eisen in denselben Herden und mit denselben Materialien erhalten konnte, je nach der Auswahl derselben und der Art des Einschmelzens.
So lernte man beispielsweise in den österreichischen Alpenländern schon früh vorzüglichen Stahl dadurch bereiten, dass man mehr von dem beim Stückofenschmelzen mitfallenden flüssigen Roheisen, dem "Graglach", in dem Herde einschmolz und den "Deul" dann in und mit diesem Bade von kohlenstoffreicherem Eisen verfrischte. Ja, man musste bald zu der Überzeugung kommen, dass man vorteilhafter arbeitete und einen gleichmässigeren Stahl erzielte, wenn man, statt das im Stückofen erzeugte unreine Product einem Nachfrischen zu unterwerfen, das geflossene Eisen für sich allein verfrischte. Dies führte zur Umwandlung der Stücköfen in Blau- und Hochöfen und zur Einführung des eigentlichen Frischprozesses. Derselbe hat sich also ganz allmählich aus der Behandlung des Stückofeneisens im Lösch- herd entwickelt und müssen wir deshalb dieses Verfahren zuerst einer kurzen Betrachtung unterziehen.
Schon bei den alten Rennfeuern hatte man häufig einen be- sondern Löschherd zum Ausheizen der Luppen 1). In demselben fand aber kein eigentliches Frischen statt, sondern nur eine Reini- gung insoweit, als beim Erhitzen des Luppenstücks bis zur Schweiss- hitze die eingemengte Schlacke und die rohesten Eisenteile ab- schmolzen.
Nicht viel anders war es beim Ausheizen der beim Stückofen- betrieb erzeugten Halbmassen, Schirbeln, Deule u. s. w. Dies ge- schah in Steyermark, wie bereits erwähnt, aus ökonomischen Gründen nicht am Erzberg selbst, sondern in dem etwa 60 Kilometer entfernten Hüttenort St. Gallen. Die Art und Weise, wie dabei ver- fahren wurde, haben wir bereits kurz im ersten Bande mitgeteilt 2), es ist aber nötig, dass wir hier nochmals etwas genauer die Vorgänge betrachten, wobei wir uns hauptsächlich an die Schilderung des Augenzeugen G. Jars3) halten.
Der Herd, in welchem die Halbmassen der Stücköfen verarbeitet wurden, war einer Schmiedeesse gleich und nur ungefähr einen Fuss über die Hüttensohle erhöht. Er war abweichend von den thüringischen Löschherden 4), welche weder Boden- noch Formzacken hatten, von eisernen Platten umgeben, von welchen die eine einen wesentlichen Teil des Herdes ausmachte. Diese hatte nämlich in verschiedener
1) Siehe Bd. I, S. 783.
2) Siehe Bd. I, S. 826.
3)Gabr. Jars, Metal- lurgische Reisen 1777, Bd. I, S. 69.
4) Wenigstens im Jahre 1758, als Jars die St. Gallener Werke besuchte.
Schmiedeisenbereitung in Frischfeuern.
eisen in denselben Herden und mit denselben Materialien erhalten konnte, je nach der Auswahl derselben und der Art des Einschmelzens.
So lernte man beispielsweise in den österreichischen Alpenländern schon früh vorzüglichen Stahl dadurch bereiten, daſs man mehr von dem beim Stückofenschmelzen mitfallenden flüssigen Roheisen, dem „Graglach“, in dem Herde einschmolz und den „Deul“ dann in und mit diesem Bade von kohlenstoffreicherem Eisen verfrischte. Ja, man muſste bald zu der Überzeugung kommen, daſs man vorteilhafter arbeitete und einen gleichmäſsigeren Stahl erzielte, wenn man, statt das im Stückofen erzeugte unreine Product einem Nachfrischen zu unterwerfen, das geflossene Eisen für sich allein verfrischte. Dies führte zur Umwandlung der Stücköfen in Blau- und Hochöfen und zur Einführung des eigentlichen Frischprozesses. Derselbe hat sich also ganz allmählich aus der Behandlung des Stückofeneisens im Lösch- herd entwickelt und müssen wir deshalb dieses Verfahren zuerst einer kurzen Betrachtung unterziehen.
Schon bei den alten Rennfeuern hatte man häufig einen be- sondern Löschherd zum Ausheizen der Luppen 1). In demselben fand aber kein eigentliches Frischen statt, sondern nur eine Reini- gung insoweit, als beim Erhitzen des Luppenstücks bis zur Schweiſs- hitze die eingemengte Schlacke und die rohesten Eisenteile ab- schmolzen.
Nicht viel anders war es beim Ausheizen der beim Stückofen- betrieb erzeugten Halbmassen, Schirbeln, Deule u. s. w. Dies ge- schah in Steyermark, wie bereits erwähnt, aus ökonomischen Gründen nicht am Erzberg selbst, sondern in dem etwa 60 Kilometer entfernten Hüttenort St. Gallen. Die Art und Weise, wie dabei ver- fahren wurde, haben wir bereits kurz im ersten Bande mitgeteilt 2), es ist aber nötig, daſs wir hier nochmals etwas genauer die Vorgänge betrachten, wobei wir uns hauptsächlich an die Schilderung des Augenzeugen G. Jars3) halten.
Der Herd, in welchem die Halbmassen der Stücköfen verarbeitet wurden, war einer Schmiedeesse gleich und nur ungefähr einen Fuſs über die Hüttensohle erhöht. Er war abweichend von den thüringischen Löschherden 4), welche weder Boden- noch Formzacken hatten, von eisernen Platten umgeben, von welchen die eine einen wesentlichen Teil des Herdes ausmachte. Diese hatte nämlich in verschiedener
1) Siehe Bd. I, S. 783.
2) Siehe Bd. I, S. 826.
3)Gabr. Jars, Metal- lurgische Reisen 1777, Bd. I, S. 69.
4) Wenigstens im Jahre 1758, als Jars die St. Gallener Werke besuchte.
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[207/0227]
Schmiedeisenbereitung in Frischfeuern.
eisen in denselben Herden und mit denselben Materialien erhalten
konnte, je nach der Auswahl derselben und der Art des Einschmelzens.
So lernte man beispielsweise in den österreichischen Alpenländern
schon früh vorzüglichen Stahl dadurch bereiten, daſs man mehr von
dem beim Stückofenschmelzen mitfallenden flüssigen Roheisen, dem
„Graglach“, in dem Herde einschmolz und den „Deul“ dann in und
mit diesem Bade von kohlenstoffreicherem Eisen verfrischte. Ja, man
muſste bald zu der Überzeugung kommen, daſs man vorteilhafter
arbeitete und einen gleichmäſsigeren Stahl erzielte, wenn man, statt
das im Stückofen erzeugte unreine Product einem Nachfrischen zu
unterwerfen, das geflossene Eisen für sich allein verfrischte. Dies
führte zur Umwandlung der Stücköfen in Blau- und Hochöfen und
zur Einführung des eigentlichen Frischprozesses. Derselbe hat sich
also ganz allmählich aus der Behandlung des Stückofeneisens im Lösch-
herd entwickelt und müssen wir deshalb dieses Verfahren zuerst einer
kurzen Betrachtung unterziehen.
Schon bei den alten Rennfeuern hatte man häufig einen be-
sondern Löschherd zum Ausheizen der Luppen 1). In demselben
fand aber kein eigentliches Frischen statt, sondern nur eine Reini-
gung insoweit, als beim Erhitzen des Luppenstücks bis zur Schweiſs-
hitze die eingemengte Schlacke und die rohesten Eisenteile ab-
schmolzen.
Nicht viel anders war es beim Ausheizen der beim Stückofen-
betrieb erzeugten Halbmassen, Schirbeln, Deule u. s. w. Dies ge-
schah in Steyermark, wie bereits erwähnt, aus ökonomischen
Gründen nicht am Erzberg selbst, sondern in dem etwa 60 Kilometer
entfernten Hüttenort St. Gallen. Die Art und Weise, wie dabei ver-
fahren wurde, haben wir bereits kurz im ersten Bande mitgeteilt 2),
es ist aber nötig, daſs wir hier nochmals etwas genauer die Vorgänge
betrachten, wobei wir uns hauptsächlich an die Schilderung des
Augenzeugen G. Jars 3) halten.
Der Herd, in welchem die Halbmassen der Stücköfen verarbeitet
wurden, war einer Schmiedeesse gleich und nur ungefähr einen Fuſs über
die Hüttensohle erhöht. Er war abweichend von den thüringischen
Löschherden 4), welche weder Boden- noch Formzacken hatten, von
eisernen Platten umgeben, von welchen die eine einen wesentlichen
Teil des Herdes ausmachte. Diese hatte nämlich in verschiedener
1) Siehe Bd. I, S. 783.
2) Siehe Bd. I, S. 826.
3) Gabr. Jars, Metal-
lurgische Reisen 1777, Bd. I, S. 69.
4) Wenigstens im Jahre 1758, als Jars die
St. Gallener Werke besuchte.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/227>, abgerufen am 27.11.2024.
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