an, Geschütze aus Gusseisen herzustellen 1). Den im ersten Bande mitgeteilten Beispielen tragen wir noch einige nach. In dem Archiv von Como wird eine gegossene eiserne Kanone vom Jahre 1429 er- wähnt 2). In dem Archive de la Cote d'Or (J. Granier, Inventaire de l'artillerie de Dijon, p. 11) findet sich folgender Eintrag aus dem Jahre 1433: "A Ph. Mideaul, macon, pour 7 pierses faites pour le plus gros canon de fer de fondue 7 grs. 5 gros canons de fondue de fer non enfustes ny assis." Ferner: "1440 a Dijon: Un viel canon de fer de fondue, sur 2 roues sc." und "1468: 3 gros canons de fer de fondue dont l'ung est enfuste et assis sur 2 petites roues de bois 3)."
In den Rechnungen der Stadt Lille 4) sind vom Jahre 1431 folgende Preise mitgeteilt: "Jaques de Katelare, Kanonier von Brügge, erhält für 5 eiserne Kanonen von 8890 Pfund, zum Preiss von 2 gros das Pfund 444 l. 10 s. und für 100 Steinkugeln für diese Kanonen zu 4 s. der Stein 20 l."
Karl der Kühne hatte zu seiner Zeit die beste Artillerie, die hauptsächlich aus den reichen flandrischen Städten stammte. "In
[Abbildung]
Fig. 88.
dem Treffen bei Murten führte er viel Geschütz bei sich, das er vorzüglich gegen die Reiterei der Schweizer richten liess und dadurch eine grosse Niederlage unter ihnen anrichtete, bis das zweite Treffen des Schweizer Fussvolks sich der Batterieen durch einen raschen An- lauf bemächtigte" (Bilibaldi Pirckheimeri, Bellum Helvetic, Lib. I, p. 10).
Fig. 88 zeigt eine gusseiserne Kanone Karls des Kühnen, welche die Schweizer in der Schlacht von Granson 1475 eroberten und die
1) Irrig sind dagegen die Angaben in Jäns Handbuche, S. 808, dass die in Benedictus Veron. De rebus Carol. VIII. in Eccardi Script. rer. germ. II erwähnten Eisenbolzen (pilas seu palloctas ferreas) der Florentiner im Jahre 1326 gegossen gewesen seien. Ebenso sind die Nachrichten, dass man 1377 in Erfurt und 1470 in Schlesien eiserne Geschütze gegossen habe, ganz unverbürgt. (Dr. M. Meyer, Erfahrungen über Fabrikation des eisernen und bronzenen Geschützes, Leipzig 1836, S. 13.) Dasselbe gilt von der Nachricht, dass Anciola in Spanien den Guss eiserner Kanonen im Anfange des 15. Jahrhunderts erfunden haben soll.
2) Arch. de Come, Angellucci, Docum. inedit. piece 23 und Gay, Glossaire archeologique I, p. 729: Bombarda una ferri gitata signata litteris cum annello ferri, cum suo cepo ferrata.
3) Siehe Gay, Glossa ire archeologique, p. 273.
4) Cpte. de J. Abonnel, Gachard, Rapp. s. les arch. de Lille, fol. 183.
Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert.
an, Geschütze aus Guſseisen herzustellen 1). Den im ersten Bande mitgeteilten Beispielen tragen wir noch einige nach. In dem Archiv von Como wird eine gegossene eiserne Kanone vom Jahre 1429 er- wähnt 2). In dem Archive de la Côte d’Or (J. Granier, Inventaire de l’artillerie de Dijon, p. 11) findet sich folgender Eintrag aus dem Jahre 1433: „A Ph. Mideaul, maçon, pour 7 pierses faites pour le plus gros canon de fer de fondue 7 grs. 5 gros canons de fondue de fer non enfustés ny assis.“ Ferner: „1440 à Dijon: Un viel canon de fer de fondue, sur 2 roues sc.“ und „1468: 3 gros canons de fer de fondue dont l’ung est enfusté et assis sur 2 petites roues de bois 3).“
In den Rechnungen der Stadt Lille 4) sind vom Jahre 1431 folgende Preise mitgeteilt: „Jaques de Katelare, Kanonier von Brügge, erhält für 5 eiserne Kanonen von 8890 Pfund, zum Preiſs von 2 gros das Pfund 444 l. 10 s. und für 100 Steinkugeln für diese Kanonen zu 4 s. der Stein 20 l.“
Karl der Kühne hatte zu seiner Zeit die beste Artillerie, die hauptsächlich aus den reichen flandrischen Städten stammte. „In
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Fig. 88.
dem Treffen bei Murten führte er viel Geschütz bei sich, das er vorzüglich gegen die Reiterei der Schweizer richten lieſs und dadurch eine groſse Niederlage unter ihnen anrichtete, bis das zweite Treffen des Schweizer Fuſsvolks sich der Batterieen durch einen raschen An- lauf bemächtigte“ (Bilibaldi Pirckheimeri, Bellum Helvetic, Lib. I, p. 10).
Fig. 88 zeigt eine guſseiserne Kanone Karls des Kühnen, welche die Schweizer in der Schlacht von Granson 1475 eroberten und die
1) Irrig sind dagegen die Angaben in Jäns Handbuche, S. 808, daſs die in Benedictus Veron. De rebus Carol. VIII. in Eccardi Script. rer. germ. II erwähnten Eisenbolzen (pilas seu palloctas ferreas) der Florentiner im Jahre 1326 gegossen gewesen seien. Ebenso sind die Nachrichten, daſs man 1377 in Erfurt und 1470 in Schlesien eiserne Geschütze gegossen habe, ganz unverbürgt. (Dr. M. Meyer, Erfahrungen über Fabrikation des eisernen und bronzenen Geschützes, Leipzig 1836, S. 13.) Dasſelbe gilt von der Nachricht, daſs Anciola in Spanien den Guſs eiserner Kanonen im Anfange des 15. Jahrhunderts erfunden haben soll.
2) Arch. de Come, Angellucci, Docum. inedit. piece 23 und Gay, Glossaire archéologique I, p. 729: Bombarda una ferri gitata signata litteris cum annello ferri, cum suo cepo ferrata.
3) Siehe Gay, Glossa ire archéologique, p. 273.
4) Cpte. de J. Abonnel, Gachard, Rapp. s. les arch. de Lille, fol. 183.
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Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert.
an, Geschütze aus Guſseisen herzustellen 1). Den im ersten Bande
mitgeteilten Beispielen tragen wir noch einige nach. In dem Archiv
von Como wird eine gegossene eiserne Kanone vom Jahre 1429 er-
wähnt 2). In dem Archive de la Côte d’Or (J. Granier, Inventaire
de l’artillerie de Dijon, p. 11) findet sich folgender Eintrag aus dem
Jahre 1433: „A Ph. Mideaul, maçon, pour 7 pierses faites pour le
plus gros canon de fer de fondue 7 grs. 5 gros canons de fondue
de fer non enfustés ny assis.“ Ferner: „1440 à Dijon: Un viel canon
de fer de fondue, sur 2 roues sc.“ und „1468: 3 gros canons de fer de
fondue dont l’ung est enfusté et assis sur 2 petites roues de bois 3).“
In den Rechnungen der Stadt Lille 4) sind vom Jahre 1431
folgende Preise mitgeteilt: „Jaques de Katelare, Kanonier von
Brügge, erhält für 5 eiserne Kanonen von 8890 Pfund, zum Preiſs
von 2 gros das Pfund 444 l. 10 s. und für 100 Steinkugeln für diese
Kanonen zu 4 s. der Stein 20 l.“
Karl der Kühne hatte zu seiner Zeit die beste Artillerie, die
hauptsächlich aus den reichen flandrischen Städten stammte. „In
[Abbildung Fig. 88.]
dem Treffen bei Murten führte er viel Geschütz bei sich, das er
vorzüglich gegen die Reiterei der Schweizer richten lieſs und dadurch
eine groſse Niederlage unter ihnen anrichtete, bis das zweite Treffen
des Schweizer Fuſsvolks sich der Batterieen durch einen raschen An-
lauf bemächtigte“ (Bilibaldi Pirckheimeri, Bellum Helvetic, Lib. I,
p. 10).
Fig. 88 zeigt eine guſseiserne Kanone Karls des Kühnen, welche
die Schweizer in der Schlacht von Granson 1475 eroberten und die
1) Irrig sind dagegen die Angaben in Jäns Handbuche, S. 808, daſs die in
Benedictus Veron. De rebus Carol. VIII. in Eccardi Script. rer. germ. II erwähnten
Eisenbolzen (pilas seu palloctas ferreas) der Florentiner im Jahre 1326 gegossen
gewesen seien. Ebenso sind die Nachrichten, daſs man 1377 in Erfurt und 1470
in Schlesien eiserne Geschütze gegossen habe, ganz unverbürgt. (Dr. M. Meyer,
Erfahrungen über Fabrikation des eisernen und bronzenen Geschützes, Leipzig
1836, S. 13.) Dasſelbe gilt von der Nachricht, daſs Anciola in Spanien den
Guſs eiserner Kanonen im Anfange des 15. Jahrhunderts erfunden haben soll.
2) Arch. de Come, Angellucci, Docum. inedit. piece 23 und Gay, Glossaire
archéologique I, p. 729: Bombarda una ferri gitata signata litteris cum annello
ferri, cum suo cepo ferrata.
3) Siehe Gay, Glossa ire archéologique, p. 273.
4) Cpte. de J. Abonnel, Gachard, Rapp. s. les arch. de Lille, fol. 183.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/340>, abgerufen am 23.11.2024.
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