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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Eisengiesserei im 16. Jahrhundert.
sind. Eine Jahreszahl habe ich am ganzen Ofen nicht gefunden,
woraus ich schliesse, dass solche Platten in der Giesserei vorrätig
waren und nicht erst bei der Bestellung gemacht wurden. Da die
Stadtrechnungen und Ratsprotokolle nicht so weit zurückgehen, so
lässt sich über den Preis des Ofens nichts angeben."

Der Wolfacher Ofen, der nach Mones Ansicht aus dem Jahre
1500 stammt, würde der älteste bekannte nassauische, von denen
sich aus späterer Zeit zahlreiche Beispiele finden, sein. Mones
Datierung ist aber unrichtig, denn gerade die Inschrift, welche
Philipp Soldan als Formschneider angiebt, beweist, dass er jünger
sein muss, denn Soldan, von dem wir Näheres wissen, wirkte zwischen
1537 und 1555.

In Nassau-Siegen wurden allerdings schon zu Anfang des Jahr-
hunderts Ofenplatten gegossen. Der beiden eisernen Öfen, welche Graf
Johann I. von Nassau-Dillenburg im Jahre 1508 dem Grafen Philipp
dem Älteren von Waldeck zur Haussteuer schenkte, haben wir schon
früher Erwähnung gethan (Bd. I, S. 978). Ebenso schickte Graf
Wilhelm von Nassau zwei Öfen für das Heidelberger Schloss, die in
Siegen gegossen waren.

Nach der Reformation fanden die Kastenöfen mit gegossenen
Eisenplatten, auf welchen Darstellungen aus der Bibel enthalten
waren, allgemeine Verbreitung und wurden gerade diese Art Platten
im Nassauischen, Solmsschen, in Hessen, Waldeck u. s. w. in
Massen angefertigt. In dem süderländischen Museum zu Altena
befindet sich eine Anzahl Ofenplatten, die nach Ausweis ihrer In-
schriften aus dem Nassauischen und dem Waldeckschen stammen.
Die älteste davon, auf welcher die Historie vom reichen Manne und
dem armen Lazarus dargestellt ist, stammt aus dem Jahre 1549 und
ist zu Schwalefeld in Hessen von dem Giessermeister Churt Scharff
gegossen, das Bild aber ist ein Werk des berühmten Formschneiders
Philipp Soldan von Frankenberg in Hessen 1). Von letztgenanntem
Meister ist jetzt durch die verdienstvollen Bemühungen des Herrn
L. Bickell in Marburg eine ganze Reihe von Platten bekannt ge-
worden, welche derselbe in der unten erwähnten Schrift abgebildet
und beschrieben hat. Indem wir auf diese Schrift verweisen, wollen
wir hier nur die schmälere Vorderplatte eines Ofens aus dem Schlosse
zu Spangenberg, welche sich jetzt in der Sammlung des hessischen
Geschichtsvereins im Schlosse zu Marburg befindet, näher beschreiben.

1) Vergl. die Eisenhütten des Klosters Haina von L. Bickell, Marburg 1889, S. 15.

Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert.
sind. Eine Jahreszahl habe ich am ganzen Ofen nicht gefunden,
woraus ich schlieſse, daſs solche Platten in der Gieſserei vorrätig
waren und nicht erst bei der Bestellung gemacht wurden. Da die
Stadtrechnungen und Ratsprotokolle nicht so weit zurückgehen, so
läſst sich über den Preis des Ofens nichts angeben.“

Der Wolfacher Ofen, der nach Mones Ansicht aus dem Jahre
1500 stammt, würde der älteste bekannte nassauische, von denen
sich aus späterer Zeit zahlreiche Beispiele finden, sein. Mones
Datierung ist aber unrichtig, denn gerade die Inschrift, welche
Philipp Soldan als Formschneider angiebt, beweist, daſs er jünger
sein muſs, denn Soldan, von dem wir Näheres wissen, wirkte zwischen
1537 und 1555.

In Nassau-Siegen wurden allerdings schon zu Anfang des Jahr-
hunderts Ofenplatten gegossen. Der beiden eisernen Öfen, welche Graf
Johann I. von Nassau-Dillenburg im Jahre 1508 dem Grafen Philipp
dem Älteren von Waldeck zur Haussteuer schenkte, haben wir schon
früher Erwähnung gethan (Bd. I, S. 978). Ebenso schickte Graf
Wilhelm von Nassau zwei Öfen für das Heidelberger Schloſs, die in
Siegen gegossen waren.

Nach der Reformation fanden die Kastenöfen mit gegossenen
Eisenplatten, auf welchen Darstellungen aus der Bibel enthalten
waren, allgemeine Verbreitung und wurden gerade diese Art Platten
im Nassauischen, Solmsschen, in Hessen, Waldeck u. s. w. in
Massen angefertigt. In dem süderländischen Museum zu Altena
befindet sich eine Anzahl Ofenplatten, die nach Ausweis ihrer In-
schriften aus dem Nassauischen und dem Waldeckschen stammen.
Die älteste davon, auf welcher die Historie vom reichen Manne und
dem armen Lazarus dargestellt ist, stammt aus dem Jahre 1549 und
ist zu Schwalefeld in Hessen von dem Gieſsermeister Churt Scharff
gegossen, das Bild aber ist ein Werk des berühmten Formschneiders
Philipp Soldan von Frankenberg in Hessen 1). Von letztgenanntem
Meister ist jetzt durch die verdienstvollen Bemühungen des Herrn
L. Bickell in Marburg eine ganze Reihe von Platten bekannt ge-
worden, welche derselbe in der unten erwähnten Schrift abgebildet
und beschrieben hat. Indem wir auf diese Schrift verweisen, wollen
wir hier nur die schmälere Vorderplatte eines Ofens aus dem Schlosse
zu Spangenberg, welche sich jetzt in der Sammlung des hessischen
Geschichtsvereins im Schlosse zu Marburg befindet, näher beschreiben.

1) Vergl. die Eisenhütten des Klosters Haina von L. Bickell, Marburg 1889, S. 15.
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[300/0320] Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert. sind. Eine Jahreszahl habe ich am ganzen Ofen nicht gefunden, woraus ich schlieſse, daſs solche Platten in der Gieſserei vorrätig waren und nicht erst bei der Bestellung gemacht wurden. Da die Stadtrechnungen und Ratsprotokolle nicht so weit zurückgehen, so läſst sich über den Preis des Ofens nichts angeben.“ Der Wolfacher Ofen, der nach Mones Ansicht aus dem Jahre 1500 stammt, würde der älteste bekannte nassauische, von denen sich aus späterer Zeit zahlreiche Beispiele finden, sein. Mones Datierung ist aber unrichtig, denn gerade die Inschrift, welche Philipp Soldan als Formschneider angiebt, beweist, daſs er jünger sein muſs, denn Soldan, von dem wir Näheres wissen, wirkte zwischen 1537 und 1555. In Nassau-Siegen wurden allerdings schon zu Anfang des Jahr- hunderts Ofenplatten gegossen. Der beiden eisernen Öfen, welche Graf Johann I. von Nassau-Dillenburg im Jahre 1508 dem Grafen Philipp dem Älteren von Waldeck zur Haussteuer schenkte, haben wir schon früher Erwähnung gethan (Bd. I, S. 978). Ebenso schickte Graf Wilhelm von Nassau zwei Öfen für das Heidelberger Schloſs, die in Siegen gegossen waren. Nach der Reformation fanden die Kastenöfen mit gegossenen Eisenplatten, auf welchen Darstellungen aus der Bibel enthalten waren, allgemeine Verbreitung und wurden gerade diese Art Platten im Nassauischen, Solmsschen, in Hessen, Waldeck u. s. w. in Massen angefertigt. In dem süderländischen Museum zu Altena befindet sich eine Anzahl Ofenplatten, die nach Ausweis ihrer In- schriften aus dem Nassauischen und dem Waldeckschen stammen. Die älteste davon, auf welcher die Historie vom reichen Manne und dem armen Lazarus dargestellt ist, stammt aus dem Jahre 1549 und ist zu Schwalefeld in Hessen von dem Gieſsermeister Churt Scharff gegossen, das Bild aber ist ein Werk des berühmten Formschneiders Philipp Soldan von Frankenberg in Hessen 1). Von letztgenanntem Meister ist jetzt durch die verdienstvollen Bemühungen des Herrn L. Bickell in Marburg eine ganze Reihe von Platten bekannt ge- worden, welche derselbe in der unten erwähnten Schrift abgebildet und beschrieben hat. Indem wir auf diese Schrift verweisen, wollen wir hier nur die schmälere Vorderplatte eines Ofens aus dem Schlosse zu Spangenberg, welche sich jetzt in der Sammlung des hessischen Geschichtsvereins im Schlosse zu Marburg befindet, näher beschreiben. 1) Vergl. die Eisenhütten des Klosters Haina von L. Bickell, Marburg 1889, S. 15.

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/320>, abgerufen am 25.11.2024.