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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Eisengiesserei im 16. Jahrhundert.
Privathäuser passte, mit Darstellungen und Inschriften der heiligen
Schrift.

"Der Ofen im Rathaussaale zu Wolfach ist von viereckiger Form
und mit sechs grossen, gegossenen Eisenplatten, wovon zwei auf jede
der drei frei stehenden Seiten kommen, umkleidet. Die obere Platte
der Vorderseite, schreibt Mone, ist 82 cm breit und 76 cm hoch, die
untere Platte 63 cm hoch. Die beiden Seitenflächen haben jede
95 cm Breite, die Höhe ist dieselbe, wie bei den Platten der Vorder-
seite. Alle Platten sind mit halb erhabenen Figuren verziert; auf
der Vorderseite befinden sich oben zwischen Laubwerk zwei kleine
Medaillons mit den Zeichen des Formschneiders und des Metall-
giessers und ihren Namensbuchstaben P -- S und J -- P. Die Um-
schriften derselben sind in Kapitälen, aber sehr undeutlich im Guss
ausgefallen und teilweise nicht lesbar, die des ersten Medaillons lautet:
gesch(n)iden von phi. iac. soldan in usig, die des zweiten: gegossen von
iohannes pf ... in usig. Die Platten wurden also in Usingen in
Nassau verfertigt, was auch die andern Inschriften bestätigen.

Die untere Abteilung dieser Platte enthält die Darstellung der
Geschichte der Judith; auf der linken Seite ist das Zelt des Holo-
fernes, worin Judith und ihre Magd den abgeschlagenen Kopf des-
selben in einen Sack stecken. Rechts ist die Belagerung und Er-
stürmung von Bethulia dargestellt, vor welchem Kanonen aufgepflanzt
sind und die Stürmenden bereits in das Thor eindringen, auf dessen
Brückengeländer "betulien" steht. Vor der Stadt auf einem Hügel ist
ein Mann an einen Baum gebunden mit der Beischrift: achiar
(l. achior, nach Judith 6, 9). Unten läuft eine Inschrift über die
ganze Breite der Platte, ist aber nur in wenigen Worten lesbar:
holvernes got ... von iudit gerochen und wart g . . at.

Auf der unteren Platte dieser Vorderseite stehen drei Figuren,
jede 40 cm hoch: ein Krieger, auf dessen Schild ein Drache, ein
Heiliger mit dem Kreuze, ein anderer, der unter dem Arme eine
Gesetztafel hält, vielleicht Moyses.

Die beiden Seitenplatten rechts und links haben gleiche Figuren,
nämlich die Geburt Christi und die Erschaffung des Menschen in
grossen Medaillons eingeschlossen. Über dem Medaillon der Geburt
Christi steht auf einem Bande: iohannes . ew . sanctus . mt . xx., mit
den Emblemen der Evangelisten Johannes und Markus, und in den
unteren Ecken des Medaillons sind die des Lukas und Matthäus an-
gebracht. Der Stall ist als eine Kirche mit Pfeilern dargestellt, das
Christuskind liegt auf dem Boden, Maria kniet vor ihm und auf der

Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert.
Privathäuser paſste, mit Darstellungen und Inschriften der heiligen
Schrift.

„Der Ofen im Rathaussaale zu Wolfach ist von viereckiger Form
und mit sechs groſsen, gegossenen Eisenplatten, wovon zwei auf jede
der drei frei stehenden Seiten kommen, umkleidet. Die obere Platte
der Vorderseite, schreibt Mone, ist 82 cm breit und 76 cm hoch, die
untere Platte 63 cm hoch. Die beiden Seitenflächen haben jede
95 cm Breite, die Höhe ist dieselbe, wie bei den Platten der Vorder-
seite. Alle Platten sind mit halb erhabenen Figuren verziert; auf
der Vorderseite befinden sich oben zwischen Laubwerk zwei kleine
Medaillons mit den Zeichen des Formschneiders und des Metall-
gieſsers und ihren Namensbuchstaben P — S und J — P. Die Um-
schriften derselben sind in Kapitälen, aber sehr undeutlich im Guſs
ausgefallen und teilweise nicht lesbar, die des ersten Medaillons lautet:
gesch(n)iden von phi. iac. soldan in usig, die des zweiten: gegossen von
iohannes pf … in usig. Die Platten wurden also in Usingen in
Nassau verfertigt, was auch die andern Inschriften bestätigen.

Die untere Abteilung dieser Platte enthält die Darstellung der
Geschichte der Judith; auf der linken Seite ist das Zelt des Holo-
fernes, worin Judith und ihre Magd den abgeschlagenen Kopf des-
ſelben in einen Sack stecken. Rechts ist die Belagerung und Er-
stürmung von Bethulia dargestellt, vor welchem Kanonen aufgepflanzt
sind und die Stürmenden bereits in das Thor eindringen, auf dessen
Brückengeländer „betulien“ steht. Vor der Stadt auf einem Hügel ist
ein Mann an einen Baum gebunden mit der Beischrift: achiar
(l. achior, nach Judith 6, 9). Unten läuft eine Inschrift über die
ganze Breite der Platte, ist aber nur in wenigen Worten lesbar:
holvernes got … von iudit gerochen und wart g . . at.

Auf der unteren Platte dieser Vorderseite stehen drei Figuren,
jede 40 cm hoch: ein Krieger, auf dessen Schild ein Drache, ein
Heiliger mit dem Kreuze, ein anderer, der unter dem Arme eine
Gesetztafel hält, vielleicht Moyses.

Die beiden Seitenplatten rechts und links haben gleiche Figuren,
nämlich die Geburt Christi und die Erschaffung des Menschen in
groſsen Medaillons eingeschlossen. Über dem Medaillon der Geburt
Christi steht auf einem Bande: iohannes . ew . sanctus . mt . xx., mit
den Emblemen der Evangelisten Johannes und Markus, und in den
unteren Ecken des Medaillons sind die des Lukas und Matthäus an-
gebracht. Der Stall ist als eine Kirche mit Pfeilern dargestellt, das
Christuskind liegt auf dem Boden, Maria kniet vor ihm und auf der

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[298/0318] Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert. Privathäuser paſste, mit Darstellungen und Inschriften der heiligen Schrift. „Der Ofen im Rathaussaale zu Wolfach ist von viereckiger Form und mit sechs groſsen, gegossenen Eisenplatten, wovon zwei auf jede der drei frei stehenden Seiten kommen, umkleidet. Die obere Platte der Vorderseite, schreibt Mone, ist 82 cm breit und 76 cm hoch, die untere Platte 63 cm hoch. Die beiden Seitenflächen haben jede 95 cm Breite, die Höhe ist dieselbe, wie bei den Platten der Vorder- seite. Alle Platten sind mit halb erhabenen Figuren verziert; auf der Vorderseite befinden sich oben zwischen Laubwerk zwei kleine Medaillons mit den Zeichen des Formschneiders und des Metall- gieſsers und ihren Namensbuchstaben P — S und J — P. Die Um- schriften derselben sind in Kapitälen, aber sehr undeutlich im Guſs ausgefallen und teilweise nicht lesbar, die des ersten Medaillons lautet: gesch(n)iden von phi. iac. soldan in usig, die des zweiten: gegossen von iohannes pf … in usig. Die Platten wurden also in Usingen in Nassau verfertigt, was auch die andern Inschriften bestätigen. Die untere Abteilung dieser Platte enthält die Darstellung der Geschichte der Judith; auf der linken Seite ist das Zelt des Holo- fernes, worin Judith und ihre Magd den abgeschlagenen Kopf des- ſelben in einen Sack stecken. Rechts ist die Belagerung und Er- stürmung von Bethulia dargestellt, vor welchem Kanonen aufgepflanzt sind und die Stürmenden bereits in das Thor eindringen, auf dessen Brückengeländer „betulien“ steht. Vor der Stadt auf einem Hügel ist ein Mann an einen Baum gebunden mit der Beischrift: achiar (l. achior, nach Judith 6, 9). Unten läuft eine Inschrift über die ganze Breite der Platte, ist aber nur in wenigen Worten lesbar: holvernes got … von iudit gerochen und wart g . . at. Auf der unteren Platte dieser Vorderseite stehen drei Figuren, jede 40 cm hoch: ein Krieger, auf dessen Schild ein Drache, ein Heiliger mit dem Kreuze, ein anderer, der unter dem Arme eine Gesetztafel hält, vielleicht Moyses. Die beiden Seitenplatten rechts und links haben gleiche Figuren, nämlich die Geburt Christi und die Erschaffung des Menschen in groſsen Medaillons eingeschlossen. Über dem Medaillon der Geburt Christi steht auf einem Bande: iohannes . ew . sanctus . mt . xx., mit den Emblemen der Evangelisten Johannes und Markus, und in den unteren Ecken des Medaillons sind die des Lukas und Matthäus an- gebracht. Der Stall ist als eine Kirche mit Pfeilern dargestellt, das Christuskind liegt auf dem Boden, Maria kniet vor ihm und auf der

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/318>, abgerufen am 24.11.2024.