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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Einleitung.
findungen waren es hauptsächlich, welche die alten Ver-
hältnisse über den Haufen warfen und eine neue Zeit ins
Leben riefen: die Erfindung des Schiesspulvers und die
Erfindung der Buchdruckerkunst
.

Wie unsere Zeit unter der Signatur des Dampfes steht, so stand
die Zeit um das Jahr 1500 unter der Signatur des Pulvers und des
Buchdruckes. Auch wir leben in einer stürmischen Zeit der Neu-
gestaltung, des Fortschrittes und ihren Ausgangspunkt hat diese
Periode in der Verbesserung der Dampfmaschine durch James Watt;
denn durch diese Erfindung wurden die Kräfte der Menschen verviel-
fältigt, durch diese Erfindung wurden neue, ungeahnte Verkehrsmittel
geschaffen, welche die Bewohner der ganzen Erde in neue, enge Be-
ziehungen gesetzt, tausenderlei neue Erwerbsmittel geschaffen haben. --
Ähnlich waren die umgestaltenden Wirkungen der beiden Erfindungen
am Ausgange des Mittelalters, die des Pulvers und des Buchdrucks.

Über die Erfindung des Schiesspulvers und ihre Bedeutung
für die Geschichte der Eisenindustrie haben wir uns bereits im ersten
Bande (S. 892) ausführlich ausgesprochen.

Indem wir daran anknüpfen, führen wir hier nur weiter aus, wie
durchgreifend ihr Einfluss auf die Umgestaltung der Bewaffnung und
des Kriegswesens war und wie durch sie eine ganz neue Politik in
Europa geschaffen wurde. Was wir oben in flüchtiger Skizze zu
schildern versucht haben, das Streben, stärkere Machtgebiete zu bilden,
hatte seinen Grund und Ausgang in der veränderten Kriegsführung
infolge der Einführung der Feuerwaffen. Die Tapferkeit des einzelnen
Mannes, seine Gewandtheit in der Führung der Waffen, selbst die Vor-
trefflichkeit seiner kostspieligen Schutzbewaffnung verlor mehr und
mehr an Bedeutung gegenüber der Zahl und der Güte der Feuer-
röhren, von geübten, wenn auch nur abgerichteten Händen bedient.
So sank der Wert des freien Ritters mit dem Glanze der mittel-
alterlichen Kampfweise. Und wie der Wert des gewappneten Mannes
gegenüber dem Handrohr gering wurde, so wurden es die Bollwerke
des Rittertums, die Mauern und Türme ihrer Burgen gegenüber dem
schweren Geschütz, den Stücken und Bombarden. Nicht mehr war
der Fürst der mächtigste, der die glänzendste Ritterschaft um sich
versammeln konnte, sondern der, welcher die Geldmittel besass, die
meisten Schützen und die besten Büchsenmeister zu bezahlen.

In Deutschland hatte die Geschützkunst ihren Ausgangspunkt,
ihre eigentliche Heimat. Deshalb waren es zunächst die reichen
deutschen Städte, deren politische Macht und deren Ansehen wuchs

Einleitung.
findungen waren es hauptsächlich, welche die alten Ver-
hältnisse über den Haufen warfen und eine neue Zeit ins
Leben riefen: die Erfindung des Schieſspulvers und die
Erfindung der Buchdruckerkunst
.

Wie unsere Zeit unter der Signatur des Dampfes steht, so stand
die Zeit um das Jahr 1500 unter der Signatur des Pulvers und des
Buchdruckes. Auch wir leben in einer stürmischen Zeit der Neu-
gestaltung, des Fortschrittes und ihren Ausgangspunkt hat diese
Periode in der Verbesserung der Dampfmaschine durch James Watt;
denn durch diese Erfindung wurden die Kräfte der Menschen verviel-
fältigt, durch diese Erfindung wurden neue, ungeahnte Verkehrsmittel
geschaffen, welche die Bewohner der ganzen Erde in neue, enge Be-
ziehungen gesetzt, tausenderlei neue Erwerbsmittel geschaffen haben. —
Ähnlich waren die umgestaltenden Wirkungen der beiden Erfindungen
am Ausgange des Mittelalters, die des Pulvers und des Buchdrucks.

Über die Erfindung des Schieſspulvers und ihre Bedeutung
für die Geschichte der Eisenindustrie haben wir uns bereits im ersten
Bande (S. 892) ausführlich ausgesprochen.

Indem wir daran anknüpfen, führen wir hier nur weiter aus, wie
durchgreifend ihr Einfluſs auf die Umgestaltung der Bewaffnung und
des Kriegswesens war und wie durch sie eine ganz neue Politik in
Europa geschaffen wurde. Was wir oben in flüchtiger Skizze zu
schildern versucht haben, das Streben, stärkere Machtgebiete zu bilden,
hatte seinen Grund und Ausgang in der veränderten Kriegsführung
infolge der Einführung der Feuerwaffen. Die Tapferkeit des einzelnen
Mannes, seine Gewandtheit in der Führung der Waffen, selbst die Vor-
trefflichkeit seiner kostspieligen Schutzbewaffnung verlor mehr und
mehr an Bedeutung gegenüber der Zahl und der Güte der Feuer-
röhren, von geübten, wenn auch nur abgerichteten Händen bedient.
So sank der Wert des freien Ritters mit dem Glanze der mittel-
alterlichen Kampfweise. Und wie der Wert des gewappneten Mannes
gegenüber dem Handrohr gering wurde, so wurden es die Bollwerke
des Rittertums, die Mauern und Türme ihrer Burgen gegenüber dem
schweren Geschütz, den Stücken und Bombarden. Nicht mehr war
der Fürst der mächtigste, der die glänzendste Ritterschaft um sich
versammeln konnte, sondern der, welcher die Geldmittel besaſs, die
meisten Schützen und die besten Büchsenmeister zu bezahlen.

In Deutschland hatte die Geschützkunst ihren Ausgangspunkt,
ihre eigentliche Heimat. Deshalb waren es zunächst die reichen
deutschen Städte, deren politische Macht und deren Ansehen wuchs

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[7/0027] Einleitung. findungen waren es hauptsächlich, welche die alten Ver- hältnisse über den Haufen warfen und eine neue Zeit ins Leben riefen: die Erfindung des Schieſspulvers und die Erfindung der Buchdruckerkunst. Wie unsere Zeit unter der Signatur des Dampfes steht, so stand die Zeit um das Jahr 1500 unter der Signatur des Pulvers und des Buchdruckes. Auch wir leben in einer stürmischen Zeit der Neu- gestaltung, des Fortschrittes und ihren Ausgangspunkt hat diese Periode in der Verbesserung der Dampfmaschine durch James Watt; denn durch diese Erfindung wurden die Kräfte der Menschen verviel- fältigt, durch diese Erfindung wurden neue, ungeahnte Verkehrsmittel geschaffen, welche die Bewohner der ganzen Erde in neue, enge Be- ziehungen gesetzt, tausenderlei neue Erwerbsmittel geschaffen haben. — Ähnlich waren die umgestaltenden Wirkungen der beiden Erfindungen am Ausgange des Mittelalters, die des Pulvers und des Buchdrucks. Über die Erfindung des Schieſspulvers und ihre Bedeutung für die Geschichte der Eisenindustrie haben wir uns bereits im ersten Bande (S. 892) ausführlich ausgesprochen. Indem wir daran anknüpfen, führen wir hier nur weiter aus, wie durchgreifend ihr Einfluſs auf die Umgestaltung der Bewaffnung und des Kriegswesens war und wie durch sie eine ganz neue Politik in Europa geschaffen wurde. Was wir oben in flüchtiger Skizze zu schildern versucht haben, das Streben, stärkere Machtgebiete zu bilden, hatte seinen Grund und Ausgang in der veränderten Kriegsführung infolge der Einführung der Feuerwaffen. Die Tapferkeit des einzelnen Mannes, seine Gewandtheit in der Führung der Waffen, selbst die Vor- trefflichkeit seiner kostspieligen Schutzbewaffnung verlor mehr und mehr an Bedeutung gegenüber der Zahl und der Güte der Feuer- röhren, von geübten, wenn auch nur abgerichteten Händen bedient. So sank der Wert des freien Ritters mit dem Glanze der mittel- alterlichen Kampfweise. Und wie der Wert des gewappneten Mannes gegenüber dem Handrohr gering wurde, so wurden es die Bollwerke des Rittertums, die Mauern und Türme ihrer Burgen gegenüber dem schweren Geschütz, den Stücken und Bombarden. Nicht mehr war der Fürst der mächtigste, der die glänzendste Ritterschaft um sich versammeln konnte, sondern der, welcher die Geldmittel besaſs, die meisten Schützen und die besten Büchsenmeister zu bezahlen. In Deutschland hatte die Geschützkunst ihren Ausgangspunkt, ihre eigentliche Heimat. Deshalb waren es zunächst die reichen deutschen Städte, deren politische Macht und deren Ansehen wuchs

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/27>, abgerufen am 26.11.2024.