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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Eisengiesserei im 16. Jahrhundert.
schon Geschütze (moshete) von 300 Pfund Gewicht habe giessen
sehen, sowie grosse Kandelaber, Fackelhalter und sehr gewichtige
Sachen, und in der That ist es eine schnelle und leichte Arbeits-
weise."

Nachdem Biringuccio im dritten Kapitel erst die Massen-
formerei, dann das Formen in feuchtem Sande im Kasten, den Kasten-
guss, aufs deutlichste beschrieben hat, führt er das letztere Thema
im vierten Kapitel noch weiter aus.

Kapitel IV: Methode, ein Pulver zu machen, um jedes
Metall in die feuchte Form zu giessen, und Arten des
Formens
.

Um Mühe und Zeit zu sparen, ist gegen die natürlichen Kunst-
regeln das Giessen in feuchter Erde erfunden worden, eine Sache,
die viele erstreben, aber wenige ausführen, weil sie nicht leicht ist
und auch nicht sicher im Erfolg erscheint. Um dies auszuführen,
nimmt man einen Teil gelben Tuff von zartem Korne oder sehr

[Abbildung] Fig. 79.
zarten, gut gewasche-
nen Flusssand, der in
einem Ofen gebrannt
ist. Dann nimmt man
den dritten Teil Asche
von Schafmist und
ein Zwölftel von der
ganzen Menge altes
feingesiebtes Mehl und
mischt alle diese Dinge
gut zusammen, indem
man sie stampft. Dann
feuchtet man mit Urin oder Wein an und formt in Rahmen oder Holz-
kasten, was man will, ein. Nachdem man die Modelle herausgenommen
hat, macht man die Eingüsse und Windpfeifen, wenn Ihr sie nicht zu-
sammen mit dem Gegenstande geformt habt; alsdann berusst Ihr die
Form wie gewöhnlich mit einer Lampe oder Talgkerze, setzt dann
die Formen zusammen und, nachdem das Metall geschmolzen ist,
giesst man nach Belieben. Es giebt einige, die auf diese Weise Glöck-
chen, Schellen, kleine Mörser und andere Arbeiten machen. Und
bei den Glocken und Mörsern ist es nötig, wenn man die Seele (den
Kern) nicht von weicher Erde machen will, die Form wenigstens

Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert.
schon Geschütze (moshete) von 300 Pfund Gewicht habe gieſsen
sehen, sowie groſse Kandelaber, Fackelhalter und sehr gewichtige
Sachen, und in der That ist es eine schnelle und leichte Arbeits-
weise.“

Nachdem Biringuccio im dritten Kapitel erst die Massen-
formerei, dann das Formen in feuchtem Sande im Kasten, den Kasten-
guſs, aufs deutlichste beschrieben hat, führt er das letztere Thema
im vierten Kapitel noch weiter aus.

Kapitel IV: Methode, ein Pulver zu machen, um jedes
Metall in die feuchte Form zu gieſsen, und Arten des
Formens
.

Um Mühe und Zeit zu sparen, ist gegen die natürlichen Kunst-
regeln das Gieſsen in feuchter Erde erfunden worden, eine Sache,
die viele erstreben, aber wenige ausführen, weil sie nicht leicht ist
und auch nicht sicher im Erfolg erscheint. Um dies auszuführen,
nimmt man einen Teil gelben Tuff von zartem Korne oder sehr

[Abbildung] Fig. 79.
zarten, gut gewasche-
nen Fluſssand, der in
einem Ofen gebrannt
ist. Dann nimmt man
den dritten Teil Asche
von Schafmist und
ein Zwölftel von der
ganzen Menge altes
feingesiebtes Mehl und
mischt alle diese Dinge
gut zusammen, indem
man sie stampft. Dann
feuchtet man mit Urin oder Wein an und formt in Rahmen oder Holz-
kasten, was man will, ein. Nachdem man die Modelle herausgenommen
hat, macht man die Eingüsse und Windpfeifen, wenn Ihr sie nicht zu-
sammen mit dem Gegenstande geformt habt; alsdann beruſst Ihr die
Form wie gewöhnlich mit einer Lampe oder Talgkerze, setzt dann
die Formen zusammen und, nachdem das Metall geschmolzen ist,
gieſst man nach Belieben. Es giebt einige, die auf diese Weise Glöck-
chen, Schellen, kleine Mörser und andere Arbeiten machen. Und
bei den Glocken und Mörsern ist es nötig, wenn man die Seele (den
Kern) nicht von weicher Erde machen will, die Form wenigstens

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[292/0312] Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert. schon Geschütze (moshete) von 300 Pfund Gewicht habe gieſsen sehen, sowie groſse Kandelaber, Fackelhalter und sehr gewichtige Sachen, und in der That ist es eine schnelle und leichte Arbeits- weise.“ Nachdem Biringuccio im dritten Kapitel erst die Massen- formerei, dann das Formen in feuchtem Sande im Kasten, den Kasten- guſs, aufs deutlichste beschrieben hat, führt er das letztere Thema im vierten Kapitel noch weiter aus. Kapitel IV: Methode, ein Pulver zu machen, um jedes Metall in die feuchte Form zu gieſsen, und Arten des Formens. Um Mühe und Zeit zu sparen, ist gegen die natürlichen Kunst- regeln das Gieſsen in feuchter Erde erfunden worden, eine Sache, die viele erstreben, aber wenige ausführen, weil sie nicht leicht ist und auch nicht sicher im Erfolg erscheint. Um dies auszuführen, nimmt man einen Teil gelben Tuff von zartem Korne oder sehr [Abbildung Fig. 79.] zarten, gut gewasche- nen Fluſssand, der in einem Ofen gebrannt ist. Dann nimmt man den dritten Teil Asche von Schafmist und ein Zwölftel von der ganzen Menge altes feingesiebtes Mehl und mischt alle diese Dinge gut zusammen, indem man sie stampft. Dann feuchtet man mit Urin oder Wein an und formt in Rahmen oder Holz- kasten, was man will, ein. Nachdem man die Modelle herausgenommen hat, macht man die Eingüsse und Windpfeifen, wenn Ihr sie nicht zu- sammen mit dem Gegenstande geformt habt; alsdann beruſst Ihr die Form wie gewöhnlich mit einer Lampe oder Talgkerze, setzt dann die Formen zusammen und, nachdem das Metall geschmolzen ist, gieſst man nach Belieben. Es giebt einige, die auf diese Weise Glöck- chen, Schellen, kleine Mörser und andere Arbeiten machen. Und bei den Glocken und Mörsern ist es nötig, wenn man die Seele (den Kern) nicht von weicher Erde machen will, die Form wenigstens

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/312>, abgerufen am 24.11.2024.