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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Eisengiesserei im 16. Jahrhundert.

Mir scheint es aber, wenn Ihr denn Kammern machen wollt, so
macht solche, welche das Feuer und das Rohr vergrössern, und das
sind diejenigen, welche sich in einem gewissen Verhältnisse erweitern
und besonders in der Mitte mehr als am Grunde, ähnlich einem
Gerstenkorn, oder diejenigen, welche aufrecht wie die weite Öffnung
einer Trompete oder der Kopf eines Bolzens dastehen (siehe Fig. 77).
Einige sagen auch, dass, wenn man aus den Grenzen heraustritt, die
man den Abmessungen giebt, dies der Schönheit Eintrag thue, worin
sie jedoch irren, indem sie nicht wissen, dass man mit Verstärkungen,
Ornamenten und Friesen alles bedecken kann, worüber man Zweifel
hat, ob es dem Auge gefällt. Ich weiss nur, dass jene Kanonen diese
eine Unbequemlichkeit haben, dass der Kanonier, wenn er das Ge-
schütz lädt, das Pulver darin nicht so gut zusammenschieben kann,
wie in einem gleichmässigen Rohre. Euch sei nun die Wahl über-
lassen, welche von den Arten Euch am besten gefällt, wovon ich ge-
sprochen habe und welche Ihr auch hier gezeichnet sehet.

Kapitel VII: Arten, den dritten Teil der Form der
Geschütze, den Boden (die Traube), zu machen
.

Nachdem ich nun von zwei Teilen der Form der Geschütze ge-
sprochen habe, muss ich noch von dem dritten reden, nämlich von
der Anfertigung der Traube. Diese macht, ausserdem dass sie ein
Teil ist, der immer mit einiger Bildhauerei verziert ist, den Boden
aus, schliesst die Form ab und nimmt die ganze Last der Bronze auf.
Deshalb muss man sie mit Fleiss und Umsicht machen, indem man
dafür sorgt, dass sie stark werde, sowohl im Thon als durch eiserne
Bandagen. Man kann sie auf verschiedene Weise machen. Jeder
Meister wählt diejenige, welche er kennt oder welche ihm die beste
scheint, je nachdem er Vergnügen daran hat, sie schön zu machen,
oder je nachdem die Geschütze sind, oder wie es eben dem Meister
am bequemsten ist. Es giebt einige, welche, wenn die Geschütze rund
sind, das Modell auf der Drehbank machen, entweder von Holz oder
von Lehm, wenn sie aber mit Fasungen sind, so machen sie es von
Holz oder Lehm mit der Hand kantig nach dem Muster der Scheibe.
Das, was der Form nach nicht herausgehen würde, machen sie
mit Talg fest oder machen es ganz von Talg oder auch von Wachs
in der Art, dass es herausgehe, und so können sie Karniese oder
andere beliebige Vorsprünge von Holz oder Lehm daraufsetzen und

Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert.

Mir scheint es aber, wenn Ihr denn Kammern machen wollt, so
macht solche, welche das Feuer und das Rohr vergröſsern, und das
sind diejenigen, welche sich in einem gewissen Verhältnisse erweitern
und besonders in der Mitte mehr als am Grunde, ähnlich einem
Gerstenkorn, oder diejenigen, welche aufrecht wie die weite Öffnung
einer Trompete oder der Kopf eines Bolzens dastehen (siehe Fig. 77).
Einige sagen auch, daſs, wenn man aus den Grenzen heraustritt, die
man den Abmessungen giebt, dies der Schönheit Eintrag thue, worin
sie jedoch irren, indem sie nicht wissen, daſs man mit Verstärkungen,
Ornamenten und Friesen alles bedecken kann, worüber man Zweifel
hat, ob es dem Auge gefällt. Ich weiſs nur, daſs jene Kanonen diese
eine Unbequemlichkeit haben, daſs der Kanonier, wenn er das Ge-
schütz lädt, das Pulver darin nicht so gut zusammenschieben kann,
wie in einem gleichmäſsigen Rohre. Euch sei nun die Wahl über-
lassen, welche von den Arten Euch am besten gefällt, wovon ich ge-
sprochen habe und welche Ihr auch hier gezeichnet sehet.

Kapitel VII: Arten, den dritten Teil der Form der
Geschütze, den Boden (die Traube), zu machen
.

Nachdem ich nun von zwei Teilen der Form der Geschütze ge-
sprochen habe, muſs ich noch von dem dritten reden, nämlich von
der Anfertigung der Traube. Diese macht, auſserdem daſs sie ein
Teil ist, der immer mit einiger Bildhauerei verziert ist, den Boden
aus, schlieſst die Form ab und nimmt die ganze Last der Bronze auf.
Deshalb muſs man sie mit Fleiſs und Umsicht machen, indem man
dafür sorgt, daſs sie stark werde, sowohl im Thon als durch eiserne
Bandagen. Man kann sie auf verschiedene Weise machen. Jeder
Meister wählt diejenige, welche er kennt oder welche ihm die beste
scheint, je nachdem er Vergnügen daran hat, sie schön zu machen,
oder je nachdem die Geschütze sind, oder wie es eben dem Meister
am bequemsten ist. Es giebt einige, welche, wenn die Geschütze rund
sind, das Modell auf der Drehbank machen, entweder von Holz oder
von Lehm, wenn sie aber mit Fasungen sind, so machen sie es von
Holz oder Lehm mit der Hand kantig nach dem Muster der Scheibe.
Das, was der Form nach nicht herausgehen würde, machen sie
mit Talg fest oder machen es ganz von Talg oder auch von Wachs
in der Art, daſs es herausgehe, und so können sie Karniese oder
andere beliebige Vorsprünge von Holz oder Lehm daraufsetzen und

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[280/0300] Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert. Mir scheint es aber, wenn Ihr denn Kammern machen wollt, so macht solche, welche das Feuer und das Rohr vergröſsern, und das sind diejenigen, welche sich in einem gewissen Verhältnisse erweitern und besonders in der Mitte mehr als am Grunde, ähnlich einem Gerstenkorn, oder diejenigen, welche aufrecht wie die weite Öffnung einer Trompete oder der Kopf eines Bolzens dastehen (siehe Fig. 77). Einige sagen auch, daſs, wenn man aus den Grenzen heraustritt, die man den Abmessungen giebt, dies der Schönheit Eintrag thue, worin sie jedoch irren, indem sie nicht wissen, daſs man mit Verstärkungen, Ornamenten und Friesen alles bedecken kann, worüber man Zweifel hat, ob es dem Auge gefällt. Ich weiſs nur, daſs jene Kanonen diese eine Unbequemlichkeit haben, daſs der Kanonier, wenn er das Ge- schütz lädt, das Pulver darin nicht so gut zusammenschieben kann, wie in einem gleichmäſsigen Rohre. Euch sei nun die Wahl über- lassen, welche von den Arten Euch am besten gefällt, wovon ich ge- sprochen habe und welche Ihr auch hier gezeichnet sehet. Kapitel VII: Arten, den dritten Teil der Form der Geschütze, den Boden (die Traube), zu machen. Nachdem ich nun von zwei Teilen der Form der Geschütze ge- sprochen habe, muſs ich noch von dem dritten reden, nämlich von der Anfertigung der Traube. Diese macht, auſserdem daſs sie ein Teil ist, der immer mit einiger Bildhauerei verziert ist, den Boden aus, schlieſst die Form ab und nimmt die ganze Last der Bronze auf. Deshalb muſs man sie mit Fleiſs und Umsicht machen, indem man dafür sorgt, daſs sie stark werde, sowohl im Thon als durch eiserne Bandagen. Man kann sie auf verschiedene Weise machen. Jeder Meister wählt diejenige, welche er kennt oder welche ihm die beste scheint, je nachdem er Vergnügen daran hat, sie schön zu machen, oder je nachdem die Geschütze sind, oder wie es eben dem Meister am bequemsten ist. Es giebt einige, welche, wenn die Geschütze rund sind, das Modell auf der Drehbank machen, entweder von Holz oder von Lehm, wenn sie aber mit Fasungen sind, so machen sie es von Holz oder Lehm mit der Hand kantig nach dem Muster der Scheibe. Das, was der Form nach nicht herausgehen würde, machen sie mit Talg fest oder machen es ganz von Talg oder auch von Wachs in der Art, daſs es herausgehe, und so können sie Karniese oder andere beliebige Vorsprünge von Holz oder Lehm daraufsetzen und

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/300>, abgerufen am 25.11.2024.