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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Feuerwaffen im 16. Jahrhundert.
zahlung in irgend welchen Dienst traten. Erst in der Mitte des
15. Jahrhunderts waren aber die Verhältnisse der Artillerie so weit
gefestigt und geordnet, dass der Erlass der "Privilegien" durch
Kaiser Friedrich III., welche wir schon früher mitgeteilt haben 1),
erfolgen konnte.

Wirkliche Büchsenmeister waren übrigens nur bei Hauptstücken:
"Wer ein Scharfmetz, Basilisken, Nachtigall, Singerin und Chartaun
beschiesst, der ist ein Büchsenmeister, der aber Drachen, Schlangen
und andere kleine Büchsen schiesst, der ist ein Schütz."

Nürnberg hatte 1449 zur Bedienung der 100 Büchsen auf den
Türmen der Stadtmauer 144 Büchsenmeister. Dem Namen nach gehörten
sie dem eingeborenen Bürgerstande, dem Gewerbe nach besonders den
Rotschmieden und Kandelgiessern an. Im Heere Karls des Kühnen,
bei der Belagerung von Neuss, befanden sich 200 Büchsenmeister, die
200 Feuerschlünde bedienten. -- Nürnberg übertraf an kriegerischer
Ausrüstung alle Städte Deutschlands. Minutoli giebt (in dem kaiser-
lichen Buch Albrechts Achilles) Nürnbergs Besitz an Schusswaffen
für das Jahr 1462 auf 78 Schirm-, 228 Stein- und 2976 Haken-
büchsen an, dazu kamen 12000 Armbruste. Hierfür waren vorhanden
4000 Stein- und 53000 Bleikugeln, 146000 Pfeile und 200 Zentner
Pulver. Eiserne Kugeln werden nicht erwähnt. Ganz anders lauten
die Inventarien zu Ende des Jahrhunderts und zu Anfang des 16. Jahr-
hunderts. In diesen ist fast nur noch von eisernen Kugeln die Rede.
So heisst es in dem "Notaverzeichnis, was an einem kleinen Feldzuge
zu Geschütz gehört", welches Leonhard Ecker im Jahre 1504 für
den Herzog Albrecht von Bayern fertigte 2):

Scharpfmetzen schiessen     70 Pfd. Eisen,
Quartern und Nachtigallen schiessen     40 " "
Rotschlangen schiessen     20 " "
Feldschlangen schiessen     8 " "
Falkonet schiessen     6 " "

Nach diesen folgen die doppelten und die einfachen Haken-
büchsen. Im Archiv von Dijon werden im Jahre 1514 aufgeführt:
200 eiserne Kanonenkugeln und 100 Paar Coquillen zum Giessen der-
selben 3).


1) Bd. I, S. 929 und Jähns, Geschichte des Kriegswesens S. 968.
2) Wür-
dinger
, Kriegsgeschichte von Bayern II, S. 408.
3) 200 boulets de fer servant
aux coulevrines, mis au chateau de Dijon, avec 100 paires de coquilles ou
moules a couler des boulets (Arch. de Dijon, ap. Desmage, Tres. judic. p. 69 und
Gay, Glossaire I, p. 729).

Die Feuerwaffen im 16. Jahrhundert.
zahlung in irgend welchen Dienst traten. Erst in der Mitte des
15. Jahrhunderts waren aber die Verhältnisse der Artillerie so weit
gefestigt und geordnet, daſs der Erlaſs der „Privilegien“ durch
Kaiser Friedrich III., welche wir schon früher mitgeteilt haben 1),
erfolgen konnte.

Wirkliche Büchsenmeister waren übrigens nur bei Hauptstücken:
„Wer ein Scharfmetz, Basilisken, Nachtigall, Singerin und Chartaun
beschieſst, der ist ein Büchsenmeister, der aber Drachen, Schlangen
und andere kleine Büchsen schieſst, der ist ein Schütz.“

Nürnberg hatte 1449 zur Bedienung der 100 Büchsen auf den
Türmen der Stadtmauer 144 Büchsenmeister. Dem Namen nach gehörten
sie dem eingeborenen Bürgerstande, dem Gewerbe nach besonders den
Rotschmieden und Kandelgieſsern an. Im Heere Karls des Kühnen,
bei der Belagerung von Neuſs, befanden sich 200 Büchsenmeister, die
200 Feuerschlünde bedienten. — Nürnberg übertraf an kriegerischer
Ausrüstung alle Städte Deutschlands. Minutoli giebt (in dem kaiser-
lichen Buch Albrechts Achilles) Nürnbergs Besitz an Schuſswaffen
für das Jahr 1462 auf 78 Schirm-, 228 Stein- und 2976 Haken-
büchsen an, dazu kamen 12000 Armbruste. Hierfür waren vorhanden
4000 Stein- und 53000 Bleikugeln, 146000 Pfeile und 200 Zentner
Pulver. Eiserne Kugeln werden nicht erwähnt. Ganz anders lauten
die Inventarien zu Ende des Jahrhunderts und zu Anfang des 16. Jahr-
hunderts. In diesen ist fast nur noch von eisernen Kugeln die Rede.
So heiſst es in dem „Notaverzeichnis, was an einem kleinen Feldzuge
zu Geschütz gehört“, welches Leonhard Ecker im Jahre 1504 für
den Herzog Albrecht von Bayern fertigte 2):

Scharpfmetzen schieſsen     70 Pfd. Eisen,
Quartern und Nachtigallen schieſsen     40 „ „
Rotschlangen schieſsen     20 „ „
Feldschlangen schieſsen     8 „ „
Falkonet schieſsen     6 „ „

Nach diesen folgen die doppelten und die einfachen Haken-
büchsen. Im Archiv von Dijon werden im Jahre 1514 aufgeführt:
200 eiserne Kanonenkugeln und 100 Paar Coquillen zum Gieſsen der-
selben 3).


1) Bd. I, S. 929 und Jähns, Geschichte des Kriegswesens S. 968.
2) Wür-
dinger
, Kriegsgeschichte von Bayern II, S. 408.
3) 200 boulets de fer servant
aux coulevrines, mis au château de Dijon, avec 100 paires de coquilles ou
moules à couler des boulets (Arch. de Dijon, ap. Desmage, Tres. judic. p. 69 und
Gay, Glossaire I, p. 729).
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[322/0342] Die Feuerwaffen im 16. Jahrhundert. zahlung in irgend welchen Dienst traten. Erst in der Mitte des 15. Jahrhunderts waren aber die Verhältnisse der Artillerie so weit gefestigt und geordnet, daſs der Erlaſs der „Privilegien“ durch Kaiser Friedrich III., welche wir schon früher mitgeteilt haben 1), erfolgen konnte. Wirkliche Büchsenmeister waren übrigens nur bei Hauptstücken: „Wer ein Scharfmetz, Basilisken, Nachtigall, Singerin und Chartaun beschieſst, der ist ein Büchsenmeister, der aber Drachen, Schlangen und andere kleine Büchsen schieſst, der ist ein Schütz.“ Nürnberg hatte 1449 zur Bedienung der 100 Büchsen auf den Türmen der Stadtmauer 144 Büchsenmeister. Dem Namen nach gehörten sie dem eingeborenen Bürgerstande, dem Gewerbe nach besonders den Rotschmieden und Kandelgieſsern an. Im Heere Karls des Kühnen, bei der Belagerung von Neuſs, befanden sich 200 Büchsenmeister, die 200 Feuerschlünde bedienten. — Nürnberg übertraf an kriegerischer Ausrüstung alle Städte Deutschlands. Minutoli giebt (in dem kaiser- lichen Buch Albrechts Achilles) Nürnbergs Besitz an Schuſswaffen für das Jahr 1462 auf 78 Schirm-, 228 Stein- und 2976 Haken- büchsen an, dazu kamen 12000 Armbruste. Hierfür waren vorhanden 4000 Stein- und 53000 Bleikugeln, 146000 Pfeile und 200 Zentner Pulver. Eiserne Kugeln werden nicht erwähnt. Ganz anders lauten die Inventarien zu Ende des Jahrhunderts und zu Anfang des 16. Jahr- hunderts. In diesen ist fast nur noch von eisernen Kugeln die Rede. So heiſst es in dem „Notaverzeichnis, was an einem kleinen Feldzuge zu Geschütz gehört“, welches Leonhard Ecker im Jahre 1504 für den Herzog Albrecht von Bayern fertigte 2): Scharpfmetzen schieſsen 70 Pfd. Eisen, Quartern und Nachtigallen schieſsen 40 „ „ Rotschlangen schieſsen 20 „ „ Feldschlangen schieſsen 8 „ „ Falkonet schieſsen 6 „ „ Nach diesen folgen die doppelten und die einfachen Haken- büchsen. Im Archiv von Dijon werden im Jahre 1514 aufgeführt: 200 eiserne Kanonenkugeln und 100 Paar Coquillen zum Gieſsen der- selben 3). 1) Bd. I, S. 929 und Jähns, Geschichte des Kriegswesens S. 968. 2) Wür- dinger, Kriegsgeschichte von Bayern II, S. 408. 3) 200 boulets de fer servant aux coulevrines, mis au château de Dijon, avec 100 paires de coquilles ou moules à couler des boulets (Arch. de Dijon, ap. Desmage, Tres. judic. p. 69 und Gay, Glossaire I, p. 729).

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/342>, abgerufen am 23.11.2024.