Loth. -- Strassburg 1530".
Er schreibt vom "Geschlecht und Namen aller Geschütze": "Es seind
aller Büchsen nit mehr denn VIII Geschlecht, die man auf der
Achsen scheusst. Nämlich IV Mauerbrecher und IV Feldgeschütz, ob
man ihnen gleich tausend Namen gab, sind jedoch nit mehr, an die
Rohr- und Feuerbüchsen". Die Zahl jedes Geschlechts in einer
Arkeley ist folgende:


Die Feuerwaffen im 16. Jahrhundert.

„Der König hat diejenigen Büchsen, welche Kartaunen genannt
werden und die früher mit groſser Mühe auf Erdböcken liegend ab-
geschossen worden sind, auf Wagen und Räder dergestalt zurichten
lassen, daſs man die Kartaunen auf diesen Wagen abgeschossen und
auf denselben auch über Land geführt hat.“ Kaiser Max taufte
seine Hauptstücke gern mit scherzhaften Namen, wie der Weckauf,
der Burlepaus, die Sirene von Görtz, der Weibel im Haus, Jung-
frau Buhlerin, die schöne Helena, Purrhindurch und Schnurrhin-
durch u. s. w.

Die Kartaunen und Schlangen teilte Kaiser Max anfänglich in
drei Gruppen und fünf Kaliber: in die Groſsen: Scharfmetzen und
Kartaunen; in die mittleren: Nachtigallen, Singerinnen und Dorntral,
und in die Kleinen: Falkonetten und Kammerschlangen. Später
schrieb er folgende Kugelgewichte vor: Die Scharfmetzen sollten
80 Pfd., die „Doppel-Quartaunen“ 50 Pfd., die einfachen 36 Pfd., die
Singerinnen 25 Pfd. eiserne Kugeln schieſsen. Dieses war das schwere
Geschütz, die Mauerbrecher. Als Feldgeschütz dienten Notschlangen,
die 10 Pfd., Falkaunen, die 6 Pfd. und Falkonetten, die 2 Pfd. Eisen
schossen.

Die für Stein- und Brandkugeln (Kunstfeuer) bestimmten Geschütze
hieſsen Stein- und Feuerbüchsen, auch Haufnitzen. Eine Haufnitz
warf, wie auch ein Mörser, Steinkugeln von 25 bis 200 Pfd. Gewicht.

Die Bedeutung der Artillerie wuchs im 16. Jahrhundert von Jahr
zu Jahr. Fahrbare Metallgeschütze und eiserne Kugeln verdrängten rasch
die alten steinspeienden Ungeheuer. Als die Venetianer 1515 Verona
belagerten, gaben sie in elf Tagen über 20000 Kanonenschüsse ab
und auf Mezières wurden 1521 von dem Grafen von Nassau und
Franz von Sickingen 5000 eiserne Kugeln in vier Tagen geschossen.

Die beste Übersicht über die Einteilung der Geschütze, wie sie
zu Karls V. Zeiten üblich war, giebt der sächsische Zeugmeister
Jacob Preuſs in seiner „Ordnung, Namen und Regiment alles
Kriegsvolks, vom Geschlecht, Namen und Zahl aller Büchsen in einer
ganzen Arkeley (Artillerie) eines Feldzugs oder Zeughaus gehörig.
Von jedes Gewicht, Schwere, Steyn und Loth. — Straſsburg 1530“.
Er schreibt vom „Geschlecht und Namen aller Geschütze“: „Es seind
aller Büchsen nit mehr denn VIII Geschlecht, die man auf der
Achsen scheuſst. Nämlich IV Mauerbrecher und IV Feldgeschütz, ob
man ihnen gleich tausend Namen gab, sind jedoch nit mehr, an die
Rohr- und Feuerbüchsen“. Die Zahl jedes Geschlechts in einer
Arkeley ist folgende:


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[325/0345] Die Feuerwaffen im 16. Jahrhundert. „Der König hat diejenigen Büchsen, welche Kartaunen genannt werden und die früher mit groſser Mühe auf Erdböcken liegend ab- geschossen worden sind, auf Wagen und Räder dergestalt zurichten lassen, daſs man die Kartaunen auf diesen Wagen abgeschossen und auf denselben auch über Land geführt hat.“ Kaiser Max taufte seine Hauptstücke gern mit scherzhaften Namen, wie der Weckauf, der Burlepaus, die Sirene von Görtz, der Weibel im Haus, Jung- frau Buhlerin, die schöne Helena, Purrhindurch und Schnurrhin- durch u. s. w. Die Kartaunen und Schlangen teilte Kaiser Max anfänglich in drei Gruppen und fünf Kaliber: in die Groſsen: Scharfmetzen und Kartaunen; in die mittleren: Nachtigallen, Singerinnen und Dorntral, und in die Kleinen: Falkonetten und Kammerschlangen. Später schrieb er folgende Kugelgewichte vor: Die Scharfmetzen sollten 80 Pfd., die „Doppel-Quartaunen“ 50 Pfd., die einfachen 36 Pfd., die Singerinnen 25 Pfd. eiserne Kugeln schieſsen. Dieses war das schwere Geschütz, die Mauerbrecher. Als Feldgeschütz dienten Notschlangen, die 10 Pfd., Falkaunen, die 6 Pfd. und Falkonetten, die 2 Pfd. Eisen schossen. Die für Stein- und Brandkugeln (Kunstfeuer) bestimmten Geschütze hieſsen Stein- und Feuerbüchsen, auch Haufnitzen. Eine Haufnitz warf, wie auch ein Mörser, Steinkugeln von 25 bis 200 Pfd. Gewicht. Die Bedeutung der Artillerie wuchs im 16. Jahrhundert von Jahr zu Jahr. Fahrbare Metallgeschütze und eiserne Kugeln verdrängten rasch die alten steinspeienden Ungeheuer. Als die Venetianer 1515 Verona belagerten, gaben sie in elf Tagen über 20000 Kanonenschüsse ab und auf Mezières wurden 1521 von dem Grafen von Nassau und Franz von Sickingen 5000 eiserne Kugeln in vier Tagen geschossen. Die beste Übersicht über die Einteilung der Geschütze, wie sie zu Karls V. Zeiten üblich war, giebt der sächsische Zeugmeister Jacob Preuſs in seiner „Ordnung, Namen und Regiment alles Kriegsvolks, vom Geschlecht, Namen und Zahl aller Büchsen in einer ganzen Arkeley (Artillerie) eines Feldzugs oder Zeughaus gehörig. Von jedes Gewicht, Schwere, Steyn und Loth. — Straſsburg 1530“. Er schreibt vom „Geschlecht und Namen aller Geschütze“: „Es seind aller Büchsen nit mehr denn VIII Geschlecht, die man auf der Achsen scheuſst. Nämlich IV Mauerbrecher und IV Feldgeschütz, ob man ihnen gleich tausend Namen gab, sind jedoch nit mehr, an die Rohr- und Feuerbüchsen“. Die Zahl jedes Geschlechts in einer Arkeley ist folgende:

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/345>, abgerufen am 23.11.2024.